Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 6.1914

DOI issue:
Heft 20/21
DOI article:
Bautier, Pierre: Das Porträt eines Medici von Suttermans in der Sammlung Oppenheim in Köln
DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.26375#0646

DWork-Logo
Overview
loading ...
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
PORTRÄT EINES MEDICI VON SUTTERMÄNS IN DER SAMMLUNG OPPENHEIM

ergeben [ich in der Aufmachung, die bei
dem Londoner Bild weniger genau ift, wo
man außerdem in der Ecke rechts vom Be-
fchauer einen auf die Erde gefegten Helm
bemerkt. Das vorgefchlagene Entftehungs-
datum entfpricht dem Koftüm und den an-
deren Einzelheiten, fo daß es einigermaßen
merkwürdig ift, daß die Ähnlichkeit bisher
keinem der Befucher der von Baron Oppen-
heim angefammelten Kunftfchäjje aufgefallen
ift. Denn der Dargeftellte hat durchaus den
Typ eines Medici aus dem 17. Jahrhundert:
Aufgefchwemmte Züge, eine plumpe Nafe,
matte Augen, fchwere Augenlider, gefchwun-
gene Lippen. Aber man darf dennoch wegen
der ftarken Ähnlichkeit mehrerer Söhne Co-
fimos II. hinfichtlich des hier Dargeftellten
fchwanken. Das authentifche Porträt des

Prinzen Franz in ganzer Figur von Sutter-
mans, in blauer Stahlrüftung, umgürtet von
einer feidenen Schärpe, mit einem Neger,
der ihm die Pickelhaube trägt, befindet fich
in der Serie der Medizäer-Bildniffe, die an
den Wänden der Villa Poggio a Caiano
in der Nähe von Florenz aufgehängt find.

Es war das am meiften bewunderte diefer
16 Porträts des „Monfu Giufto“ zur Zeit
ihrer Ausftellung im Palazzo Vecchio im

Frühjahr 1911. In der Moftra del Ritratto
figurierte auch das Bildnis des Mathias (1613
bis 1667) in Damaszener Rüftung, mit Stul-
penftiefeln, purpur- und goldverzierter Schärpe und einem federbufchgefdimückten
Hut, der mit eroberungsluftiger Miene das Profil dem dunklen Himmel zugewendet
hat.1 Mathias zog fich nach dem Dreißigjährigen Krieg und dem Feldzug gegen
Papft Urban VIII., fowie gegen die Barberini (1643) in das Gouvernement von Siena
zurück, wo er bis zu feinem Tode verblieb. — Der Prinz Gian Carlo (1611 — 1663)
fchloß fich ihm ebenfalls in der Kriegslaufbahn an, die er fpäter der Kardinalswürde

wegen aufgab; Suttermans begleitete ihn nach Rom, als er den Kardinalshut empfing.

(Unfer Meifter [teilte ihn mehrere Male als Prälaten dar. Sein Bild in der Pinakothek
von Lucca rivalifiert mit demjenigen des Kardinals Leopold [1617—1675], des Pro-
tektors von Galilei und Gründers der Akademie del Cimento, der leßten Ruhmestat
feines Haufes.) Eine Ähnlichkeit der Züge läßt fich zwifchen dem Porträt Holford
und dem jungen Gian Carlo in der düftren Soutane in Poggio a Caiano erkennen.
Aber diefe ikonographifche Unterfuchung, die im dritten Korridor der Ufßzien und

J. SUTTERMÄNS, Köln, Sammlung

Franz von Medici Oppenheim

1 Bei dem Antiquar Bardini in Florenz habe idi mehrere Kopien von Suttermans aus Poggio
a Caiano gefehen.

614
 
Annotationen