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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 6.1914

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9. Heft
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Grautoff, Otto: Die Sammlung Arthur Sambon
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https://doi.org/10.11588/diglit.26375#0354

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DIE SAMMLUNG ARTHUR SAMBON

Büffe des Caracalla. Alexandrinifcher Marmor des
3. Jahrhunderts. (Nr. 38)

fucht, ift vermieden; die Wirkung ift mit den elementaren Mitteln des Aufbaus, derGegen-
einanderftellung der Flächen und mit der einfachften Linienführung erreicht, die aber
gerade darum fo ausdrucksftark ift. Sambon befitjt einige hervorragend fdiöne chinefifche
Malereien, unter denen der weiße Schwan (98X73 cm) aus der Sung- oder Yuan-
Periode an erfter Stelle zu nennen ift. Die Darftellung ift ganz auf die Linie geftellt.
Klaffifche Beifpiele wie diefes zeigen die hinreißende Ausdruckskraft der Linie an fich,
die in dem diagonal über die Bildßäche geführten Bewegungszug des Schwanes be-
ruht: in dem breiten und großen Herniederfchweben des fich dem Kopfe zu verjüngen-
den Körpers. Die Hauptlinien beftimmen den Eindruck; das fein durchgeführte Detail
tritt diskret hinter dem Gefamteindruck zurück. Diefen linearen Expreffionismus finden
wir in der europäifchen Kunft faft allein in den primitiven Epochen. Und wenn man
fich bei Sambon von den chinefifchen Malereien abwendet, wird der Blick allein auf
dem Tod der Jungfrau aus der florentinifchen Schule des 15. Jahrhunderts oder etwa
auf den drei Panneaus aus der Schule des Andrea del Verocchio, in denen noch
gotifche Erinnerungen ftecken, zu verweilen vermögen. Rückkehrend zur afiatifchen

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