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Neuer General-Anzeiger: für Heidelberg und Umgegend ; (Bürger-Zeitung) — 1893 (Juli bis Dezember)

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No. 181 - No. 190 (3. August - 14. August)
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London, 6. Aug. Der Kohlenarbeitcrausstand
in England, der bereits eine so gewaltige Aus-
dehnung gewonnen, wie kaum ein anderer zuvor,
beginnt auch die bei solchen Gelegenheiten leider
üblichen Ruhestörungen zu zeitigen, indem die
Minderheit der zur Arbeit gehenden Leute von den
Ausständigen angegriffen wird. In verschiedenen
Kohlenrevieren kam es in Folge dessen zu Tumulten,
welche das Einschreiten der Polizei erforderten. In
Dewsbury, Vigal und Leeds sind dabei mehrere
Polizisten schwer verwundet worden. Eine Aussicht
auf Verständigung zwischen Arbeitgebern und
Arbeitnehmern scheint sich dadurch zu bieten, daß
am 22. August das Exekutivkomitee des Gruben-
arbeiterverbandes zu einer Konferenz über den
Vorschlag "'der Grubenbesitzer zusammentreten will,
den gegenwärtigen Streit durch die von den Ar-
beitern abzugebende Verpflichtung zu Ende zu
bringen, keine Lohnerhöhung zu verlangen, bis daß
die Kohlenpreise auf die im Jahre 18S1 erreichte
Höhe emporgestiegen sein werden. Unterdessen setzen
die streikenden Bergleute ihre Hoffnung auf die
Unterstützung durch die festländischen Kohlengruben-
arbeiter.
Athen, 6. August. Die feierliche Eröffnung
des Kanals von Korinth ist heute erfolgt.
Nachdem der Metropolit den Gottesdienst zelebrirt
hatte, hielt König Georg eine Ansprache, worauf
die Königin zum Zeichen der Eröffnung ein quer
über den Kanal gespanntes Band durchschnitt. Die
Dacht des Königs „Sphakterion", an deren Bord
sich der König nebst der königlichen Familie, das
diplomatische Corps, die Minister und der General
Turr befanden, passirte den Kanal als erstes Schiff.
Ihm folgten vier von dem Prinzen Georg komman-
dirte griechische Torpedoboote, ein russisches und ein
englisches Kriegsschiff, sowie mehrere griechische
Passagierdampfer mit den übrigen Gästen. Auch
der österreichische Lloyd hatte einen Vertreter ent-
sandt.
Washington, 6. Aug. Die gestern hier abge-
baltene demokratische Parteiversamm-
lung stellte wiederum Crisp als Kandidaten für
die Präsidentschaft im Repräsentantenhause auf.
Crisp hielt hierauf eine Rede, worin er hervorhob,
daß die Demokraten jetzt zum ersten Male seit 30
Jahren in der Lage seien, die schlechten Gesetze ab-
schaffen zu können. Das amerikanische Finanz-
system müsse einer Revision unterzogen und größere
Sparsamkeit in den öffentlichen Ausgaben einge-
halten werden. Die Steuern seien gerecht zu ver-
t heilen und herabzusetzen.
Aus WuH und Jern.
* Karlsruhe, 7. Aug. Ein im Hause Herren-
straße Nr. 2 in der Mansarde wohnhafter Tapezier
zündete am Samstag Nachmittag, vermuthlich in
einem Anfalle von äoliriuip trsineim ein in seiner
Wohnung stehendes Sofa, an, das Feuer wierde
aber noch rechtzeitig bemerkt und gelöscht. Der
Thäter wurde behufs Beobachtung seines Geistes-
zustandes in das städtische Krankenaus verbracht.
— Grftrrn rrlwuv zwycycn u—Itt Uhr W irde
während der Abwesenheit eines Pfandleihers mit
seiner Familie in der Schützenstraße Nr. 46 das
Pfandlokal von bis jetzt unbekannter Hand mittelst
Nachschlüsses geöffnet und aus demselben eine
größere Zahl verpfändeter Uhren, Ringe, Broschen
und dergleichen Schmuckgegenstände gestohlen.
* Karlsruhe, 7. Aug. Soeben wird bekannt,
es sei ncrdings eine Aenderung des Manöverplanes
dahin erfolgt, daß ein viertägiges Manöver des 14.
Armeekorps gegen das 15. und zwar bei Kehl statt-
findet.
* Weinheim, 7. Aug. Nach langem Harren
und Bangen ist endlich heute wieder einmal ein
schöner sonniger Ernteta g erschienen, welcher die
Heimfahrt eines großen Theils der draußen liegenden
Halmfrüchte ermöglicht. Zwar wurden die spär-
lichen Stunden, die während der letzten Tage der
Ernte günstig schienen, zur Bergung der vom an-
haltenden Regen verschlammten Fürchte benützt;
aber die Garben sahen ganz grau aus, waren zum
Theil noch feucht und hatten durch Auswachsen

