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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 6.1914

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4. Heft
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Bombe, Walter: Alte peruginer Gebildwebereien, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.26375#0139

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ALTE PERUGINER GEBILDWEBEREIEN

Vers des Lorenzo Spirito aus Perugia (f 1496)
aus dem Gedichte: „II publico“ mit der Be-
fchreibung einiger damals beliebten Stoffe:

„Femo poi domaschini a fare honore
Et fu tanto mirabil quell’ingegno
Che ’l tessevan di varia fronde e fiore.“

Solche Gewebe „a fronde e fiori“ finden
fich häufig genug auf den Bildern früher
Peruginer und anderer umbrifcher Maler.

Nachrichten aus dem Staatsarchiv zu
Modena vom Jahre 1393 verbürgen uns
das Vorkommen von „tovaglie“ und „mantili
oxelati e inoxelati“ unter den Gegenftänden
der Ausfteuer, mit der die Marchefa Gio-
vanna de Rubertis von Modena zwei ihrer
Hofdamen bedachte.1 — Ein Inventar der
Opera des Domes zu Orvieto von 1560
erwähnt 21 „tovaglie uccellate“ verfchiede-
ner Größe.'2 3 Aus Palermo, dem Haupt-
fabrikationsort koftbarer Seidenftoffe im
frühen Mittelalter, haben wir eine bunte
Reihe urkundlicher Belege, die von der Mitte
des 14. bis zum Ende des nächften Jahr-
hunderts reichen8, und uns im Jahre 1346
z. B. Tifch- und Kopftücher mit Streifen-
mufterung von Seide, Atlas (ad listas sericas tarrasiatas) und bunter Baumwolle (ad listas
bombicinas tinctas), ähnliche Gebildwebereien aus dem Jahre 1403, darunter fünf mit
Reticella-Stickerei, dann 1475 Servietten (tobalias de barba) auf Neapolitaner Art (a la
napolitana cum frinziis ialnis in capitibus) nachweifen, während eine andere Inventar-
notiz aus demfelben Jahre uns von einem „guardanappum (Handtuch) ad morem Pisarum“,
und eine Notiz aus dem Jahre 1476 von den noch heute in Sizilien gebräuchlichen „tovaglie
tessute a giuggiulena (ad iuriulenam) cum listris cilestris“ Kunde gibt. Schließlich finden
wir noch im Jahre 1598 die Befdireibung von Kopftüchern für Frauen und in demfelben
Jahre „dui tovagli di fachi di homo, di tila di casa (Hausmacherleinen) sottili sfilata et
imbernizata a crepacori a li capi, et soi frinzi a castiluzzo con lo pedi vutato, novi“.

Wichtiges Beweismaterial für die Lokalifierung unferer Webereien bieten die ver-
fchiedenen „Inventaria tobalearum palatii Priorum“ zu Perugia, deren älteftes von 1426
datiert ift, und die Rechnungsbelege über Anfchaffung neuer Tifchtücher für den Speife-
faal der Peruginer Prioren, die uns in den Büchern der „Computifteria“ erhalten find.
Aus diefen Inventaren und Rechnungsbüchern ergibt fich, daß der Kaplan der Prioren-
kapelle die Tifchwäfche des Palaftes in Verwahrung hatte, daß außer den „tovaglie uccellate,
lavorate con diversi animali“ und den „tovaglie del Grifone“ auch einige aus Cremona,
Mailand und Rheims (de Renso) fich darunter befanden, daß ein hoher Preis für ihre

1 A. Solerti, „Due corredi di Nozze nel secolo XIV“ in „Gazzetta lettaria, scientifica e artistica“,
Torino 1888, 17. März, p. 83—84.

2 L. Fumi, „II Duomo di Orvieto“, Roma 1891, p. 472.

3 S. Marino in „Ärchivio Storico Siciliano“, Anno I, Nuova Serie, 1876, p. 224 u. ff.

Äbb. 17. Peruginer Gewebe des 15. Jahr-
hunderts. Äffrontierte Lämmer mit dem
Kreuzesftab und Hunde, Hafen verfolgend
Sammlung Rocchi, Rom

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