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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 6.1914

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8. Heft
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Ausstellungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.26375#0325

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AUSSTELLUNGEN

den Wienern, etwa dem frühen Waldmüller,
hinüberweift. Beckmann ift fpäter wieder nach
Hamburg zurüdegekehrt, und dort 1881 geftorben.
Spuren feiner fpäteren Tätigkeit fcheinen nicht

erhalten zu fein. * *

*

Von dem, was an neuerer Kunft in leßter
Zeit zu fehen war, ift die Äusftellung von
Werken Heinrich Nauens im Salon CASSIRER
das bedeutfamfte. Sie zeigte neben den be-
kannten, malerifch reichen, fprühenden und zarten
Stilleben einige Landfchaften, von denen die
fchönfte dem Wallraf-Richarß-Mufeum gehört,
und die Wandbilder für die Burg Drove in der
Eifel. Diefe Wandbilder zeigen den Stil Nauens
auf der Wandlung zum Monumentalen begriffen.
Die Farbe ift reiner, ftärker, Grundelement und
zugleich Regel des ganzen Äufbaus. Sie fpricht
zudem viel ftärker den feelifchen Gehalt der Dar-
ftellung aus als bisher. Wenn einige der großen
Stücke noch nicht die volle Gefchloffenheit zu
haben fcheinen, fo mag fich das ändern, fobald man
fie an dem Orte fleht, für den fie gedacht find.
Das gewaltigfte Bild, die Pieta, befißt fie ohne
jede Rahmung architektonifcher Art fchon jeßt
in hohem Maße, und ift überhaupt in der Ein-
fachheit und Notwendigkeit des Aufbaus, wie
in der Durcharbeitung der Einzelheiten eine
reife und meifterliche Leiftung. Mit welchem
Ernft Nauen gearbeitet hat, erkennt man an
den vielen Detailftudien zu diefen Bildern. Man
braucht zudem nur einige diefer Skizzen, etwa
den Krieger oder das hockende Mädchen, an-
zufehen, um zu fpüren, was für eine reiche ma-
lerifche Kunft fich hier enthüllt.

* *

*

Im GRAPHISCHEN KABINETT J. B. Neu-
manns hat die Malerin Äugufta von Zißewiß
einige Bilder ausgeftellt, die noch recht ungleich
find, von denen aber ein Pierrotkopf, und na-
mentlich die männlichen Porträts eine aufs kräf-
tige gerichtete, tüchtig arbeitende Begabung ver-
raten. H. Fr.

HÄÄG In dem zeitlichen Äusftellungsfaal des
GEMEENTE MUSEUMS find Zeichnungen und
Studien von Jacob Maris aus dem Befiße des
Herrn C. F. L. de Wild ausgeftellt. Der „alte
Mann mit Stock“ (Nr. 12) ift voll gefchloffenen
Ausdrucks. „Die lefendeÄlte“ (Nr. 11), das „fit-
zende Mädchen mit offenem Haar“ (Nr. 8), die
„Frau mit dem Reifigbündel“ (Nr. 5) gehören mit
zu den kleinen Zeichnungen, aus denen das
Talent des Künftlers am deutlichften fpricht. Die
Landfchaftsftudien erfcheinen wie freie Notizen,
bei denen der Künftler das Nötige im Kopfe
behalten hatte, als er ans Äusarbeiten ging.

Einige Skizzen, wie die „Dünenlandfdiaft“ (Nr.51),
die „Landfchaft mit Bauernhäufern an einer Allee“
(Nr. 53), „Bäume am Waffer“ (Nr. 55) oder die
„Fifcherboote am Strand“ (Nr. 61) weifen auf die
Gedanken hin, die Maris über die Größe des
Gemäldes mit fich herumtrug. — Als Leihgabe
der Erben des Malers ift feit kurzem ein groß
angelegtes Gemälde von Ä. Mauve im Mu-
feum ausgeftellt: „Hirte mit Schafen im Schnee“.
Unvergleichlich hat der Künftler das fcheue und
ängftliche Zufammendrängen einer von Schnee-
wehen überra fchten Herde zum Ausdruck ge-
bracht, deren fchmußiggrauer Gefamtton feltfam
naturgetreu zu der glänzend weißen Schneedecke
kontrahiert. Der Hintergrund des langen Breit-
bildes ift einförmiges Nebelgrau, von dem fich
nur die zufammengekauerte, graufchwarze Ge-
halt des Hirten abhebt. Das Gemälde fcheint
nicht ganz vollendet zu fein, zeugt aber dennoch
von vollendeter pfgchologifcher und technifcher
Reife. R. B.

LEIPZIG Das KUNSTGEWERBE-MUSEUM
veranftaltet aus Anlaß der Tagung des Inter-
nationalen Mufeumsverbandes in Leipzig zur
Anregung der privaten Sammeltätigkeit und zur
Förderung der kunftwiffenfchaftlichen Studien
eine von Mitte Auguft bis Ende Oktober dauernde
Äusftellung von Werken alter Kunft aus
Privatbefiß. Es handelt fich um die Vor-
führung von Gruppen kunftgewerblicher Arbeiten,
die entweder noch nicht genügend erforfcht oder
nur wenig in der Öffentlichkeit gezeigt worden
find, wie die deutfchen Schmelzmalereien des
Barocks und Rokoko, die Komödiantenfolgen
der Porzellanmanufakturen des 18. Jahrhunderts
und das fächfifche braune Steinzeug des 16. und
17. Jahrhunderts. Äußer diefen Spezialitäten
wird dank dem Entgegenkommen hervorragen-
der Sammler eine ftattliche Anzahl noch wenig
bekannt gewordener kunftgewerblicher Arbeiten
zu fehen fein. Gleichzeitig mit diefer Äusftellung
wird verfucht werden, eine Sammlung von N ach -
bildungen und Fälfchungen alter Kunft
zu Nuß und Frommen der Sammler und zur
Aufklärung des Publikums in ausgefuchten Bei-
fpielen vorzuführen.

LONDON In den Galleries der FINE ART
SOCIETY ftellt Sir W. B. Richmond Land-
fchaften aus Umbrien und Äffifi aus, die wie die
Huldigungen eines Sohnes an feine fpirituelle Hei-
mat anmuten. Diefer Maler, den fein Vater nach
dem Myftiker William Blake genannt hat, ßeht
mit dem inneren fowohl wie mit dem äußeren
Äuge. Und fo wurden ihm Szenerien nicht
bloß zu Landfchaften, die in Linie und in Ätmo-

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