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Neuer General-Anzeiger: für Heidelberg und Umgegend ; (Bürger-Zeitung) — 1893 (Juli bis Dezember)

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No. 231 - No. 240 (30. September - 11. Oktober)
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eilens der demokratischen Partei und Herr Weber
seitens der Sozialdemokraten. Am Schlüsse ge-
langte eine Resolution zur Annahme, welche sich
gegen die Tabakfabrikatsteuer aussprach.
* Walldorf, 2. Okt. Am Samstag Abend
fand hier im „Hirschen" eine äußerst zahlreich be-
suchte Versammlung statt, um sich ebenfalls, wie
dies in den meisten Nachbarorten schon geschehen,
über die geplante Tabakfabrikatsteuer auszusprechen.
Die Versammlung eröffnete Herr Verwalter Sauer
von Nußloch und sprach derselbe über das genannte
Thema in ausführlicher Weise. Hieran schloß sich
ein Vortrag von Herrn Hauptlebrer Hurst von
ebenda, der besonders die Verhältnisse der Arbeiter
der Tabakbranche und den nach und nach kommen-
den Aufschwung und Wohlstand in unseren Ort-
schaften behandelte. An der weiteren Debatte be-
theiligten sich noch ferner Herr Bürgermeister Abel
von hier und die HH. Greiff und Julius Burck-
hardt von Wiesloch. Einstimmig sprachen sich die
Versammelten gegen jede Tabakfabrikatsteuer aus.
* Sinsheim, 1. Okt. Lei der Bürger-
ausschußwahl wurden durch die Höchstbesteuer-
ten gewählt: Kaufmann Eduard Speiser, Land-
wirth Christian Binkele, Rathschreiber Jakob Laux,
Landwirth Martin Breunig, Gastwirth Friedrich
Dörner, Kaminfeger Friedrich Klaiber. Im Ver-
hältniß zu den Abstimmungen der beiden anderen
Steuerklassen haben die meisten abgestimmt, näm-
lich 34 von 48 Wahlberechtigten.
* Sinsheim, 1. Okt. Heute Mittag fand
im hiesigen Rathaussaale eine schöne Feier statt.
Vier Frauen aus dem Bezirk erhielten die von der
Großherzogin gestiftete Ehrengabe für Hebammen,
welche sich durch Tüchtigkeit, Besonnenheit, Treue
und Gewissenhaftigkeit während 25 Dicnstjahren
ausgezeichnet hatten. Die Hebamme Bechtel von
Weiler, welcher schon im Jahre 1886 die silberne
Medaille zugetheilt wurde, erhielt die silbervergoldene
Medaile als Anerkennung für mehr als 40 Jahre
geleistete Dienste die Hebammen Frau Obländer
nnd Frau Welker von Steinsfurth und Braun von
Helmstadt erhielten die silberne Medaille für mehr
als 25 Jahre geleistete Dienste. Herr Bezirksarzt
Schäfer leitete die Feier, welcher der Gesammtvor-
stand des hiesigen Frauenvereins, die Aerzte von
hier undnoch einige Hebammen anwohnten, durch eine
Ansprache ein. Frau Oberamtmann Gaddum händigte
dann mitWorten der Anerkennung dieEhrenzeichen aus.
* Spechbach, 2. Okt. Die Mittheilung vom
Tod des Adam Lilli dahier, ist dahin zu berichtigen,
daß nach gerichtlichem Sektionsbefund L. an der
„Gesichtsrose" starb, welche allerdings auf eine durch
einen Schlag erhaltene Kopfwunde zurückzuführen
sein dürfte. Die Thäter, einige Burschen aus dem
benachbarten Epfenbach, befinden sich zur Zeit noch
auf freiem Fuße.
* Aglasterhausen (A. Mosbach), 1. Okt.
Das Jahr 1893 ist für unsere Gegend, speziell
aber für unsere Gemarkung ein äußerst gesegnetes.
