AUSSTELLUNGEN
zu nennen find ferner noch G. W. Röffner,
deffen Illuftrationen gefchickt komponiert, und als
Schwarz-Weißblätter mit gutem Gefchmack ar-
rangiert find. C. Schwalbadis rhythmifch be-
wegte Figuren find auch in der Überfettung aus
dem monumentalen Format von bedeutender
Wirkung. Poetifch tief empfunden und mit ru-
higer ßcherer Kunft gegeben ift Ä. Schinnerers
großer Zyklus, das geträumte Paar. E. Schiele,
F. Ä. Weinzheimer und Hans Gött feien
als tüchtige Kräfte unter den Jüngeren noch dem
Namen nach erwähnt.
* *
*
THANNHAUSERS MODERNE GALERIE ver-
anftaltete, wie bereits in früheren Jahren, eine
Äusftellung von Werken Ferd. Hodlers. Die
Ausstellung bringt Werke aus den Jahren 1876
bis 1913, bietet alfo einen vollftändigen Über-
blick über das Schaffen des berühmten Künftlers,
auf deffen Bedeutung an diefer Stelle einzugehen,
bei der in der letzteren Zeit mächtig angefchwol-
lenen Literatur überflüffig fein dürfte. Zwei Pe-
rioden im Schaffen Hodlers berückßchtigt die
Äusftellung, die im ganzen 77 Gemälde und
Zeichnungen umfaßt, am meiften. Die Frühzeit
mit den verfchiedenen Genrefzenen, die unter
B. Menns Einfluß und fpäter nach dem Madrider
Aufenthalt entftanden ßnd, und dann die mitt-
lere Zeit mit impreffioniftifch gefehenen Natur-
ausfchnitten, die bei allem Haften am Vorbild
doch fchon eine großzügige, ftilifierende Kom-
pofition zeigen. Die Landfchaften der legten
Zeit, die ebenfalls in guter Auswahl gegeben
werden, find in ihrer auf die einfachfte Form
reduzierten Monumentalität die ftrikte Konfe-
quenz der in den früheren Werken noch nicht
völlig klar entwickelten Tendenz. Über die
großen, ßgürlichen Kompofitionen ift durch die
Studien zur „Empfindung“, zur „Heiligen Stunde“
und durch einzelne ßgüriiche Studien ein Über-
blick gegeben. Die Äusftellung bringt zwar
viel Bekanntes aus den früheren Übersichten und
aus der im legten Jahre hier verweigerten Samm-
lung Günzburger, ift aber als gute Auswahl aus
dem Gefamtfchaffen Hodlers fehr inftruktiv.
* *
*
Die Galerie NEUE KUNST (Hans Golg)
brachte in der legten Zeit eine Kollektivausftel-
lung des Malers Wilhelm Rümann. Rümann
kann man als gemäßigten Expreffioniften be-
zeichnen. Seine Bilder zeigen noch ein un-
beftimmtes Schwanken zwifchen einer futurifti-
fchen Zerlegung des Objektes, der Darftellung
eines „Bewegung*komplexes“, einem linearen
und farbigen Myftizismus und einer monumental
vereinfachten Kompoßtion. Die Bilder der legten
Art haben die ftärkfte Wirkung. Die ganze
Äusftellung hat eiu aktuelles Intereffe aus dem
Grunde, weil der Künftler felbft zu feinen Bil-
dern kurze Erklärungen gibt, die allerdings
fchwanken zwifchen einer rein wiffenfchaftlichen
Konftatierung und einer fymbolifchen Umkleidung
des Begriffes. Den Unterfchied zwifchen der äl-
teren Zeit, die von der Änfchauung ausgeht,
und der jüngeren, die auf reiner Theorie baßert,
charakterißert diefer Umftand am meiften. —
Gleichzeitig wurde eine Nachlaßausftellung des
franzößfchen Illuftratoren Daniel Vierge gezeigt,
namentlich die Vorlagen zu den bekannten Don
Quixotte-Illuftrationen, die fich mit Recht eines
großen Rufes erfreuen. Die fichere, geiftreiche,
pointierte Strichführung vermitteln die Originale
in noch höherem Maße. Ä. F.
