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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 6.1914

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[7. Heft]
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Ausstellungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.26375#0290

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AUSSTELLUNGEN

fpieler“ von V. Graffi pnd roh in ein mani-
riertes rotes Licht getaucht, wirken aber durch
die Vehemenz des Vortrags. Cittadini geht
mit feinem paftofen „alten Kaftell“ in Angladas
Bahnen. Sehr intereffant der Sardinier Biagi,
der zwar von Zuloaga beeinflußt, koloriftifch
und auch ethnographifch zu feffeln weiß. Die
grotesken Typen L. Vianis weifen auf ein
ftarkes fatirifches Talent hin, das fich, ebenfo
wie die nur auf vereinfachte Fläche angelegten
Arbeiten Senfanis, im Plakat und der deko-
rativen Illuftration ausleben follte. Gute, kräftig
gebrachte Porträts von Corfi, Fiorefi und
Lambertini ftechen gegen drei kitfchige Ar-
beiten des alten Farbengauklers Boidini ab.
Es ift ja unerhört gefchickt, wie der alte Zauber-
greis feine modainen Dämchen kafchiert, das
Brillantfeuerwerk feiner förmlich hingefäbelten
Pinfelftriche ift ja erftaunlich kühn - leider hat
dies mit Kunft nicht viel zu tun. Nennen wir
noch die frifch empfundenen „Bäume am Waffer“
ä la Piffarro von Dofia, die wirklich ausge-
zeichnete Mondlandfchaft von Fragiacomo,
die zart und fein heruntergeftrichene „Wiefe“
von Bufi, endlich die auf ein ftumpfes Blaugrau
geftimmten Figuren Obaldo Oppis (vergröber-
ter Puvis, aber voll mgftifchen Ausdrucks), fo
haben wir unter ca. 600 Bildern alles genannt,
was über das Salonniveau hinausragt. Die
Plaftik ift im ganzen und großen mehr als flau.
Es find offenbar zuviel Antiken hierzulande.
Eine Ausnahme macht der junge Conte Monte-
cecon, wohl die größte Hoffnung des jungen
Italiens, ein Name, den man fich gut merken
muß. Seine Masken, Porträtköpfe und Akte
laffen zwar noch hin und wieder an Minne,
Rodin und Bourdelle denken, find aber voll inneren
Lebens, geiftreich und in der Form ebenfo er-
ftaunlich gut wie in der Großheit der einfachen
Oberfläche. Da wird ein Genie.

Der Reft ift Schweigen! Von fremden Gäften
ift einiges von Belang. Zuerft die Franzofen:
Rodins „Ehernes Zeitalter“ hält fich wohl neben
jeder Antike ebenfogut wie neben Michelangelo.
Eine Kollektion von Matiffe, Figurenbilder,
Stilleben, Landfchaften wurden ebenfo wie die
aquarellierten Landfchaften Cezannes bereits
in ganz Europa gezeigt, es erübrigt fich daher
eine nähere Anzeige. Nur foviel fei gefagt, daß
Jung-ltalien diefer harten Kunft ziemlich ftumpf
und verftändnislos gegenüberfteht. Von Bes-
nard das bekannte Familienbild von 1890,
malgre tout eine Meifterleiftung der Beobachtung
und der Darftellung eines von zwei Seiten be-
lichteten Innenraumes. Ein großes Gruppenbild
des Parifer Blanche gefchickt, mehr nicht. Von
deutfchen Künftlern nur fporadifch einzelne Ar-

beiten wie z. B. einer der fattfam bekannten
Halbakte von Friefecke, ein fehr feines, nebel-
haftes Damenbildnis von Irma von Duczynska,
von der auch eine große mupkalifche Kompo-
fition auffällt, endlich die ganz ausgezeichneten
„Bäume im Nebel“ von dem Clever Lüdecke.
Wundervoll der „ftürmende Krieger“ von Me-
ftrovics, gut gefchloffen in der Silhouette die
Marmorgruppe „Mutter und Kind“ von Faul-
haber. Der englifche Senefelderklub bringt
ganz vorzügliche Arbeiten feiner bekannten Mit-
glieder Penneli, Brangwyn, Copley. Der
englifche Zeitungskitfeh von Hamilton wäre
beffer nicht ausgeftellt worden.

Den Vogel fchießt diesmal der Bund öfter-
reichifcher Künftler ab, der in zwei zauber-
haft fchönen Sälen, deren dekorativ-architekto-
nifche Äusgeftaltung Architekt Dagobert Peche
(Wien) beforgte, eine Auslefe Wiener Kunft und
Kunftgewerbes bietet, die auch uneingefchränkten
Beifall findet. Als Clou und Mittelpunkt Klimts
Bildniffe des Fräulein Primavep, eine Symphonie
in Weiß und Violett, mit glücklichfter Vermeidung
aller kunftgewerblichen Elemente. Vier aqua-
rellierte Zeichnungen Schiel es find zahmer als
man fonft gewöhnt; eine prächtige Cezanneland-
fchaftSchröders, die archaifierenden.mehrkunft-
gewerblichen Arbeiten B. Löfflers, I. von Du-
czynskas feines Damenporträt, die holzfchnitt-
mäßig vereinfachte Schneelandfchaft vor. Orlik,
fowie das auf Schwarz-Grün-Blau geftimmte
Damenporträt von L. F. Graf fchließen fich an.
Molls beleuchtete Allee ift zwar fchon vieux
jeux — nichtsdeftoweniger aber ausgezeichnete
Arbeit. Eine Straßenfzene von Harta voll
zuckenden Lebens, die große Madonna Andris
viel nobler wie etwa ein Hodler, echte Monu-
mentalmalerei. Endlich Laskes „Verfuchung
des hl. Antonius“, juwelenhaft im Ton, amüfant
und doch kompoptioneil ungemein überßchtlich
in dem Gewimmel der zahllofen Figurinen. Unter
der Plaftik ragen fünf Arbeiten von Barwig
(Holz und Bronze) hervor.

ENGELSBURG. Die Societa d. Amici di Casbul
S. Ängelo zeigt in ihrer heurigen Ausftellung
Miniuturen, Elfenbeine und emaillierte Gegen-
pände. Eine Vitrine enthält Limogen aus dem
15. und 16. Jahrhundert, nicht eben bedeutende
Arbeiten, unter denen eine „Grablegung“ und
eine „Verkündigung“, beide 15. Jahrhundert, her-
vorftechen. Die ausgelegten italienifchen Sei-
centoarbeiten der Technik können kein Intereffe
beanfpruchen, eher fchon eine kleine ßandrifche
Platte mit einem fehr fcharf charakterifierten
Ecce homo; vier Kaffettenwände in Email cloi-

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