viel an ihrem Werth verloren. Hoffen wir, daß
der Monat August dem Landmann eine lange
Reihe recht schöner Tage bescheert, damit der übrige
Theil der Ernte in erwünschter Güte heimgebracht
werden kann. Im übrigen hat doch der rrichliche
Regen das Wachsthum der übrigen Feldgewächse
sehr gefördert. Oehmd, Kartoffeln, Rüben re. und
auch die Handelsgewächse stehen ausgezeichnet und
zum Gedeihen der Stoppelrüben sind angesichts
des schönen durchfeuchteten Bodens die besten Aus-
sichten vorhanden.
* Eberbach, 6. Aug. An dem vereinigten
2. und 3. diesjährigen Bienenkurs nahmen
7 Damen und 12 Herrn Antheil. Trotzdem der
Arbeitsstoff ein sehr großer war, verstand es Herr
Roth, Vorstand der Bienenschule diesen in sehr
kurzer Zeit den Kursisten beizubringen. Herr Roth
ist ein Meister nicht blos in der Theorie sondern
auch in der Praxis. Wer deßhalb einmal einen
Jmkerkurs in Eberbach mitgemacht hat, der kann
beruhigt dann zu Hause an seinen Bienenstand
treten; denn er hat sür alle, selbst sür die
schwierigsten Fälle, eine gute Anleitung zur Ab-
hilfe sich erworben.
* Vom Taubergrund. 7. August. Im
Frühjahr und Vorsommer flehte Jedermann um
Regen. Jetzt in der Ernte haben wir dessen
zu viel. Die Frucht kann nicht eingebracht werden
und wächst auf dem Halm aus. Obst giebt es
gar keines die Landleute sind wirklich dieses Jahr
übel daran. Zum Glück ist bis jetzt der Stand
der Reben ein guter. Auch die Hopfen sind
nicht so gering wie in der'Pfalz.
* Lörrach, 7. Aug. Auf eine höchst sonder-
bare Weise kam dieser Tage das 9-jährige Söhnchen
des Herrn Kaufmanns Asal zu Schaden. Dasselbe
wollte mit einem Kameraden einen Brief in den
nächstliegenden Postkasten werfen. Spielend hing
es sich an denselben; der Kasten — noch immer
vom alten Kaliber, 94 Pfund schwer — stürzte
von der Mauer dem Knaben auf den Unterleib,
so daß er eine bedeutende Quetschung davontrug,
die leicht von bedenklichen Folgen sein könnte. Der
Kasten war einem Handwerker zum Ausbessern ge-
geben, der ihn leichtfertiger Weise, ohne ihn an-
zuschrauben, wieder an der Mauer befestigt haben
soll. — Seit einigen Tagen wurden Pfarrhäuser
des Bezirks von Dieben heimgesucht, die aber, wie
man hört, erwischt wurden.
* Aus Vaden, 7. Aug. Konfuse Verwandt-
schaftsverhältnisse haben ihre Heimath ge-
wöhnlich im Lande der Ertravakanzen, in Amerika.
Doch auch hier kommt derartiges vor. Hat da
kürzlich in einem badischen Dorfe ein Pärchen den
Bund fürs Leben geschlossen, welche That die sonder-
barsten verwandtschaftlichen Beziehungen zeitigte.
Der Thatbestand ist folgender: Ein Sohn heirathete
die Schwester seiner Stiefmutter, folglich seine Tante.
Der Neffe wurde also von der Tante haroßmüthig
zum Mann erhoben. ' Dadurch ändeisic^fich natür-
lich sofort auch das Verhältniß des Sohnes zur
Stief-Mutter, welche ols Schwester ddr Sohns-
Frau sich nun wohl oder übel gefallen lassen muß,
wenn sie der bisherige (Stief-)Sohn Schwägerin
titulirt. Ter Vater des Sohnes wird statt Schwager
Schwiegervater der jungen Frau. Die Stief-
geschwister des Sohnes werden seine Nichten und
Neffen; denn als Mann der bisherigen Tante wird
er doch ihr Onkel. Die bisherigen Stief-Großeltern
des Sohnes werden seine Schwiegereltern und der
Enkel wird Schwiegersohn. Die Geschwister der
jungen Frau, welche bisher Onkel oder Tante des
Sohnes waren, wwden Schwäger, bezw. Schwäger-
rinnen desselben. An verwickelten Geschichtchen
fehlt es also hier nicht; die Betreffenden selbst
werden kaum ihre verwandtschaftlichen Beziehungen
zu einander jemals erkennen.
* Nürnberg, 7. Aug. Der Fürther In-
dustrielle Spesr, Senior der Firma Spear und
Söhne, der letzthin unter dem Verdacht der Brand-
stiftung verhaftet wurde, erhängte sich im Gefängniß.
* Coblenz, 7. Aug. Heute früh nach 6 Uhr
stieß auf dem Moselbahnhof Coblenz ein ein-
fahrender Personenzug mit einem vom Rheinbahn-

