DOI Heft:
[Heft 23/24]
DOI Artikel:Schmidt, Paul Ferdinand: Die Ausstellung alter Meister aus Leipziger Privatbesitz im Kunstverein zu Leipzig: (15. November bis 15. Dezember 1914)
DOI Seite / Zitierlink: https://doi.org/10.11588/diglit.26375#0690
DIE AUSSTELLUNG ALTER MEISTER IM KUNSTVEREIN ZU LEIPZIG
ftellung (SIg. Platky) zeigt der Nachklang von Paolo Veronefe, Hagar und der Engel
von Bern. Strozzi (gleiche Slg.) den Übergang von den Manieriften zum Barock, mit
der felbftändigen Weife diefes Genuefen (Strozzi lebte 1581 —1644); das einzige groß-
figurige Bild unter den Italienern.
Daß man immer noch gute und bezeichnete Bilder von Nie. Pouffin erwerben kann,
beweift deffen Landfchaft mit hl. Familie der Sammlung Platky, ein Bild, das wohl in
die vierziger Jahre zu fe^en ift; abgefehen von leichten Manierismen wie den rofa
umränderten Augen, ruhevoll und bedeutfam, nachgedunkelt und mit herrlicher Land-
fchaft; freilich ohne eine Ahnung von dem für uns Heutigen durch feinen hohen Stil
und Lichtdarftellung bedeutfamen Pouffin.
Holländer. Hier finden fich die größten Schäße der Ausftellung, und es ift fchwer
an ihnen kurz vorbeizugehen. Da ihnen aber von anderer Seite (in den „Monatsheften“)
ausführlichere Befprechung zuteil werden wird, fo feien fie im wefentlichen nur aufgezählt.
Landfchaften: Jac. Ruysdael, Landfchaften, von denen eine fehr fraglich. A. van
de Velde, An der Flußmündung (Slg. Frau Geh. Rat Thieme): von wunderbarem Silber-
ton der Atmofphäre, in die Bäume und Tiere wie verloren hineinragen. Hobbema:
Landfchaft (gl. Slg.). Goyen: drei Landfchaften, am bedeutendften die der Sammlung
E. Herfurth. Wouvermans: Landfchaft mit einem Reiter, der fich wundervoll gegen die
Luft hebt. Dujardin: Italienifche Landfchaft (Slg. P. Meyer), fchönes äber nachgedunkeltes
Werk. Cuyp: Anficht von Dordrecht (Slg. Frau Thieme), ganz im grau-gelblichen Duft
feiner Spätzeit. C. Decker: Landfchaft, in der Art Ruysdaels (Slg. A. Schulz-Schwabe).
Dirk van der Berghen (?); Landfchaft mit Vieh (Slg. Zöllner). Ekels: Anficht aus Amfter-
dam (Slg. E. Plantier), guter Ausläufer der Schule Jan van der Hey des im 18. Jahrhundert.
Kircheninneres: ein fehr guter E. de Witte (Slg. Frl. Becker), von höchftem male-
rifchen Lichtzauber; ein Hendrik Vliet (Slg. Plantier), von dem auch eine, von Vermeer
beeinflußte, Mufizierende Gefellfchaft, ein feltenes Stück (Slg. Forberg).
Stilleben: Heda, vortrefflich (Slg. Konful Schulz); A. v. Beyeren (Slg. Frau Thieme),
reich und dekorativ. Jan Vonck, Tote Vögel, von großer Genauigkeit (Slg. Herfurth);
ein feltenes Bücherftilleben monumentalen Gepräges, von Gillis de Bergh (Slg. J.Zöllner);
fpät und darum härter, doch von reifer farbiger Kultur: W. Nellius (Slg. Limburger
v. Hoffmann). — Von dem einzigen vertretenen Vlamen Jan Fyt nur ein fchwächeres,
dekoratives Stück. Deutfchland ift mit Martin Dichtl vertreten, deffen Stilleben durch
feine Schlichtheit von fern an den herrlichen Flegel erinnert.
Figurenbilder: Frans Hals, Der Mulatte (Slg. Frau Thieme), glänzend, auf Rot
und Gelb geftellt. Dirk Hals, Gefellfchaftsfzene (Slg. Konful Schulz), weift noch ziem-
lich ftark auf Brueghel zurück. Jan Steen: Luftige Gefellfchaft, die tolle Lebensluft nur
in drei Geftalten ausgedrückt (Slg. Brockhaus); Hagar und Ismael (Slg. Dr. Lilienfeld),
eine merkwürdig triviale Kompofition in fchöner ftiller Abendlandfchaft. J. M. Molenaer,
Fifchverkäufer (Slg. Brockhaus), großfiguriges Bild. P. Codde: Urteil des Midas, eine
der Übertragungen aus Rubens in die dicke Luft holländifcher Spießigkeit (Slg. Dr. Giefecke).
Mehrere der unvermeidlichen Teniers, eine (feltene) Darftellung im Tempel des H. Sanders
(Slg. Herfurt), eine Reihe von L. Bramer; dafür entfehädigt ein guter Oftade (Slg. Frau
Thieme), ein köftlicher Terborch, Bildnis einer alten Frau (gl. Slg.), eine der erlefenen
reichen Landfchaften von Brouwer (gl. Slg.) und ein wahres Kabinettftück von Metfu,
eine Köchin. P. de Hoochs Mufizierende Gefellfchaft (gl. Slg.) ift intereffant durch die
fehr hohe und weite klaffiziftifche Saalarchitektur. Jan Olis Gefellfchaftsfzene (Slg.
