Ausheilungen
140 Blättern, die Entwürfe und Studien vonSe-
baftiano Rizzi darftelien. Es find geiftreich
hingeworfene Federzeichnungen, meift mit dem
Pinfei getönt. — Endlich müßte man noch er-
wähnen, daß woßi jeder Gaieriedirektor das ln-
ftitut um die herrlichen, durch Schenkung erlit-
tenen Rahmen beneiden könnte. Es find dar-
unter Prachtftücke des Cinquecento, die fo manchen
Biidern erft die richtige Folie verleihen. L. Br.
Paris
Der Maler Charles Cottet, deffen (Herke
die in der Qauptfache robufte Landfchaften und
pittoreske Volksfzenen darftelien und in vielen
Mufeen Europas und auch Amerikas zu finden
find, hat dem franzöfifeften Staat einige zeit-
genöffifche (Uerke und eine Sammlung eigener
Bilder gefchenkt, die vornehmlich feine breto-
nifche Schaffensperiode umfaffen. Diefe Kollek-
tion foll auf verfchiedene Mufeen verteilt werden.
So gehen in denBefiß des Luxembourg einige
dreißig Gemälde und Zeichnungen Cottets über,
daneben die Bronzebüfte des Künftiers von
Meunier, zwei Bilder von Lu eien Simon
und ein Stilleben von Blanche. Das Mufeum
von Dijon erhält die Büfte des Eugene Guil-
laumes von Rodin und Cottets Büfte von Bou-
chard. Cottets „Altes Pferd", das feinerzeit
feinen Künftlerruhm begründete, wandert ins
Montpellier. r.
Ausftellungen
Vergleichs werte
3u einer Ausftellung aus den Kölner
Sammlungen im KIallraf-Richar§-
Mufeum
Motto: „Denn nichts läßt fict) vom
tHifj en ßer waßrßaft in Befiß
neßmen-
KarlHJitß.
Das Uliffen um Bedeutung des Kunftwerkes
führt leicht ab vom Verftehen. Die Analyfe feiner
Formenfprad)e erfaßt nie den Kern. Geogra-
phifche Einordnung hat den Begriff der Exotik,
d. h- reizvoller Fremdheit erzeugt. Scheidung
nach Kulturftufen mindert die Aufnahmefähig-
keit für alles, was nicht einer von Können und
Überlegung geleiteten Qand entftammt. Um wie-
der zur unmittelbarften und erfchütterndften Er-
regung durch das Klerk felbft zu kommen, müßten
wir verfuchen, alle Difziplin abzulegen und uns
zurücktaften zur „Kraft der Formenfprache, zur
Stärke der Sgmboük" (Spengler).
Nachdem die Kategorienordnung abgeworfen
ift, fcheint ein vielfältiges Gewebe verwandter
Löfungen durch alle Zeiten und um den Erd-
ball gefponnen. Die KJicge höchfter Kultur ant-
722
wortet dem ärmften Archipel, Chriftentum und
Negermythos bauen fich einen Altar, Schmuck
desPalaftes und der Erdhöhle werden verwandt.
Aber auf die oberflächliche Ähnlichkeit der Bil-
dung muß man verzichten lernen, obwohl fie
leicht augenfällig gemacht werden kann. Nicht
gleiche Körperumdeutung, Linienführung, Farb-
gebung follen fich allzu fchneller Konftatierung
darbieten. Es gilt der Grundftimmung nahezu-
kommen, das Kräftebündel zu erfaffen, das immer
und überall Dokumente menfehlicher Kunftge-
finnung hervorgebracht hat- Der fchöpferifche
Urgrund fchuf ftets Denkmäler, in denen fich das
Verhältnis zwifchen Menfch, ÜUelt und Jenfeits-
vorfteiiung manifeftierte. Erft wenn die Ein-
fühlung dem Kunftwerk diefe le^te Verleben-
digung des Nacheriebens gegeben hat, ift
die Vergleichsbafis aller Kunft gewonnen. So
nur kann deren Univerfalität anfchaulich ge-
macht werden. Klenn bisher jede Epoche und
jede Landfchaft der Erde aus den äfthetifchen
Gefet$en ihres befonderen Dafeins erfaßt werden
mußte, fo bietet fich je§t die Möglichkeit, über-
geordnete, allgemein gültige Ulerte feftzuftellen
und den Standpunkt zu gewinnen, von dem aus
Menfcbheit als Summe aller zeitlich und räum-
lich gefchiedenen Formen erlebt werden kann.
Für diefe Einteilung entfällt ein perfönlicßes
Kunftwerk. Die Befonderheit des Schöpfers, feine
Auffaffung darf nicht in Erfcheinung treten. Erft
wenn er unauffindbar hinter feinem CUerk ver-
fchwindet, fteht diefes für einen Kulturerdteil, eine
Kulturftufe, eine Bewußtfeinslage. Oft muß man
daher zurückgehen, bis fich in einer kunftabfichts-
lofen Arbeit der Vergangenheit dämonifches Er-
fülltfein ohne die Überlagerung bewußten Kön-
nens aufweifen läßt. Selbft wenn eine rohe Axt
den Steinblock flüchtig bearbeitete, fet$te derGlut-
ftrom nicht aus, der Plaftik mit dem Criebleben
der Gemeinfchaft verband. Auch durch die un-
geübte Qand des Kindes, die fcheinbar willen-
lofe des Irren, die gänzlich ungefchulte des Bauern
kann die Formfe^ung gefchehen.
