Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 6.1914
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https://doi.org/10.11588/diglit.26375#0271
DOI Heft:
[7. Heft]
DOI Artikel:Schmidt, Paul Ferdinand: Die Kunst auf dem internationalen Markt, III.
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DIE GALERIE FLECHTHEIM IN DÜSSELDORF
bieten will. Die Franzofen
find natürlich da, und es ver-
geht fich, daß man ihnen
den Raum nicht zu knapp
bemeffen darf; aber der ganz
überwiegende Nachdruck liegt
auf den Deutfchen, ebenfo-
wohl bei dem feften Händler-
ftamm des Haufes wie bei
den Ausheilungen, die im
erften Jahre das Verhältnis
etwa wie 4: 1 gehalten wer-
den. Das muß betont wer-
den in einer Zeit, die jedem
Sammler, Mufeumsdirektor
und Kunfthändler auf Heller
und Pfennig nachrechnet,
wieviel koftbares Nationalgut
er an die Kunftwerke des weftlichen Nachbarn verfchwendet. Daß nun die franzöfifchen
Werke durch ihre überragende Qualität häufig in der Erinnerung einen dominierenden
Eindruck hinterlaffen — das fpricht doch hoffentlich nicht gegen ihre Äufnahme!
Das franzöfifche Werk erftreckt fich von Courbet und Ingres bis zu Picaffo und den
leßten Ausläufern feiner Schule. Es gibt fchöne Stücke von den Impreffioniften, aber
der Akzent liegt doch auf den herrlichen
Sachen, die von Cezanne, Gauguin, van
Gogh und ihren Nachfolgern zu fehen
find; dazwifchen taucht der Begründer des
Pointillismus Seurat auf. Picaffo und
der Douanier Rouffeau reihen fich ihnen
an, und als ein weniger bekannter Roman-
tiker von koloriftifch glänzenden Eigen-
fchaften Odilon Redon, von dem eine
große Ausheilung vorbereitet wird. Als
jüngfte Klienten der Galerie treten Marie
Laurencin und der Schwede Nils von
Dardel auf, in der zarten mädchenhaften
Phantafie und den blaß hingehauchten
Farben einander verwandt und als Aus-
klänge der romantifchen Ideen Picaffos
und Rouffeaus zu betrachten.
Die großen Deutfchen des 19. Jahr-
hunderts halten den Franzofen der gleichen
Zeit ungefähr die Wage; eine befondere
Betonung liegt auf den prächtigen Hand-
zeichnungen H. von Marees’, von denen
eine Reihe im Treppenhaufe hängt. Von
Äbb. 11. PAUL GAUGUIN, Musique barbare Impreffioniften fieht man — ähnlich wie
Abb. 10. ERNST TE PEERDT, Frauen am Strand. 1879
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bieten will. Die Franzofen
find natürlich da, und es ver-
geht fich, daß man ihnen
den Raum nicht zu knapp
bemeffen darf; aber der ganz
überwiegende Nachdruck liegt
auf den Deutfchen, ebenfo-
wohl bei dem feften Händler-
ftamm des Haufes wie bei
den Ausheilungen, die im
erften Jahre das Verhältnis
etwa wie 4: 1 gehalten wer-
den. Das muß betont wer-
den in einer Zeit, die jedem
Sammler, Mufeumsdirektor
und Kunfthändler auf Heller
und Pfennig nachrechnet,
wieviel koftbares Nationalgut
er an die Kunftwerke des weftlichen Nachbarn verfchwendet. Daß nun die franzöfifchen
Werke durch ihre überragende Qualität häufig in der Erinnerung einen dominierenden
Eindruck hinterlaffen — das fpricht doch hoffentlich nicht gegen ihre Äufnahme!
Das franzöfifche Werk erftreckt fich von Courbet und Ingres bis zu Picaffo und den
leßten Ausläufern feiner Schule. Es gibt fchöne Stücke von den Impreffioniften, aber
der Akzent liegt doch auf den herrlichen
Sachen, die von Cezanne, Gauguin, van
Gogh und ihren Nachfolgern zu fehen
find; dazwifchen taucht der Begründer des
Pointillismus Seurat auf. Picaffo und
der Douanier Rouffeau reihen fich ihnen
an, und als ein weniger bekannter Roman-
tiker von koloriftifch glänzenden Eigen-
fchaften Odilon Redon, von dem eine
große Ausheilung vorbereitet wird. Als
jüngfte Klienten der Galerie treten Marie
Laurencin und der Schwede Nils von
Dardel auf, in der zarten mädchenhaften
Phantafie und den blaß hingehauchten
Farben einander verwandt und als Aus-
klänge der romantifchen Ideen Picaffos
und Rouffeaus zu betrachten.
Die großen Deutfchen des 19. Jahr-
hunderts halten den Franzofen der gleichen
Zeit ungefähr die Wage; eine befondere
Betonung liegt auf den prächtigen Hand-
zeichnungen H. von Marees’, von denen
eine Reihe im Treppenhaufe hängt. Von
Äbb. 11. PAUL GAUGUIN, Musique barbare Impreffioniften fieht man — ähnlich wie
Abb. 10. ERNST TE PEERDT, Frauen am Strand. 1879
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