Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 6.1914
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https://doi.org/10.11588/diglit.26375#0233
DOI issue:
6. Heft
DOI article:Münsterberg, Oskar: Chinesische Kunst in Amerika, [2]
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CHINESISCHE KUNST IN AMERIKA
Äbb. 24a. Abb. 24b.
Äinos-Gewänder mit aufqenähten farbiqen Stoffen Brooklyn institutes of arts and science,
Brooklyn bei New-York
In Dedham, eine halbe Stunde von Bofton entfernt, befißt Mr. Burges ein Haus,
das im Jahre 1763 im englifchen Kolonialftil errichtet wurde und noch heute ein
faft völlig unverändertes Zimmer enthält. Sechs handgemalte chinefifche Tapeten
in befter Erhaltung fchmücken die Wände, genau wie bei der Erbauung. Nur an
den oberen Rändern ift die Farbe etwas abgebröckelt, fo daß der blaue Himmel
bei [amtlichen fechs Bildern neu gemalt werden mußte. Unfere Abbildung (Abb. 23)
zeigt eins diefer Bilder, die Szenen aus dem chinefifchen Leben darftellen. Bei allen
Bildern ift in der Mitte ein Wafferftreifen in kräftigem Blau, der die obere Bergland-
fchaft in braun [chattierten Tönen von der unteren Straßenfzene abtrennt. Die Straße
ift fonderbarerweife ftets grün gemalt, offenbar eine Konzeffion an den holländifchen
Exporteur, der für feine Kunden kräftige Farben wünfchte. Die Dächer find in gelb
und braun, in den bekannten Farben der Töpfereien gehalten, während grüne Bäume
mit goldgelben Früchten die Farbenwirkung fteigern. Hände und Gefichter der Menfchen
find in weiß gedeckt und nur mit fchwarz konturiert. Die Tapeten find an die Wände
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Äbb. 24a. Abb. 24b.
Äinos-Gewänder mit aufqenähten farbiqen Stoffen Brooklyn institutes of arts and science,
Brooklyn bei New-York
In Dedham, eine halbe Stunde von Bofton entfernt, befißt Mr. Burges ein Haus,
das im Jahre 1763 im englifchen Kolonialftil errichtet wurde und noch heute ein
faft völlig unverändertes Zimmer enthält. Sechs handgemalte chinefifche Tapeten
in befter Erhaltung fchmücken die Wände, genau wie bei der Erbauung. Nur an
den oberen Rändern ift die Farbe etwas abgebröckelt, fo daß der blaue Himmel
bei [amtlichen fechs Bildern neu gemalt werden mußte. Unfere Abbildung (Abb. 23)
zeigt eins diefer Bilder, die Szenen aus dem chinefifchen Leben darftellen. Bei allen
Bildern ift in der Mitte ein Wafferftreifen in kräftigem Blau, der die obere Bergland-
fchaft in braun [chattierten Tönen von der unteren Straßenfzene abtrennt. Die Straße
ift fonderbarerweife ftets grün gemalt, offenbar eine Konzeffion an den holländifchen
Exporteur, der für feine Kunden kräftige Farben wünfchte. Die Dächer find in gelb
und braun, in den bekannten Farben der Töpfereien gehalten, während grüne Bäume
mit goldgelben Früchten die Farbenwirkung fteigern. Hände und Gefichter der Menfchen
find in weiß gedeckt und nur mit fchwarz konturiert. Die Tapeten find an die Wände
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