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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 6.1914

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6. Heft
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Ausstellungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.26375#0241

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I

die Entwicklung des Talentes geben, als die
Landfdiaf ten. Die Bilder Siegfried Mackowskgs
zeigen gegen früher eine ftarke Aufhellung, wo-
bei die Farbe noch manchmal eine wefentlich
dekorative Schönheit hat. Befonders fchöne
Werke der neuen Ärt find die Bilder vom Lech.
Von den drei neuen Werken Otto H. Engels
find die beiden Landfchaften das Befte. Für
die Darftellung des ruffifchen Balletts fehlt es
feinem Talent an Leichtigkeit und Grazie. End-
lich fei noch die Landfchaft mit dem Lattenzaun
von Gottfried Niemann genannt.

* *

*

Der Salon CÄSSIRER wartet mit einer Samm-
lung von 40 Bildern Piffarros auf, faft aus-
fchließlich fehr guten Stücken desMeifters, unter
denen aber doch die frühe Landfchaft Hermitage
das weitaus fchönfte ift. Es ift erftaunlich, wie
fidier und gefchloffen diefe Kollektion kleiner
Formate den gefährlichen Oberlichtfaal beherrfcht.
Im oberen Stockwerk find Werke von Benno
Bern eis ausgeftellt, die Produktion der legten
zehn Jahre. Sie gibt wefentlich beffere Vor-
sehungen von feiner Kunft, als die Repräfen-
tation auf den legten Äusftellungen am Kur-
fürftendamm. Ich habe übrigens auch in diefer
Äusftellung den Eindruck, daß er durch die neuen
Ereigniffe in der Malerei aus feiner Richtung
gebracht fei, und nun langfam fich wieder einen
neuen eigenen Weg fuche. Das Wertvollfte der
neuen Bilder ift ein lebendigeres Verhältnis
zur Farbe. Sonft find aber das Befte diefer
Kollektion die Bildniffe, namentlich der in der
Energie der Form und der Glut des fiebrigen
Ausdrucks gleich vorzügliche Kopf der Kranken,
und die Studien zu der Verkündigung, voran
der wirklich grandiofe Kopf des Engels. Eine
befondere Freude find die Landfchaften, kräftige
gefchloffene Bilder. Von Gaul werden neue
Plaftiken gezeigt, prächtige Wifentgruppen und
-figuren, ein entzückend graziöfer kleiner Efel-
reiter und eine fchöne Elefanten fchale.

* *

*

Das Werk Hans Brühlmanns, das im Salon
GURLITT ausgeftellt ift, wirkt in feiner Gefamt-
haltung fehr eindrucksvoll. Geht man aber an
die Prüfung der Einzelheiten, fo hält gerade
von den großen Stücken kaum eines ftand.
Brühlmann hatte die große Gefinnung, den Drang
zur monumentalen, architektonifch gebundenen
Form. Aber die Kraft der Formulierung hielt
nicht Schritt damit, und fo wirken gerade die
monumental empfundenen Arbeiten kühler und
leerer als die einfachen. Das befte find die Still-
leben, und vor allem die feinen, breiten, vor-
nehm-farbigen Porträtköpfe. Die neuen Är-

AUSSTELLUNGEN

beiten Richard Langers bedeuten keinen Fort-
fchritt. An die Stelle des inneren Stils tritt zu
oft eine äußerliche Stilißerung mit den Mitteln
vergangener Epochen. Diesmal find die ein-
fachen Standfiguren das Befte, auch die gute
Behandlung des Holzes ift zu loben. Aber man
hat mehr erwartet. Auch Felix Mefek ent-
täufcht mit den großen Bildern. Die ftarke Pa-
thetik feiner Kunft fteckt mehr im Stoff als in
der Form, und fo find den großen Kompofitionen
die einfachen Bildniffe und die Landfchaften weit
überlegen. * *

5k

Die NEUE SEZESSION veranftaltet ihre fechfte
Äusftellung vom 12. April bis 12. Mai in der
Neuen Galerie, Lenneftr. 6a, deren Leiter, Herr
Feldmann, der Gefchäftsführer der Äusftellung
ift. Der Ärbeitsausfchuß der Neuen Sezeffion
bittet die Einfendung der Werke bis 21. März
an den Spediteur Kopania & Co., Friedenau,
Niedftraße, die von Photos, Zeichnungen und
Holzjtöcken für den Katalog bis zum gleichen
Tage an die Gefchäftsftelle Steglig, Miquelftr. 7a
zu bewerkftelligen. H. Fr.

BUDAPEST (Fortfegung aus Heft 5.) Die
große Winterausftellung des Landesves-
vereins für Kunft in der KUNSTHALLE über-
rafchte mit einer angenehmen Senfation, die von
den überklügften Kritikern der Tagespreffe be-
zeichnender- und wohl auch erfreulicherweife
unbemerkt gelaffen blieb. Ich denke dabei an
einige Stilleben von Marie Glag-Wildner, vor-
zügliche Leitungen der feinften Stoffmalerei, die
diefes Mal aus der Menge der alltäglichen
Kunftware hauptfächlich vermöge ihrer echt ma-
lerifchen Ätmofphäre herausfallen. Sie erfreuen
uns mit einer feltenen Kultur der Palette, mit
ihrer fubtilen und dabei doch breiten luftigen
Art der Darftellung, und der Transparenz der
feinempfundenen paftellartigen Farben, die an
altvlämifche Malereien lebhaft erinnert. Dabei
find fie die Früchte eines fchaffensfrohen Tem-
peraments. Sie zeugen von einer nimmermüden
Aufnahmefähigkeit und feinen Differenziertheit.

Die goldene Medaille trug eine monumentale
Kompofition — Frühlingserwachen — von B.
Ivänyi-Grünwald, eine Allegorie von märchen-
hafter Farbenftimmung davon. Grünwald hat
fchon eine ganze Reihe ähnlicher Farbprobleme
glücklich gelöft. Diefe Probe gehört zu feinen
beften Leiftungen.

Weniger erfreulich ift die Richtung, die einige,
zum Teil fehr talentierte Jungen, wie Paul Jävor
und Stefan Zädor anfchlagen. Ihr Ziel ift eigent-
lich eine durchaus folide Malerei. Sie zeichnen
fauber und bedienen fich reifer, inhaltsreicher,

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