AUSSTELLUNGEN
denburg mit ihren ftillen Städten, den fonnig
durchleuchteten Wäldern und den verträumten
Waldfeen. Seine Bilder find mit fchlichter Natur-
treue gemalt und zeichnen fich durch ruhige be-
hagliche Stimmung aus. —n.
LONDON In der GROSVENOR GALLERY
hält die National Portrait Society ihre
Jahresausftellung ab. Unter den erfreulicher-
weife nicht überzahlreichen und daher meift vor-
teilhaft gehängten Werken finden fich fo manche
von Eigenart, wenn diefe Eigenart auch zu-
weilen mehr auf einer faft fchon zur Manier
gewordenen perfönlichen Note als auf innerer
Kraft beruht. Von George Sauter fieht man
drei Bildniffe, deren eines fich fehr glücklich und
fuggeftionsficher aus eliptifchen Segmenten auf-
baut und dem ftarken Formerlebnis auch das
eines zarten, duftigen Farbenreizes hinzufügt.
Von Äuguftus John findet fich ein wuchtiges,
dabei formgebändigtes Porträt William Nichol-
fons; von William Orpen eine fchöne Licht-
ftudie, die Countess of Crawford in einem In-
terieur; von Glyn Philpot ein „Mann in
Schwarz“, ein virtuofes, feiner äußeren Wirkung
fidleres Bild; von Wilfon Steer eine „Dame
in Weiß“, die diefen prächtigen Künftler nicht
ganz glücklich vertritt; von W. Strang ein
paar feiner früher einmal eingehender analy-
fierten Porträtftücke, die in ganz eigenartiger
Weife modernes Farbenempfinden und modernen
Geiftesausdruck auf Frührenaiffanceform gleich-
fam aufpfropfen. W. Sickert fchickt ein paar
Studien, W. Rothenftein einige Bleiftiftzeich-
nungen. Unter den Bronzen befinden ßch zwei
von Rodin.
Messrs. AGNEW ftellen zugunften des Ärtifts
Benevolent Fund altenglifche Aquarelle,
darunter eine größere Anzahl Turners, aus.
Sein „Heidelberg bei Sonnenuntergang“ ift ein
typifches Werk diefes „Sonnenmalers“, dem zur
Zeit, als er es fchuf, äußere Landfchaftsbilder
nur noch einen Anreiz gaben, innere Gefichte
weniger zu geftalten als in Ekftafe feftzuhalten.
Die Ausftellung orientiert trefflich über die ältere
englifche Aquarellmalerei.
Im Kabinett R. GUTEKUNST fieht man recht
gute Radierungen jüngerer Künftler, die fich an
die englifche Tradition der landfchaftlichen Ra-
dierung ohne größere eigene Experimente an-
fchließen: es find das E. Herbert Whydale,
Leslie Mansfield und D. J. Smart. Von
Zorn find mehrere feiner legten Schöpfungen —
wahre Gedichte der Nadel über das Thema Le-
bensfreude — eingetroffen.
Messrs. COLNAGHI & OBACH ftellen in ihren
fchönen neuen Räumen in der New Bond Street
eine Anzahl vorzüglicher Zeichnungen, Aquarelle
ufw. des bekannten Radierers Muirhead Bone
aus, die alle die Vorzüge diefes wahren Meifters
hefigen und ihn als den Vertreter des wahren
künftlerifchen Realismus erweifen. Seinem Auge
tun fich alle verborgenen Schönheiten felbft der
fchlichteften Dinge kund, und er verbindet fie
durch fein eigenes Erlebnis zu echten Kunst-
werken.
Bei Messrs. CARFAX & CO. ftellt R. Ihlee,
wohl ein Schüler des Stiliften Äuguftus John,
aus und gibt Proben eigenen Sehens und Su-
chens, das nach Vereinfachung und Vertiefung
ohne Extravaganzen ausgeht.
In den FINE ART SOCIETY’S GALLERIES
bemühen fich mehrere Künftler um das Problem
des Tanzes in der Geftalt des ruffifchen Tänzers
Nijinsky. Das Wollen ift groß, das Gelingen
nicht vollkommen.
