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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 6.1914

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4. Heft
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https://doi.org/10.11588/diglit.26375#0165

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LITERATUR

geftellt wurden, bringt auf den 128 vorzüglidien
Tafeln feiner beiden Quartbände die fchönften
Möbelftücke provenzalifcber Herkunft aus den
öffentlidien und privaten Sammlungen, und um-
faßt die Zeit vom Mittelalter bis zum Ende des
18. Jahrhunderts. Von demfelben Verfaffer er-
fchien ebenda etwas früher, eingeleitet von dem
Konfervator des Musee national in Sevres
Georges Papilion, ein Werk über die Fayencen
und Porzellane von Marfeille, ein ftattlidier
Quartband mit 8 farbigen und 52 fchwarzen
Tafeln zum Preife von 60 frcs.

Der Kunftverlag von Dietrich & Co. in Brüffel,
10, Place du Musee, hat einen fehr fchön ge-
druckten und ausgeftatteten Katalog feiner Neu-
erfdieinungen auf dem Gebiet der farbigen und
fchwarzen Radierung, fowie farbiger Kupferftiche
und Schabkunftblätter herausgegeben, in dem
jedes angezeigte Blatt in guter Reproduktion
vertreten ift. Unter den Originalarbeiten finden
pch namentlich größere Kollektionen von Victor
Mignot undBaleftrieri, unter der reproduzierenden
Graphik u. a. Blätter nach Rembrandt, Velasquez,
Whiftler, Corot und Millet.

RUDOLF GUDDEN. Von Fr. Rupp. (Englert&
Schloffer, Frankfurt a. M. 1913.)

Zur Charakterifierung diefer Arbeit mag ge-
nügen anzuführen, daß in einem „Allgemeine
Einleitung“ betitelten Kapitel fo gewichtige und
erfchütternde Entdeckungen wie „Michelangelo
und Rembrandt find die Synthefe des füdlichen
und nördlichen Kulturkreifes Europas“ oder Po-
ftulate wie: „Geben wir den Weg frei zu einer
Entwicklung, die aus dem einfachen Volke kom-
mend, in genetifcher Durchdringung, eine neue
ungeahnte Kultur der Menfchheit verheißt“ ge-
fperrt gedruckt ftehen. Man glaubt es nicht.
Aber zum Schluffe fteht fogar ein Gedicht, das
beginnt, „Dich hat ein Gott geleitet“ — fo müßte
man’s fchon glauben, wenn es einem nicht
fchwindlig würde. Zum Glück befißt das Buch
brauchbare Abbildungen, mit deren Hilfe man
fich dann fchon von felbft ein Urteil über das
Können und Wollen Guddens bilden kann.

V. C. H.

RUSSISCHE LITERATUR

Der ungemein produktive Direktor des Mos-
kauer Ärchäologifchen Inftituts, Ä.J.Usspensky,
hat zwei unglaublich umfangreiche Quartbände
unter dem Titel „Die kaiferlichen Schloffer“
(Imperatorskije Dworzy, Moskau, 1913) heraus-
gegeben. Es handelt fich hier um Ärdiivalien

zur Gefchichte der großen, kaiferlichen Paläfte
und Luftfchlöffer in St. Petersburg und Um-
gegend, welche der Verfaffer feinerzeit in der
nunmehr eingegangenen ruffifchen Zeitfchrift „Les
Tresors d’Art enRussie“ veröffentlicht hat. Leider
ift diefes rohe Material in keiner Weife in ein
Syftem gebracht und mit langen Äbfchweifungen
hiftorifch-anekdotifchen Inhalts befchwert. Dem

I. Bande des Werks, deffen illuftrative Seite
auch viel zu wünfchen übrig läßt, ift ein „Le-
xikon der Maler, die im 18. Jahrh. in den kaifer-
lichen Schlöffern gewirkt haben“, beigegeben.
Ein eigentliches Lexikon liegt hier leider keines-
wegs vor, fondern bloße Auszüge aus Archiven,
die auf einzelne Künftler Bezug haben; da je-
doch bisher ein wirkliches, ruffifches Künftler-
lexikon fehlt, ift auch das in dem Usspensky-
fchen Verzeichnis zufammengebrachte Material
natürlich von Bedeutung.

* *

*

Parallel mit der großen „Gefchichte der ruf-
fifchen Kunft“, fowie feiner Serie ruffifcher
Künftlermonographien, inauguriert der Verlag

J. Knoebel, Moskau, ebenfalls unter der all-
gemeinen Redaktion von J. Grabar, foeben
eine Serie von Monographien ruffifcher Kunft-
ftädte. Der erfte Band aus der Feder eines be-
ginnenden Kunfthiftorikers, B. von Eding, ift
dem an prächtigen Architekturdenkmälern (auch
fchönen Kirchenmalereien und -Altertümern)
überreichen Roftow — zum Unterfchied von
dem neuen Roftow a. Don, das Große R. ge-
nannt — gewidmet, dem fich noch eine Mono-
graphie des weniger bedeutenden, aber doch
höchft intereffanten, altertümlichen Uglitfch an-
fchließt. Der Band ift, nach dem Typus der
analogen Knoebelfchen Ausgaben, gediegen aus-
geftattet und mit zahlreichen, guten Illuftrationen

verfehen. * *

*

Faft gleichzeitig find neuerdings umfangreiche
Führer durch die beiden ruffifchen Hauptftädte
erfchienen. Der „Führer durch St. Peters-
burg “ (Verlag des Eugenien-Stifts) von W. Kur-
batow ift eigentlich kein folcher, fondern fchon
mehr ein Handbuch der Architektur und Kunß
der Newahauptftadt, in welchem namentlich die
erftere detailliert nach Epochen und Baukünftlern
behandelt wird. Der für das handliche, kleine
Format faft zu umfangreiche Band ift reich illu-
ftriert, und reizende, kleine Holzfchnitte von Frau
A. Oftroumowa-Lebedew, Petersburger Ve-
duten darftellend, bilden einen befondernSchmuck
des nüßlichen Buches. P. E.

Der Cicerone, VI. Jahrg , 4. Heft. 10

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