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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 6.1914

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9. Heft
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Ausstellungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.26375#0369

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AUSSTELLUNGEN

zurückgekehrt ift, verfolgen, ln feinem Schaffen
fpiegeln fich faft alle bedeutfamen Erfcheinungen
und Probleme der heutigen Malerei wieder; es
wird die fchwere Aufgabe diefes Künftlers fein,
alle in ihm felber widerftreitenden Elemente zu
einem Ganzen anfchaulich zu verbinden. Viel
reifer mußten da die freilich unter pch recht
verfchiedenen Werke von Hildenbrand (Pforz-
heim) und Hellwag erfcheinen. Hildenbrand
hat [ich in feinen ausdrucksftarken Figurenbildern
und den ftimmungsreichen Landfchaften im An-
fchluß an die großen Franzofen einen lebendigen
malerifchen Stil angeeignet, der bei der Kühn-
heit des Vortrags und der fchimmernden Pracht
der Farbe durchaus noch felbftändig ift. Wäh-
rend er inhaltlich an die Grenze des Transzen-
dentalen gelangt, geht Hellwag bei feiner eben-
falls kosmifchen Kunft von der realen Welt aus,
und der ehemalige Landfehafter malt heute das
Leben und Treiben der Gefellfchaft innerhalb
eines entfprechenden Milieus; doch gibt er nur
auf rein abftrakte Weife und unter ftarker Ver-
einfachung der linearen und farbigen Mittel das
we|entliche Geficht diefer Welt wieder. Qua-
litätvolle graphifche Leiftungen brachte der
Karlsruher Verein für Originalradierung
in feiner Sonderausftellung zur Schau. Erwäh-
nenswert ift die Ausftellung eines noch den Geift
der Romantik voll atmenden Gemäldes „Boc-
caccios Dekamerone“ von Franz X. Winter-
halter. Diefes Bild, das 1830 entftanden ift
und damals den Ruhm diefes Malers der großen
Welt begründete, hat nunmehr nach langen,
weiten Wanderfahrten die Heimat wieder-
gefunden. ln diefen Tagen ift es bereits für die
Großh. Kunfthalle angekauft worden.

* *

*

Am 16. April wurde in Karlsruhe die GA-
LERIE MOOS (Kaiferftraße) eröffnet, die nun
neben dem Kunftverein eine zweite offizielle
Ausftellungsmöglichkeit bietet. Das künftlerifche
Leben in der badifchen Refidenz hat hierdurch
eine nicht unbedeutende Bereicherung erfahren.
Die neue Galerie will in monatlich aufeinander-
folgenden Sonderausftellungen dem Publikum
einen Überblick über die gegenwärtigen künft-
lerifchen Strömungen des In- und Auslandes
geben. Die erfte Sonderkollektion bildete natur-
gemäß die Karlsruher Künftlerfchaft mit Thoma,
Dill, Hell wag und Haueifen an der Spiße; der
Leßtgenannte fchneidet mit Egler und Sprung
im ganzen Kreife wohl am beften ab. Die Gra-
phik insbefondere ift hier gut vertreten durch
Zabotin, Kupferfchmid, Egler, Dörr, Sigrift u. a. m.
ln Bälde füllen Sonderausftellungen von Werken
Haueifens, Hellwags und vor allem fchweize-
rifcher Künftler folgen. Gehrig.

LEIDEN Im VOLKSHAUS ift eine intereffante
Kollektion von illuftrierten Bibeln ausgeftellt.
Neben guten Reproduktionen einer Anzahl merk-
würdiger Bibelhandfchriften des Mittelalters, be-
ginnend mit dem Genefis-Fragment zu Wien
aus dem 5. Jahrhundert, liegen alte gedruckte
Bibeln mit Holzfchnitten und Kupferftichen aus.
Man kann daran die Entwicklung der Bibel-
illuftration verfolgen. Während die älteften Hand-
fchriften noch mit Zeichnungen nach der Antike
geziert waren, machte fich bald der bgzantinifche
Einfluß, fpäter der der irländifchenMönche geltend
und im Mittelalter geht die ftreng ftilifierte Zeich-
nung mehr in realiftifche Formen über.

Die Biblia pauperum, von der auch mandi
fdiöne Handfchrift befteht, ift die erfte gedruckte
Illuftrationsbibel, Text und Abbildungen find
beide in Holz gefchnitten. Aber fchon kurz
nach der Erfindung und allgemeinen Anwendung
der Buchdrudcerkunft wurden auch in den mit
lofen Schriften gedruckten Bibeln Abbildungen
im Holzfchnitt angebracht. Zu den bedeutendften
diefer Art gehören die fehr reich illuftrierte
Kölner Bibel von Quentel (1479) und die Lü-
becker von 1494. Im 16. Jahrhundert beeinflußen
Dürer, Holbein, Beham und andere Deutfche
neben Lucas van Legden und Maerten van
Heemskerck die Illuftrationen der niederländi-
fchen, franzöfifchen und italienifchen Bibeln
mit Holzfchnitten. Diefe Schnitte wurden zum
Teil noch bis ins 19. Jahrhundert benußt. Im
16. Jahrhundert beginnt auch der Kupferftich
zur Bibelilluftration verwandt zu werden. Als
Beifpiele find Lutherbibeln, die kleine Bibel von
Dankerts vom Jahre 1689, die Großfolio-Platten-
bibel von Fred, de Wit und Ottens, die ver-
fchiedenen Exemplare von Mortier, von Luiken
und anderen mehr ausgeftellt. R. B.

LONDON DIE FRÜHJAHRSAUSSTELLUNG
DER INTERNATIONAL SOCIETY OF SCULP-
TORS, PAINTERS AND GRAVERS IN DER
GROSVENOR GALLERY (51 A, New Bond Street)
ift faft noch weniger „international“, als die leßten
Darbietungen diefer Gefellfchaft gewefen waren.
Von nichtbritifchen Künftlern find allein vertreten
Olga de Boznanska, G. H. Breitner (mit zwei
foliden Architekturftücken), Simon Bu|Jy, Dau-
mier (mit einem geliehenen, fehr intereffanten
„Don Quichote“), F. C. Friefeke, der in England
fchaffende W. G. von Glehn, Käthe Kollwiß (mit
drei wuchtigen Radierungen), A. Ludovici, A.
Mancini (mit zwei feiner Hauptwerke „Eva“ und
„St. Johannes“), Claude Monet, Rodin (mit zwei
geliehenen Werken, der fchweren Bronzeftatue
„Eva“, die unter der Laft der begangenen Sünde
daherwankt, und „Les Benediction“), Profeffor

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