Brockhaus) ift am intereffanteften durch die (einzig vorhandene) volle Namensinfchrift.
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ftellung (SIg. Platky) zeigt der Nachklang von Paolo Veronefe, Hagar und der Engel
von Bern. Strozzi (gleiche Slg.) den Übergang von den Manieriften zum Barock, mit
der felbftändigen Weife diefes Genuefen (Strozzi lebte 1581 —1644); das einzige groß-
figurige Bild unter den Italienern.
Daß man immer noch gute und bezeichnete Bilder von Nie. Pouffin erwerben kann,
beweift deffen Landfchaft mit hl. Familie der Sammlung Platky, ein Bild, das wohl in
die vierziger Jahre zu fe^en ift; abgefehen von leichten Manierismen wie den rofa
umränderten Augen, ruhevoll und bedeutfam, nachgedunkelt und mit herrlicher Land-
fchaft; freilich ohne eine Ahnung von dem für uns Heutigen durch feinen hohen Stil
und Lichtdarftellung bedeutfamen Pouffin.
Holländer. Hier finden fich die größten Schäße der Ausftellung, und es ift fchwer
an ihnen kurz vorbeizugehen. Da ihnen aber von anderer Seite (in den „Monatsheften“)
ausführlichere Befprechung zuteil werden wird, fo feien fie im wefentlichen nur aufgezählt.
Landfchaften: Jac. Ruysdael, Landfchaften, von denen eine fehr fraglich. A. van
de Velde, An der Flußmündung (Slg. Frau Geh. Rat Thieme): von wunderbarem Silber-
ton der Atmofphäre, in die Bäume und Tiere wie verloren hineinragen. Hobbema:
Landfchaft (gl. Slg.). Goyen: drei Landfchaften, am bedeutendften die der Sammlung
E. Herfurth. Wouvermans: Landfchaft mit einem Reiter, der fich wundervoll gegen die
Luft hebt. Dujardin: Italienifche Landfchaft (Slg. P. Meyer), fchönes äber nachgedunkeltes
Werk. Cuyp: Anficht von Dordrecht (Slg. Frau Thieme), ganz im grau-gelblichen Duft
feiner Spätzeit. C. Decker: Landfchaft, in der Art Ruysdaels (Slg. A. Schulz-Schwabe).
Dirk van der Berghen (?); Landfchaft mit Vieh (Slg. Zöllner). Ekels: Anficht aus Amfter-
dam (Slg. E. Plantier), guter Ausläufer der Schule Jan van der Hey des im 18. Jahrhundert.
Kircheninneres: ein fehr guter E. de Witte (Slg. Frl. Becker), von höchftem male-
rifchen Lichtzauber; ein Hendrik Vliet (Slg. Plantier), von dem auch eine, von Vermeer
beeinflußte, Mufizierende Gefellfchaft, ein feltenes Stück (Slg. Forberg).
Stilleben: Heda, vortrefflich (Slg. Konful Schulz); A. v. Beyeren (Slg. Frau Thieme),
reich und dekorativ. Jan Vonck, Tote Vögel, von großer Genauigkeit (Slg. Herfurth);
ein feltenes Bücherftilleben monumentalen Gepräges, von Gillis de Bergh (Slg. J.Zöllner);
fpät und darum härter, doch von reifer farbiger Kultur: W. Nellius (Slg. Limburger
v. Hoffmann). — Von dem einzigen vertretenen Vlamen Jan Fyt nur ein fchwächeres,
dekoratives Stück. Deutfchland ift mit Martin Dichtl vertreten, deffen Stilleben durch
feine Schlichtheit von fern an den herrlichen Flegel erinnert.
Figurenbilder: Frans Hals, Der Mulatte (Slg. Frau Thieme), glänzend, auf Rot
und Gelb geftellt. Dirk Hals, Gefellfchaftsfzene (Slg. Konful Schulz), weift noch ziem-
lich ftark auf Brueghel zurück. Jan Steen: Luftige Gefellfchaft, die tolle Lebensluft nur
in drei Geftalten ausgedrückt (Slg. Brockhaus); Hagar und Ismael (Slg. Dr. Lilienfeld),
eine merkwürdig triviale Kompofition in fchöner ftiller Abendlandfchaft. J. M. Molenaer,
Fifchverkäufer (Slg. Brockhaus), großfiguriges Bild. P. Codde: Urteil des Midas, eine
der Übertragungen aus Rubens in die dicke Luft holländifcher Spießigkeit (Slg. Dr. Giefecke).
Mehrere der unvermeidlichen Teniers, eine (feltene) Darftellung im Tempel des H. Sanders
(Slg. Herfurt), eine Reihe von L. Bramer; dafür entfehädigt ein guter Oftade (Slg. Frau
Thieme), ein köftlicher Terborch, Bildnis einer alten Frau (gl. Slg.), eine der erlefenen
reichen Landfchaften von Brouwer (gl. Slg.) und ein wahres Kabinettftück von Metfu,
eine Köchin. P. de Hoochs Mufizierende Gefellfchaft (gl. Slg.) ift intereffant durch die
fehr hohe und weite klaffiziftifche Saalarchitektur. Jan Olis Gefellfchaftsfzene (Slg.
Brockhaus) ift am intereffanteften durch die (einzig vorhandene) volle Namensinfchrift.
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