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Heidelberger Journal (65): Heidelberger Journal — 1871

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Nr. 205-230 (1. September - 30. September 1871)
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https://doi.org/10.11588/diglit.25214#0854

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in Salzburg. greilich nic^t in bem Sinne, wte
el phantaßerclche unb gebanfenarme ©orrefpottbctt'
ten barfieHen mosten, wenn jte f^re Sorßeflungen
bnrchanl nur bem gewöhnlichen ©erfeljr ju ent*
lernen wißen unb fo bie befben Souoevaitte in
Salzburg oereinigt, iß berfcibe ©ebattfe, biefelbe
(Sinflcfct, bie gtuiidjen ihren beibcn ©tinißern in
©aßein gereift ifl — bie Anerfettnung ber factifch
beßefjenbcn Solidarität ihrer Politiken Sutereßen.
Auf welchem ©ebiete biefelbe $u fuchcn iß, bar*
über hat bie polftifche ©Seit mit mehr Sußinct all
mattier befugte ©euigfeitlfrämer ßd) rafdj infor*
mtrt, all fie in biefer Annäherung eine ©ürgfehaft
bei griebenl ein Symptom ber ©eruhfgung freu*
big begrüßte. So biefem Sinne wirb el wohl bie
©tantfeßation in Salzburg an ©ebeutung erleben,
wenn nach Außotberttng bei Raiferl gra»z 3o-
feph außer bem ©rafen ©euß, all bem ©athen
biefer SBSiebergcburt einer alten gretinbßhaft, aud)
bie beiben ©tinißerpräßbenteu ©raf ^>ol;enwartu.
©raf Anbraßp bafelbfi erßhetnen, um ßd) bem
Raffer 3Bi(l)elm oorflellen ju laffen unb fo aud)
äußerlich barzuthun, baß in biefer ©eziehung We-
ntgßenl alle polftißh maßgebenben f5«ctorcn De«
ßerrefchütngarnl an einem Strange gieren. Seutfcß*
ianb unb beßerreid) .£>anb in |)anb — bal gibt
eine mächtige Schuhmauer gegen jebett griebenl*
bvuib in ©uropa, femme er oon welcher Seite itn*
nur. Unb biel febon beßbalb, weil biefel „.fjanb
in ftanb" nicht ben (Sijaieaftex: einer bebvohlichcn
Abmachung tragt, nicht auf geheimen Abmachungen j
beruht. granf unb offen erflären betbe Staaten: \
„SBtr wollen grieben halt«« unter einanber unb j
mit aller äöett, unb beißen Sebermann wiUfom«
men, ber bie gleiche Abßcßt hegt-" @o auffajfenb,
wirb man allbalb gewahr werben, wal oon jenen j
©erßonen ju halten ifi, bie halb oon einem „©unb* j
niß* jwifcheu SBien unb ©erlitt, halb oon ©cmü* \
bungen unb Anträgen fpreeben, ^Dritte bemfelben j
gujujieben. ©ben weit fein ©ünbniß, feine Soa* \
lition geplant ober gar abgefchlojfen würbe, weil:
bal innige ©inoernebnten, bal hE*iußellen allein j
Aufgabe biefer ©ereittbarungett war, auf bett na* |
türltcben Sntereßen beiber Shetle unb nicht auf j
irgenbmelchen Sonberjwecfen beruht, eben beßbalb j
fönten ähnliche ©orßetlungen oorweg aulgefcplof* j
fen erfcheinen. Seutfdßanb unb Deßertetd) er* <
Hären, bie ©rbaltung bei griebenl an bie Spffce ‘
ißrcl ©togrammel $u fieHen, unb jebe ©tadß, bie |
bal ©leiche tbut, ifi baburcl) febon ipso facto,!
ebne baß el befonberer Abmachungen bebürfte, ber j
„©ereinbarung" beigetreten. So nur iß el ju j
oerßeljen, wenn man Italien all „dritten im ]
SSunbe“ bezeichnet, Stätten, bal oon ben Sntentio* ;
wen in ©erltn unb SBien beßenl unterrichtet, be* |
ren ^Bereinigung freunbltch begrüßte unb ßd) fo, {
gewißer ©laßen ßitlfcbweigenb, beibcn Mächten ,
freunblidj jut Seite ßellte. SDBal aber oon einer .
Allianz, oon einem ©erfudje, 3)en ober Senat in
biefelbe eingubegie^en u. bgl. m., gefprochen wirb, j
iß Afterweilheit, febon baran all foldje erfennbar,
baß ja jebe ©oalition eine Spifce nach außen Zu
feßren pßegt unb fomit jur SSoraulfebung eiuen
griebenlbruch |at, ben aulznfchlteßen gerabe bal