Es ist gewiß eine große Seltenheit, den Landwirth
sich einmal mit Zufriedenheit über den Erfolg seines
Betriebs äußern zu hören, und letzteres ist bei uns
der Fall. Von spezieller Futternoth ist hier,
orts nichts fühlbar. Es ist kein einziger Fall be-
kannt, daß ein Landwirth aus Futtermangel seinen
Viestand vermindern oder aus diesem Grunde Noth-
schlachtungen vornehmen mußte. (Allerdings muß
hier auch erwähnt werden, daß bei unfern Lanwirthen
der Viehstand, bezw. die Stückzahl desselben im
richtigen Verhältniß zur Futterproduktion steht.) Die
überaus schöne Ernte wurde zwar theilweise etwas
beregnet, ein erheblicher Schaden dürfte aber des-
wegen dennoch nicht zu verzeichnen sein. Obst gab
es seit vielen Jahren nicht so viel wie Heuer. Die
Preise waren dementsprechend auch sehr mäßig. Für
Zwetschgen wurden bezahlt 150—2Mk. pro Ztr Tafel-
obst kostete 3 Mk. Mostobst wurde von aus-
wärtigen Händlern und Privaten zu diversen Preisen
erstanden. Durchschnittspreis war 1,70—2 Mk.
per 50 Kilogramm. Die Kartoffelernte ist im
vollen Gange und fällt quantitativ wie qualitativ
vorzüglich aus. Insbesondere liefert die Sorte:
„inuAnuin bonuin" ein ganz eminentes Erträg-

salt und ist sehr pünktlich, wenn man ihr läutet.
Ihre Mahlzeiten können Sie kochen und auf-
tragen lassen zu jeder beliebigen Stunde. Ich
will selbst Ihre Einkäufe besorgen und Ihnen
dann die Rechnung vorlegen."
„Ich will diese Zimmer nehmen, M adame,"
sagte Beatrix. „Ich habe meinen Wagen fort-
geschickt und will gleich hier bleiben, wenn es
Ihnen recht ist. Ich habe heute die Reifi von
Brüssel hierher gemacht, und hätte gern ein
warmes Abendessen, wenn es möglich ist. Sie
schicken mir heraus, was Sie eben vorräthig
haben."
Frau Punnet entfernte sich, um diesen Auf-
trägen nachzukommen.
Beatrix legte Hut und Mantel ab. Sie
bürstete den Staub aus ihren Kleidern nnd machte
in ihrem Ankleidezimmer rasch Toillette.
Als sie in das Empfangszimmer hinaus
kam, war der Tisch hübsch gedeckt, und das
Stubenmädchen setzte eben einige dampfende
Schüsseln hin.
»Ihr Abendessen ist bereit Fräulein", sagte
sie, „Wünschen Sie vielleicht noch etwas?"
Beatrix lächelte verneinend.
Das Souper erschien ihr geradezu sürstlich.
Sie war noch immer halb verhungert. Die
monatelange Aushungerung bei Wasser und Brot
im Schloß Valbeck hatte sie sehr schwach gemacht
und ihr Verlangen nach Nahrung war unbe-
grenzt. Frau Punnet hatte ihr ein saftiges
Beefsteak mit Kartoffeln, frischen Kuchen mit
Kaffee hinausgeschickt und ließ sich entschuldigen,
daß sie nichts Besseres habe. Beatrix entließ die

niß. (So wurden z. B. dieser Tage von einem
50 Ar großen Acker 196 große Säcke voll der
schönsten Kartoffeln abgefübrt.) Der Preis der-
selben stellt sich z. Zt. auf 1,70 Mk. (Käufer
erwünscht.) — Solch gesegnete Jahre sind unfern
Landwirthen von Herzen zu gönnen.
