3ab« 1865 betr. 3)eS ObermebiclnaTratbS: bie
Stpotbeferlfcenj be« 3uEu$ gtanf oon Sonau*
efchingen betreffend
ftreiburg, 18. 3uli. 35er „gretb. 3." jufolge
iff an ©teile eines bei 7 Siftglicber, welche @e.
K. H- ber ©roßberjog ju bet beoorffebenben ©e*
neralfpnobe ernannt bat (beS am ©intritt in
biefelbe oerbfnberten ®eb. 9lath Hertmann oon
Heibelberg) nunmehr ein Siitglteb unferer |)ocb-
ffbuie, Srof. Sebagbel, jum Sittglleb bet ©pnobe
ernannt worben.
üRiilljaufcn, 17. 3uli. Heute finb nach ber
„9b. 3Jiülb. 3»" aud Söerlin ein SBacbtmeiffer unb
19 ©cbufsieute jur Serffärfuug ber biejtgen So -
lijei eingetroffen. 2lud) werben bie früheren fran*
jöfffchen Solijei=3lgenten in näcbffer ßeit mit ber
Uniform ber beutfehen ©chuljleute begleitet werben.
— Sfe Samen 3W»ljjanfenb legen bie Stauer*
ft eiber ab unb bie „91. Slült). ßettung" erflärt
baS in fatfaffifcber SEßeife mit ber berrfchenben
£<fce.
SreSben, 17. 3uti. Ser 3JlarfcbaEffab, wel*
eben geibmarffbafl Ktonprfnj 9libcrt beim «Siegel
etnjuge getragen, ifi ber Soffann ©obfeSfi’S ge*
wejen, aber nicht ifi berfelbe bem hieffgen 2lntifen*
mufeum entlehnt, wie einige Slätter irrig berichteten,
fonbern oom Katfer SBIlbelm in befonberer 2luf-
merffamfeit für ben neuen gclbmarfchaE oom
SBtener Hofe erbeten worben. Siefer einzige oon
©achfen verliehene 99iavfd)aHfiab befanb ftch in
2Bien unb Kaifer granjßofepb bat ibn gern bem
ihm hefreunbeten ©efcbwifferfinb auSgefolgt. —
S3on ben 30 eifernen Kreujen, welche ben Sefpjtger
ttnioerfftätSmitgliebern im KriegSjabre 1870—71
jugefaflen, haben 4 Srofefforen, 26 bie Stubenten*
ffbaft erbalten.
©trifft, 18. 3uli. Sei bem fommuniffifchen
Stufffanbe in Ißariö waren befanntlicb ancb oier
beutfcbe ©olbaten in 3>bil in SariS verhaftet,
würben aber fofort entlaßen. SlfferS bat ftch bie*
ferbalb in einem ItebcnSwürbigcn Sriefe an ©cne*
ral o. üDianteuffet entfchulbigt, wie benn überhaupt
bie frangoftfche Regierung bemüht ju fein fcbeinf,
ein gute« ©Inoernebmett mit Scutffhlanb aufrecht
ju erhalten. Sie SerpflegungSgelber werben bis
©nbe 3ult ohne fftucfffiht auf bie ©tätfe ber Df*
fupationSarme für 500,000 bejaht, erfi oom 1.
3luguft an foE pro Kopf bie Sej«blung erfolgen.
©erlitt, 18. 3ulf. 3n aller ©tiße vorbereitet,
ifi geffern ber aEgemeine ©trife ber hifftflcn
SJiaurer plöhlich jutn StuSbvudj gefomnten unb bie
Slrbeit auf ben meiften ber zahlreichen Sauten ein*
geffeßt worben. Siele Raufen jum SSheil ftarE
angetrunfener ©efeßen (fcbreibt man ber „©Iberf.
3tg.") burchjogen mit wüffem ®efd)rei bie ©tra-
fen unb attafirten btejenigen, welche ftch noch ber
Slrbeit beim Sau hingeben wollten, bis fte oor ber
berannahenben Snteroention ber ^Polizei jerffieben.
SaS Sublifum ifi in ber EJtißhtfligung biefeS Jüng*
jien Sorgehenö berSJaurer einfffmmig; bie Slrbeit*
geber aber foEen entffhloffen fein, tro£ ber bebeu*
tenben, eoentueU ihnen ober bem betheiligten 5)3ub-
lifum erwaihfenben Serlufie, bteßmal ni(J)t na^ju*
geben unb ben bereite bewilligten ©oncejflonen feine
neue hinjujufügen.
