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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 6.1914

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16. Heft
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Zoege von Manteuffel, Kurt: Eine Fayencefabrik des 18. Jahrhunderts in Reval
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https://doi.org/10.11588/diglit.26375#0593

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EINE FAYENCEFABRIK DES 18. JAHRHUNDERTS IN REVAL

Es hat fich in dem
fehr reichhaltigen und
wohlgeordneten Reva-
ler Stadtarchiv keineUr-
kunde gefunden, die
auf eine vom Rat be-
willigte Subvention zu
fchließen erlaubte. Als
ungefähres Gründungs-
datum der Fickfchen
Fabrik nennt die Fa-
milientradition das Jahr
1780. Und zu diefem
Datum paßt auch, was
wir aus dem Leben des
Gründers wiffen. Wie
wir fahen, wurde er
1775felbftändig. Einige
Jahre danach mag er
imftande gewefen fein,
die Fabrik einzurichten.

Wie lange dieFayence-
fabrik beftanden hat, ift nicht genau zu ermitteln. Als ficher ift anzunehmen, daß fie
fpäteftens bei Ficks Tode einging. Denn feine noch jungen Söhne waren wohl kaum
imftande, pe fortzuführen. Es fpricht aber manches dafür, daß der Betrieb nodi früher
eingekeilt wurde. Nach der Tradition befanden pch die Fabrikgebäude auf einem
Grundftuck am Fuß des Antonisbergs (in der Domvorftadt, im Weften der Altftadt)
Fick befaß tatfächlich in diefer Gegend ein großes Grundßück, wie aus einer gelegent-
lichen Eintragung in den Revaler Steuerlißen* 1 und aus mehreren Anzeigen in den
„Revalifchen Wöchentlichen Nachrichten“ (vom 11. Auguft 1785, 17. Juli 1788 und
19. November 1789) hervorgeht. Diefes Grundßück nun verpfändete er am 15. Mai
1792 auf 99 Jahre an eine Frau von Steinheil, was einem Verkauf gleichkommt.2
Es ift aljo fehr wahrfcheinlich, daß damals fchon der Betrieb der Fabrik eingeftellt
worden war. Außer diefen wenigen Anhaltspunkten hat fich in den Revaler Archiven
nichts finden laßen, was über die Verhältniffe in der Fayencefabrik näheren Auffchluß
geben könnte. Der Grund dafür ift wohl darin zu fuchen, daß das Fabrikgrundftück
nicht zur ftädtifchen Jurisdiktion gehörte, fondern im Gebiete der Landesverwaltung

natürlich nicht fo zu vergehen, als wäre in der Fabrik auch Porzellan verfertigt worden. Der
Bindeftrich zwifchen den beiden Worten bewert, daß es fich um einen Begriff handelt. Bekannt-
lich vermifchen fich ja bei den Fayencefabrikanten des 18. Jahrhunderts die Bezeichnungen Fayence
und Porzellan fehr häufig.

1 Reval, Stadtarchiv Äa 102a, p. 133.

2 Pfandkontrakt vom 15. Mai 1792 zwifchen Carl Chriftian Fick und der Gemahlin des Flotten-
kapitäns und Ritters Baron Steinheil, geb. von Bistram. Im Beßfe des Herrn Staatsrats Man
R. Fick in Reval; Duplikat ebenda in der Grundbuch-Abteilung des Friedensrichterplenums. Das
Grundftück wurde feit feiner Erwerbung durch Frau von Steinheil „Louifenthal“ genannt (vql
Revalifche Wöchentliche Nachrichten vom 19. Juli 1792) und ift unter diefem Namen durch die
Grundbücher des 19. Jahrhunderts gegangen, fo daß fich feine Lage noch heute feftftellen läßt.

Der Cicerone. VI. Jalirg., Heft 16/17. 42

Abb. 2. Terrine (größter Durchmeffer 43,5 cm) und Schöffel (größter
Durchmeffer 47 cm). Auf der Schüffel Marke Nr. 2

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