* Mosbach, 3. Okt. Ein schwerer und über-
aus schmerzlicher Verlust hat unsere Stadt ge-
troffen. Einer ihrer besten Mitbürger, Herr
Mühlenbesitzer K. Fr. Deetken wurde letzten
Samstag ein halb 3 Uhr nach kurzer Krankheit
(Lungenentzündung) im Alter von 67 Jahren in
die Ewigkeit abgerufen. Mit vollem und ganzem
Herzen schloß er sich der konservativen Partei an;
als ein Führer dieser Partei hat er auch einige
Jahre den hiesigen Bezirk im Landtag vertreten.
* Mosbach, 2. Okt. Gestern und vorgestern
feierte die hiesige Akademische Ferien-Verbindung
„Spinne" ihr zweites Stiftungsfest durch einen
Kommers im Schwanensaale und einen Früh-
schoppen im Kneiplokal der Verbindung (Schwane).
Der Kommers war sehr zahlreich besucht und
herrschte die gehobenste Stimmung. Derselbe wurde
durch den derzeitigen Vorsitzenden und Kneipwart
cand. phil. Eckert mit einer kurzen Begrüßung der
Gäste eröffnet, worauf nach dem zweiten Liede
cand. jur. Brugier zur Festrede sich erhob, die
durch Feinheit und Gedankenreichthum brillierte
und die Bestrebungen der „Spinne" klarlegte; sie
fand allgemein Anklang und schloß mit einem ur-
kräftigen, donnernden Salamander auf die hochver-
ehrten Gäste, der vorzüglich klappte. Nun ergriff
Herr Oberamtmann Müller das Wort, dankte im
Namen der Gäste für die Einladung und schilderte
in formvollendeter, von Herzen kommender und zu
Herzen gehender Rede die Ziele und Ideale des
deutschen Studenten und schloß mit dem Wunsche,
daß in der Ferien-Verbindung „Spinne" stets
diese Ideale hoch gehalten werden mögen. Noch
manche Rede, theils naturwissenschaftlicher, theils
humorvoller Art, wurde vom Stapel gelassen, die
wesentlich zur Erhöhung der Festesfreude und Fidelität
beitrugen. Erst spät trennte man sich mit dem
Bewußtsein, einen recht fidelen Abend nach echt
studentischer Weise verlebt zu haben. Der Früh-
schoppen war ebenfalls gut besucht und verlief in
der animirtesten Stimmung. Möge es der Akad.
Ferien-Verbindung „Spinne" vergönnt sein, noch
recht oft ein solch schönes Stiftungsfest zu feiern!
* Liebenzell, 2. Okt. In vergangener Nacht
wurde der Löwenwirth Karl Faas hier von seiner
Ehefrau mit einem Beil erschlagen. Der Kopf war
vollständig mit dem Beile zertrümmert. Die Thä-
terin ist verhaftet. Das Gericht begab sich bereits
heute früh hierher zu näherer Feststellung der
schrecklichen That. Der Getödtete war erst seit
Mai verheirathet. Ein häuslicher Zwist soll den
Anlaß zu der That gegeben haben.
* Hornberg, 1. Okt. In der Fabrik von
Jeckeln u. Cie. brach gestern früh 4 Uhr Feuer
aus in der sog. Schlichterei. Die Feuerwehr ver-
mochte den Brand auf diesen Theil des Etablisse-
ments zu beschränken. Laut „Echo vom Wald"
ist der Schaden ziemlich groß, die Arbeit werde
einige Tage eingestellt werden müssen.