©egenwärtig bereifen bonapartifiif(be9!tgen*
ten oerfchiebcne ßänber, um bie ©timmungen ba-
felbfi fennen ju lernen unb wabrfdjeinltib weitere
SÖtapregeln oorjubereiten. Sind) hier waren natür*
lieb einzelne biefer ©pecieö unb tä ifi fogar oor*
gefommen, baff ber 3wecf ihrer Steife erfannt wor*
ben ifi. Sie SonaparteS ba^n übrigeite gro§e
Hoffnungen auf 5>iac üJiabon gefegt, ber aber nach
äBunfd) nicht operiren fonnte ober wollte. Sfbge*
banft haben bie Sonaparteb feinegtoegö, nur ifi
nicht abjufehen, wie bie ©omöbie beä tpiebibcite
wirffam für fie in ©eene 51t fefjen wäre.
— ©0 gewinnt ben Stnfchein ateobingranf*
rei<h hoch eine gewiffe Sefonnenheit jur ©eltung
fäme. Ser ^abwätag per Äriegöerflärung
gibt Siancbem ju benfen. Sa8 „Journal be8 Se*
bäte“ f^reibt: „©efiern war ber Sahreötag ber
tollen Äriegöerfiärung, welche ba$ ßaiferrei^ ju
Soben warf unb granfreicb einem geinbe, ber fein
©rbarmen unb feine ©rofitnutb fennt, auöliefern
foüte. ©ine grojje 3ahl auswärtiger Slätter bat
auS Slntafj biefeS büfiern Satunte oom 15. 3uli
einen 9tücfblicE auf baS oerßojfene 3ahr geworfen,
©ln folcher Stücfblicf barf unS ftcberlitb fein ®e*
fühl beb Ho*muthS eingeben, ©eiten ifi eine9lte-
berlage fo oottfommen gewefen, wie bie, welche wir
erlitten haben. Siefe bemütbigenbe Söahrheit bür»
fen wir utte nicht unter grojjen fJiebenSarten unb
eitlen abgefdimablten Stahlereten oerbüllen. Sein,
wir müffen fie im ®egcntheil in aller ihrer Härte
inö Sluge faffen unb' unb oon ihr burebbtingen,
bamit biefe oerni^tenben ©Erläge unb wenigßenS
heilfam wären; wir müffen biefe gehler abfieEen,
bie uns ju ©tunbe gerichtet haben, unb ein 3tbtt
oon unö muf? einen tiefen Slbfcheu gegen bie ga-
milte gewinnen, welche utte brcimal in einem hal*
ben Safw&mtbert bie @^anbe ber 3noajion juge*
jogen hat. 2Bir bürfen uns aber auch nicht oer*
hehlen, bah ber wahnwihige ©hrgeij beS erfien
unb bie anfpruchSüoEe Unfähigfeit beS lebten So*
naparte nicht bie einzigen Urfacben beS ÄriegSun*
glüefs ftnb, welche bem grembling bie ©tra^e nach
SariS geöffnet haben, fonbern baff auch unfere per*
fönlichen, nationalen Schwächen, bie gehler, bie
unS eigen finb, wenn auch tein Kaffer unS regiert,
einen groben Stntffetl an unferem Unglücf gehabt
haben. ©S iff fe^t 3dh ^efe befonnenen Setrach*
tungenaiiättfieEen, juuächffum unS ju heilen, bann
aber um efnfi bnr^ eine finge fßolftif wteber ju
gewinnen, waS wir in biefern unoernünftfgen Kriege
oerloren haben."
SEBien, 16. 3ad. 3n einer SReihe oon Slättern,
felbfi oon folgen, bie fonjl als gut unterrichtet
gelten bürfen, wirb ber Konflift ä®lf<hen ber f{3forte
unb ©gppten als in ein ©tabiurn getreten bärge*
fieflt, bah bie ©ntfeijung beS SicefönigS bereits
eine befdjloffcne ©ache fei unb beten SoE§ug in
einem gegebenen galle feineSwegS lange auf ftcb
warten laffen werbe, ©rlauben ©Ie mir ju be*
merfen, bah bie ^teftge türftfehe Sotf^aft auf baS
befiimmtejie erflärt, bah in Konftantinopel bisher
noch nicht einmal bie ©oentuatität einer fol*
©enetal SSerbcr uitb fein ©eneealftab.
im gelbjuge 1870/11. (Stt. Stg.)'
„©in Solf, baS feine Hdben nicht ju efwen
wet^, ifi nicht wertb, fw i« beft^cn," lautet ein
alter Spruch. 2lttf baS neue Seutfchlaub fann
berfelbe feboch feine Sinwenbung finben. ©rofjeS
haben unfere Staatsmänner unb gclbherren gelei*
fiet, aber bie Station ifi ftch beffett auch bewußt
unb lohnt eS ihnen bureb begeiflerte Slnerfennung.
