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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 6.1914

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[7. Heft]
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Ausstellungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.26375#0288

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AUSSTELLUNGEN

find von einer künftlerifchen Reife und Difziplin,
wie fie Wilhelm Trübner (und wohl überhaupt
wenige Künftler Deutfchlands) nur feiten er-
rungen haben. Die ftädtifche Kunfthalle hat [ich
fünf der fchönften Arbeiten gepchert: Das Haus
mit Sonne, das Ökonomiegebäude, die Torein-
fahrt, den Teich an der Gartenmauer und den
blühenden Rofengarten. W. F. St.

MÜNCHEN KUNSTHAUS BRAKL. Von den
jungen Münchener Künftlern ift ficher einer der
fympathifchften Franz Reinhardt, der bei Brakl
eine nicht fehr große, aber durchfchnittlich wirk-
lich wertvolle Kollektion zeigt. Reinhardt kommt
von der Stuckfchule her und fteht auf dem
Boden der modernen, um eine neue Bildform
fich bemühenden Beftrebungen. DerZufammen-
hang mit der Stuckfchule ift auch in diefen lebten
Bildern unverkennbar, er zeigt pch in einem
ftarken Sinn für monumentale Kompofilionen,
bei einer fieberen Formengebung und einer Vor-
liebe für dekorative, kräftige Farben. Diefe
Sicherheit bewahrt den Künftler auch vor den
Äbfichtlichkeiten, die man bei Gleichftrebenden
wie Caspar oder Weisgerber unlieb bemerkt.
Dazu kommt bei Reinhardt noch eine Vorliebe
für altklaffifche Malerei, fo daß er unbedenklich
aus bekannten Bildern Motive entlehnt. Es hat
auch ficher nichts zu fagen, wenn in der Äuf-
erftehung der Chriftus in der Gloriole dem Grün-
waldfchen Typus nachgebildet ift, oder wenn
der verlorene Sohn den Pieter Laftmannfchen
Odyffeus wiederholt. Nebenfächlich find die Er-
innerungen an Rubens-Delacroix in den Äma-
zonenkämpfen. Die Kompofition ift doch felbftän-
dig und bei der Divergenz der modernen Kunft-
anfehauungen ift dasBemühen.bei einerklaffifchen
Malerei fich Rat zu erholen, nur zu begrüßen.
Von den ausgeftellten Kompoptionen halte ich
die Auferftehung, den Simfon, den Frauenraub
und befonders den barmherzigen Samariter für
die bedeutendften. Die zwei Mädchen find un-
verarbeitete Aktftudien ohne perfönliche Note.

Von hervorragendem Intereffe ift bei Brakl
auch die Kollektion von Abbildungen und Mo-
dellen der jüngften Bauten von Emanuel von
Seidl. Die einzelnen Bauten Seidls für fich gefehen
fallen, im Vergleich mit anderen Architekten feines
Ranges, vielfach ab, fie erfcheinen rückftändig,
zu wenig modern, zu wenig fortfchrittlich in der
rein verftandesmäßig tektonifchen Behandlung,
zu unfelbftändig in der Anlehnung an die hifto-
rifchen Stile. Erft die Zufammenftellung von
Modellen und Abbildungen gibt über Seidls be-
deutendes Können und Wollen den richtigen
Auffchluß, pe belehrt uns, daß fein Schaffen, das
fpeziell füddeutfeh, ja münchnerifch bodenftändig

ift, je nach der gepeilten Aufgabe variiert. Wenn
auch die großen Monumentalbauten, vor allem
das Projekt für das Gefandtfchapsgebäude in
Wafhington, das Kurhaus in Bad Kreuznach u. a.
den Anforderungen moderner Architektonik ent-
fprechen, fo erfcheinen mir doch die kleineren
Projekte, die Villen und Landhäufer durch die
Ausnützung des Terrains, den Anfchluß an die
Umgebung, in der individuellen Geftaltung, und
gerade mit dem unauffälligen Anfchluffe an das
Biedermeier viel felbftändiger und wertvoller.

* *

*

GALERIE CASPARE Eine Ausßellung von
Werken L. v. Hofmanns zeigt die Entwicklung
desKünftlers in den lebten Jahren, den Anfchluß
an die Moderne. An fich ift es ja feltfam, wenn
ein anfeheinend längft ausgereifter Künftler pch
fo reftios den Anforderungen der extremften
Moderne hingibt, fo daß einzelne Werke voll-
ftändig aus dem Gefamtfchaffen herausfallen. Es
ift dies ein Experiment, das nicht immer ge-
lingen kann, das aber bei einem Künftler von
der Bedeutung Hofmanns zu neuen, wertvollen
Refultaten geführt hat. Die Bilder ftellen zwar
nicht die Erfüllung der modernen Beftrebungen
vor, aber pe zeigen wie die Moderne fich in einem
abgeklärteren, weniger revolutionären Sinne
fpiegelt, und pe zeigen zugleich, auf welche
Weife man unter Vermeidung der üblichen Ge-
waltfamkeiten dem Problem der modernen Mo-
numentalkunft beikommen kann. Schon deshalb
ift die Äusftellung intereffant und fie bietet eine
Reihe von Anregungen.

* *

*

Im SALON GOLTZ ift eine Kollektivausftellung
von Werken Heinrich Heu fers zu fehen. Die
Kollektion ift gut, es find die Arbeiten eines
jungen, talentvollen Künftlers. Heufer knüpp
bei van Gogh an. Einzelne Bilder wie der
Erntetag, die Gartenfzene wiederholen ohne
perfönliche Note die Art van Goghs. Selbftän-
diger find einige pgürliche Kompoptionen, die
zum Teil dem religiöfen Stoffgebiet entnommen
find. Sie find im Aufbau etwas gleichartig,
zentrifch angelegt, haben alle pcheres Emppnden
für Wirkung, nur ftört bei den meiften die laute
Abfichtlichkeit, das auffällige Bemühen der Myftik
des Stoffes von einer neuen Seite beizukommen.
Eine dem Stoffe adäquate Form, wie vielleicht
Caspar in feinen befferen Werken, hat der Künftler
noch nicht gefunden.

* *

*

GALERIE HEINEMANN. Eine DachauerMaler-
fchule mit dem programmatifeben Charakter der
früheren Zeit gibt es nicht mehr. Die Künftler,
die zurzeit in der Galerie Heinemann vereinigt

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