* Aus Vaden, 1. Okt. Allenthalben sind
die Aussichten auf einen außergewöhnlich guten
Herbst vorzüglich; besser und gesünder wie in
diesem Jahre dürften die Trauben kaum je gewesen
sein; in vielen Rebfeldern ist auch keine einzige
faule Beere zu finden. Folgerichtig dürfen wir
Heuer auch einen ganz vorzüglichen Wein erwarten;
schon deshalb ist es geboten, möglichste Sorgfalt
auf die Bereitung und Aufbewahrung desselben zu
verwenden und alles zu vermeiden, was seine Güte
und Haltbarkeit vermindern kann. Es bestehen
aber noch ganz besondere Gefahren, auf welche von
fachmännischer Seite jetzt hingewiesen wird. Der
Wein von 1865 war bekanntlich ebenfalls ganz
vorzüglich; aber auch kein Wein ist mehr stichig
geworden, als der 1865er. Die Trauben waren
damals wie jetzt reich an Zucker und früh reif;
man hat sie bei warmer Witterung geherbstet
und nicht überall die Bildung von Essig-

Dienerin und aß langsam ihr Abendbrot, während
ihre Schwäche einem Gefühl von Kraft und
Heiterkeit zu weichen begann.
Nachdem ihr Tifch wieder abgeräumt worden
und Frau Punnet dagewesen war und voll
artiger Theilnahme sich erkundigt hatte, ob ihre
neue Inwohnerin noch etwas wünschte, setzte sich
Beatrix an den Kamin und versank in Nach-
denken.
„Dies ist ein angenehmer und sicherer Zu-
fluchtsort", — dachte sie voll Dankbarkeit gegen
die Vorsehung, die sie so sichtlich beschützt hatte.
„Wie der Himmel mich bewacht und geleitet hat.
Wie schwierig war meine Flucht aus Schloß
Valbeck! Welche Gefahren litt ich da, und dann
auf der einsamen Straße, und später in dem
Bauernwagen, in dem Gasthof in Antwerpen
und zuletzt in dem Hotel de Flandre in Brüssel.
Der Himmel war sehr gütig gegen mich."
Sie dachte an ihre Vergangenheit, an ihre
Zukunft. Die kleine Uhr über dem Kamine
schlug elf, und sie fuhr empor wie aus einer Be-
täubung, ging in ihr Ankleidezimmer, entkleidete
sich, nahm ein Bad, ging zu Bette und schlief
bis zum nächsten Morgen.
Ihr Schlaf- und Ankleidezimmer hatte sie
versperrt beim Schlafengehen, aber die Salonthür
war offen geblieben.
Als sie vollständig angekleidet war, ging sie
in denselben hinaus; er war bereits aufgeräumt
und in schönste Ordnung gebracht worden. Ein
Feuer knisterte im Kamin. Der Frühstückstisch
war in Bereitschaft und ein Morgenblatt lag
darauf.

säure mit nöthiger Sorgfalt vermieden. Bei
warmer Witterung tritt rasch Gährung ein,
die Hülsen der Trauben werden in die Höhe ge-
hoben und es entsteht der sog. Hut; in diesen letz-
teren dringt die Luft ein, die Trester erwärmen sich
und schon nach wenigen Stunden kann eine er-
hebliche Menge von Essisäure entstehen, wie dies
meist schon durch den Geruch zu erkennen ist. Die
Essigsäure ist ansteckend; schon kleine Mengen da-
von können verursachen, daß aus dem Weingeist
des Weines Essigsäure entsteht und der Wein früher
oder später schlecht wird.
* Stuttgart, 2. Okt. Frhr. Oskar von Münch,
der frühere Reichstagsabgeordnete für den 8.