ließ ftcb fußen. „3)?ein |)err, wie haben Sie biel
ju Staube gebracht“? SDal iß ja wuuberbar!" j
„Äeinelwegl, — nur eine ganz einfache Sache!
35al $ferb bat wieber 2Bitterung oon Sfjnen!" ,
fagte ber Säget anfprud)lol mit ruhigem Sächeln. \
„üaßen Sie ihm gefäßigß Augenflappen au ben \
Äopfzaum madjen, unb el wirb nicht mehr fcheuen j
unb fromm werben wie el früher war. SBotlcn j
Sie nicht öerfuchen, ob el jetjt Sie tragen will ?" \
33eUa ließ ftcb wieber in ben Sattel heben j
5ßncf bog benRopf herum unb fchnoberte nach ihe
|in, ließ aber Allel mit ß<b gefchehen, unb folgte
ru|ig ber Senfung feiner Herrin.

w2)er Sßlenfch fann meiner £reu mehr all 33vob
eßen," murmelte Albrecht Oor ftc| hin# all et bet
Leiterin folgte.

„3)er Säger fchritt auf ber £>anbfeite neben
bem fßonp her in ber [Richtung, aul welcher er
»orbin gefommen war. „Sch will nur mein @e-
i»e|r holen, bal ich bort an ben 9tatn gelehnt
habe," fagte er wie entfd)ulbigenb unb blidte fchüd)*
fern zu bem frönen ÜRäbchen auf, bal banfbar,
glncflicb zu i|nt herab lächelte.

(Sortfefeung folgt.)

folibarifche Sntereße ®eutfd)lanbl wie Deßerreichl
iß. 3« biefem Sinne bürfeit SDeutfcßlanb unb De«
ßerreich barauf oertrauen, baß in Salzburg bie
grüchte ber Sage oon 3ßhl-@aßein unb Salzburg
reffen werben."

i — *

2)eutf(hlanl).

Sfarllruhc, 5. Sept. ^)eute früh Waren bie
I Sugäuge in bal Sicnßgebüube bei Dberßiftungls
jrathl, welcher heute eine Sifjuttfj abhalten foH,
j oon ber ißolizei befe^t; wahrfheiulich ßel)t btefe
I SRaßregcl mit ber ©belmaun’fchen Angelegenheit
\ in Sßerbinbiutg.

| — SDtefer Sage folleit weitere 40 bil 50 nie*

; bere babifepe ßotlbebicnßete in bem neuen IRetchl*

! lanbe SSerwenbung ßtiben.

®ie ©rößttung ber neuen Sahnßrecfc greiburg
j Altbreifah iß beßnitio auf ben 15. b. 3R. feß*

3lnl bem ©Ifaß, 4. Sept. 2)em „fRieberrl;.

| Rur." zufolge iß ber Abg. Äcllet oon ben Su*

| büßrieilen ©lfaß*8othrlngenl mit ber
j aSertheibtgnng ihrer Sutercßen bei ber franz. 5Ra-
tfonaloerfammlung beauftragt worben. 3“ ihrem
SJfamen wirb er angeblich an btcfclbe folgcnb An*
forberungen ßellen:

1) aSerlängernng ber Serminl für bfe freie
©infuhr ber elfaß*lothrmgtf(f)eit gabrifate bil zum
1. San. 1872 j

2) [Bewilligung einer angemeßenen griß für
Aulführung ber oor bem Rrtege abgefdßoßenen
£)anbellgcfchäfte;

3) follen SIRobalitäten anlßnbig gemacht wer*
ben, welche bie fernere Aufrcdßhaltung ber bilhe*
rigen üortheilhaften [Beziehungen bei ©ifaßel zu
bem franzoftfehen 3Rarft ermöglicht würben.

®ie@ifenbahnßrecfen gorbach*SReh=fßagnh,
5Dleh=2)iebcnhofen unb franzößf^e unb lupembur*
gtfdje ©renje, fowie 33eningen*Saargemünb=^)age*
itau, bie bilher ber f. Saarbrüdet ©ifenbahn»35i*
reftion unterßeHt waren, ßnb mit bem 1. Sept.
in bie fBcrwaltnng ber ©ffeubahn*[8etcieb0fommif-
fton_in Straßburg übergegangen.