hof kommenden Güt-wzuge zusammen. Es sind nur
wenige Verletzungen von Personen dabei vorgekommen.
* Kiel, 6. Äug. Zu der Katastrophe auf dem
Panzerschiffe „Baden" wird bekannt, daß ein Be-
amter der Krupp'schen Fabrik bereits sein Gut-
achten über das im Rohr sitzende Geschoß abgegeben
hat. Am Montag früh wird das Panzerschiff
„Baden" in See gehen und sich dort des Ge-
schosses entledigen. Dieses ist 2 Meter im Ge-
schützrohr nach vorwärts gegangen, auch die Lade-
büchse im Lauf. Zur Verringerung der Gefahr
wird man hinter dem Geschütz eine Barrikade von
Sandsäcken errichten. Gleich nach seiner Rückkehr
von See geht das Panzerschiff „Baden" in die
kaiserliche Werft. (S. letzte Nachrichten.)


5. Kreisturnfest des Lberrheinkreises.
Freiburg, 7. August.
Das Festbankett, welches gestern Abend zu
Ehren des 5. Kreisturnens des 10. deutschen
Turnkreises in der prächtig geschmückten Kunst-
und Festhalle veranstaltet wurde, verlief auf's
glänzendste. Herr Prof. Philippovich hielt die Fest-
rede auf Kaiser und Grvßherzog unter einem be-
sonderen Hinweis auf die Freiheit und Ordnung,
die in dem Turnverein herrsche. Kreisvertretcr
Lang widmete sein Hoch der Stadt Freiburg und
den Festveranstaltern. Oberbürgermeister Winterer
war in seiner Rede auf die deutsche Turnerschaft
von hinreißender Wirkung. Herr Nußhag toastet
auf den Baumeister des badischen Turnvereins,
Direktor Maul-Karlsruhe. Großartiger Beifall fanden
Lörracher und Mannheimer Turner, die ersten im
griechischen Schwertertanz in den klassichen präch-
tigen Kostümen, die letzteren mit ihren Pyramiden
an 4 Pferden. Der weitere Verlauf des Banketts
war ein sehr lebhafter und fröhlicher und hielt die
Gäste und Gastgeber bis lange nach Mitternacht
zusammen. Jmponirend wirkte die Jllimunation
des Münsterthurms. Ebenso war die Schloßberg-
Restauration von Dattler brillant beleuchtet und
der Stadtgarten mit Lampionketten erhellt.
Das Antwortstelegramm des Großherzogs
auf das Huldigungstelegramm des geschäftsführenden
Ausschusses des Oberrh. Kreis-Turnfestes lautet:
Mainau, 6. August.
Ich danke allen Teilnehmern an der mir ge-
widmeten werthen Begrüßung, deren Bedeutung ich
in ihrem ganzen Werth schätze. Ich erwidere die
mir dargebrachten Gesinnungen mit treuen Wünschen
für das Wohl und die Kraft der wackeren Turner,
welche mit warmer Hingebung an's Vaterland
demselben ihre Fähigkeiten widmen wollen. Ich
begrüße die gesammte Turnerschaft in dankbarer
Empfindung und begleite sie im Geiste mit dem
schönen Feste. Friedrich."