SEBenn wir bie ©efcbhbte beS oerffoffenen Kriegs*
fabtö unS in’S ©ebäcbtniß jurücfrufen, fo finben
wir auf jebem Slatt Saaten Oerjeichnet, würbig
ber Serberrlichung burch ben epifchen Sinter. 3Jiit
befonberer Sorliebe aber gebenft baS Solf ber
3üge unb Kämpfe beS 14. SlrmeeforpS unter fei*
nem bdbenmütbigen gübrer, bem ©enerat ber 3n-
fanterie Sluguff 0. SBtrber. @erabe ju biefern
HeereStbdl batten bteoerfebtebenfien beutfehen Stämme
ihre Kontingente gejieEt, wel^e in gemeinfamem
SBirfcn ben SeweiS lieferten, baß ihnen aEen eine
gleiche SüchtigWl innewobnt, mag it)re9Biege nun
fm fonnigen Sreiögau, an ben Ufern beS «Rheins
eber ber Dfifet, in ber fanbigen Siarf ober im
grünen Thüringen gefianben haben.
Sie friegerifeben ©reigniffe im fnbojilt^en
gtanfrei^ finb bereite früher in ben ©palten un*
fere« SlatteS auSffibrlitb befprochen worben, eS fann
bal)cr heute nur unfere Aufgabe fein, fo z« fagen
in einem ©pitoge nochmals baS ®anje umfaffenb
ju überblicfett.
9Jahbem ©traßburg, bie fiarfe Sd^einfefie, baS
SluSfaEthor gegen ©übbeutfchlanb, erlegen war,
trat ©cneral 0. SBerber hefanntlich ben 3«9 burch
bie Serge nach bem Separtement ©ote*b’Dr an,
um bem bovt überlfanb nehmenben greiWaarenwe»
fen, fo wie ber eifrig tut ©üben unb ©üboften be*
triebenen gormirung neuer Slrmeen eint ©chranfe
ju fefcen. Sie ©rffürmung SifonS, bie ftch fafi
täglich wieberholenben Heineren unb größeren ®e*
fechte mit ben ©arihalbinern, ber blutige Sag oon
9luitS lieferten nette Slätter ju bem SRuhmeSfranj
beS beutfehen H^reS. ©tue wahrhaft außerorbent*
Itche Selftung beS ,14. Korps aber bleibt brr nach
ber SRautnung üon Sifon ©nbc Sejember unternom*
mene EJiarfcl) nach Sefoul unb üon ba über Sil*
lerferel, wo baS Korps am 9-Sanuar einen glücf*
liehen Kampf gegen Sourbafi’S ©(haaren beffanb,
nach Seifort. ©S war oon baffer SBicbtigfeit,
bem ®egner ben Sorfprung abjugewtnnen, unb
ber ®eneral mußte, um btefen 3wetf ju erreichen,
feinen Svuppen bie nur benfbarffen Slnffrengungen
jumutben. Ser ©rfolg frönte baS Unternehmen,
unb als bie granjofen oor Seifort erschienen, fianb
EBctber bereits in feiner SertbdbigungSfleflung,
unb fetne Sruppen bilbeten einen unbur^btinglichen
äußerjlen SRaßregel in Setra^t gejogen wor*
ben fei. (KarlSr. 3^0-)
SB#n ber polnif^en ©renje, 15. 3“li. 6eit
ber 9lufcntbalt ber polnifcben ©migration in Sartö
unb granfreicb burch bie Sbeilnabme polnifcher
glüchtlinge an ber Sommune jiemlicb unhaltbar
geworben, haben oiele bemittelte Solen üon granf*
reich nacbSreSben ftch gewenbet, welche ©tabt auch
fonji feitenS ber Solen mit Sorltebe ju ihrem 2tuf*
enthalt im SluSlanbe gewählt wirb. 3<b weiß nicht
welche 9fachri<bten ber ruffifchen Sehörben in 9Bar*
f^au über jene Slnfammlung oieier Solen auS
granfreith in SreSben jugegangen fein mögen, aber
fo oiel üermochte ich Ju erfahren baß oor einigen
Sagen jwet höhere ruffifdje Solijeibcamte ft^ in*
cognite na^ SreSben begehen haben, wo fie gegen*
wärtig noch oerweilcn.
SerfatfleS, 16. 3uii. Sie Serhaftungeh wer*
ben nod) immer fortgefcht. Ser ©teuerempfänger
üon 2eoafloiS*Scrret unter ber Sommune iff geffern
arretirt worben. 5D?an oerhaftet auch »tele grauen,
welche felbfi nicht unter Slnflage ffefjen, aber beren
compromittirte Siänner entflohen ftnb. ©0 bat man
unter anbern bie grau eineS 2lr<biteften verhaftet,
welcher angeflagt iff, 6et bet 3«fförung ber Sen»
bome=@äule mitgewivft ju haben. SaS iff aber
bo<b ein ganj ungefeijIicbeS Serfabren; in welchem
cioiliftrten Sanbe iff eS benn erlaubt, baß man
Unfchulbige an ©teile ber ©chulbigen einfperrt?