©traßburg, 1. Sept. 2)fe projectirte ®rün-
bung eincl [ßroteßantenoerelnl für @lfaß-
Lothringen hat wirfltd) ßattgefunben, unb tro$ ber
ungüitßigen Umßänbe zahlt ber neue SBcrein f^on
je|t eine nicht unbebeuteube ßahl oon SRitgliebern.
Seinen bogmattßhen Stanbpunft femizeichnet ber
erße Artifel ber Statuten folgettbermaßen: „35er
eoangelifch^proteßanttfche ©creitt ßeht auf bem
©ruube bei frei inl ©ewißen uub inl Seben auf*
genommenen ©oangeltuml Sefu ©hrißi: „@ein
Swccf iß, zur ©ntwicflung ber cbrißlidjen Sffiahr*
heit im freiftnnigen ©eiße mitzuwirfen unb bie
reltgiofe Unbulbfainfeit überall, wo ße heroortritt,
Zu befämpfett. Ser ©erefti hat fofort feine Sfjätig*
feit bamtt begonnen, baß er bem SReidjlfanzler ein
SKemoranbum über bie firchtiihc Sage in ©(faß*
Lothringen zufanbte. Su biefem Schriftßüd wirb
Zuerß htngcwiefen auf bfe in ben proteßantifchen
Rreifen burd) bie ©achrfcht oon ber beoorßeljenben
©rnennung oon Rüß unb ©ufffetel all SOlit* ;

glieber bei Sirectoriuml eerbreftete SBeßürzung.
8e|terer Aulbrud iß nicht übertrieben; bie prote*
ßantifihe ©eoölftrung bei ©Ifaßel iß fo fehr an
greibeit gewöhnt, unb bie zwanzfß °f>et brefßfg
orthoboren ©efßltchen, bie wir fn unfercr ©rooinj
Zählen mögen, ftnb, mit wenigen Aulnahmen, in
ihren eigenen ©emetnben fo unbeliebt, baß bie ber
beutßßen [Regierung zugefchriebene Abßcßt, biefer
©artei bie ^errf^aft in ber Rtrche zu fiebern, zu-
erß unglaublich ßbeinen mußte. All jebod, in
golge halbofßcieller ©rflärungen, bfe Sad)e nicht
mehr bezweifelt werben tonnte, rüßete man ftd) z«
fräftigem SBtberßanbe.

»iraßBurg, ö. sept. ^n ben jfingßen Sagen
mehrten ßd) bie ©elbfenbungen aul granfreich,
welche zunäcbß an bie güialc ber franjößßben Sanf
’ bahier abgelfefert werben, auf eine ganz außerge*
wohnliche SBetfe. Auch würben wieber Sranlportc
nach Sieutfchlaub beförbert. Sn bem 2Raße all
auf biefe SBeife granfreich feinen Serpßidtungen
naebzufommen fucht, in bemfelben 3Raß wachfen
auch bie ^oßmtugen ber greunbe bei griebcnl,
welche ßch nach guten, ober wenigßenl leiblichen,
internationalen [Beziehungen fcljnen. — Sn unferer
Stabt Ißtrfcht jeßt große Sauthätigfeit.' Atlmäh«
lieh erheben ftch in einzelnen Duatteren aul ben
[Ruinen ganz ßattlfdje ©ebäube. 3Ran hat bflfefet
20 ©rocent ber tarirten anerfannten ©ntfehäbigun*
gen aulbezahlt unb, wie wir hören, foH bemnächß
eine weitere [Rate ben Sntereßenten aulgehänbigt
Werben. Surch bal glüßtgwerben btefer ©apitalien
werben bie Santen auf bie erfprießli^ße SOBeifc
rafch weiter geförbert werben.

SKün^en, 4. Sept. 2>te Segrüßung ber zur
SBerfammlung ber Seamten beutfeher Strafanßalten
hier eingetroßenen Herren wirb heute Abenbl im
Safe [Rational ßattfinben. Ser morgen ©ormittag
im ÜRufeumlfaal ßattßnbenben ©rößnntig ber Ser*
hanbtungen wirb ber fönfgliche Staatlminißer bet
Sußfz, Sr. gäußle, beiwohnen. «Die Sheitnehmer
an ben ©erhanblungen erhalten auf allerhöchßen
Sefeht ©inlabung zu ber morgen Abenbl im $of*
thealer ßattßnbenben ©orßeHung. — S. 2RaJ. ber
Rönfg hat nachträglich z« bfeljährigen Dctoberfeß*
©rogramm bal Abhalten einer großen baperifchen
SchafaulftelUing genehmigt, gär biefelbe wirb ein
eigener Sau auf ber DctoberfefbSDBicfe beraeftellt
unb werben bei berfelben alle in ©apern oorfom'
mettben [Raceit pertreten fein.