Auch von Dr. Wassmannsdorfs flt
Heidelberg, dem Ehrenpäsidentcn des X-
deutschen Turnkreiscs kam ein in herzlichen Worten
abgefaßtes Begrüßungstelegramm an.
Heute wurden die Vereinöwettturnen fortgesetzt,
woraus sich Nachmittags ein Volksfest mit Jugend-
spielen und Tanzbelustigungen entwickelte. Um 6
Uhr schlug die große Stunde der Verkündigung der
Sieger im Wettkampf, der alle mit lebhafter
Spannung entgegensahen. Die beiden Heidel-
berger Turnvereine erhielten für die vor-
trefflichen Leistungen ihrer Musterriegen je einen
Preis I. Klasse in erster Stufe, dem Handschubs-
heimer Verein wurde ein Preis II. Klasse in
dritter Stufe zuerkannt.
WermifchLes.
— Gut abgelaufeu. Das „Langener Wochen-
blatt" berichtet: „In Höchst a. M. ist am Diens-
tag Abend auf der Hess. LudwigSbahn ein Eisen-
bahn-Unglück vorgekommen. Zwei Wagen sind in
Folge falscher Weichenstellung umgefallen, kamen je-
doch mit leichten Hautabschürfungen davon." —
Daraus macht sich ein ordentlicher Eisenbahnwagen
nichts.
— Ueber eine Vergiftung durch einen
Uhrschlüssel berichtet das Berliner „Jnt.-Blatt.",
die für solche, die das gleiche Mittel anzuwenden
belieben, zur Warnung dienen mag: Unter den in
der königlichen Klinik behandelten Kranken befindet
sich ein junger Mann, der sich durch einen Uhr-
schlüssel eine Blutvergiftung zugezogen hat. Der
Patient hatte an der Stirne einen sogenannten Mit-
esser. Er vollzog mit einem Uhrschlüffel auf dem
durchaus gewöhnlichen Wege die „Operation".
Schon nach kurzer Zeit empfand er auf der stark
geröteten Stirne einen stechenden Schmerz, der eben-
so wie die Rötung schnell zunahm. Der zu Rache
gezogene Arzt fand seine Vermuthung, daß eine
Blutvergiftung vorliegen dürfte, nach einer Unter-
suchung des Schlüssels bestätigt; sie ergab das An-
haften von Grünspan. So hat das Messer des
Chirurgen eingreifen müssen, und wenn auch heute
jede Lebensgefahr beseitigt ist, so hat der junge Mann
der sich durch das schwarze Pünktchen auf der Stirne
belästigt fühlte, in schwerer Weise für seine Eitel-
keit büßen müssen.
— Was einem Alles passiren kann, davon
giebt folgendes Beispiel Zeigniß: In der Nähe
von Kottbus wurde im Frühjahr d. I. ein Bauer
bei Bezahlung seiner Zeche in einem Wirthshause
untr dem Verdacht vorhaftet, daß die von ihm ge-
führten Geldstücke, 3 Zweimarkstücke und 1 Einmark-
stück, gefälscht seien. Nach dreimonatlicher Unter-
suchung der Sache hat der Bauer, nach dem „Se-
ganer Wochenblatte", die Geldstücke in vollständig
zerschlagenem Zustande von der königlichen Staats-
anwaltschaft mit dem Bemerken zurückerhalten daß
d!e Geldstücke echt seien. Der Bauer beabsichtigt
ar—Der 'Bpld-
stücke wegnahm, auf Schadenersatz zn klagen.
— Unzerbrechliche Spiegel. Spiegelbrüchc
kommen so ost vor, daß man allgemein den
Wunsch nach unzerbrechlichen Spiegeln haben
wird. Auch dieser scheinbar nicht realisirbare
Wunsch kann jetzt erfüllt werden, da mit der
Herstellung von Spiegeln aus Celluloid begonnen
wird. Die Herstellung geschieht in der Weise,
daß eine völlig durchsichtige, glasähnliche und
polirte Celluloidplatte auf der Rückseite gerade
wie eine gläserne Spiegelplatte mit einem Silber-
spiegel versehen, letzterer aber noch mit einer
Celluloid-Schutzhülle überzogen wird. Auch diese
Schutzhülle läßt sich als Spiegelfläche benutzen,
so daß eigentlich zweiseitige Spiegel erreicht
werden. Außer ihrer Unzerbrechlichkeit haben die
Celluloid-Spiegel den Vorzug der Leichtigkeit,
auch stellen sie sich nicht theurer wie Glasspiegel
und die bei Glasspiegeln so schwierige Arbeit der
Herstellung mathematisch genauer, parabolisch und
anders geformter Spiegel ist wesentlich erleichtert.
— Von der Chicagoer Weltausstellung
meldet Hirsch's Bureau, daß der Oberrichter Stein
die Direktoren der Weltausstellung, weil sie, entgegen