Sie große Effebrjahl ber behafteten 3Beibcr beffn*
ben ftch noch ju SerfaiEeS tm ©efängniffe ber
©bantierS. SaS S'tblifum bejei^net fte mit bem
aEgeineinen tarnen ber Setroleufen, eS ftnb aber
nicht nur folche barunter unb manche mögen wegen un*
bebeutenber Urfadje oerbaftet worben ober fclbff ganj
unf^ulbfg fetn. SiS Je^t iff jum Serbör biefer
Saufenbe oon grauen unb fDiäbcben nur ein ein*
jtger UnterfuchungSricbter angeffeEt, unb fo gebt
ber Seoccß äußerff langfam, unb eS iff ganj gut
möglich, baß felhff Unfct)ulbfge, bie im Stal 1871
oerbaftet würben, erff tm Stat 1872 wieber in
greibeit gefegt werben. — 3« gewiffen Duartieren
üon Saris iff bie 3a§t öeo @tveitigfeiten jwifchen
ben fDtietbern unb Sermtetbern fo groß, baß man
jwei ©ectionen ber ©pccialjurp für biefe gäfle bat
ein-rießten müffen. SaS betannie SerßetgerungS»
total in bev 3tue Srouct iff berart mit jum Ser*
fauf oerurtbeiiten Sffobilien überfünt, bag
je^t begonnen bat, bie gerichtlichen Serffeigerungen
ber fabrenben Habe ber armen auSgewiefenen 3Jlie*
tber auf öffentlicher ©traße abjuhalten. SaS ©lenb
iff groß troh beS famofen ©rfolgeS ber Slnieibe.
©S iff bie Sebe oon einer neuen ©teuer: bie Ka*
$en unb bie ©tubenüögel foflen beffeuert werben,
erffere mit fünf grauten, legiere mit einem granfen.
9lfle alten 3un0fan unb afle HauSnteifferinnen
ftnb wüthenb unb fhleubern Serwünfchungen auf
bie oerfatfler Serfammlung. Sluch baS Sriefporto
foE erhöht werben. 3ufünftig werben j. S.Sriefe
na^ Sltnerffa anffatt 80 ©. — 1 gr. 60 ©. fo*
ffen. Ser ©rfolg biefer unweifen SKaßregel wirb
fcbwerlich ber gewünfehte fein. 2lu<h ber gahrpreiS
ber giafer iff geffiegen, weil eS in SariS an Sfct*
SBan für ben ©egner, ber fchon Oon einer Ser*
leguttg bes KriegSfchauplaheS in ben ©chwarjwalb
geträumt hatte.
SGBelche ©efnhr bur^ bie hingebenbe Sapfer*
feit beS SSerber’theu Korps oon SeutfcblanbS ©auen
abgewenbet würbe, erheEt aus einer nähern Se*
leudffung beS franjöftfchen DoerattonSplaneS. Sour*
baft foflte mit feiner Uebermatht ftch auf bie Per*
hälttiißmäßig fleine ©chaat beS ©cneralS 0. 9Ser*
ber werfen unb Seifort entfejjen. 3u»ä<hff b°ffte
man in Sorbeaur, baß in golge ber baßin jielen*
ben Sewegungeu Stinj grtebrich Karl nach bem
©übofftn eite unb eS fo bem ©eneral ©ßanjp mög*
Itch machen würbe, jum ©titfab oon SariS heran*
jurüefen. Sie fanguinifchen ©rwartungen ber fran*
jöfffchen Siachtbaber gingen aber noch weiter; man
jweifelfe auf biefer ©eite gar nicht, baß es Sour*
bafi gelingen werbe, baS SBcrber’ffbe ©orps ju
oerntchten, bie ©tappenffraße SariS'Sanct) ju burdh*
btedjen unb bie feinblieben Hecre 001 $aris hier*
burh jum Slufgeben ber Selagerung ju jroingen.
Sann, nach ber ©ntfejjung SelfortS, foflten bie
franjößfehen Sruppen in Seutfchlaub fclbff einfal»
len unb SBieberoergeltung üben für bie ©Ejmach,
mit welcher ber franjoffffhe Soben burch bie beutffhe
3noaßon beflecft worben war.
