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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 6.1914

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15. Heft
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Lüthgen, Eugen: Neuerwerbungen des Kunstgewerbe-Museums der Stadt Köln
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https://doi.org/10.11588/diglit.26375#0555

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NEUERWERBUNGEN DES KUNSTGEWERBE-MUSEUMS DER STADT KÖLN

Äbb. 3. Gotifches Reliquienkreuz aus Heimbach

Köln, Kiinftgewerbe-Muleum

gefaßt, das mit einem einfachen Strichmufter geziert ift (Äbb. 1). Auf der vorderen
Elfenbeinplatte ift in ftark bewegter, lebendiger Auffaffung ein nackter, eine Axt
[chwingender Mann in einer Wellenranke dargeftellt. ln der Formenfprache wie der
Metallbehandlung zeigt fich eine gewiffe Verwandtfchaft mit den Arbeiten der Kölner
Werkftatt von St. Pantaleon, wenn die Auffaffung im ganzen auch gröber, weniger
abgeklärt ift. Dennoch fcheint eine [tilbeftimmende Abhängigkeit von der künft-
lerifch führenden Pantaleon-Werkftatt vorzuliegen. Das Käftchen ftammt aus der
Gegend von Bonn, ein weiterer Grund zur Bekräftigung der Kölner Herkunft. Ein be-
fonders wertvolles Stück ift eine Emailplatte des Darmftädter Kuppelreliquiars der
Pantaleon-Werkftatt1. Das Kuppelreliquiar im Darmftädter Landesmufeum ftammt
aus der alten Sammlung Hübfch in Köln. Die zwölf Emailplatten des Reliquiars
mit Prophetendarftellungen find nicht mehr alle erhalten. Sieben davon find in Darm-
ftadt, eine in London und die nunmehr aufgefundene mit dem Propheten Nahum in
Köln. Form- und Farbgeftaltung der Platte ift äußerft reich. Der Prophet, in kurzem,
gegürteten Rock fteht auf einem Hügel, die Linke ausgeftreckt, in der Rechten eine
Schriftrolle mit den Worten: Reddidit Deus superbiam Jacob sicut superbiam Israel.
Das Gewand ift von feinftrahligen Falten in vollen dunkeln Tönen überfät, wie pe für
die Kölner Art kennzeichnend find. Der Grund der Platte ift mit auffteigenden Ranken
überfponnen, deren Ableitung aus dem griechifchen Ornament des laufenden Hundes

1 Falke und Frauenberger, „Deutfche Sdimelzarbeiten des Mittelalters“, Tafel 35.

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