heimzukehren und sich um sieben Uhr Morgens
in seinem Bette von seinem Burschen schlafend
finden zu lassen.
Gegen den Alibibeweis war nicht das Aller-
geringste einzuwenden und so vollgiltig dieser
war, so unansechtbar waren auch alle seine son-
stigen Aussagen.
Den schwerwiegendste Punkt derselben bildeten
die Wechsel. Sobald der Auditeur dieses Thema
berührte, räumte der Offizier ohne die geringste
Scheu ein, er sei schon seit mehreren Tagen im
Besitze derselben und zwar habe er sie durch
prompte Zahlung der betreffenden Summen zu-
rückerlangt. Bei zweien der Wechsel sei der Fäl-
ligkeitstermin allerdings noch nicht abgelausen
gewesen, allein da ihn Wienbraud in wenig ar-
tiger Weise an die Erfüllung seiner Verbindlich-
keiten bezüglich des dritten Papiers erinnert, so
sei er alsbald zu dem Entschlüsse gekommen,
allen seinen Beziehungen zu dem Manne ein
Ende zu machen.
Er nannte genau denjenigen Tag der ver-
gangenen Woche, an welchem er zu dem Ende
zum letzten Male in der Hafenstadt gewesen, be-
zeichnete genau das Hotel, in dem er eingekehrt,
und die Stunde seiner Ankunft und Wiederab-
reise. Er hatte die Postverbindung sowohl hin-
wärts und rückwärts benutzt, und war außerdem
im Stande, verschiedene Zeugen außer den: Hotel-
Wirth anzuführen, mit denen er während seiner
Anwesenheit dort in Berührung gekommen war,
unter ihnen befand sich auch der Assessor Linde-
mann. Im Hause des Kommissionärs Wien-
brand sei er allerdings mit Niemanden weiter