WIEN Die vom akademifchen Verband für
Literatur und Mufik veranftaltete „Internatio-
nale Schwarz-Weiß-Ausftellung“ bedeu-
tete trog mancher Einwände gegen ihre innere
und äußere Organifation ein künftlerifches Er-
eignis: Bot fie doch nicht nur den Rahmen für
faft hundert Zeichnungen Guftav Klimts, die
edelften Zeugniffe einer innig verehrten Meifter-
fchaft; neben dem längft nicht mehr „heimlichen“
König der Wiener Kunft grüßte man freudig
einige der begabteften jüngeren Talente, deren
aufftrebende Entwicklung fich vielleicht gerade
auf dem nur dem oberflächlichen Beurteiler
„eng“ erfcheinenden Gebiete der Graphik be-
fonders eindringlich bekundete. Allen voran
Egon Schiele, der feine mit pebriger Intenfität
erfaßten Akte in den kühnften Verkürzungen in
die Fläche zwingt; F. A. Harta, deffen Parifer
Straßenfzenen von raftlos pulfierendem Leben
erfüllt find — wenn auch die Objektivität in
der Wiedergabe fpontan erfchauter und glücklich
konzentrierter Bewegung ein wenig allzu ab-
fichtlich erfcheint. Erwin Lang ift in feinen
ßguralen Darftellungen, die auch im Motivifchen
allmählich etwas eintönig wirken, nicht frei von
Süßlichkeit, gelegentlich auch von fremden Ein-
flüffen (Bilek?) abhängig; dafür haben feine
Holzfchnitte nach Wiener Kirchen ihrer präch-
tigen dekorativen Wirkung die Monumentalität
der Vorbilder nicht aufgeopfert — ein feltener
Vorzug gegenüber den viel zu vielen Schilderern
Wiener Veduten. Der wigelnden Manier in den
aquarellierten Zeichnungen Paris von Güters-
lohs, der nachgerade auch anderweitig über-
fchägt zu werden anfängt, vermag ich keinen
Gefchmack abzugewinnen. Dagegen feien um
ihrer innigen Empßndung willen die Erftlings-
arbeiten einer jungen Künftlerin, eine Holzfchnitt-
folge Marianne Seelands, hervorgehoben.
133
zu nennen find ferner noch G. W. Röffner,
deffen Illuftrationen gefchickt komponiert, und als
Schwarz-Weißblätter mit gutem Gefchmack ar-
rangiert find. C. Schwalbadis rhythmifch be-
wegte Figuren find auch in der Überfettung aus
dem monumentalen Format von bedeutender
Wirkung. Poetifch tief empfunden und mit ru-
higer ßcherer Kunft gegeben ift Ä. Schinnerers
großer Zyklus, das geträumte Paar. E. Schiele,
F. Ä. Weinzheimer und Hans Gött feien
als tüchtige Kräfte unter den Jüngeren noch dem
Namen nach erwähnt.
* *
*
THANNHAUSERS MODERNE GALERIE ver-
anftaltete, wie bereits in früheren Jahren, eine
Äusftellung von Werken Ferd. Hodlers. Die
Ausstellung bringt Werke aus den Jahren 1876
bis 1913, bietet alfo einen vollftändigen Über-
blick über das Schaffen des berühmten Künftlers,
auf deffen Bedeutung an diefer Stelle einzugehen,
bei der in der letzteren Zeit mächtig angefchwol-
lenen Literatur überflüffig fein dürfte. Zwei Pe-
rioden im Schaffen Hodlers berückßchtigt die
Äusftellung, die im ganzen 77 Gemälde und
Zeichnungen umfaßt, am meiften. Die Frühzeit
mit den verfchiedenen Genrefzenen, die unter
B. Menns Einfluß und fpäter nach dem Madrider
Aufenthalt entftanden ßnd, und dann die mitt-
lere Zeit mit impreffioniftifch gefehenen Natur-
ausfchnitten, die bei allem Haften am Vorbild
doch fchon eine großzügige, ftilifierende Kom-
pofition zeigen. Die Landfchaften der legten
Zeit, die ebenfalls in guter Auswahl gegeben
werden, find in ihrer auf die einfachfte Form
reduzierten Monumentalität die ftrikte Konfe-
quenz der in den früheren Werken noch nicht
völlig klar entwickelten Tendenz. Über die
großen, ßgürlichen Kompofitionen ift durch die
Studien zur „Empfindung“, zur „Heiligen Stunde“
und durch einzelne ßgüriiche Studien ein Über-
blick gegeben. Die Äusftellung bringt zwar
viel Bekanntes aus den früheren Übersichten und
aus der im legten Jahre hier verweigerten Samm-
lung Günzburger, ift aber als gute Auswahl aus
dem Gefamtfchaffen Hodlers fehr inftruktiv.