Sanf ben genialen SKnorbnungen .eines füb«en
gelbberrn, Sanf ber unerffhütterlichen SluSbauer,
Stpotbeferlfcenj be« 3uEu$ gtanf oon Sonau*
efchingen betreffend
ftreiburg, 18. 3uli. 35er „gretb. 3." jufolge
iff an ©teile eines bei 7 Siftglicber, welche @e.
K. H- ber ©roßberjog ju bet beoorffebenben ©e*
neralfpnobe ernannt bat (beS am ©intritt in
biefelbe oerbfnberten ®eb. 9lath Hertmann oon
Heibelberg) nunmehr ein Siitglteb unferer |)ocb-
ffbuie, Srof. Sebagbel, jum Sittglleb bet ©pnobe
ernannt worben.
üRiilljaufcn, 17. 3uli. Heute finb nach ber
„9b. 3Jiülb. 3»" aud Söerlin ein SBacbtmeiffer unb
19 ©cbufsieute jur Serffärfuug ber biejtgen So -
lijei eingetroffen. 2lud) werben bie früheren fran*
jöfffchen Solijei=3lgenten in näcbffer ßeit mit ber
Uniform ber beutfehen ©chuljleute begleitet werben.
— Sfe Samen 3W»ljjanfenb legen bie Stauer*
ft eiber ab unb bie „91. Slült). ßettung" erflärt
baS in fatfaffifcber SEßeife mit ber berrfchenben
£<fce.
SreSben, 17. 3uti. Ser 3JlarfcbaEffab, wel*
eben geibmarffbafl Ktonprfnj 9libcrt beim «Siegel
etnjuge getragen, ifi ber Soffann ©obfeSfi’S ge*
wejen, aber nicht ifi berfelbe bem hieffgen 2lntifen*
mufeum entlehnt, wie einige Slätter irrig berichteten,
fonbern oom Katfer SBIlbelm in befonberer 2luf-
merffamfeit für ben neuen gclbmarfchaE oom
SBtener Hofe erbeten worben. Siefer einzige oon
©achfen verliehene 99iavfd)aHfiab befanb ftch in
2Bien unb Kaifer granjßofepb bat ibn gern bem
ihm hefreunbeten ©efcbwifferfinb auSgefolgt. —
S3on ben 30 eifernen Kreujen, welche ben Sefpjtger
ttnioerfftätSmitgliebern im KriegSjabre 1870—71
jugefaflen, haben 4 Srofefforen, 26 bie Stubenten*
ffbaft erbalten.
©trifft, 18. 3uli. Sei bem fommuniffifchen
Stufffanbe in Ißariö waren befanntlicb ancb oier
beutfcbe ©olbaten in 3>bil in SariS verhaftet,
würben aber fofort entlaßen. SlfferS bat ftch bie*
ferbalb in einem ItebcnSwürbigcn Sriefe an ©cne*
ral o. üDianteuffet entfchulbigt, wie benn überhaupt
bie frangoftfche Regierung bemüht ju fein fcbeinf,
ein gute« ©Inoernebmett mit Scutffhlanb aufrecht
ju erhalten. Sie SerpflegungSgelber werben bis
©nbe 3ult ohne fftucfffiht auf bie ©tätfe ber Df*
fupationSarme für 500,000 bejaht, erfi oom 1.
3luguft an foE pro Kopf bie Sej«blung erfolgen.
©erlitt, 18. 3ulf. 3n aller ©tiße vorbereitet,
ifi geffern ber aEgemeine ©trife ber hifftflcn
SJiaurer plöhlich jutn StuSbvudj gefomnten unb bie
Slrbeit auf ben meiften ber zahlreichen Sauten ein*
geffeßt worben. Siele Raufen jum SSheil ftarE
angetrunfener ©efeßen (fcbreibt man ber „©Iberf.
3tg.") burchjogen mit wüffem ®efd)rei bie ©tra-
fen unb attafirten btejenigen, welche ftch noch ber
Slrbeit beim Sau hingeben wollten, bis fte oor ber
berannahenben Snteroention ber ^Polizei jerffieben.
SaS Sublifum ifi in ber EJtißhtfligung biefeS Jüng*
jien Sorgehenö berSJaurer einfffmmig; bie Slrbeit*
geber aber foEen entffhloffen fein, tro£ ber bebeu*
tenben, eoentueU ihnen ober bem betheiligten 5)3ub-
lifum erwaihfenben Serlufie, bteßmal ni(J)t na^ju*
geben unb ben bereite bewilligten ©oncejflonen feine
neue hinjujufügen.
