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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 13.1921

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Heft 5
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Dammann, Walter Heinrich: Landolino Ohmacht in Hamburg, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.27278#0173

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\bn,Satnmelwe)<2ti und KunjiereigtiifTc n

L a n d o 1 i n O ß m a cß t in Hamburg
.Vf/Y rS* Von iV/SA 7E/? /V. D/lAfAf^NN
(Fortfeßung aus Heft 1.)
Außer den Frauenbildniffen nennt der Domßerr als Hamburger Arbeiten Oßmacßts
/ \ nur eine Kinderbüfte, die ficß nocß nicßt wiedergefunden ßat und die Klopftock-
^ ^ bilder, deren es begreiflicßerweife eine ganze Anzaßl gegeben ßat, befonders einen
„7goll ßoßen Kopf" des Dicßters, den man, dem ßufammenßang nacß, woßl als ein voll-
rundes Bildwerk, nacß ßeutigem Maß 17 cm ßocß, zu denken ßat. DieKlopftockbüfte im
Beß^e des ßamburgifcßen Mufeums für Kunft und Gewerbe mißt nur 12,5 cm, ift alfo
nicßt die von Meyer erwäßnte. Daß es ficß dennocß um ein (Herk Oßmacßts ßandelt,
ift durcß zwei Umftände geficßert: fie ftammt aus dem Befit^e der Familie van (üintßem
und damit aus dem der zweiten Frau des mit Oßmacßt befreundeten Dicßters, und fie
ift, nacß der Roßrfcßen Befcßreibung zu urteilen, zwar nicßt ganz fo groß, fonft aber
ßug für gug die Klopftockbüfte, die ficß im Befi^ der Familie Qorning in Straß-
burg beßndet. Die Verbindung zwifcßen Hamburg und Straßburg gibt eben nur
Oßmacßt felbft. Roßr erwäßnt aucß ausdrücklicß eine Ausfertigung der Büfte, dieOßmacßt
für ficß beßalten ßabe — woßl die Fforningfcße. Die bei Meyer genannte könnte da-
gegen diejenige gewefen fein, die nacß Roßr von einem Mitglied des dänifcßen Königs-
ßaufes erworben wurde. (Uaßrfcßeinlicß wäre fie in irgendeinem der feeländifcßen
Scßlöffer oder Mufeen nocß aufzufinden.
Der Klopftockkopf, der unferem Mufeum von freigebiger Hand gefcßenkt wurde, ift
ebenfalls von Marmor (nicßt von Alabafter). Über eckigem Bruftausfcßnitt, oßne Ge-
wandandeutung, ftreckt ficß das aufgericßtete kaßle Seßerßaupt ein wenig vor, auf
greifenßaft feßnigem Hälfe, der recßts unter dem Kiefer eine cßirurgifcße Narbe er-
kennen läßt. Die Brauen find über der Nafenwurzel zufammengezogen. Die blicklofen
Augen find mit Anftrengung weit geöffnet; fcßon Melcßior wußte, daß dadurcß der
Anfcßein von Gottesbegeifterung und jene „Erßabenßeit", um die es ißm befonders zu
tun war, in ein Bildnis ßinein kommt; die Juftus- und Scßwalbbilder wenden dasfelbe
Kunftmittel an. Der Mund ift klein geworden; die eingefunkene Oberlippe von Falten
umzogen. Die nur angedeutete Hauterfcßlaffung nnd der ungleicße Kopfbau beein-
träcßligen nicßt das Milde, Abgeklärte, das von diefem Antliß leucßtet — troß der
Kümmerniffe, von denen es weiß.
Nacß diefem (Uerk ßat Scßadow feine Klopftockbüfte für die Regensburger (üalßalla
gefcßaffen.
Die drei ßocßovalen männlicßen Reliefbildniffe von Oßmacl)t alle drei Alabafter,
nicßt Marmor — fämtlicß vom Künftler mit feinem Namen bezeicßnet, ßat das Ham-
burger Mufeum von Hamburger Vorbefißern erworben. Die Vermutung, daß auf ißnen

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