Winifred Auften ftellt Vögel und andere
Tiere in den LEICESTER GALLERIES recht
lebenswarm dar, indem fie Eigenart der Be-
wegung fowohl wie Färbung des Gepeders oder
Felles glücklich zu treffen und, öfters unter japa-
nifchem Einßuß, zu einem erfreulichen Mufter,
ohne Verluft der Lebensechtheit, zu formen weiß.
In den GOUPIL GALLERIES hält die „London
Group“, eine Vereinigung von „Expreffioniften“,
„Kubiften“, „Futuriften“ und wie pe fich fonft
noch nennen mögen, ihre erfte, auf jeden Fall
inftruktive Ausftellung ab, für die fie felber alle
„Verantwortlichkeit“ übernimmt. Da diefe ganze
Richtung nicht bloß nationaler Eigenart, fondern
faft ebenfo fehr individueller, man möchte fagen,
mit voller Abficht aus dem Wege geht und aus
einer a priori Idee heraus, fozufagen, ftatt aus
einem jeweiligen Erlebnis (der Goethefchen „Ge-
legenheit“) fehafft, fo erübrigt es fich, auf Einzel-
heiten einzugehen. Die Ausftellung fcheint auf
jeden Fall weites Intereffe zu pnden. F.
MANNHEIM In der KUNSTHALLE peht
man zurzeit eine Äuslefe von Werken des ba-
difchen Malers Albert Haueifen. Es find zu-
meift Arbeiten aus feiner legten Schaffenszeit,
die eine finnliche Fülle der Farben mit pcherften
Beherrfchung der Kompofition verbinden; Still-
leben und Landfehapen von einer raufchenden
Vitalität, Porträts von einer mehr zurückhalten-
den dekorativen Art. Gleichzeitig fieht man die
künftlerifche Ernte des Aufenthaltes, den Wil-
helm Trübner im legten Jahre auf dem ro-
mantifchen Stift Neuburg genommen hatte. Es
ift, als ob die Liebe des alten Heidelbergers zur
Umgebung feiner Vaterftadt wieder aufgeblüht
wäre und Früchte von jugendlicher Frifche und
pnnlicher Empfindung gezeitigt hätte. Die Werke
261
denburg mit ihren ftillen Städten, den fonnig
durchleuchteten Wäldern und den verträumten
Waldfeen. Seine Bilder find mit fchlichter Natur-
treue gemalt und zeichnen fich durch ruhige be-
hagliche Stimmung aus. —n.
LONDON In der GROSVENOR GALLERY
hält die National Portrait Society ihre
Jahresausftellung ab. Unter den erfreulicher-
weife nicht überzahlreichen und daher meift vor-
teilhaft gehängten Werken finden fich fo manche
von Eigenart, wenn diefe Eigenart auch zu-
weilen mehr auf einer faft fchon zur Manier
gewordenen perfönlichen Note als auf innerer
Kraft beruht. Von George Sauter fieht man
drei Bildniffe, deren eines fich fehr glücklich und
fuggeftionsficher aus eliptifchen Segmenten auf-
baut und dem ftarken Formerlebnis auch das
eines zarten, duftigen Farbenreizes hinzufügt.
Von Äuguftus John findet fich ein wuchtiges,
dabei formgebändigtes Porträt William Nichol-
fons; von William Orpen eine fchöne Licht-
ftudie, die Countess of Crawford in einem In-
terieur; von Glyn Philpot ein „Mann in
Schwarz“, ein virtuofes, feiner äußeren Wirkung
fidleres Bild; von Wilfon Steer eine „Dame
in Weiß“, die diefen prächtigen Künftler nicht
ganz glücklich vertritt; von W. Strang ein
paar feiner früher einmal eingehender analy-
fierten Porträtftücke, die in ganz eigenartiger
Weife modernes Farbenempfinden und modernen
Geiftesausdruck auf Frührenaiffanceform gleich-
fam aufpfropfen. W. Sickert fchickt ein paar
Studien, W. Rothenftein einige Bleiftiftzeich-
nungen. Unter den Bronzen befinden ßch zwei
von Rodin.
Messrs. AGNEW ftellen zugunften des Ärtifts
Benevolent Fund altenglifche Aquarelle,
darunter eine größere Anzahl Turners, aus.