©egenwärtig bereifen bonapartifiif(be9!tgen*
ten oerfchiebcne ßänber, um bie ©timmungen ba-
felbfi fennen ju lernen unb wabrfdjeinltib weitere
SÖtapregeln oorjubereiten. Sind) hier waren natür*
lieb einzelne biefer ©pecieö unb tä ifi fogar oor*
gefommen, baff ber 3wecf ihrer Steife erfannt wor*
ben ifi. Sie SonaparteS ba^n übrigeite gro§e
Hoffnungen auf 5>iac üJiabon gefegt, ber aber nach
äBunfd) nicht operiren fonnte ober wollte. Sfbge*
banft haben bie Sonaparteb feinegtoegö, nur ifi
nicht abjufehen, wie bie ©omöbie beä tpiebibcite
wirffam für fie in ©eene 51t fefjen wäre.
— ©0 gewinnt ben Stnfchein ateobingranf*
rei<h hoch eine gewiffe Sefonnenheit jur ©eltung
fäme. Ser ^abwätag per Äriegöerflärung
gibt Siancbem ju benfen. Sa8 „Journal be8 Se*
bäte“ f^reibt: „©efiern war ber Sahreötag ber
tollen Äriegöerfiärung, welche ba$ ßaiferrei^ ju
Soben warf unb granfreicb einem geinbe, ber fein
©rbarmen unb feine ©rofitnutb fennt, auöliefern
foüte. ©ine grojje 3ahl auswärtiger Slätter bat
auS Slntafj biefeS büfiern Satunte oom 15. 3uli
einen 9tücfblicE auf baS oerßojfene 3ahr geworfen,
©ln folcher Stücfblicf barf unS ftcberlitb fein ®e*
fühl beb Ho*muthS eingeben, ©eiten ifi eine9lte-
berlage fo oottfommen gewefen, wie bie, welche wir
erlitten haben. Siefe bemütbigenbe Söahrheit bür»
fen wir utte nicht unter grojjen fJiebenSarten unb
eitlen abgefdimablten Stahlereten oerbüllen. Sein,
wir müffen fie im ®egcntheil in aller ihrer Härte
inö Sluge faffen unb' unb oon ihr burebbtingen,
bamit biefe oerni^tenben ©Erläge unb wenigßenS
heilfam wären; wir müffen biefe gehler abfieEen,
bie uns ju ©tunbe gerichtet haben, unb ein 3tbtt
oon unö muf? einen tiefen Slbfcheu gegen bie ga-
milte gewinnen, welche utte brcimal in einem hal*
ben Safw&mtbert bie @^anbe ber 3noajion juge*
jogen hat. 2Bir bürfen uns aber auch nicht oer*
hehlen, bah ber wahnwihige ©hrgeij beS erfien
unb bie anfpruchSüoEe Unfähigfeit beS lebten So*
naparte nicht bie einzigen Urfacben beS ÄriegSun*
glüefs ftnb, welche bem grembling bie ©tra^e nach
SariS geöffnet haben, fonbern baff auch unfere per*
fönlichen, nationalen Schwächen, bie gehler, bie
unS eigen finb, wenn auch tein Kaffer unS regiert,
einen groben Stntffetl an unferem Unglücf gehabt
haben. ©S iff fe^t 3dh ^efe befonnenen Setrach*
tungenaiiättfieEen, juuächffum unS ju heilen, bann
aber um efnfi bnr^ eine finge fßolftif wteber ju
gewinnen, waS wir in biefern unoernünftfgen Kriege
oerloren haben."
SEBien, 16. 3ad. 3n einer SReihe oon Slättern,
felbfi oon folgen, bie fonjl als gut unterrichtet
gelten bürfen, wirb ber Konflift ä®lf<hen ber f{3forte
unb ©gppten als in ein ©tabiurn getreten bärge*
fieflt, bah bie ©ntfeijung beS SicefönigS bereits
eine befdjloffcne ©ache fei unb beten SoE§ug in
einem gegebenen galle feineSwegS lange auf ftcb
warten laffen werbe, ©rlauben ©Ie mir ju be*
merfen, bah bie ^teftge türftfehe Sotf^aft auf baS
befiimmtejie erflärt, bah in Konftantinopel bisher
noch nicht einmal bie ©oentuatität einer fol*
©enetal SSerbcr uitb fein ©eneealftab.
im gelbjuge 1870/11. (Stt. Stg.)'
„©in Solf, baS feine Hdben nicht ju efwen
wet^, ifi nicht wertb, fw i« beft^cn," lautet ein
alter Spruch. 2lttf baS neue Seutfchlaub fann
berfelbe feboch feine Sinwenbung finben. ©rofjeS
haben unfere Staatsmänner unb gclbherren gelei*
fiet, aber bie Station ifi ftch beffett auch bewußt
unb lohnt eS ihnen bureb begeiflerte Slnerfennung.