württ. Wahlkreis macht neuerdings wieder viel
von sich reden und wird gutem Vernehmen zu-
folge binnen kurzem auch wieder vor Gericht ge-
stellt werden. Bekanntlich wurde er wegen Be-
leidigung des Geh. Hofraths Colin, Direktors der
Württ. Vereinsbank zu zwei Monaten Gefängniß
verurtheilt, welche Strafe er diesen Sommer in
Rottenburg abbüßte. Inzwischen hat er, wie be-
reits mitgetheilt, bei Schabelitz (Zürich) wieder
eine Broschüre (die dritte) erscheinen lassen, worin
er alle Behauptungen seiner beiden ersten Bro-
schüren wiederholt und überdies die Richter der
Stuttgarter Strafkammer, welche ihn verurtheilten
mit nackten Worten der „Rechtsbeugung" be-
schuldigt. Das gerichtliche Verfahren hierüber
ist gegen Frhr. v. Münch bereits eingeleitet. In-
zwischen hat, wie wir hören, Herr Oberamtsarzt
Beitter in Rottweil zuständigen Orts den Antrag
gestellt, den Frhrn. v. Münch auf 6 Wochen
behufs Untersuchung seines Geisteszustandes in
eine Irrenanstalt einzuweisen, wogegen letzterer
beim Kgl. Oberlandesgericht auf Grund des § 81
der Strafprozeß-Ordnung Beschwerde erhob, welcher
gutem Vernehmen zufolge, stattgegeben wurde.
Er bleibt also von einer psychiatrischen Unter-
suchung befreit und das erwähnte gerichtlisches Ver-
fahren gegen ihn nimmt seinen Fortgang.
Wermischtes.
— Nur nobel. Zwei arme Kinder fanden
vor einigen Tagen in Konstanz eine Brieftasche
mit 1200 Mk. Inhalt und lieferten sie ehrlich ab.
Der reiche Eigenthümer, ein Herr aus Radolfzell,
äußerte seine große Freude darüber und gab den
redlichen Findern — gar nichts.
— Er „bremst". Folgendes hübsche Scherz-
wort eines Stuttgarter Großindustriellen wird dem
„Schw. B." berichtet. Derselbe erhielt dieser
Tage Besuch von einem Jugendfreund, dem er
sein flottgehendes Fabrikationsanwesen und seine
elegante Wohnung zeigte: „Na, na," meinte der
Gast, „du scheinst in dem besten Zug zu sein, ein
reicher Mann zu werden. Was macht denn dein
Filius, der Bruder Studio in Tübingen?" —
„Gewiß bin ich," meinte lächelnd unser Großin-
dustrieller, „im besten Zuge, ein reicher Mann zu
werden, aber mein Sohn, von dem du eben sprachst,
lieber Freund, der „bremst" bei dem Zug."
— Eine „Wahrsagerin", die 27 Jahre alte
Sophie Groß, hat in Frankfurt a. M. eine Reihe
von Dienstmädchen auf unverschämte Art geprellt.
Sie „weisagte" aus den Linien der Hand, daß die
betreffenden Personen in kurzer Zeit einen sicheren
Lotteriegewinn erlangen würden, wenn sie sich eine
bestimm? Loosnmmner verschafften. Einige der
Mädchen gingen auf den Leim und sahen sich be-
trogen. Von den Dienstmädchen sind der Groß
von 7—20 Mk. gezahlt worden. Die Strafkammer
in Frankfurt a. M. war der Ansicht, daß man
dem Schwindel der Wahrsagerin energisch entgegen
treten müsste, und verurtheilte die Betrügerin zu
drei Jabren Zuchthaus.
— Die bayerisch » Vauernburschen sind
seelengute Leute, wenn sie nicht bös werden. In
Reit hat einer seinem Kameraden, der ihn im
Spiele betrog, beide Ohren abgerissen. Er übergab
sie dem Wundarzte, mit den Worten, er solle sie
nur wieder hinkurieren.
— Vom Landgericht Dresden war der prak-
tische Arzt vr. insä. Ignaz Böhm in Dresden

Beatrix begrüßte ihre Dienerin mit der ihr
eigenen sanften Höflichkeit und setzte sich dann
hin und las die Zeitung.
Gleich darauf wurde ihr ein gut bereitetes
und reichhaltiges Frühstück serviert.
Nachdem sie dasselbe eingenommen hatte,
ließ sich die junge Dame einen Wagen bringen.
Es war fast elf Uhr Vormittags, und Beatrix
wollte unverzüglich die Verwalter ihres Vermögens
besuchen.
