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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 6.1914

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6. Heft
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Ausstellungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.26375#0242

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AUSSTELLUNGEN

lebhafter Farben. Diefes anerkennenswerte Be-
ftreben paart fich aber bei ihnen nicht mit über-
zeugenden Merkmalen fouveräner Schaffens-
freude. Sie arbeiten nämlich ehrlich und fym-
pathifch, aber fdiwerfällig, fpießbürgerlich, als
ob ße vom Geifte des Impreffionismus nie be-
rührt gewefen wären. Es ift wieder die be-
fchreibende kolorierte Zeichnung, .der fie das
Bürgerrecht fichern möchten.

Mit tüchtigen Arbeiten ßnd noch diefes Mal
B. Dery, B. Vidovszkg, ). Czencz, 0. Glaß, J.
Conrad, Ä. Endrey, Z. Jakab, Ä. Ziffer, J. Koszto-
länyi-Kann, J. Liipola, E. Csikäsz, Ä. Lux und
J. Päsztor zu regiftrieren. — Ferdinand Katona
zeigt fidi in feinen großgedachten, poetifch emp-
fundenen Landfchaften immer frifch und ent-
wicklungsfähig. Mednyänszky entwickelt eine
Pinfelfprache, die faft japanifch anmutet. Eine
kleine Landfchaft von Szinyei weift faft gar
nichts Gefühlhaftes auf. Einige Porträte von
Ballö zeigen fehr folide zeichnerifche Qualitäten
und großen Ernft der Charakteriftik. Hermann
Glatter greift in feinen repräfentativen Bildniffen
zu kitfchenhaften Mitteln. Wilhelm Perlrott-
Csaba, ein fanatifcher Expreffionift, gelangt auf
feinen radikalen Wegen zu einer refpektablen
Abgeklärtheit. Julius Rudnay, deffen Kunft An-
klänge an Goya und Munkäcsy vernehmen läßt,
gibt in feinem genrehaften Porträt eines Mufikers
großem Temperament Ausdruck.

Die plaftifche Abteilung enthielt unter anderen
die Hauptgruppe des von Szamovolszky model-
lierten Freiheitsdenkmals, einer ziemlich ver-
unglückten Kompofition. Die Hauptfigur, ein
maffiger Steinkoloß, verkörpert nicht die Ge-
danken, die fie auszudrücken hätte und die
Nebenßguren find recht unplaftifch erdacht.

Z. T.

HÄÄG Die Ausftellung von Toorops Wer-
ken, die zwei Stockwerke der Kunfthandlung
KLEYKAMP einnimmt, enthält zum größten
Teil Arbeiten aus den leßten Jahren. Viele der
Bilder waren fchon in Domburg zu fehen, wo
der Künftler im Sommer arbeitet. Dort ent-
banden auch die berühmten Apoftelftudien. —
Das außergewöhnlich fchöne Porträt von Prof.
Dr. Sdiörs (Eigentum der Univerfität Bonn) ift
hier wieder. Doch etwas Neues für uns ift das
gezeichnete Bildnis des verftorbenen Mr. C. Äffer,
eine Bleiftiftzeichnung, lebendig behandelt,obwohl
nicht an die feine Gefühligkeit heranreichend,
die in den Frauenporträts zutage tritt. Wir
denken hier an das Bildnis der Frau Toorop-
Hall, das in feiner klaren, hellen Durchdringung
als Ideal der Kunft des Porträtierens erfcheint:
die eindringlich deutliche Charakteriftik eines
menfchlichen Wefens ift vollendet durchgeführt.

Als folches darf ficher auch das Bildnis der
Frau Agathe Wierdels erwähnt werden, welches,
in mehr als Lebensgröße gegeben, durch den
Reichtum von Linien und Farben das Charak-
teriftifche der Dargeftellten hervorhebt, die von
dem Maler gegen einen geblümten Hintergrund
gestellt wurde. Lebenskraft und vor allem -Le-
bensluft fprechen aus diefem Porträt. Die Bild-
niffe der Geiftlichen: Dr. Raaymakers und Dr.
Ariens behaupten fich hier den allerbeften Por-
träts gegenüber. — Schöner als die fymbolifchen
Arbeiten aus anderen Zeitabfchnitten von Too-
rops Leben fcheint uns die fymbolifche Zeich-
nung „Brügge“ zu fein. Wenn pe auch nur
fymbolifch gemeint ift, fo iß fie doch mit feften
Banden an eine verfteckte Realität gefeffelt.
Hier ift der Geift von Brügge, der der fchönen
Wirklichkeit Formen entlehnt, die den Namen
Brügge trägt. Toorop hat, vielleicht ohne ßch
vollkommen Rechenfchaft darüber abzulegen,
mit diefer Zeichnung in einer Zeit gearbeitet, in
der der futuriftifche Karneval wütete. Die Ge-
dankenwelt hat die Grenzen der pchtbaren
Linien durchbrochen, doch das Ergebnis iß hier:
eine Einheit. — Toorops Werk „Feldarbeit“
pnden wir auf der Ausftellung wieder; auch die
Äpfellefer, das fehr fchöne Weihnachtstriptychon
mit der Gruppe der betenden zeeländifchen
Bauern rechts, die kreuztragende Mutter und
vor allem das kraffe Porträt von Arthur van
Schendel mit der roten Krawatte.

* *

*

Die AKADEMIE FOR BILDENDE KÜNSTE
veranftaltete eine Ausftellung von Bauwerken
vom Beginn des Mittelalters bis Ende des
13. Jahrhunderts. Sie umfaßt: 1. Kirchen und
Kirchtürme, 2. Rathäufer, 3. Tore und Um-
mauerungen, 4. Klöfter und Abteien, 5. Schlöffer,
6. Wohnhäufer, 7. Abbildungen von Wand-
malereien und Gemälden in obengenannten Ge-
bäuden, die aus diefer Zeit noch vorhanden find.

R. B.

HÄGEN i. W. Nach Schluß der Februar-
Ausftellung im MUSEUM FOLKWANG, in der
der Berliner Impreffionift Prof. Kurt Herr-
mann eine Gemäldekollektion zeigte, pnd jeßt
Arbeiten des Expreffioniften Schmidt-Rott-
luff zu fehen.

Das DEUTSCHE MUSEUM FÜR KUNST IN
HANDEL UND GEWERBE, Hagen, veranftaltete
im Februar in Krakau, in Königgräß und im
März in Horice Reklameausftellungen. Diefe
gehen im April weiter nach Ältenburg und
Baußen. Die Metallausftellung war im ver-
gangenen Monat in der Steinfchleiferßadt Idar
zu fehen und ift jeßt im Thaulow-Mufeum in

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