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Heidelberger Journal (65): Heidelberger Journal — 1871

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Nr. 127-151 (1. Juni - 30. Juni 1871)
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https://doi.org/10.11588/diglit.25214#0549

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M 134.

SUwmunmttsprete fl. 1. 3 ft., in #eibet&ern
bur$ bie flt 1. 16 fr, öierteliägrig*

©mnftog, 10. $mi

l^etgen 3 fr, bie ^3etH$etle, bet ÄuSfunftö*
ertljeilung 4 fr.

1871.

_ Sur beit 3Jtcmat guni werben
Seßcßungcn auf baS geibci&ergcr Journal für
auswärts bei ben betreffenbeit Sopnßalten, unb
fr et ber ©epebition unb ben ©rägertt entgegen*
genommen. SrciS für gier mit ©ragerlogn 19 Ir.

©ie ©fpebition.

Seleatrapgifd&e 9la$tiä)tin.

^Berlin, 6. 3«ni. [RcicbStagSffgung. (Schluß.)
§ 49 wirb mit einem SImenbement grceben’S an*
genommen, wonach aufiatt ber SSIorte „Oft* unb
9torbfee" gejagt wirb: „©urepäipe ©ewäffer".
®ie §§ 50, 51 unb 52 Werben mit nnwefentlidjen
SRobifffationen, § 53 mit einem 3ufagamcnbement
angenommen, wonach «Steuerleuten unb Kapitänen
ber £>anfcelSßotte, welche als Offtjicre in bie Kriegs*
marine aufgenommen ftnb, bie gagrjeit üom ad)t*
jebnten 8et>cnSjal)re bis jum ©intritt in bie 95?a-
rtne jur Hälfte als penfionSfäbige ©fenßteft an*
gerechnet wirb. ©ie §§ 54-56 werben mit un-
bebeutenben Slcnberungen, bie §§ 57—69 ohne
©ebatte UUüeränbert angenommen, ßu § 70 be-
antragt Sonitt ßatt „Serwunbung üor bem geinbe"
ju fegen „nad)WeiSli<h burd) ben Krieg", unb flatt
„SerwunbungSjulagc" ju te5en „SenftonSjulage".
SRegierungScommiffär fßlög erflärt ftdö [RamenS ber
[Regierungen gegen legtereS SImenbement, inbem er
auSfübrt,' baß man bie Solbaten betreff« ber [$en*
jtonirung ben Offneren ntd)t glepfteßen fönne,
ba bie 8ei$teren erfabrungSmäßig im Kriege Weit
«ichr (Ehrgefühl walten liegen, als bie gemeinen
©olbaten. ©egenüber einer Stcufjerung Söehren*
Pfennig’« erflärt herauf KriegSminißet o. [Roott,
et beftnbe fid) in ber unangenehmen Sage, über
ein foebett ßattgefnnbeneS fOtifwerftönbif? fpreeben
ju muffen, ßüfnn er auch- gewünftht, baß ber [Re*
giernngScontmiffäv Slög einen anbern 2lu3brucf ge*
braucht batte, fo tonne bie nrntte ©batfat$e nicht
geleugnet werben, baß, wenn man ber gleichen 3ln-
sabl üon Solbaten bie gleiche Slnjagl üon Offneren
gegemtberßeßte, baS größere (g^rgpföhjl unbebingt
auf Seiten ber Offtgiere gefunben würbe, ©ieS
liege tarin, tag ber gemeine ÜRanit allgemein noch
«Pt fo gehoben fei, obwohl man beßrebt fei, ihn
bejuglid) ber Stlbung auf eine ^o^crc Stufe $u
bringen. Sei ber Slbßimmttng wirb § 70 mit ben
SlbänberungSanirägcn Sontti’S angenommen. ©ie

71 bi« 92 werben mit unwcfentlicben 2lb*
änberungen genehmigt, ©ie ©igiutg wirb hierauf
auf morgen üertagt.