2. Sept. SDie achtwöchigen Sommer*
ferien bei ©nnbel=Dberhanbellgerichtl ftnb geßern
Zu ©nbe gegangen, unb fchon fanb heute eine öffent*
liehe Si^ung ßatt. Ser oberße ©erfChtlhof für
£ianbellfad)en iß oon nun ab in ztoei Senate ge*
theilt, welche beibe ihre eigenen ©räßbenten haben
unb an beßimmten Sagen ber SOBoche ihre Si^un*
gen felbftßänbig halten. Ser erße ©räftbent hat
Zu beßimmen, welche Sachen oor bal ©lenunt ge*
bracht werben follen. Außerbem öerweflt bal@e-
feh unb bal neue [Regnlatio für ben ©efchäftlgang
eine Anzahl Angelegenheiten oor bal ©tennrn. |)eute
war ber 2. Senat bei oberßen ©erfdßlhofe! z«m
erßen SKale oerfammelt nnb faß zu ©erißit über
6 ©rozeße. ©orfthenber War ber ©icepräftbent bei

(Seutf^e ©tobe.) Ser unter biefem ©amen

in ©evlin begründete ©eretu, beßen ßweefe befannt*
lieh bahtn gehen, alle beutfehen ©ewerbe, wel^e
im Sienße ber ©tobe wirfen, mögltchß oon ben
©inßüßen bei Aullanbel frei zu machen, hnt ber
lurzcit Seit feines ©eßel)enl einen fehr erfreulichen
Auffchwung genommen. Sie zahlreichen ©titglte*
ber recrutlren ftch aul allen Sheileu Seutfchlanbl
wie aul Seutfch*Dcßerretch unb bie ßnanzteUen
©erhältniße bei Sereful ftnb fo glättjenb, baß be*
rettS ein gerätimigel unb elegantel ©ereinllofal
gemtethet worben, fowie zur ©rünbung ber gadp
fchule unb jur Anßetluug oou Lehrern (mit ©e-
Ijäiter oon 600—1500 Shlr.) gekritten werben
fonnte. gür gute ©tußerjeichnungen fefcte ber ©er*
ein etttfprecheitte ©räraien aul, auch beabßchtfgt
bcrfelbc bie ©inberufung einel ©ottgreßel ber beut»
fd;en Rleibermacher. Sß mithin bfe ©rißenz bei
©eretnl all gefiebert zu betrachten, fo barf man
einer erfolgreichen ©Btrffamfeit beßelben mit zu-
oerßdßlicher ©rwartung entgegen fe^en, unb wel*
eheu Auff^wung unferer ©ewerbe bte ©mancipa*
tion oon ber fremben ©tobe im ©efolge hat, be*
barf feines ©eweifel.

(Sie grauen, wie fie fein follen).
©ine Sante aul ©urgerfreifen fdjreibt ber „5®.
©otß. S©**: ©lüdli^en ber ©rbe, benen ber

; einen (Satten befchicben, ber bal alte ©i*

1 bAwort: „Su foOft bem ©tanne untertltan fein"
j für bte grau nicht zuutgluche macht; bie mit Ach»
\ tung unb Siebe zu ihrem Schwer «. ffltym auf*
ffehen fönnett unb ohne Sorge für ihre ©rißenz
c ruhig bal ßhönße 8oo! ber grau genießen fön*
ten: |)aulfrau unb ©rjieherin ihrer Rinter zu
fein, betreßl biefer bebarf el feiner Sebatte, be*
treßl biefer ßimmett wohl ©tann unb grau über*
ein, baß ihr Lool bal fchönße unb beße iß. ©in
wie Heiner ©ruchtheil bei Wcibli^en ©efchtcchtel
aber erreicht biefel Siel! Sie Anbern, bal immer
mehr ftch erweiternbe „$)cer ber alten Sungfern",
bfe ohne ©ermögen, ohne ©Itern einfam u. elenb
baßehen; grauen, bereu ©tanner leichtftnnig, ßcch
ober unfähig ßttb, bie ©cbürfniße ber gamtlfe zu
erfchwingen; enblich bie mittetlofen HBittWen, bie
mit einer oft zahlreichen Rinberfchaar faum bal
Seben frißen fönnen; Weid)’ ein Lool iß biefen be-
fchieben! Sicht oft genug fann matt el baffer ben
Angehörigen bei ©tittelßanbel zurufen: ©rziehet
©uere Södfter nicht nur zur mechanißhen Rattlar*
beit unb z« bem einzigen Sie!/ einen ©tann gtt
angeln, um nur zu hüußg <« biefem gatle btnfel*
ben unglücHid) Zu uia^en unb felbß unglücflich Ztt
werben! 3Bte öötlig unberechtigt iß ber ©inwurf,
baß gebilbete grauen flechte ^)aulfrauen ßnb.
SBäre bie grau bei weifen Sofratel eint gebilbete
 
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