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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 6.1914

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10. Heft
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Schwedeler-Meyer, Ernst: Die Liechtenstein-Erinnerungs-Ausstellung in Troppau
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https://doi.org/10.11588/diglit.26375#0388

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DIE LIECHTENSTEIN-ERINNERUNGSAUSSTELLUNG IN TROPPAU

großen Lichthofe im Mufeum, deffen
Mitte eine Vitrine mit auserlefenen Stücken
aus dem reichen kunftgewerblichen Befits
des Fürften einnimmt. Goldfchmiede-
arbeiten, Bronzen, Majoliken, wohlbe-
kannte Werke für den Befucher der
Wiener Galerie, geben eine Probe von
der Auswahl und dem Gefchmack des
Befitjers. Befonders intereffant für den
Hiftoriker und Numismatiker ift die Sie-
gel-, Münzen- und Urkundenfammlung.
In lefeterer war die Urkunde ausgeftellt,
durch welche an Karl von Liechtenftein
am 4. Januar 1614 vom Kaifer Matthias
das Fürftentum Troppau verliehen wurde,
wenige Wochen fpäter, im April, mußte
er dem geldbedürftigen Kaifer 150000
rheinifche Gulden vorftrecken. Die vom
Kaifer ausgeftellte Quittung ift ebenfalls
noch im Hausarchiv vorhanden und wohl
ein Beweis dafür, daß die Summe nicht
zurückgezahlt wurde. Übrigens koftete
es Zeit und Mühe, ehe Fürft Karl tat-
fachlich in den Befitj des Fürftentums
kam. Die mit Böhmen eng verbündeten
Troppauer Stände erhoben einen hart-
näckigen Widerftand gegen die Ver-
leihung und erft die Schlacht am weißen
Berge entfchied zugunften des Fürften.
Unter den Ähnenbildern, die in großer
Zahl im erften Stock des Mufeums ver-
einigt find, ift diefer Fürft mehrmals
vertreten, mit Recht gilt er als Begründer
der Macht des Haufes, ihm wurde der
Fürftentitel verliehen und ausgedehnte
Bedungen gingen in feinen Befitj über.
Evangelifch geboren und in der Schule
Abb.2. Fürft Hartmann, 1612-1686. Um 1630 der mährifdien Brüder erzogen, trat er

mit 30 Jahren zum Katholizismus über und
wurde bald Führer und Haupt der katholifchen Partei. Auch feine Gattin Anna Maria
Schembera von Boscovilj, die reichen Befitj dem Haufe zubrachte, war urfprünglich
evangelifch gewefen und trat erft mit ihrer Heirat zum Katholizismus über. Aus ihrer
Mädchenzeit ift ein Porträt (Abb. 1) vorhanden, das namentlich koftümlich fehr intereffant
und vielleicht um 1595 entftanden ift. Die Ausftellung ift überhaupt reich an Bildern,
die Angehörige des fürftlichen Haufes im jugendlichen Alter zeigen, fo den Fürften Karl
Eufebius (1611—1684), den Erben des Fürften Karl, und den Fürften Hartmann (1613
bis 1686), feinen Neffen (Abb. 2). Karl Eufebius ift jener Fürft, von dem die berühmte

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