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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 13.1921

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Heft 13/14
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Schapire, Rosa: Die Neuordnung des Hamburgischen Museums für Kunst und Gewerbe
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https://doi.org/10.11588/diglit.27278#0413

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Die Neuordnung des Fjamburgifcßen
Mufeums für Kunft und Gewerbe

Von /?0&4 8C7MP//?E

AfiY <? /lAA/VYnoo-on

; privater Initiative erwaeßfen, wurde das Fjamburgifcße Mufeum für Kunft und


Gewerbe im Jahre 1877 nacß dreijährigem Befteßen von der Stadt übernommen.

^ ^ Es befindet fid) heute noch in den ihm damais angewiefenen Räumen des Scßul-
und Mufeumsgebäudes am Steintorpla^. Sie haben im Laufe der Jahre eine Reihe
von Umgeftaltungen erfahren, find aber ihrer Anlage nach für ein Mufeum nicht
eben günftig.
Entfprechend der Auffaffung der fiebziger Jahre wollte man im Mufeum eine Samm-
lung von Vorbildern fchaffen. Als Juftus Brinckmann, der Begründer der Samm-
lung, 1894 feinen zweibändigen „Führer" fchrieb, der nicht weniger als ein Fjandbucß
der Gefehlte des Kunftgewerbes ift, war er fiel) bewußt, daß ein Mufeum keine Vor-
bilderfammlung fein könne, da es fiel) für den Schaffenden nicht um Nachahmung
ßiftorifeßer Formen handle. Auch können Kunftgewerbemufeen, wenn fie „über die
engen Grenzen einer tecßnologifcßen und äfthetifchen Lehrmitteifammlung hinausge-
hoben werden .... des kulturgefchichtlichen Untergrundes nicht entraten". Die Kon-
fequenz, die fich daraus ergibt, die mit foviel Liebe, Spürfinn, ja genialen Entdecker-
geift zufammengetragenen Gegenftände fo aufzuftellen, daß fich das Bild gefchloffener
Kulturkreife daraus ergebe, hat Brinckmann jedoch, als der älteren Generation zu-
gehörig, nicht gezogen. Die Sammlung war faft durchweg nach tecßnologifcßen Ge-
fichtspunkten aufgeftellt. Allerdings hat ihm eine nach kulturhiftorifchen Geficßts-
punkten getroffene Aufteilung als le^tes giel vorgefchwebt. Auch „daß die neue
Ordnung eine feßwierigere ift als die alte und eine durchdringendere Kenntnis der
Dinge vorausfe^t," hat fid) Brinckmann nicht verhehlt.
Die Aufgabe, die den neuen Leitern bereits begehender Mufeen zufällt, ift eine
wefentlid) andere als jene war, die ißre Gründer zu leiften hatten. Fjat cs fid) für die
Begründer darum gehandelt, den Stoff zufammenzutragen, das Mufeum aus dem Nichts
erfteßen zu laffen, ift es infolgedeffen ganz ißre Schöpfung, ein Spiegel ißrer Per-
fönlicßkeit, mit all ißren Vorzügen und ißrer Einfeitigkeit, fo ßat der neue Leiter im
wefentlicßen den vorhandenen Befiß zu feiner (Uirkung zu bringen, zu verlebendigen.
Fjat er die Leitung eines Mufeums während des Krieges oder nach dem Kriege über-
nommen, fo können ficß feine Ankäufe bei dem arg befeßnittenen Budget und den
täglich fteigenden Preifen nur in den befeßeidenften Grenzen bewegen. Seine Tätig-
keit ift im wefentlicßen konfervierender Art. Aber es ift ganz in feine Fjand gelegt,
ob dies mit Refignation und Verzicht verbunden ift, oder ob er es vermag, durch Neu-
aufteilung die Dinge zu neuem Leben zu erwecken. Sauerlandt ßat diefen Teil er-
wähnt. Seine Neuaufteilung des Kunftgewerbemufeums ift eine künftlerifcße Tat.
Die Aufteilung in teeßnifeßen Reißen, vom Stoff: Metall, Fjolz, Ton, Glas ufw. aus-
gehend, wurde endgültig aufgegeben zugunften einer Ordnung nad) kulturellen und
künftlerifcßen Geficßtspunkten. Kunftgewerblicße Arbeiten des europäifeßen Kultur-
kreifes find in den 28 Scßauräumen und den anfcßließenden (Uandelgängen des Erd-
gefeßoffes aufgeftellt. Beginnend mit vorgefcßicßtlicßen Funden, die aus dem Norden
ftammen, abfcßließend mit den Speckter- und Milde-gimmern aus dem Anfang des

Der Cicerone, XiH. Jat^rg., Qeft 13/14

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