— 7. 3uni. Sigung beS 9fcid)StagS. gort*
fegung ber jweiten Seratgung beS URilitärpenfionS*
©efegcS. Sei § 95 bemerft KrlegSmittißer ü. [Roon
auf eine Sleußerung £)oüerbccf’S, ber üorliegenbe
©ntwurf entjprcd)e im Slßgemeinen bem Scjcbluß
bt’S [Rorbbeutpen [Reid)StageS, wonach ber [RepS*
fanjler aufgeforbert würbe, ein allgemeines ©efeg
über bie allgemeine [Regelung ber 3nüalibenpenfto*
nett beS beutpen ^eereS »orjulegen. Son einer
Trennung ber grfcbenS* unb KriegSinüaltben fei
ntd)t bie [Rebe gewefen. § 95 wirb mobifteirt an*
genommen. Slbg. ü. Sonin beantragt hierauf als
britten ©geil beS ©efegeö fünf neue Satagrapben
Ijiujujufügett, wepe bie Scßtmmungen über bie
Serfolgung oon [Redßöanfprtpen unb bie Slufhebung
ber früheren Sefftmmungen enthalten- Sejügliih
ber erftereit Seftlmmungen bemerft ». [Roon, er
lonne barin feine Scrbefferung ftnben. (St fei
feincrfeitS jufrieben, wenn biefe Slngelegenheit bem
[Richter üherwiefen würbe, müffe aber aus 3wecf*
mägfgfeitSgrünben unb ftnangieffen [Rücfftchteit fid)
bagegeit erflären. ©r werbe feinen ganjen ©itiflug
aufbicten, bag ein fo gejtaltcteS ©efe^ nid)t ju
Staube fornme. ©ie neuen §§ 112—118 werben
hierauf mit geringen Sfenberungen angenommen unb
bemgemäg bie auSgefcisten §S 3, 17, 44, 104 unb
108 mobifteirt. — ©rfte Scratljung beS ©efehent*
Wurfs, betr. bie Seficdung eine« SnnbeS = Dber-
©erid)tShofS für @lfag=gothrfttgeu. SuttbeScommif*
fär gaff feitet bie ©ebatte ein, berfelbe betont, bag
bie @rrtd}tung eine« DberhanbclSgerptS als ober*
fier ©erichtshof für ©Ifag = Sothringen eigentlich
nichts weiter afS eine Serlegutig beS ©aptiouS*
hofeS üon SariS nad» Öeipüig fei. ©S wirb hierauf
bie jwette Serathung im Plenum befthlopn. ©ie
Si|ung wirb oertagt. Siachfie Sipng greitag.

— [Rad) ber „Srooinjiafcorrefponbenj“ wirb
ber [Reichstag oorauSftcbtltd) am 15. b. 3R. ge*
fWloffen werben. 2Me URttglfcber beS [Reichstags
werben noch ben ©ingugSfeierlfcbfeiten beiwohnen.
SDetnfelben Slntte gufolge treten bie ©ommunal*
Sanbtage am 20. ober 21. b. 5Dt. jufammen. ©ie»
fefben werben junädjfi bie SSahlen unb Sefdjlüp
über bie ©rtptnng öon ©eputationen für baS
$eimath6wefen, gemäg bem ©efejse über ben Unter*
gühungSwohnft^, oornehmen. ©eputationen foüen
in Königsberg, SRarienwerber, Serlin, Stettin,
Safen, SreSlau, SRerfeburg, SiRünpr, Köln, |)an»
nooer, SdfleSwtg, Kapl, SBieSbaben unb Sigma*
ringen ciugcfe^t werben.

— 8. 3uni ©er Kaifer »on [Rugtanb unb
ber ©rogfürft SlleriS ftnb ^cute Sormittag hiet

eingetroffen unb »om Kaifer am Sahnhofe em*
i pfangen worben.

©aS fß-terSburger Sonrnal beridjtet über bie
»orgefieru ftattgehabte feierliche Ueberreichuttg beS
DSmanie*DrbenS burdb ben türfifdjen Sotjchafter.
©er Kaifer antwortete auf bie Slttjpradw beS Sot*
I PafterS in f)ulbßolIen, t)erjlic&en SBorten. ©aS
^Journal fügt htfä11/ biefe Solennität conjlatlre bie
guten Sejicbungen, welche t)eute jwtpen [Rttglanb
unb ber ©ürfei befielen, ebenfo bie gegenteiligen
©eftthle, weldje beibe ©ouoeräne meinen.

