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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 6.1914

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9. Heft
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Ausstellungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.26375#0366

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AUSSTELLUNGEN

lungen der Königl. Sekundogenitur und dem-
nächftige Nachfolger Paulis in Bremen.

Daß Dresden durch die Sammlungen W. v.
Seidliß, Rothermundt, Schmeil, Schmiß und
v. Dietel einen köftlich reichen Befiß an Werken
der franzöfifchen Malerei des 19. Jahrhunderts
aufweift, wiffen die Kunftfreunde von früheren
Ausftellungsgelegenheiten her; in diefer Aus-
fteliung zeigt nun auch Bremen, mit welchem
Intereffe es Werke der franzöfifchen Imprefpo-
niften gefammelt hat. Sind es bei den Dres-
dener Mäcenen vor allem Werke Courbets
(Sammlung Schmeil), Degas’ (Sammlung v. Seid-
liß), Monets, Piffarros und Renoirs (Sammlung
Rothermundt), Delacroix’ (Sammlung Schmiß),
die unfere Bewunderung erregen, fo dominieren
bei den Bremer Sammlern Wolde, Melchers,
Schütte und Leopold Biermann Arbeiten von
Cezanne, Corot, Courbet, Daumier, Delacroix
und Renoir.

Ohne die tätige Mithilfe aller diefer Freunde der
Kunft, zu denen u. a. auch noch die Herren Paul,
Bruno und Dr. Hugo Caffirer in Berlin mit Werken
von Cezanne und Manet getreten find, würde heute
eine Überficht über die franzöpfche Malerei des
19. Jahrhunderts von dem Umfange diefer Dresdner
kaum mehr möglich fein; was pch an Werken jener
Epoche heute noch auf dem Kunftmarkte be-
findet, ift nicht das Befte aus dem Schaffen der
Künftler, die im vorigen Jahrhundert in Frank-
reich der Kunft ihre Richtung gaben. Die Au-
fteilung umfaßt etwa 150 Werke, davon find
reichlich 100 Gemälde, der Reft Aquarelle und
Zeichnungen. In wundervollem Überblick ift
Paul Cezanne vertreten; zehn Gemälde und
neun Aquarelle, unter den erfteren der cha-
rakteriftifche „Waldweg“ aus der Sammlung
E. Bienert-Dresden, „Der Fuhrmann“ aus dem
Befiße Paul Caffirers-Berlin und das „Stilleben“
aus der Sammlung Dr. Hugo Caffirers, ferner
die bekannte „Fruchtfchale“, die prachtvollen
Arbeiten „Der Mord“ und „Der Maler“, unter
den Aquarellen der „Totenkopf“, das „Sißende
Mädchen“ und „Der Kaftanienbaum“ gewähren
einen charaktervollen Einblick in das Oeuvre
des Meifters. Von Camille Corot peht man
die „Frauenfigur auf phwarzem Grund“ aus der
Sammlung Schmiß-Blafewiß, weiter das „Kon-
zert“ aus dem Befiße des Konfuls Melchers in
Bremen und die „Landfchaft mit Fifcher“ aus
der Sammlung Meyer-v. Dietel-Dresden und
endlich die beiden Bildniffe „Die junge Griechin“
und „Frau aus den Albanerbergen“. Guftave
Courbet ift mit elf Arbeiten vertreten, von
denen fich vier im Befiße Hugo Schmeils-Dresden
bepnden, u. a. ein prachtvoll gemaltes „Wald-
inneres“ und ein „Frauenbildnis“. Audi drei

der berühmt fchönen Blumenftilleben Courbets
peht man in diefer Ausftellung. Ganz wunder-
voll repräfentiert wird auch die Kunft Honore
Daumiers. Wenn es noch notwendig wäre,
Daumier für Dresden als Maler zu entdecken:
die ausgepellten Gemälde diefes Meifters müßten
diefe Wirkung üben; man peht u. a. das pracht-
volle Bild „Le Waggon troisieme classe“ aus
der Sammlung Rothermundt-Blafewiß, die mo-
numentale „Rückkehr vom Markt“ aus dem Be-
fiße des Herrn O. Schmiß-Blafewiß und „Die
Serenade“ aus der Sammlung Leopold Biermann
in Bremen. Für den Karikaturiften Daumier be-
zeichnend ift das Aquarell „Die Neugierigen“
aus der Sammlung F. Lahmann-Weißer Hirfch.
Die von Edgar Degas ausgeftellten Werke, fünf
an der Zahl, gehören bis auf eines alle der
köftlidien Sammlung des Vortragenden Rates
bei der Generaldirektion der Königl. Samm-
lungen, Geh. Rats Dr. v. Seidliß-Blafewiß an;
unter ihnen bepndet fich das zeidinerifch fo feine
„Mädchen im Tub“ und die prachtvolle „Lydia“;
die Sammlung Rothermundt-Blafewiß hat eines
der berühmten Tänzerinnenbilder des Meißers
beigefteuert. Bei Eugene Delacroix ift es
wieder vor allem die Sammlung 0. Schmiß in
Blafewiß, die dem Betrachter ein Feft für die
Augen bereitet. Man peht aus ihr die grandiofe
Schilderung „Simfon und Dalila“, ferner das
Bild „La Grece expirant sur les ruines de
Missolonghi“ und endlich die prachtvoll gemalte
„Braut von Äbydos“. Die Sammlung Leopold
Biermann in Bremen hat das Gemälde „Der Tod
des Sardanapol“, die Sammlung Wolde in Bremen
eine „Löwenjagd“ beigefteuert. Theodore Gö-
ricault, der Pionier für die franzöpfche Kunft
des 19. Jahrhunderts, tritt in der Ausftellung
mit drei Werken, darunter dem prachtvollen
„Gardetrompeter“ aus der Sammlung O. Schmiß-
Blafewiß auf; Edouard Manet ift mit 13,
Claude Monet mit 7, Camille Piffarro mit 12,
Augu ft e Renoir mit 11 und Alf red Sisley mit
7 Arbeiten vertreten. Hierzu kommen bei Manet
und Piffarro noch je 4 Zeichnungen bzw. Aqua-
relle. Von den gezeigten Arbeiten Manets pnd
hervorzuheben ein „Selbftbildnis in ganzer Fi-
gur“, ein „Junge mit Hund“ aus der Sammlung
G. F. Reber in Barmen, die bekannte „Modiftin“
aus dem Bepße des Herrn 0. Schmiß in Blafe-
wiß, das prachtvolle Landfchaftsftück „Die Seine
bei Ärgenteuil“ aus der Sammlung Theodor
Behrens in Hamburg, das bekannte „Melonen-
ftilleben“ aus dem Bepße Max Liebermanns in
Berlin und weiter das Bildnis des Kritikers Al-
bert Wolff, das große Gemälde „Die Bar in den
Folies Bergeres“ und das Bildnis der Eva Gon-
zales. Für das Schaffen Monets pnd bezeichnend

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