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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 6.1914

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9. Heft
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Ausstellungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.26375#0365

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AUSSTELLUNGEN

Andre Mare aus, die in Deutfchland demnächft
zum erften Male in der Zeitfchrift für Bücher-
freunde reproduziert werden. Endlich fei noch
die neue Galerie GUILLAUME genannt, der heute
noch ein klares Programm fehlt. Man findet
dort Bilder von Tobeen, Marchand, Girieud und
anderen. Bei GEORGES PETIT vereinigten fidi
vor der Eröffnung des Salons wie alljährlich
die berühmteften Maler und Bildhauer der So-
ciete nationale mit den Bildern, die jefet im
Salon hängen. Da über Cottet, Gandara, Me-
nard, Le Sidaner, Dauchez, Besnard, Simon und
die übrigen Neues nicht zu fagen ift, fei diefe
Ausfteliung hier nur erwähnt. Zu Ehren der
Änwefenheit des Königs von England hat das
„Musee des arts decoratifs“ im PAVILLON
MARSAN die britifche Regierung zu einer eng-
lifchen Kunftgewerbeausftellung eingeladen. Es
find dort fchöne Bücher, Schmuckfachen, Glas-
fenfter, Möbel und Teppiche von Walter Crane,
William Morriss und Burne Yones ausgeftellt.
Das find für uns fo alte, oft befprochene Dinge,
daß man nur Bekanntes wiederholen müßte,
wollte man bei ihnen verweilen. Da die Aus-
heilung unter der Flagge „modernen Kunft-
gewerbes“ fegelt, der dem Befucher einen Maß-
ftab in die Hand gibt, darf man fie an den
Leiftungen unferer Zeit meffen. Würde man
diefes moderne Kunftgewerbe aber mit dem
deutfchen und franzöfifchen vergleichen, käme
man zu fo vernichtenden Refultaten, die hier
lieber nicht ausgefprochen werden follen. O. G.

BERLIN Alle Einheitlichkeit der Sehweife
kann es nicht verdecken, daß die Ausfteliung
der Neuen Sezeffion in der NEUEN GALERIE
von einem fehr niedrigen Niveau ift. Einzig
einige Stücke von Kisling und das Bild von
Jäckel lohnen den Befuch. Befonders unglück-
lich tritt die Entdeckung der Neuen Sezeffion
auf, der Lemgoer Maler Karl Junker, der
1912 in einer völligen und wie mir fcheint nicht
unberechtigten Unbekanntfchaft ftarb. Denn die
Neue Sezeffion, die ihn als einen Schwur-
zeugen und vielleicht gar als einen Märtyrer
des Geiftes anzufehen fcheint, der aus der jüngften
Generation fpricht, überfieht völlig, daß es fich
bei den Eigenfinnigkeiten diefes Malers um eine
gemachte Naivität handelt, um einen Stil aus
zweiter Hand, und daß diefe Bilder nichts weiter
find, als teilweife fehr eingeftandene Anlehnungen
an Werke der antiken und mittelalterlichen mi-
niaturiftifchen Malerei. So fehlt ihnen felbft der
Reiz, den die Sachen Henri Rouffeaus zuweilen
haben. Das erfreulichfte an diefer Ausfteliung
ift das Vorwort Einfteins zum Katalog. Das
klingt fchon weniger dogmatifch als die Ein-

leitung der Neuen Galerie und man ift erfreut
zu vernehmen, daß den jüngften auch bereits vor
ihrer Gottähnlichkeit bange zu werden beginnt.

* *

*

Wenn diefes Vorwort als leßtes Ziel eine
Synthefe der Formelemente hinftellt, fo begegnet
es fich in diefen Forderungen mit Karl Hofer,
der bei CASSIRER eine Kollektion ausgeftellt
hat. Hofer ift ein Deutfchrömer mit der Sehn-
fucht nach der franzöfifchen Palette, ein Künftler,
der die menfchliche Form monumental geftalten
möchte, ohne doch auf die lockere und reiche
Malerei zu verzichten. Diefes Streben fpridit
aus allen feinen Bildern, und es fpricht auch
daraus, daß es bisher fehr oft noch ein Streben
geblieben ift. Ich glaube, es wird das nicht
mehr lange bleiben, denn Begabung und Können
find außerordentlich, und die Stärke des Tem-
peraments wird die Syftematifierung, die theo-
retifche Lähmung fortfchaffen, die einftweilen
manchen der großen Figurenftücke noch an-
haften. Die kleineren Bilder, wie die Fahnen-
träger, dann die ohne weiteres eingänglichen
herrlichen Landfchaften und die Stilleben, von
denen namentlich das Gemüfeftilleben mit pracht-
vollem Temperament und meifterhaftem Hand-
werk gemalt ift, bezeugen, daß hier eine außer-
ordentliche Begabung auf dem Wege zur Meifter-

fchaft ift. * *

*

Schmidt-Rottluff, der im Salon GURLITT
neue Arbeiten zeigt, ift im Begriff, in der ein-
feitigen Verfolgung mißverftandenerStiltendenzen
fein Talent zu ruinieren. Er ift jeßt an drei
Stellen zu kontrollieren, in der Freien und der
Neuen Sezeffion und hier. Der Eindruck ift an
allen drei Stellen gleich bedenklich. Weinzheimer
ift gleichfalls nicht fehr erfreulich; feine großen
Kompofitionen find leer und dünn. Alexander
Kanoldt, der dritte der Äusgeftellten, hat ein
gutes Gefühl für das Gewicht und die Bewegung
von Baumaffen, aber feine Arbeiten find keine
Gemälde, fondern farbige Holzfchnitte oder Ärchi-
tekturfchaubilder. H. Fr.

DRESDEN Werke der franzö fi fchen Ma-
lerei des 19. Jahrhunderts werden mit der
Ausfteliung, die gegenwärtig alle Räume der
GALERIE ERNST ARNOLD füllt, nicht zum
erften Male in Dresden gezeigt; aber niemals
bisher war der Überblick über diefe wichtige
Erfcheinung in der Gefchichte der Kunft fo zu-
fammenfaffend und gefchloffen wie in diefer
Ausfteliung. Mit dem Befißer der Galerie, Herrn
Ludwig Gutbier, teilt fich in das Verdienft des
Zuftandekommens diefer Ausfteliung Herr Dr.
E. Waldmann, der Direktor der Kunftfamm-

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