SDarmfta&t, 8. 3unf. ©em Sernehmen nach
wirb S^ttS Subwfg am 13. b. SR. hier wieber
cintreffen unb am 14. fid) nad) Serlin begeben, um
an bem ©ruppenetnjuge theilguitehmen. ©er ©in*
jttg ber ^efftfe^en ©ioiftou in ©armpbt foU am
21. fiattpnben.

Stuttgart, 8. 3uni...©er König l)at ben 8anb*
tag auf SRittwoch ben 21. 3uni einberufen.

Sföien, 7. Suni. ©er [Reid)Srath h«t mit 77
gegen 67 Stimmen ben gegen baS SRinifiertum ge*
rid)teten Intrag, auf bie Serathung beS SubgetS
betmalcn ni^t etnäugehetr, abgelehnt.

Sürich, 7. Sunt. SaS S<hwurgeri<ht ^at in
bem Skc^eg, beireffenb bie ©rcep in ber „©onfjalle",
üon 41 2ltigeflagten 35 fdjidbig erflärt unb 6 frei*
gefprochett. ©er Straffpruch beS ©erptöhofeS er*
folgt noch hents-

— SDfc in fcent Srojeg wegen ber ©reeffe in
ber ©entfalle für fcf)ulbfg erfannten 35 Serfonen
würben üom ©erichtShofe ju 1 bis 10 SRonaten
©efängnig unb in 20 hiS 100 gr. ©elbfitafe üer*
urthcilt.

SerfaitteS, 7. 3uni. „Sourn. off." üctöffent*
licht bie ©rnetmung beS ©eneralS 8effo ju.nr Sot*
pafter in ©affelhe Slait üeröffentipt

eine ©epefdjc Siscontt Senofia’S üom 31. SRai an
©htifeul, ©iefeihe lautet: SllS id) 3h«n SSncf
erhielt, waren bereits üon bem SRinifier beS 3n-
item höchfi euergfpc Stifiructtonen ertheitt worben,
um ben gremben, welche ohne bie regelmägigen
[Papiere unb ohne ihre Sbentität genügenb auS*
wetfett ju fönnen, üon grattfreid) cintreffen würben,
ben©intritt in baS Königreid) }u »erbieten j glep*
jeitig waren SRagregeln getroffen, um bie gremben,
welche Staiien paffiren würben, ju überwachen,
©ie [ßoften an ber ©renje jinb üerfiärft unb üer*
mehrt worben, ©te franjöffPe [Regierung fann
barauf rechnen, bag bie ©onoention in Setreff ber
SluSlieferung üon Scrbredjern prompt gehanbgabt
werben wirb. 3^ peiffe nicht, bag man auf bie
SBeife wirb üerhinbern-fönnen, bag berartige Ser»

fi'icleiifdtaftlicltti

(gortfegung).

Sefct, wo er einen feffen ©nipiug hinfptlich
feiner ßnfunft gefagt hatte, würbe et ruhiger. ®r
fagte fp, bag alle äugereit ©lücfSüerljältntffe ge*
rtng feien gegen bie Sefrtebigung, welche bem ^>er-
Jen ju ©heil wirb, wenn eS mit bem ©egenffaitbe
»eretnt iff. Sfugerbem hegte er bie
,7 Hoffnung, bag eS ihm über für» ober lana

ceiÜ!ÖCn ^e*tbt,c' bie ®ftt,in iu fe<nen 2tnjid)ten unb
3been ju belehren, jie bem tpelofen, unßeten 2Ban»
berieben ju entwöhnen, ©ann wollte er feine fauf-
mänmPe Saniere wieber aufnehmen unb oewtfi
mugte bie ©attin eine behaglidje ©rifieni balb bem
planlojenUmherpweifen üorPhen. 3« liefern ®e”
banfeu fegte er ff<h jur [Ruhe unb plief !um er»
ffen 2Rale nach ben legten unruhigen [Rächten feft
nnb unbeläfligt burch bußere ©raumbilber.