* *
*
Die Galerie NEUE KUNST (Hans Golg)
brachte in der legten Zeit eine Kollektivausftel-
lung des Malers Wilhelm Rümann. Rümann
kann man als gemäßigten Expreffioniften be-
zeichnen. Seine Bilder zeigen noch ein un-
beftimmtes Schwanken zwifchen einer futurifti-
fchen Zerlegung des Objektes, der Darftellung
eines „Bewegung*komplexes“, einem linearen
und farbigen Myftizismus und einer monumental
vereinfachten Kompoßtion. Die Bilder der legten
Art haben die ftärkfte Wirkung. Die ganze
Äusftellung hat eiu aktuelles Intereffe aus dem
Grunde, weil der Künftler felbft zu feinen Bil-
dern kurze Erklärungen gibt, die allerdings
fchwanken zwifchen einer rein wiffenfchaftlichen
Konftatierung und einer fymbolifchen Umkleidung
des Begriffes. Den Unterfchied zwifchen der äl-
teren Zeit, die von der Änfchauung ausgeht,
und der jüngeren, die auf reiner Theorie baßert,
charakterißert diefer Umftand am meiften. —
Gleichzeitig wurde eine Nachlaßausftellung des
franzößfchen Illuftratoren Daniel Vierge gezeigt,
namentlich die Vorlagen zu den bekannten Don
Quixotte-Illuftrationen, die fich mit Recht eines
großen Rufes erfreuen. Die fichere, geiftreiche,
pointierte Strichführung vermitteln die Originale
in noch höherem Maße. Ä. F.
WIEN Die vom akademifchen Verband für
Literatur und Mufik veranftaltete „Internatio-
nale Schwarz-Weiß-Ausftellung“ bedeu-
tete trog mancher Einwände gegen ihre innere
und äußere Organifation ein künftlerifches Er-
eignis: Bot fie doch nicht nur den Rahmen für
faft hundert Zeichnungen Guftav Klimts, die
edelften Zeugniffe einer innig verehrten Meifter-
fchaft; neben dem längft nicht mehr „heimlichen“
König der Wiener Kunft grüßte man freudig
einige der begabteften jüngeren Talente, deren
aufftrebende Entwicklung fich vielleicht gerade
auf dem nur dem oberflächlichen Beurteiler
„eng“ erfcheinenden Gebiete der Graphik be-
fonders eindringlich bekundete. Allen voran
Egon Schiele, der feine mit pebriger Intenfität
erfaßten Akte in den kühnften Verkürzungen in
die Fläche zwingt; F. A. Harta, deffen Parifer
Straßenfzenen von raftlos pulfierendem Leben
erfüllt find — wenn auch die Objektivität in
der Wiedergabe fpontan erfchauter und glücklich
konzentrierter Bewegung ein wenig allzu ab-
fichtlich erfcheint. Erwin Lang ift in feinen
ßguralen Darftellungen, die auch im Motivifchen
allmählich etwas eintönig wirken, nicht frei von
Süßlichkeit, gelegentlich auch von fremden Ein-
flüffen (Bilek?) abhängig; dafür haben feine
Holzfchnitte nach Wiener Kirchen ihrer präch-
tigen dekorativen Wirkung die Monumentalität
der Vorbilder nicht aufgeopfert — ein feltener
Vorzug gegenüber den viel zu vielen Schilderern
Wiener Veduten. Der wigelnden Manier in den
aquarellierten Zeichnungen Paris von Güters-
lohs, der nachgerade auch anderweitig über-
fchägt zu werden anfängt, vermag ich keinen
Gefchmack abzugewinnen. Dagegen feien um
ihrer innigen Empßndung willen die Erftlings-
arbeiten einer jungen Künftlerin, eine Holzfchnitt-
folge Marianne Seelands, hervorgehoben.
133