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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 6.1914

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[7. Heft]
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Ausstellungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.26375#0286

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AUSSTELLUNGEN

Sammlerin, und aus einigen Werken, die feit der
Berliner Ausheilung in anderen Befig überge-
gangen waren. In der Sammlung befinden fidi
Werke aller Epodien, von denen einige durch
die Infdiriften, die fie tragen, den hohen Wert
bezeugen, der ihnen in dem Lande ihrer Ent-
ftehung zukam, andere durch die aufgedruckten
kaiferlichen Siegel wertvolle Beweife einer aus-
gezeichneten Provenienz geben. Die Ausftellung
bietet einen weiteren intereffanten Beitrag zur
Erforfchung der Gefchichte der chinefifchen Malerei.

—d—

HÄÄG „Der Zweite Belgifdie Salon“ in
PULCHRI STUDIO. Die Hntwerpener Vereini-
gung, weldie die Ausftellung veranftaltete und
die Anfang April auch Köln befuchen wird, ift
die „Kunft von heute“, gegründet 1909. Sie
nimmt in der Belgifdien Kunftbewegung den
erften Plag ein, und fo fteht denn auch diefe
Ausftellung unter dem hohen Protektorat einiger
Minifter und Bürgermeifter. Die Auswahl der
Werke ift glücklich. Ein vollftändiges Bild von
der belgifchen Künftlerwelt kann man fich da-
nach nicht machen, wohl aber einige Perfön-
lichkeiten eingehend kennen lernen. Eugien
Laermans gibt aufs neue die gelaffenen leid-
vollen Gefichter hart arbeitender Frauen. Die
etwas grobfarbige Arbeit befigt eine Größe der
Auffaffung, die fie über einen willkürlichen Fall
hinaushebt und ein wenig an die Alten denken
läßt. Willem Paerels fandte ein Stilleben, das
Ähnlichkeit mit Alice Ronner zeigt, feft und
beftimmt gegeben ift und von klarem Blick von
den Dingen zeugt. James Enfor ftellt ein großes
Stilleben von Päonien und Klatfchrofen neben
der vollauf bildmäßigen Anficht einer Straße
dicht am Meer, einer Straße in Oftende, aus.
Die Ätmofphäre der See'uft ift trefflich behandelt.
Victor Hageman ift mit feinen merkwürdigen
Arbeiten aus fernen Städten vertreten. Indifche
Matrofen gibt er wieder, mit Charakterköpfen,
durch und durch künftlerifch gezeichnet und ge-
fehen. Neben einer „Heideanficht“ von Fernand
Khnopff, die etwas kalt in der Farbe ift,
kommt Walter Vaes, eine der belangreich-
ften Erfcheinungen der belgifchen Gruppe, vor-
züglich zur Geltung. Die magere Küche und
ein Fifchftilleben: „Seeteufel mit Porzellan“
find eine Farbenharmonie. Das „Kinderköpf-
chen“ ift mehr innerlich; das Gefühlsleben wird
darin durch ein mattes Äusfchauen der Augen
charakterifiert; ein Bild, das ein lebendes Wefen
völlig lebendig wiedergibt. Jan Stobbaerts
nimmt den Ehrenplag ein: das „Interieur einer
Mühle“ mit dem naiv im Vordergrund plazierten
Stilleben, ift reizvoll wie ein altes Gemälde.

Dennoch ift es von einer überzeugenden Ehr-
lichkeit, fo daß an ein geiftiges Kopieren, etwa
nach Gerard Dou, nicht gedacht werden kann.
Die Studie aus dem Megqerleben hat eine un-
bewußte Tragik in der unbeholfenen Ausdrucks-
weife, die das Werk von van Gogh kenn-
zeichnet. Richard Bafeleer malt vorzugsweife
Marinen. Das „Drockendock“ ift nicht fo glücklich
wie die „Fifcher am Morgen“. Darin liegt eine
rofige Glut, die durch das Grau der Luft ge-
brochen wird als ein ferner Glanz des lichten
Tages. Von Landfehaftern find noch zu nennen:
Frans Hens und Frans Smeers mit dem kolo-
riftifchen: „Am Strand“. Armand Raffenfoffe,
wie Theo von Rijffelberghe gehören zur
Elite der belgifchen Maler. Beide waren vor
einiger Zeit auf Sonderausftellungen im Haag
und Amfterdam beffer vertreten. Frans Charlet,
Hippolyte Da eye, Alfred Delaunois, Leon
Frederic, Frans Huygelen, Marcel Jefferys,
Floris und Oscar Jefpers feien noch genannt.
Karel Mertens gibt das ftille Abbild von ru-
henden Schiffen im Winterhafen und das Por-
trät eines Ehepaars. Erwähnen wir noch die
Nacktfigur von Wägern ans, die ausgeftellten
Bronzen von F. Huygelen, Jespers, V. Rouf-
feau, Rik Wouters, Emile Vloors und den
prächtigen „Maurer“ von George Minne, dann
glauben wir alles, was auf der Ausftellung in
den Vordergrund tritt, in der Haupfache be-
rückßchtigt zu haben.

* *

*

Bei SCHÜLLER & EISENLOEFFEL find aus-
fchließlich Arbeiten von Willem Roelofs zu
fehen, flott gezeichnete, ungemein farbenfrohe,
fonnendurchglühte Bilder, in der Hauptfache
Blumenftilleben. Der Künftler liebt vor allem
das Problem der Gegeneinanderftellung zweier
gleichwertiger Farben. R. B.

KÖNIGSBERG i. Pr. Im Salon TEICHERT
hat Alfred Bachmann und Hans Licht aus-
geftellt. Die Stimmungslandfchaft in romantifcher
Auffaffung wird von dem Münchner Bachmann
bevorzugt. Mit befonderer Kunft weiß er die
füllen weiten Geftade der Nordfee und des Ozeans
zu malen und den Reiz der Einfamkeit durch
gefchickt angebrachte Scharen von Zugvögeln
zu erhöhen. Seine Stärke find Wolkenftim-
mungen und deren Spiegelungen im Waffer, die
er befonders in feinen Paftellen glänzend zu be-
wältigen weiß. Er hat fich viel in der Welt
umgefehen und fo ftammen feine Motive aus
der Bretagne, vom Nil, vom Nordkap, kurz und
gut aus allen Weltgegenden. Hans Licht-Char-
lottenburg malt die Schönheiten der Mark Bran-

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