©ennod) tratt er am nächßen SRorgen mit el*
wer gewiffeit Seflemmung in baS SlrbeitSiimmer
beS SvincipalS. ©iefer fag bereits, mit ber ©urd)*
fpt üon SSerthpapicren bepäftigt, an feinem ©a-
ltnberbftreau. ©em Suchhalter, ber mit bößpem
®r«ge eintrat, niefte er freunbli^ jn. „Sitte, neg»
»»en ©ie Slag, lieber Sßerner!" fagte er in feiner
gewohnten, gnnöthtpen SBeife, „WaS gaben Sie
Pon fo früg?«

„@S iß bicSmal eine perfönlfcbe Slngelegengeit
Welche mich 511 3hucn fügrt, ^)err 2Benblfng," nagm
ber junge Slffocte, welcher gerabe auf fein 3fel loS*
jugegen beploffeu gälte, baS iffiort. ,,3d) gäbe
bie 3lb|id)t, aus 3gecm ©efegäft auSjufcgeibett unb
WÜnPe brggalb, mi^ mit 3b«en auS einanber 5U
fegen. Sergältniffe, beren ©rörterung Sie mir
gütigß erlaffen wollen, zwingen mid) }U biefent
Schritt, ben p bitte, nicht ungünßfg beuten ju
woflen !"

©er Sanfier fugt haßfg üon feinen SnP^r£n
empor unb ßarrte beit Sucggalter groß an. „Sie
wollen auS bem ©epäft treten?“ fragte er in ei*
nem ©one, welcher 51t betroffen flang, als bag matt
ihn für ben SluSbrucf einer reinen Sewunbernng
hätte nehmen fönnen; „wollen unS üerlaffen ? Ser»
gältniffe halber £ SBaS fönnten baS für Sergältniffe
fein, mit benen Sic fogar gegenüber üon 3h«w
alten Srtnjipal, ber fid) 3huf« Ooch ffetS als greunb
gejeigt hat unb bager wogl Slnfprud) auf 3P Ser*
trauen gaben foßte, ginter bem Serge galten?"

So feß fid) auch S®«ncr öorgenommen gatte,
jebern ©inwanb beS alten |)crrn mit triftigen ©rün»
ben 5U begegnen, fühlte er fi^ boeg bereits burch
biefe einfache grage üollßänbig auS bem Sattel
gehoben. ®r fenfte baS 2tuge üor bem forfchenben
Siid beS SaniierS üerlcgen jur ©rbe, wägrenb baS
Slut igm tn’S ©efidjt fegog. „@S gefaßt mir nicht

länger fit ber [Refibenj," ßotterte er in ber erßen
Serwirrung, — „ich — P wiß mich üon [Reuem
auf [Reifen begehen . . . mir bie 3Belt ein SiS*
d)en aufeben • • • unb mid) bemnäcgß in meiner

Saterßabt nieberlaffen-"

„Keine StuSffücgte, lieber SBerner! feien Sie
offen gegen mich!" unterbrach it)n ber Svinjfpal
mit SSärme. „Sie ftnb im S^pim, wenn Sie
glauben, mich alten gmd)« fo ohne SBeitereS ^in*
ter’S 8id)t führen ju fönnen. ©eßegen Sit eS nur
ein. ©ie Sirtuofm im Senbler’fcgen Kaffeegaufe
gat 3hnen ben Kopf üerbregt unb nun wollen
Sie mit igr bttrehgegen. ^)abe ich [Recht?*
Söerner ßanb beßürjt, feines SBorteS mastig,
üor bemfenfgen, ber ign mit parfem Slicfe bup*
fegaut gatte. Slügfam rang er na^ etner paffen*
ben Slntwort.

,,©ie Sirtuofin im Senbler’fcben Kaffeegaufe?
nein, geehrter £err! . . . ©a finb Sie im
tgum!« ßotterte er 5 „an biefeS Siäbcgett benfe P
niegt!*

©er Sanfier madjte eine ahwegrenbe Sewegung
mit ber [Renten. •

„Serßeßen Sie fp npt länger, lieber ffier*
ner! eS Pmerjt mpbaS mehr, als ber große Ser*
luß, ben Sie mir burd) 3P 3tuöfd)efben äufügen,"
fagte er milb. „Slucg bin ich eS üon 3gnen nicht
gewohnt. 2B«s ich weiß, weiß ich- 3d) gäbe Sie
 
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