SEBenn wir bie ©efcbhbte beS oerffoffenen Kriegs*
fabtö unS in’S ©ebäcbtniß jurücfrufen, fo finben
wir auf jebem Slatt Saaten Oerjeichnet, würbig
ber Serberrlichung burch ben epifchen Sinter. 3Jiit
befonberer Sorliebe aber gebenft baS Solf ber
3üge unb Kämpfe beS 14. SlrmeeforpS unter fei*
nem bdbenmütbigen gübrer, bem ©enerat ber 3n-
fanterie Sluguff 0. SBtrber. @erabe ju biefern
HeereStbdl batten bteoerfebtebenfien beutfehen Stämme
ihre Kontingente gejieEt, wel^e in gemeinfamem
SBirfcn ben SeweiS lieferten, baß ihnen aEen eine
gleiche SüchtigWl innewobnt, mag it)re9Biege nun
fm fonnigen Sreiögau, an ben Ufern beS «Rheins
eber ber Dfifet, in ber fanbigen Siarf ober im
grünen Thüringen gefianben haben.
Sie friegerifeben ©reigniffe im fnbojilt^en
gtanfrei^ finb bereite früher in ben ©palten un*
fere« SlatteS auSffibrlitb befprochen worben, eS fann
bal)cr heute nur unfere Aufgabe fein, fo z« fagen
in einem ©pitoge nochmals baS ®anje umfaffenb
ju überblicfett.
9Jahbem ©traßburg, bie fiarfe Sd^einfefie, baS
SluSfaEthor gegen ©übbeutfchlanb, erlegen war,
trat ©cneral 0. SBerber hefanntlich ben 3«9 burch
bie Serge nach bem Separtement ©ote*b’Dr an,
um bem bovt überlfanb nehmenben greiWaarenwe»
fen, fo wie ber eifrig tut ©üben unb ©üboften be*
triebenen gormirung neuer Slrmeen eint ©chranfe
ju fefcen. Sie ©rffürmung SifonS, bie ftch fafi
täglich wieberholenben Heineren unb größeren ®e*
fechte mit ben ©arihalbinern, ber blutige Sag oon
9luitS lieferten nette Slätter ju bem SRuhmeSfranj
beS beutfehen H^reS. ©tue wahrhaft außerorbent*
Itche Selftung beS ,14. Korps aber bleibt brr nach
ber SRautnung üon Sifon ©nbc Sejember unternom*
mene EJiarfcl) nach Sefoul unb üon ba über Sil*
lerferel, wo baS Korps am 9-Sanuar einen glücf*
liehen Kampf gegen Sourbafi’S ©(haaren beffanb,
nach Seifort. ©S war oon baffer SBicbtigfeit,
bem ®egner ben Sorfprung abjugewtnnen, unb
ber ®eneral mußte, um btefen 3wetf ju erreichen,
feinen Svuppen bie nur benfbarffen Slnffrengungen
jumutben. Ser ©rfolg frönte baS Unternehmen,
unb als bie granjofen oor Seifort erschienen, fianb
EBctber bereits in feiner SertbdbigungSfleflung,
unb fetne Sruppen bilbeten einen unbur^btinglichen
äußerjlen SRaßregel in Setra^t gejogen wor*
ben fei. (KarlSr. 3^0-)
SB#n ber polnif^en ©renje, 15. 3“li. 6eit
ber 9lufcntbalt ber polnifcben ©migration in Sartö
unb granfreicb burch bie Sbeilnabme polnifcher
glüchtlinge an ber Sommune jiemlicb unhaltbar
geworben, haben oiele bemittelte Solen üon granf*
reich nacbSreSben ftch gewenbet, welche ©tabt auch
fonji feitenS ber Solen mit Sorltebe ju ihrem 2tuf*
enthalt im SluSlanbe gewählt wirb. 3<b weiß nicht
welche 9fachri<bten ber ruffifchen Sehörben in 9Bar*
f^au über jene Slnfammlung oieier Solen auS
granfreith in SreSben jugegangen fein mögen, aber
fo oiel üermochte ich Ju erfahren baß oor einigen
Sagen jwet höhere ruffifdje Solijeibcamte ft^ in*
cognite na^ SreSben begehen haben, wo fie gegen*
wärtig noch oerweilcn.
SerfatfleS, 16. 3uii. Sie Serhaftungeh wer*
ben nod) immer fortgefcht. Ser ©teuerempfänger
üon 2eoafloiS*Scrret unter ber Sommune iff geffern
arretirt worben. 5D?an oerhaftet auch »tele grauen,
welche felbfi nicht unter Slnflage ffefjen, aber beren
compromittirte Siänner entflohen ftnb. ©0 bat man
unter anbern bie grau eineS 2lr<biteften verhaftet,
welcher angeflagt iff, 6et bet 3«fförung ber Sen»
bome=@äule mitgewivft ju haben. SaS iff aber
bo<b ein ganj ungefeijIicbeS Serfabren; in welchem
cioiliftrten Sanbe iff eS benn erlaubt, baß man
Unfchulbige an ©teile ber ©chulbigen einfperrt?