zusammengctroffen, als mit diiffem selbst, das
werde aber Keinen Wunder nehmen, der mit den
Gewohnheiten dieses Mannes einigermaßen ver-
traut sei, denn so ost er bei ihm gewesen, sei er
regelmäßig mit den Hausbewohnern in gar keine
Beziehungen gekommen und wenn er hin und
wieder doch mit jemanden zusammen getroffen,
so sei dies einer von den Leuten gewesen, die ge-
kommen oder gegangen waren, weil sie mit
Wienbrand Geschäfte gehabt.
Man sieht, an allen diesen Aussagen ließ
sich nichts bemängelst. Sie waren offen, klar,
ohne Hinterthüren und Schlupfwinkel; Alles ent-
sprach dem Tatsächlichen und nirgends fehlten
vollgiltige Zeugen.
Der Auditeur fragte hierauf, wie Herr von
Flottwell, dessen Vermögensverhältnisse in der
ganzen Garnison als keineswegs besonders gün-
stige bekannt seien, mit einem Male in die Lage
gekommen sei, über eine so erhebliche Summe zu
disponiren. Es handele sich, wenn auch ange-
nommen werden könne, daß die Zinsen von dem
Darleiher bei Zahlung der Kapitale im Voraus
in Abzug gebracht, um den sehr ansehnlichen Be-
trag von viertausend sechshundert Mark.
Aber auch dieser Vorhalt war keineswegs
dazu angethan, den Offizier in die allergeringste
Verlegenheit zu versetzen. Mane habe, so erklärte
er, an verschiedenen Abenden in der ersten
Hälfte der vergangenen Woche in einem kleinen
vertrauten Kreise ziemlich hoch gespielt und das
Glück sei ihm, den es sonst hasse, an allen
diesen Abenden treu geblieben. Er habe an dem-
selben eine Summe gewonnen, die den Betrag,

den er gebraucht habe, um mehr als tausend
Makk überstiegen. Mit diesem Gelde habe er
Wienbrand befriedigt.
Das war die volle Wahrheit. Der Auditeur
wußte das bereits. In einem Garnisonorte
spricht sich das Spielglück eines Einzelnen, wenn
es ihn namentlich wiederholt und in so hervor-
ragender Weise bevorzugt, im Kreise der Offiziere
rasch herum.
Nun hatte der Auditeur nur noch eine ein-
zige Frage in Bereitschaft, die von schwer wie-
gendem Gewichte blieb, das war die Frage über
das Eigenthum des Revolvers, den das Landge-
richt gleichzeitig mit den Untersuchungsakten unter
Bezug aus die Aussage des älteren Barons von
Flottwell eingesendet hatte,
Er nahm die kleine Waffe hervor und zeigte
sie dem Oberlieutnant mit der Frage, ob er sie
kenne.
„Gewiß!" erwiderte dieser. „Diesen kleinen
Revolver schenkte mir mein Vater vor Jahres-
frist und ich kann bestätigen, daß er sich bis vor
etwa sechs Wochen in meinem Schlafzimmer über
meinem Bette ausgehängt befand. Er ist mir
nach dieser Zeit abhanden gekommen und spurlos
aus meiner Wohnung verschwunden. Ich freue
mich, ihn heute wieder zu sehen, und reklamire
ihn als mein Eigenthum. In welcher Beziehung
steht Ihre Frage nach der Waffe zu ihren son-
stigen Erörterungen, Herr Auditeur?"
„Mit diesem Revolver wurde Wienbrand er-
schossen," antwortete dieser, indem er das Gesicht
des Anderem ausmerksum fixirt.
Es kam ihm so vor, als sei die lebhafte Farbe

aus demselben bei dieser Eröffnung uni einen
Schein bleicher geworden. Aber diese Entfärbung,
war eine so geringe, daß ihm eine Selbsttäusch-
ung nicht ausgeschlossen schien.
Auch sagte er sich selbst, daß aus -dieses Mo-
ment ein Gew'cht von Bedeutung nicht zu legen
sein möchte.
(Fortsetzung folgt.)

Die Turnschwcftern.
Nachklänge vom Freiburger Turnfest.
Wie hat das Gott so schön gemacht,
Daß er mit Mädchen uns bedacht,
Denn wenn kein liebes Mädchen wär',
Wo kämen die Turnschwcstern her?
So manche Fahne, schön gestickt,
Würd' nie mit Bändern wohl geschmückt;
So mancher flotte, schöne Tanz
Blieb' nngetanzet gar und ganz-
So manches liebe Gläschen Wein
Könnt' nicht für sie getrunken sein;
So mancher Mund, der küssen kann,
Müßt nimmermehr, was fangen an,
So manches Seufzen, Liebcsfleh'n,
Das bliebe gänzlich ungescheh'n;
So mancher brave Turnersmann
Würd' nimmermehr ein Ehemann-
Drum hat es Gott so schön gemacht,
Daß er mit Mädchen uns bedacht,
Denn wenn kein liebes Mädchen wär',
Wo kämen die Turnschwestern her?

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