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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 6.1914

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16. Heft
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Zoege von Manteuffel, Kurt: Eine Fayencefabrik des 18. Jahrhunderts in Reval
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https://doi.org/10.11588/diglit.26375#0594

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EINE FAYENCEFABRIK DES 18. JAHRHUNDERTS IN REVAL

lag. Die betreffenden
Archive find aber heute
unzugänglich. Über die
Arbeiter fagen einige
Fabrikmarken noch eini-
ges aus, die unter dem
Namen des Befißers die
der Maler Otto und
Paul zeigen. Da das
offenbar Familienna-
men find und als folche
ficher auf Perfonen
deutfchen Urfprungs
hinweifen, finden wir
hier die Beftätigung
der eingangs erwähnten
Angabe Jaennickes. Es
ift ferner von vornherein wahrfcheinlich, daß Fick, der felbft aus Stralfund ftammte und
in feiner Apotheke reichsdeutfche Gehilfen befchäftigte,1 auch für die Fabrik bereits
geübte Arbeiter aus Deutfchland oder Schweden wird haben kommen laffen. Wir
möchten fogar vermuten, daß der Maler Paul ein ehemaliger Arbeiter der Stralfunder
Manufaktur war. Im Jahre 1769 (oder 1770) Unterzeichnete nämlich dort ein Maler
H. G. Pauel eine Eingabe an die Direktion,2 und es ift nicht unmöglich, daß das der-
felbe Maler ift, der fpäter in Reval auftritt. Über den Abfafj der Ware war keine
Nachricht zu finden außer einer Familientradition, die befagt, daß zweimal Poften
Revaler Fayence nach St. Petersburg abgefandt wurden, um dort der Kaiferin Katha-
rina II. überreicht zu werden. Jedoch follen diefe Bemühungen erfolglos geblieben
fein, weil die Sendungen in zu fchlechtem Zuftande ankamen oder in Petersburg aus
Furcht vor einer der
Kaiferlichen Porzellan-
Manufaktur möglicher-
weife erwachfenden
Konkurrenz unterfchla-
gen wurden.3 Mit dem

1 Vgl. Einwohnerver-
zeidinis des Schmiedepfor-
ten-Quartiers von 1782;

Reval, Stadtarchiv BK 25
und BK 29.

2 Vgl.Stieda, Deutfche
Fayencefabriken des 18.

Jahrhunderts in „Deutfdie
Töpfer- und Zieglerzei-
tung“ 1902, p. 254. Aus
dem Zufammenhang geht
hervor, daß die Eingabe
1769 oder 1770 erfolgte.

3 Vgl. Stary Gody,
a. a. O.

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Äbb. 4. Fifdifchüßel (größter Durchmelfer 36,7 cm). Marke Nr. 7
 
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