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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 6.1914

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https://doi.org/10.11588/diglit.26375#0163

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LITERATUR

JAHRESBERICHT DES STÄDTISCHEN MU-
SEUMS IN ERFURT. Oktober 1912 bis Dezember
1913. Der foeben ausgegebene Jahresbericht des
ftädtifchen Mufeums enthält aus der Feder des
Direktors Dr. Redslob zuerft eine kurze Skizze
der Entwicklung des Städtifchen Mufeums im
Berichtsjahre, dann den ausführlichen illuftrierten
Bericht über die Neuerwerbungen für die Galerie
und die Keramifche Sammlung, den unfere Lefer
bereits aus dem 18. Heft unferes V. Jahrganges
kennen, und einen ebenfalls illuftrierten Bericht
über die Neuordnung des Mufeums. Ein Ver-
zeichnis der reichen Stiftungen und Gefchenke
macht den Schluß diefes ftattlichen Heftes, das
dem Gedeihen des Mufeums und der Tätigkeit
feines Leiters das befte Zeugnis ausftellt.

MICHELANGELO. Eine Einführung in das
Verftändnis feiner Werke von Edmund Hilde-
brandt. B. G. Teubner, Aus Natur und Geiftes-
welt. Von diefem Buche, das ich hier anzeige,
wäre dringend zu wünfchen, daß es für ähn-
liche Unternehmungen vorbildlich würde. Denn
niemals ift das fchwierige Problem einer popu-
lären Darftellung hoher Kunft beffer gelöft worden.
Während fonft die Popularität folcherBücher meift
darin befteht, daß entweder eine unverdauliche
Fülle toten Materials in einen viel zu engen
Rahmen gepreßt ift, oder alle Probleme nur fehr
obenhin geftreift werden, macht fie pch in diefem
Buche nur dadurch bemerkbar, daß der Verfaffer
den Zug zum wefentlichen und die Durchsichtig-
keit der Darftellung bis zur Vollendung aus-
gebildet hat. Nicht als ob er dem Lefer das
Denken überhaupt abnehmen wollte. Aber er
verleitet ihn nicht, in das Geftrüpp hypothetifcher
Erklärungen und theoretifcher Unterteilungen
abzufchweifen, er ftellt vielmehr feine ganze,
wahrlich nicht geringe Kenntnis des Gegenftandes
nach der Tiefe und Breite in den Dienft deffen,
der fich feiner Führung anvertraut. Bei forg-
lichfter Betrachtung der formalen Werte und
Entwicklungen in der Kunft Michelangelos läßt
er doch auch die kulturgefchichtlichen Faktoren
der Zeit zu ihrem Recht kommen, und er fördert
das Verftändnis durch oft überrafchend pchere
Hinweife auf neuere Entwicklungen und Er-
fcheinungen. So kommt diefem Buche ein köft-
iicher Bepß zugute, den unfere Zeit erft lang-
fam wieder zu würdigen und noch langfamer
wieder zu erwerben beginnt, eine umfaffende,
im wahren Sinne humaniftifche Bildung. Es
zeichnet pch zudem, wie alle Arbeiten diefes
Verfaffers, dadurch aus, daß es wirklich ge-
fchrieben ift, in dem ehrfürchtigften Sinne, den
diefes viel zu oft und unnüß gebrauchte Wort
haben kann. H. Fr.

RICHARD MUTHERS AUFSÄTZE ÜBER
BILDENDE KUNST, gefammelt und heraus-
gegeben von Hans Rofenhagen, find foeben in
drei fchlicht und fchön gedruckten und gewan-
deten Bänden im Verlage von J. Ladyfchni-
kow-Berlin erfchienen. Inhaltlich geordnet
(Bd. I: Künftlerund Werke; Bd. II; Betrachtungen
und Eindrücke; Bd. III: Bücher und Reifen) ift
hierin das Material der beiden Bände Studien
und Kritiken, ohne die Ausftellungsberichte, ent-
halten, vermehrt um die beften und wichtigften
der zahlreichen Äuffälje, die Muther in den
Jahren von 1901 bis zu feinem Tode, zumeift
für die Wiener Zeit, gefchrieben hat. Mit ihnen
zieht eine der bewegteften und fruchtbarften
Zeiten der Kunftentwicklung vorüber, und in
einer Darftellung, die den Ereigniffen nicht viel
fchuldig bleibt. Deutlicher als aus den großen
Werken fpricht aus diefen kleinen Studien und
Berichten die feltene Fähigkeit Muthers, Dinge
und Ereigniffe auf ihre Wurzeln und verborgenen
Zufammenhänge zu unterfuchen, Äusgebreitetes
zu überfehen und überfichtlich für andere zu
gruppieren. Dazu kommt die Gabe guter Dar-
ftellung, die auch nicht häupg ift, und ein ehr-
liches, temperamentvolles Einfeßen der ganzen
Perfönlichkeit für das, was einmal als wahr er-
kannt wurde. Wer diefe Zeit nicht miterlebt
hat, wird pch erft angepchts diefer Bände über
das klar werden, was die moderne Kunftkritik
(weit mehr als die kunßgefchichtliche Forfchung)
diefem Manne verdankt und Verleger und Her-
ausgeber dankbar fein, daß pe fo manches feine
Wort und Werk vor der Vergeffenheit bewahrt
haben. H. F.

Ern ft Zeh, HANAUER FAYENCE. Ein Bei-
trag zur Gefchichte der deutfehen Keramik.
Marburg 1913. N. G. Elwertfche Verlags-
buchhandlung.

Die keramifche Literatur des Auslandes, be-
fonders die Frankreichs, ift, foweit pe die Fay-
ence angeht, der deutfehen um Jahrzehnte vor-
aus. Schon zu Beginn der fechziger Jahre des
vorigen Jahrhunderts erfchienen die grund-
legenden Werke von Davillier über Mouftiers
und von Du Broc de Legange über Nevers, in
den fiebziger Jahren dann Pottier’s Werk über
Rouen, Foreftiers’ über Montauban, Michel’s über
Lyon, in den achtziger Jahren Le Breton’s Ar-
beit über Rouen, Marchant’s über Dijon, Noelas’
über Lyon und fo fort, und bis in die lebten
Jahre find dann auch den kleineren Manufak-
turen wie z. B. Äprey weitere, ftets mit guten
Farbentafeln und reichlichem Äbbildungsmaterial
verfehene Unterfuchungen gewidmet, in denen
ein breiter Aktenftoff vorgelegt wird.

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