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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 6.1914

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10. Heft
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Ausstellungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.26375#0409

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AUSSTELLUNGEN

des Künftlers“ aus, die feine zahlreichen Vor-
züge, aber auch Schwächen aufweift. Zu „hübfch“
find diefe wartenden Damen in ihren Zügen
und ihrer Kleidung, als kämen fie, um fich von
einem fafhionablen Maler abkonterfeien zu laffen.
Der kühn geftaltete Raum fteht dazu im Wider-
fpruch. An „Bildern des Jahres“ gebricht es
nicht. Das Publikum fucht fie, und fo werden
fie geliefert, um für einige Wochen Konverfa-
tionsftoff zu liefern und die Stelle von Charaden
einzunehmen. Die Aquarelle und Schwarz-weiß-
Abteilungen find recht fchwach, auch die der
Bildhauerwerke. Im Architekturkabinett inter-
effieren vor allem die Skizzen zu den Regie-
rungsgebäuden des neu zu errichtenden Regie-
rungsviertels bei Dehli. Man kann aus ihnen
nur einen ganz allgemeinen Eindruck gewinnen,
und der ift, daß hier ein wohl vergeblicher Ver-
fuch gemacht werden foll, „Weft und Oft fich
treffen“ zu laffen, was nach dem Äusfpruch von
Kennern ja unmöglich fein foll, wenigftens fo-
lange der Weft mit der Miene des Befferwiffers
und Kulturträgers auftritt. Auf Renaiffance-
formen, die, wie es heißt, mit indifchen Details
noch „ausgefchmüdct“ werden follen, hat man
orientalifche Kuppeln gefeßt, in denen der genius
loci offenbar wohnen foll. Daß die neueften
Richtungen von diefer Ausftellung ftrengftens
ausgefchloffen find, braucht kaum erwähnt zu

werden. * *

*

Bei COLNAGH1 & OBACH in der New Bond
Street findet eine Ausftellung von Radierungen
und Lithographien A. Leg ros ftatt, die aus den
Schaßen der Sammlung des verftorbenen Mr.
T. G. Arthur zufammengeftellt ift und vor allem
auch frühe Werke des Meifters aus feiner vor-
englifchen Zeit enthält. Die 66 hier verfammelten
Blätter geben ein volles Bild der Legrosfchen
Kunft. F.

MOSKAU Im Oktober wird hier wieder eine
Ausftelllung altruffifcher Ikonenmalerei
ftattfinden, welche gemeinfchaftlich von der Re-
daktion der Zeitfchrift „Sophia“ und der „Ge-
fellfchaft der Freunde des Rumjanßew-Mufeums“
arrangiert wird. Exponiert follen nur folche
Werke werden, die auf der anologen vorjähri-
gen Ausftellung nicht figuriert haben. Die Her-
ftellung eines ausführlichen illuftrierten Katalogs
ift in Ausficht genommen. P. E.

MÜNCHEN Bei CASPARI find in rafcher
Folge gute Überfichten über die leßten Werke
von Schwalbach und zuleßt über Kalckreuth
gefolgt. Was im folgenden über die Kollektiv-
ausftellung von Kuehl zu fagen ift, das gilt auch

fchon hier. Die Kalckreuthausftellung intereffiert
am meiften den, der den Künftler fchon kennt;
eine wichtige Ergänzung zu Gefamtfchaffen bringt
fie infofern, als mit Abficht vor allem Land-
fchaften zufammengeftellt find, die neue Nuancen
im Schaffen des Künftlers zeugen. Namentlich
einige ftillebenartig aufgefaßte, idyllifche Themen
in zarten Farben wirken neben den viel härteren
Porträts überrafchend.

* *

*

Im KUNSTHAUS BRAKL ift eine intereffante
Kollektivausftellung von Arbeiten Leopold
Durms zu fehen. Das Schaffen Durms berührt
fehr fympathifch. Man kann ihn, wie es im
Vorwort zum Ausftellungskatalog gefchieht, in
gewiffer Beziehung mit Hodler vergleichen, da
auch er vor allem nach einer neuen Monumental-
malerei ftrebt, die aufgebaut ift auf einer ge-
nauen Einficht in die Bedingungen der rhythmi-
fchen, dekorativen Flächendekoration. Der Ver-
gleich mit Hodler ift aber andrerfeits urgünftig;
denn Durm ift durchaus ein lyrifches Talent.
Am beftcn witken unter den ausgeftellten Werken
Themen wie die Badenden, nachte Frauenkörper
in einer linear angeglichenen Landfchaft, die
Körper rhythmifch bewegt, in zarten, ftillen Far-
ben, daneben einige ruhige Porträts, während
die große Studie zu einem Monumentalwerk
„Die Morgenröte“ nur kraftmeierifch verzerrt
erfcheint. Der Anfchluß an die kraftvollen Werke
Hodlers wirkt hier ungünftig.

* *

*

GALERIE HEINEMANN. Eine Ausftellung von
Plaftiken in einem Saale von nicht allzu großen
Dimenfionen hat immer Schwierigkeiten; man
wird pich auf wenige, beftimmte Arten feftlegen
müffen und dabei ift ftets eine gewiffe Mono-
tonität zu befürchten, die das Äuge ermüdet.
Außerdem verlangt die gute Freiplaftik noch
mehr als ein gutes Gemälde eine gewiffe Ifo-
lierung, eine Art Ellenbogenfreiheit in einem
beftimmten Milieu, um zur vollen Wirkung zu
gelangen. In der Ausftellung Münchener
Originalplaftik bei Heinemann ift man über
diefe Schwierigkeiten nicht ganz hinweggekom-
men. Neben den Plaketten und der Kleinplaftik
herrfcht das Porträt in überwiegender Anzahl
vor. Die dekorative Plaftik mußte natürlich aus
äußeren Gründen fehlen, die figürliche auf das
Paffende befchränkt bleiben. Troßdem geben
die ausgeftellten Werke immer noch einen guten
Überblick über den gegenwärtigen Stand Mün-
chener Plaftik. Man kann die Werke ohne Zwang
in zwei größere Gruppen trennen. Die eine
Gruppe, und diefe umfaßt die beften Arbeiten,
fteht unter dem überwiegenden Einfluffe Ä. Hilde-

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