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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 6.1914

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11. Heft
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Freyer, Gerschom Kurt: Die kunstgewerbliche Sammlung des städtischen Museums zu Halle a. S.
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https://doi.org/10.11588/diglit.26375#0441

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DIE KUNSTGEWERBLICHE SAMMLUNG DES STADT. MUSEUMS ZU HALLE a.S.

und -Ranken. Neben der hallifchen Befchau [teilt der Meifterftempel P. R. des Peter
Rockenthin (Halle, 1619- 1662). Auf dem Rande des Deckels deutet eine Initialen-
reihe auf die ehemalige Befitjerin hin, Anna Maria Herzogin zu Sachfen geb. Herzogin
zu Mecklenburg, die im Jahre 1647 den in Halle refidierenden Adminiftrator des Erz-
bistums Magdeburg, Auguft von Sachfen-Weißenfels, heiratete.

Perlmuttermedaillon mit Reliefbildnis eines Fürften. Von J. L. Meil,
1785 (Abb. 20). Die Perfönlichkeit des Fürften, der den Stern des weimarifchen Haus-
ordens vom weißen Falken trägt, hat [ich bis jetjt nicht feftftellen laffen. Ein ähnliches
Werk desfelben Künftlers, über den fonft nichts bekannt ift, befindet [ich im Kaifer-
Friedrich-Mufeum zu Berlin. Die bewegten Perlmutter-Reflexe des ziemlich hohen
Reliefs geben dem Werk den feinen Reiz des Rokoko.

* *

*

Den Abfchluß des Mufeums bildet ein geräumiges Turmgefchoß mit einer Sammlung
von Erzeugniffen der Südfeeinfeln. Es ift hier einmal der Verfuch gemacht worden,
diefe Dinge nicht nach ethnographifchen Gefichtspunkten aufzuftellen, [ondern [o, daß
ihre künftlerifchen Werte zur Anfchauung kommen: die feinfinnige Linienführung in
den Korbflechtereien, die lebhafte Form- und Farbenphantafie in den Waffen, Rudern
und Schmuckfachen, die groteske Ausdruckskraft in den Tanzmasken. Um die künft-
lerifche Bedeutung diefer Werke noch eindringlicher zu machen, ift dem Raum ein
geiftiger Mittelpunkt durch ein Gemälde von Emil Nolde gegeben, das folche exotifche
Holzfiguren darftellt. So wird hier zwifchen alter und moderner Kunft eine Verbindung
hergeftellt, die das Verftändnis beider zu fördern vermag, zugleich als ein Hinweis auf
das, was bei einem zukünftigen Mufeumsbau als Ideal zu betrachten ift: eine Ver-
einigung der beiden jetjt getrennten Sammlungen zu einer Einheit, in der der gemein-
fame Urfprung alter wie neuer Kunft in der künftlerifchen Geftaltungskraft zum Aus-
druck kommt.

Abb. 21. Dofenmalerei, 18. Jahrhundert

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