Sie große Effebrjahl ber behafteten 3Beibcr beffn*
ben ftch noch ju SerfaiEeS tm ©efängniffe ber
©bantierS. SaS S'tblifum bejei^net fte mit bem
aEgeineinen tarnen ber Setroleufen, eS ftnb aber
nicht nur folche barunter unb manche mögen wegen un*
bebeutenber Urfadje oerbaftet worben ober fclbff ganj
unf^ulbfg fetn. SiS Je^t iff jum Serbör biefer
Saufenbe oon grauen unb fDiäbcben nur ein ein*
jtger UnterfuchungSricbter angeffeEt, unb fo gebt
ber Seoccß äußerff langfam, unb eS iff ganj gut
möglich, baß felhff Unfct)ulbfge, bie im Stal 1871
oerbaftet würben, erff tm Stat 1872 wieber in
greibeit gefegt werben. — 3« gewiffen Duartieren
üon Saris iff bie 3a§t öeo @tveitigfeiten jwifchen
ben fDtietbern unb Sermtetbern fo groß, baß man
jwei ©ectionen ber ©pccialjurp für biefe gäfle bat
ein-rießten müffen. SaS betannie SerßetgerungS»
total in bev 3tue Srouct iff berart mit jum Ser*
fauf oerurtbeiiten Sffobilien überfünt, bag
je^t begonnen bat, bie gerichtlichen Serffeigerungen
ber fabrenben Habe ber armen auSgewiefenen 3Jlie*
tber auf öffentlicher ©traße abjuhalten. SaS ©lenb
iff groß troh beS famofen ©rfolgeS ber Slnieibe.
©S iff bie Sebe oon einer neuen ©teuer: bie Ka*
$en unb bie ©tubenüögel foflen beffeuert werben,
erffere mit fünf grauten, legiere mit einem granfen.
9lfle alten 3un0fan unb afle HauSnteifferinnen
ftnb wüthenb unb fhleubern Serwünfchungen auf
bie oerfatfler Serfammlung. Sluch baS Sriefporto
foE erhöht werben. 3ufünftig werben j. S.Sriefe
na^ Sltnerffa anffatt 80 ©. — 1 gr. 60 ©. fo*
ffen. Ser ©rfolg biefer unweifen SKaßregel wirb
fcbwerlich ber gewünfehte fein. 2lu<h ber gahrpreiS
ber giafer iff geffiegen, weil eS in SariS an Sfct*
SBan für ben ©egner, ber fchon Oon einer Ser*
leguttg bes KriegSfchauplaheS in ben ©chwarjwalb
geträumt hatte.
SGBelche ©efnhr bur^ bie hingebenbe Sapfer*
feit beS SSerber’theu Korps oon SeutfcblanbS ©auen
abgewenbet würbe, erheEt aus einer nähern Se*
leudffung beS franjöftfchen DoerattonSplaneS. Sour*
baft foflte mit feiner Uebermatht ftch auf bie Per*
hälttiißmäßig fleine ©chaat beS ©cneralS 0. 9Ser*
ber werfen unb Seifort entfejjen. 3u»ä<hff b°ffte
man in Sorbeaur, baß in golge ber baßin jielen*
ben Sewegungeu Stinj grtebrich Karl nach bem
©übofftn eite unb eS fo bem ©eneral ©ßanjp mög*
Itch machen würbe, jum ©titfab oon SariS heran*
jurüefen. Sie fanguinifchen ©rwartungen ber fran*
jöfffchen Siachtbaber gingen aber noch weiter; man
jweifelfe auf biefer ©eite gar nicht, baß es Sour*
bafi gelingen werbe, baS SBcrber’ffbe ©orps ju
oerntchten, bie ©tappenffraße SariS'Sanct) ju burdh*
btedjen unb bie feinblieben Hecre 001 $aris hier*
burh jum Slufgeben ber Selagerung ju jroingen.
Sann, nach ber ©ntfejjung SelfortS, foflten bie
franjößfehen Sruppen in Seutfchlaub fclbff einfal»
len unb SBieberoergeltung üben für bie ©Ejmach,
mit welcher ber franjoffffhe Soben burch bie beutffhe
3noaßon beflecft worben war.
Sanf ben genialen SKnorbnungen .eines füb«en
gelbberrn, Sanf ber unerffhütterlichen SluSbauer,