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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 6.1914

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12. Heft
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Berrer, Julius Wolfgang: Das neue hessische Landesmuseum zu Kassel
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https://doi.org/10.11588/diglit.26375#0471

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DAS NEUE HESSISCHE LÄNDESMUSEUM ZU KASSEL

Außerdem gelang es, Seine Majeftät
den Kaifer zu veranlaßen, eine Reihe
der koftbarften Stücke aus den Samm-
lungen der Löwenburg in Wilhelms-
höhe dem Mufeum allergnädigft leih-
weife zu überlaßen.

Der Bau, den der Staat unter
Beihilfe des Bezirksverbandes und
der Stadt Kaffel und mit Zuwen-
dungen von Privaten ausführte, ward
Theodor Fifcher übertragen. Das alte
Mufeum wurde der Landesbibliothek,
die fich bisher im oberen Gefchoß
befand, überwiefen.

Obgleich bei der Neuorganifation,
dem Programm moderner Mufeums-
geftaltung zufolge, vorhandene Stücke
mit neuerworbenen zu Gruppen zu-
fammengefchloffen wurden, obgleich
dem Mufeum als heffifchem Landes-
mufeum Rechnung getragen werden
mußte durch Einfügung ganz neuer
Sammlungsgruppen, fo wird doch
immer der Charakter der Entftehungs-
zeit der Sammlung erkenntlich blei-
ben, und das gerade gibt ihr den
großen Reiz der Individualität.

Diefer Individualität verftand auch
der Architekt Ausdruck zu geben.

Was die Raumeinteilung betrifft,
fo wurde den Antiken eine Bafilika Gefäß aus Bergkriftall mit emaillierter Faßung.
mit hochgewölbten Gurtbogen und 17. Jahrhundert

feitlichen Nifchen errichtet: das Herz

des Baues, von einem breiten Veftibül aus zugänglich, verbunden einerfeits mit dem
Saal, der die antike Kleinkunft birgt und von dem darüberliegenden „Saal der
Gläfer“ nur durch eine Pfeilerreihe getrennt, andererfeits durch eine monumentale
Maueröffnung Einblick in das Treppenhaus gewährend und in den um einige Stufen
höher liegenden „Ehrenfaal“. Diefer an zweiter Stelle ausgezeichnete Raum enthält
die Büfte des Stifters u. a. fowie die heffifchen Fahnen und Standarten, Waffen und
Uniformen bis zur weftfälifchen Zeit. Von hier aus gelangt man im Rundgang zu
den koftbaren Reften der landgräflichen Schatzkammer und in den Raum für mittel-
alterliche Kunftwerke, in dem unter anderem die berühmte Ziegenhainer Kanne Auf-
hellung fand.

Einem kleinen Raum mit dem Bett des Landgrafen Moriß fchließen fich chrono-
logifch geordnet die Räume mit Renaiffancemöbeln und gleichzeitiger Kleinkunft, mit
Barockmöbeln und den reichen Sammlungen gefchnittener Halbedelfteine, fowie Elfen-
bein- und Bernfteinfchnißereien diefer Zeit an. Darauf folgt der obenerwähnte „Saal

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