Sein „Heidelberg bei Sonnenuntergang“ ift ein
typifches Werk diefes „Sonnenmalers“, dem zur
Zeit, als er es fchuf, äußere Landfchaftsbilder
nur noch einen Anreiz gaben, innere Gefichte
weniger zu geftalten als in Ekftafe feftzuhalten.
Die Ausftellung orientiert trefflich über die ältere
englifche Aquarellmalerei.
Im Kabinett R. GUTEKUNST fieht man recht
gute Radierungen jüngerer Künftler, die fich an
die englifche Tradition der landfchaftlichen Ra-
dierung ohne größere eigene Experimente an-
fchließen: es find das E. Herbert Whydale,
Leslie Mansfield und D. J. Smart. Von
Zorn find mehrere feiner legten Schöpfungen —
wahre Gedichte der Nadel über das Thema Le-
bensfreude — eingetroffen.
Messrs. COLNAGHI & OBACH ftellen in ihren
fchönen neuen Räumen in der New Bond Street
eine Anzahl vorzüglicher Zeichnungen, Aquarelle
ufw. des bekannten Radierers Muirhead Bone
aus, die alle die Vorzüge diefes wahren Meifters
hefigen und ihn als den Vertreter des wahren
künftlerifchen Realismus erweifen. Seinem Auge
tun fich alle verborgenen Schönheiten felbft der
fchlichteften Dinge kund, und er verbindet fie
durch fein eigenes Erlebnis zu echten Kunst-
werken.
Bei Messrs. CARFAX & CO. ftellt R. Ihlee,
wohl ein Schüler des Stiliften Äuguftus John,
aus und gibt Proben eigenen Sehens und Su-
chens, das nach Vereinfachung und Vertiefung
ohne Extravaganzen ausgeht.
In den FINE ART SOCIETY’S GALLERIES
bemühen fich mehrere Künftler um das Problem
des Tanzes in der Geftalt des ruffifchen Tänzers
Nijinsky. Das Wollen ift groß, das Gelingen
nicht vollkommen.
Winifred Auften ftellt Vögel und andere
Tiere in den LEICESTER GALLERIES recht
lebenswarm dar, indem fie Eigenart der Be-
wegung fowohl wie Färbung des Gepeders oder
Felles glücklich zu treffen und, öfters unter japa-
nifchem Einßuß, zu einem erfreulichen Mufter,
ohne Verluft der Lebensechtheit, zu formen weiß.
In den GOUPIL GALLERIES hält die „London
Group“, eine Vereinigung von „Expreffioniften“,
„Kubiften“, „Futuriften“ und wie pe fich fonft
noch nennen mögen, ihre erfte, auf jeden Fall
inftruktive Ausftellung ab, für die fie felber alle
„Verantwortlichkeit“ übernimmt. Da diefe ganze
Richtung nicht bloß nationaler Eigenart, fondern
faft ebenfo fehr individueller, man möchte fagen,
mit voller Abficht aus dem Wege geht und aus
einer a priori Idee heraus, fozufagen, ftatt aus
einem jeweiligen Erlebnis (der Goethefchen „Ge-
legenheit“) fehafft, fo erübrigt es fich, auf Einzel-
heiten einzugehen. Die Ausftellung fcheint auf
jeden Fall weites Intereffe zu pnden. F.
MANNHEIM In der KUNSTHALLE peht
man zurzeit eine Äuslefe von Werken des ba-
difchen Malers Albert Haueifen. Es find zu-
meift Arbeiten aus feiner legten Schaffenszeit,
die eine finnliche Fülle der Farben mit pcherften
Beherrfchung der Kompofition verbinden; Still-
leben und Landfehapen von einer raufchenden
Vitalität, Porträts von einer mehr zurückhalten-
den dekorativen Art. Gleichzeitig fieht man die
künftlerifche Ernte des Aufenthaltes, den Wil-
helm Trübner im legten Jahre auf dem ro-
mantifchen Stift Neuburg genommen hatte. Es
ift, als ob die Liebe des alten Heidelbergers zur
Umgebung feiner Vaterftadt wieder aufgeblüht
wäre und Früchte von jugendlicher Frifche und
pnnlicher Empfindung gezeitigt hätte. Die Werke
261