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Illustrirte kunstgewerbliche Zeitschrift für Innendekoration — 4.1893

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Faulwasser, Julius: Ein Hamburger Familienhaus
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Heiden, Max: Farbengebung im modernen Kunstgewerbe, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.11380#0175

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Zllustr. kunstgewerbl. Zeitschrift für Znnen-Dekoration.

Juli-Heft.

Zeile fOO.

aus Nußbaumholz mit Hellen Füllungen und Zntarsiaschmuck gestaltet.
Die Möbeln sind gleichfalls aus tiefdunklem Nußbaumholz und reich ge-
schnitzt, an der einen Langwand steht das große Buffet, an der anderen
ein Rredenztisch. Zn den vier Ecken lösen sich aus der Holztäfelung
Börter heraus, aus denen in dezenter weise wenige edle Gefäße schön
zur Geltung gebracht sind. Nur ein großes Bild, Reller's tropische
Seeküste ist zur weiteren Ausschmückung der wände über dem Buffet
aufgehängt. Der Eßtisch ist s,sO irr breit, ein Maß, das der Ham-
burger lieber über- als unterschreitet, da bei Gesellschaften meistens ein
kostbares Tafelgeräth entfaltet werden soll. Auch die Stühle liebt man
aber im Eßzimmer ausnahmsweise groß und bequem, wünscht jedoch
nur niedrige Lehnen, da sonst das Servicen unangenehm erschwert wird.
Für die Bedienung und für alle Vorbereitungen zu derselben schließt
sich an das Speisezimmer ein „Anrichte-Raum", für den der Platz
unter dem Treppenpodest ausgenützt ist, sodaß er in Folge dessen nur
reichlich die Hälfte der höhe der übrigen Räume hat. hier mündet
auch die Aellertreppe, sowie ein Speise-Aufzug, und hier sind ferner
Wandschränke, ein Anrichtetisch, sowie eine Spül- und Auswaschvor-

richtung für Gläser und Silberzeug. — Vom Eßzimmer aus liebt
man es sehr, un-
mittelbar in den Gar-
ten gelangen zu kön-
nen, und diesem Ver-
langen sehen wir hier
in weitgehendstem
Maße Rechnung ge-
tragen, indem sich das
Zimmer sowohl nach
dempalmenhause,wie
auch nach dem eigent-
lichen Garten zu öff-
net. Der mißlichen
Witterungsverhält-
nisse wegen muß aber
vor den letzteren Aus-
gang stets eine ge-
schlossene Veranda ge-
baut werden, die auch
bei den kleinsten und
einfachsten Häusern in
einer Breite von min-
destens 2,0 irr nicht
zu fehlen pflegt. Zm
gegenwärtigen Fall ist
die Anlage aber we-
sentlich vollständiger,
indem sich vor der ge-

räumigenVeranda, die
in japanischer Art mit

Matten und Bastmöbeln ausgestattet ist, noch eine Terrasse angeordnet
findet, die den Uebergang zum Garten angenehm vermittelt und dank
der die andernfalls unbequem auffallende Verandatreppe kaum mehr
bemerkt wird. Die große Annehmlichkeit, die dem Hause durch diese
Vorbauten hinzugefügt ist, gewinnt noch an Bedeutung dadurch, daß
dieselben immer ganz kellerhohl angelegt werden, sodaß sich für die
wirthschaftsräume, durch deren Hinzuziehung wahrhaft luxuriöse Ab-
messungen und interessante Arrangements erzielen lassen. Wir beab-
sichtigen demnächst in einer Sonderdarstellung über „Aüchen-Einrichtungen
und -Ausstattungen" speziell auf diesen Gegenstand zurück zu kommen.