„Ich muß sie womöglich sehen, ehe die Brands
zu ihnen kommen", sagte sie zu sich selbst. „In
jedem Falle bin ich überzeugt, daß sie mich be-
schützen werden."
Ihre Toilette war bereits gemacht. Der
Tag war hell und klar, und sie brauchte daher
den Regenmantel nicht; sie setzte den Hut auf
und ging zu dem Wagen hinab, der bereits
wartete.
Ihre Vermögensverwalter waren zwei Advo-
katen, Männer von der strengsten Rechtlichkeit
und Ehrenhaftigkeit.
Beatrix wußte, daß ihr Vermögen so ange-
legt war, daß die beiden Rechtsanwälte ihr nichts
entziehen konnten, selbst wenn sie gewollt hätten.
Aber sie wußte auch, daß sie Ehrenmänner waren,
in deren Händen ihr Reichthum sicher war; und
sie hoffte daher, daß sie sich ihrer Person an-
nehmen würden.
Sie wußte die Adresse der beiden Herren.
Herr Dunleh, der Aeltere, war verheirathet
und wohnte in Cavendiß-Square.
Herr Hillsley, der Jüngere, war ein Hage-

zu 2 Monaten Gefängniß verurtheilt worden,
weil er eine Menge von Impfscheinen ausgestellt
hatte, ohne daß bei den betreffenden Kindern sich
Pusteln und Narben gezeigt hatten. Er hatte,
weil er Jmpfgegner ist, mit einer bedeutend
mildernden Lymphe geimpft. Gegen feine Ver-
urteilung hatte er Revision beim Reichsgerichte
eingelegt. Der Angeklagte war selbst erschienen
und verwahrte sich besonders dagegen, daß er
wider besseres Wissen gehandelt habe. Er sei
zwar Jmpfgegner, aber er habe sich stets bemüht,
innerhalb der Schranken des Gesetzes zu bleiben
und nur versucht, die Gefahren der Impfung nach
Kräften zu beschränken. Trotz dieser Erklärung
blieb es bei den 2 Monaten Gefängniß.
— Vom Neuen. Daß das diesjährige Ge-
wächs bei der ihm innewohnenden Güte und
Stärke manchen aus dem gewohnten Geleise
bringen kann, liegt auf der Hand. Ganz be-
sonders scheint der Weingeist aber dieser Tage in
Rapperswyl (Schweiz) rumort zu haben, mußten
doch daselbst an einem einzigen Abend mehr als
achtzig Bürger wegen Uebertretung der Polizeistunde
Buße bezahlen.
— Ei« polnisches Brautpaar, das auf
einem Gut des Niederbarnimer Kreises zur Zeit
in Arbeit steht, erschien am Sonntag Nachmittag
in Oranienburg, um sich in der dortigen katholischen
Kirche trauen zu lassen. Auf einem Leiterwagen
kamen die Hochzeitsgäste mit dem Brautpaare nach
der Stadt. Dort lief der mit einer bis zu den
Füßen reichenden blauen Brustschleife versehene,
kaum etwas über 20 Jahre alte Bräutigam davon
und besorgte in der Eile ein Paar silberne Trau-
ringe. Zu einer Trauung kam es indessen nicht,
denn kaum war der Bräutigam zurückgekehrt, als
die Braut in der Lehnitzstraße plötzlich von einem
munteren Mädchen entbunden wurde, so daß die
ganze Hochzeitsgesellschaft unverrichteter Dinge wieder
heimwärts fuhr, nachdem dem Kinde und seiner
Mutter von mitleidigen Menschen die nothwendige
Verpflegung zutheil geworden.
