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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 6.1914

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8. Heft
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Der Kunstmarkt - Von den Auktionen
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https://doi.org/10.11588/diglit.26375#0334

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BEVORSTEHENDE AUKTIONEN

benen Alfred Ritter von Pfeiffer inWien,
eines der bekannteften öfterreichifdien Bücher-
freunde. Von der Bibliothek Pfeiffer bilden
den umfänglichften Teil die franzöfifchen illu-
ftrierten Bücher des 18. Jahrhunderts, kaum eines
der berühmten Bücher jener Zeit, das nicht in
wertvoller Ausgabe in fdiönem Einband vor-
handen wäre. Wir finden da die fchönen Aus-
gaben des Boccaccio, die berühmten Werke
Dorats in längeren Serien, die franzöpfchen
Klafpker in ihren beften Ausgaben und vor
allen Dingen prachtvolle Exemplare der ver-
fchiedenen Werke Lafontaines, an denen wohl
die beften franzöpfchen llluftratoren der Zeit,
von Moreau le jeune angefangen, gearbeitet
haben. Zu nennen wäre dann noch u. a. die
umfangreiche'Sonderabteilung der Werke des
Retif de la Bretonne und das herrliche Monu-
ment du Coftume. In zweiter Linie liegt das
Schwergewicht der Sammlung auf den Holz-
fchnitt-Büchern des 15.—16.Jahrhunderts. Wir
nennen hier den Theuerdanck, den Holbeinfchen
Totentanz, die neunte deutfche Bibel, den Poli-
philus, den Schaßbehalter, den Schedel, die
Rosvita und die drei Bücher Albrecht Dürers:
die große Pafpon, das Marienleben und die
Apokalgpfe, breitrandig in einem Band ver-
einigt, und deffen kleine Holzfchnitt-Paffion mit
dem feltenen Originaltitel iri originaler breit-
randiger Zufammenftellung, alt gebunden. Es
ift nicht möglich, den Reichtum diefer Bibliothek
in kurzen Worten zu erfchöpfen. Um noch
einiges anzuführen nenne ich folgende reiche
Abteilungen: Auftriaca und Viennenfia, Reife-
und Änfichtswerke, Ausgaben Geßners, illuftrierte
Bücher des 19. und 20. Jahrhunderts, eine fehr
wertvolle und umfängliche Abteilung Kupfer-
werke des 16.—18. Jahrhunderts, ferner auf die
Schweiz bezügliche Werke, eine prächtige reiche
Abteilung von Hoffeftlichkeiten, Koftümwerke,
endlich ein herrliches von Padeloup gebundenes
Exemplar des Cabinet du Roy und eine pracht-
volle Bibliographie.

Der Katalog der Kupferftich - Sammlung
beginnt mit einer Abteilung Kupferftich-Sammel-
werke, die eine Spezialität der Pfeifferfchen
Sammlung bilden und eine Reihe größerer Bände
enthält, in denen die faft vollftändigen Werke
von Callot, Dellabella, Denon, Chodowiecki,
Hogarth, Dy de, Le Brun, Ploos van Ämftel,
Rubens, Trooft und vieler anderer eingeheftet
pnd. Die jeßt fo feiten gewordenen Werke
Ridingers pnd zum großen Teil in prachtvolle
alte Bände gebunden. Eine Liebhaberei des
Sammlers bildeten ganze Skizzenbüdier hervor-
ragender Künftler. In diefer Sammlung find
ein Skizzenbuch Stefan Deila Bellas, eines

von Gottfried Schadow und eines von Liotard
die koftbarften Stücke. Befonders das leßtere
enthält feine Original-Aquarelle.

Von feiner Qualität pnd dann faft fämtliche
der in etwa 650 Nummern befchriebenen Kupfer-
ftiche alter Meifter und englifcher und franzöp-
fcher Blätter des 18. Jahrhunderts. Eine ganze
Reihe koftbarer Raritäten pnd da verzeichnet:
die Werke der deutfehen Kleinmeifter und der
Niederländer des 17. Jahrhunderts, vor allem
aber eine Reihe erftklafpger Dürer-Kupferftiche,
dabei die „Melancholie“ und der „Hieronymus
in der Zelle“ und prachtvolle Rembrandt-Radie-
rungen, darunter das „Hundertguldenblatt“ und
eine Reihe feiner Landfchafts-Radierungen, wo-
bei pch ein prachtvolles Exemplar der „Drei
Bäume“ bepndet. Vom 18. Jahrhundert pnd
die Farbendrucke von Marin-Bonnet nach Huet,
die englifchen Blätter eines Cosway, Downman,
Reynolds, Smith, Ward zu nennen. Das koft-
barfte Stüde der ganzen Sammlung bildet aber
ein Exemplar des berühmten Monument du
Coftume von Moreau und Freudeberg, 36 Blatt
mit vollen Rändern von unberührter Qualität
in der frühen Ausgabe mit dem Privilege du
Roi in einer alten Mappe.

LONDON Am 5. Mai wird bei Meffrs.
Chriftie, wie foeben bekannt gegeben wird,
die bedeutende Sammlung deutfehen Porzel-
lans verfteigert werden, die Mr. Henry James
King, ehemals Teilhaber der Firma S. Neu-
mann & Co., zufammengebracht hat. Die Haupt-
ftüdee der Sammlung ftammen aus Meißen,
z. B. die Statuette einer Dame in Krinoline mit
Kavalier in Hoftracht; ferner ein Service aus
21 Stücken und einem Tafelauffaß, 23 7* inches
hoch; die vier Jahreszeiten, je 131/4 inches hoch;
eine Statuette Auguft III., 29 inches hoch; die
„Affenkapelle“, 24 Affen als Ordiefterfpieler ge-
kleidet. Neben Meißen pnd mit nicht zahlreichen,
aber ausgefuchten Werken vertreten: Franken-
thal, Hödift, Fulda, Wien und Ludwigsburg. Der
Katalog umfaßt im ganzen 376 Nummern, von
denen die größere Zahl früher der Maffey-
Mainwaring-Kollektion angehört hat. F.

MÜNCHEN Münzen- und Medaillen-
auktion. Die Münchener Firma Dr. Jacob
Hirfch (Arcisftraße 17) verfendet zwei prächtig
ausgeftattete Kataloge. Der erfte mit 60 treff-
lichen Lichtdrucktafeln enthält griediifche, rö-
mifche, byzantinifche Münzen, Medaillen und
Plaketten der Renaiffance, Münzen und Me-
daillen von Württemberg ufw., eine numisma-
tifche Bibliothek, vorzugsweife aus dem Nach-
laße eines bekannten deutfehen Kunftfammlers,

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