Die oberen Räume des Hauses haben, abgesehen von dem herr-
schaftlichen Schlafzimmer und dem schon erwähnten Badezimmer, keine
besonders erwähnenswerthe Ausstattung erhalten. Ueber dem unteren
Wohnzimmer liegt wiederum ein Wohnzimmer, das den gleichen Thurm-
ausbau besitzt, der hier durch die so viel großartigere Aussicht noch
gewinnt. Ueber der Garderobe liegt ein weiteres Schlafzimmer. Ueber
der Eingangstreppe folgt oben der Bodenaufgang, unter dem sich wie-
derum Risset, Wasserzapfstelle und Ausguß befinden. Oberhalb des
Speisezimmers endlich liegen zwei Fremdenzimmer. — So gering aber
auch im Ganzen die Zahl dieser Räume scheinen mag, so bedeutungs-

voll schätzen wir ihre Anordnung und Einrichtung und sind überzeugt,
daß unser Gang durch dieses Haus nach vielen Seiten hin anregend
rückwirken wird, wie wir uns denn gewiß auch freuen würden, wenn
durch denselben fruchtbare Gedanken und Nkotive für fernere Schöpfungen
ihrer Reise entgegen geführt wären.

Abbildung Nr. so;. Empfangs - Salon Lines Wohnhauses in Hamburg.

Nrbengelnmg im modernen NuMgewerde.

von Max Heiden, Berlin.

.eben der Technik und Formengebung hat die Farbe großen
Antheil daran, einen Gegenstand der Runstindustrie dem Be-
M dürsniß und unserem Geschmacke entsprechend erscheinen zu
lassen. Sie tritt hier nicht als alleinige Herrscherin auf, wie es ihr
Berus in der hohen Runst, der Malerei, erheischt; ihre Hülseleistung
beruht auch nicht einzig und allein auf dem Gebrauche des Pinsels
und der Palette, wo die Farbe sich gewöhnlich doch nur dem Papier
oder der Leinwand unterzuordnen hat; sondern der Farbengebung im
Runstgewerbe wartet ein ganz besonderes Arbeitsfeld, das sich weiter
hinaus erstreckt und andere vielseitige Ansprüche stellt. — Sobald sich

die Farbe dem Runst-
gewerbe dienstbar
macht, gibt sie ihre
Freiheit auf; sie wird
vor Allem abhängig
von Zufälligkeiten,
welche das Material
mit sich bringt, aus
dem der jeweilige Ge-
genstand gefertigt ist.
Das Gelb und Roth
des Thones im Topf
oder gebrannten Zie-
gel, das Grau, Silber
oder Gold am Tafel-
geschirr oder Bier-
humpen, die braune,
schwarze oder weiße
Schattirung der Holz-
maserung, das Schil-
lern des Edelsteines:
Alles dies sind gege-
bene Faktoren, gegen
deren natürliche Reize
die menschliche Hand
mit ihrer Runstfär-
berei machtlos ist; es
bleibt ihr nur die
künstlerische Zusam-
menstellung des Ma-
terials und die zweckentsprechende Anwendung desselben überlassen. —
Daß sich eine gewisse Natürlichkeit in Bezug aus Farbengebung in
einigen Gruppen von Gegenständen der Runstindustrie erhalten hat,
trotzdem ihre Tönung in der Hand des Runsthandwerkers liegt, gehört
auch zu den Abhängigkeiten, denen die Farbe unterworfen ist. wjx
denken dabei an das Vorherrschen der weißen Farbe im Tischgedeck,
wie im größesten Theile alles Leinenzeuges; ferner an die Erhaltung
des Grundtones im Porzellan unseres Gebrauchgeschirres, dessen weiße
Glasur sich bis zum Znnern der braunen Bunzlauer Raffeekannen des
Bauernhauses erstreckt. Mit Aufnahme der weißen Oesen und Thüren
des Wohnzimmers wird inan noch andere Gegenstände des Hauses
nennen können, bei denen die Beibehaltung des weiß auf das berech-
tigte Empfinden zurückzuführen ist, dem Gegenstände, der täglich in Be-
nutzung kommt, das äußere Merkmal des Zauberen, der Reinlichkeit
zu verleihen. An ähnliche Gesetze des Gefühls ist auch die Farben-
gebung der Eischgläser gebunden: die Formen des Weinschoppens
können sein wie sie wollen, ihren Zchimmer paßt man aber fast stets
der Farbe des Tropfens an.

Einen Zwang auf die Farbengebung im Runstgewerbe übt ferner
die Technik in vielen Fällen aus. Für Majolika, Glas und Porzellan
 
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