— Die Grotte des Freiherr« vo« Münch-
hausen. Im Jahre 1779, während der Bela-
gerung von Gibraltar, erzählte der Freiher einer
bei ihm versammelten Gesellschaft mit dem ernst-
haftesten Gesichte, er habe kürzlich in der in seinem
Garten gelegenen Grotte eine höchst merkwürdige
Entdeckung gemacht, man könne nämlich in der-
selben, wenn man das Ohr an die Wand lege,
deutlich das Bombardement jener Belagerung hören.
Es klinge dies ja allerdings sehr unwahrscheinlich,
und deshalb bitte er etwaige Zweifler, sich selbst
davon zu überzeugen. Obgleich es nun selbstver-
ständlich nicht an lebhaftem Widerspruch fehlte, so
gelang es doch seiner großen Neberredungskunst,
seine Gäste zu bewegen, ihm in die Grotte zil
folgen. Nachdem sie hier nun sämmtlich ih^
Ohren an die Wand gelegt hatten, aber dann sehr
enttäuscht erklären mußten, daß sie nicht das min-
deste hören könnten, zog der Freiherr, ohne eine
Miene zu verziehen seine Uhr aus der Tasche und
sagte: „Ich muß sebr um Entschuldigung bitten,
es ist gerade Mittagszeit, die Kanoniere speisen."
Den geprellten Gästen blieb nach dieser Erklärung
nichts übrig, als gute Miene zum bösen Spiel zu
machen.
— Schreckliches Regiment. Von dem Zaren
Paul I. erzählt E. von Matius in seinen Denk-
würdigkeiten Folgendes: Bei einer Revue in Riga
ging er die lange Reihe der Soldaten hinunter und
theilte mit seinem Rohrstocke rechts und links Hiebe
aus. Er näherte sich der Stelle, wo ich (als Knabe)
stand und ich sah, wie er mit dem Stocke einem
unglücklichen Soldaten die Zähne einstieß und ihm
das Gesicht zerschlug. Der Mann fiel nieder und
mir entfuhr ein Angstruf. Da ergriff mich ein
Bürger und schleuderte mich mit den Worten hinter
den Volkshaufen: „Dummer Junge, willst du uns
alle unglücklich machen?" Man brachte mich leblos
nach Hause. Als ich meine Besinnung wieder er-
hielt, erzählte ich die gräßliche Szene meinem
Vater, der Präsident des Civilgerichts war.
leiser, furchtsamer, zitternder Stimme rief mir
stolz und wohnte in seinem Hause in Upp^
Berkeley-Street.
Sie beschloß, zuerst zu Herrn Dunlay M
gehen und befahl dem Kutscher nach Cavendrß-
Square zu fahren.
Als sie vor Herrn Dunlays Hause ausstwg,
sah sie, daß das Haus ganz verschlossen war,
als ob es nicht bewohnt wäre. Auf ihr Klopfen
kam eine alte Frau heraus, offenbar die Haus-
hälterin, welche sie davon benachrichtigte, daß
Herr Dunlay mit seiner Familie für ein Jahr
nach dem Kontinente gereist sei.
„Können Sie mir die Adresse angeben?"
fragte sie.
„Nein, Madame", war die Antwort.
„Sie sind heute da morgen dort. Den
letzten Brief erhielt ich aus Griechenland und
darin schrieb er, daß sie noch weiter ostwärts
wollten."
Beatrix grüßte höflich und ging etwas
verstimmt zu ihrem Wagen zurück und gab dem
Kutscher die Adresse des anderen Advokaten.
Der Wagen hielt bald daraus vor dem be-
zeichneten Hause.
Es war ziemlich elegant und Beatrix stieg
die Freitreppe empor und läutete. Dieses Haus
mit seinen aufgezogenen Jalousien machte ihr den
Eindruck, als ob es bewohnt wäre.
Ein livrierter Diener öffnete.
(Fortsetzung folgt.)
* Zn der Sommerfrische. Die Tochter: „Ach,
Papa, ich fühle mich wirklich wie neugeboren.'
— „So, wie heißt er denn?"

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