Allen diefenUrfchöpferkräften fühlt oder wünfeht
fich die Gegenwart verwandt. Sie erft entdeckte
Denkmäler entlegener Zeiten, ferner Erdteile und
früher Kulturftufen. Ihr Ulunfch, diefen nahe zu
fein, muß einmal verwirklicht werden. Dann
erft läßt fich feftftellen, was aus äußerer An-
regung, was aus eigenen Notwendigkeiten ge-
feßaffen und mit Entlegenem und Entferntem nur
im lebten (Uefenskern verbunden ift. Für die
großen Leitungen der Moderne follen die frem-
den (Uerte nicht Vorbild, fondern Beftätigung fein.
Gegenüberstellungen ermöglichen alle Künftc
außer der Architektur. Befondcrs eignet fich die
140 Blättern, die Entwürfe und Studien vonSe-
baftiano Rizzi darftelien. Es find geiftreich
hingeworfene Federzeichnungen, meift mit dem
Pinfei getönt. — Endlich müßte man noch er-
wähnen, daß woßi jeder Gaieriedirektor das ln-
ftitut um die herrlichen, durch Schenkung erlit-
tenen Rahmen beneiden könnte. Es find dar-
unter Prachtftücke des Cinquecento, die fo manchen
Biidern erft die richtige Folie verleihen. L. Br.
Paris
Der Maler Charles Cottet, deffen (Herke
die in der Qauptfache robufte Landfchaften und
pittoreske Volksfzenen darftelien und in vielen
Mufeen Europas und auch Amerikas zu finden
find, hat dem franzöfifeften Staat einige zeit-
genöffifche (Uerke und eine Sammlung eigener
Bilder gefchenkt, die vornehmlich feine breto-
nifche Schaffensperiode umfaffen. Diefe Kollek-
tion foll auf verfchiedene Mufeen verteilt werden.
So gehen in denBefiß des Luxembourg einige
dreißig Gemälde und Zeichnungen Cottets über,
daneben die Bronzebüfte des Künftiers von
Meunier, zwei Bilder von Lu eien Simon
und ein Stilleben von Blanche. Das Mufeum
von Dijon erhält die Büfte des Eugene Guil-
laumes von Rodin und Cottets Büfte von Bou-
chard. Cottets „Altes Pferd", das feinerzeit
feinen Künftlerruhm begründete, wandert ins
Montpellier. r.
Ausftellungen
Vergleichs werte
3u einer Ausftellung aus den Kölner
Sammlungen im KIallraf-Richar§-
Mufeum
Motto: „Denn nichts läßt fict) vom
tHifj en ßer waßrßaft in Befiß
neßmen-
KarlHJitß.
Das Uliffen um Bedeutung des Kunftwerkes
führt leicht ab vom Verftehen. Die Analyfe feiner
Formenfprad)e erfaßt nie den Kern. Geogra-
phifche Einordnung hat den Begriff der Exotik,
d. h- reizvoller Fremdheit erzeugt. Scheidung
nach Kulturftufen mindert die Aufnahmefähig-
keit für alles, was nicht einer von Können und
Überlegung geleiteten Qand entftammt. Um wie-
der zur unmittelbarften und erfchütterndften Er-
regung durch das Klerk felbft zu kommen, müßten
wir verfuchen, alle Difziplin abzulegen und uns
zurücktaften zur „Kraft der Formenfprache, zur
Stärke der Sgmboük" (Spengler).
Nachdem die Kategorienordnung abgeworfen
ift, fcheint ein vielfältiges Gewebe verwandter
Löfungen durch alle Zeiten und um den Erd-
ball gefponnen. Die KJicge höchfter Kultur ant-
722
wortet dem ärmften Archipel, Chriftentum und
Negermythos bauen fich einen Altar, Schmuck
desPalaftes und der Erdhöhle werden verwandt.
Aber auf die oberflächliche Ähnlichkeit der Bil-
dung muß man verzichten lernen, obwohl fie
leicht augenfällig gemacht werden kann. Nicht
gleiche Körperumdeutung, Linienführung, Farb-
gebung follen fich allzu fchneller Konftatierung
darbieten. Es gilt der Grundftimmung nahezu-
kommen, das Kräftebündel zu erfaffen, das immer
und überall Dokumente menfehlicher Kunftge-
finnung hervorgebracht hat- Der fchöpferifche
Urgrund fchuf ftets Denkmäler, in denen fich das
Verhältnis zwifchen Menfch, ÜUelt und Jenfeits-
vorfteiiung manifeftierte. Erft wenn die Ein-
fühlung dem Kunftwerk diefe le^te Verleben-
digung des Nacheriebens gegeben hat, ift
die Vergleichsbafis aller Kunft gewonnen. So
nur kann deren Univerfalität anfchaulich ge-
macht werden. Klenn bisher jede Epoche und
jede Landfchaft der Erde aus den äfthetifchen
Gefet$en ihres befonderen Dafeins erfaßt werden
mußte, fo bietet fich je§t die Möglichkeit, über-
geordnete, allgemein gültige Ulerte feftzuftellen
und den Standpunkt zu gewinnen, von dem aus
Menfcbheit als Summe aller zeitlich und räum-
lich gefchiedenen Formen erlebt werden kann.
Für diefe Einteilung entfällt ein perfönlicßes
Kunftwerk. Die Befonderheit des Schöpfers, feine
Auffaffung darf nicht in Erfcheinung treten. Erft
wenn er unauffindbar hinter feinem CUerk ver-
fchwindet, fteht diefes für einen Kulturerdteil, eine
Kulturftufe, eine Bewußtfeinslage. Oft muß man
daher zurückgehen, bis fich in einer kunftabfichts-
lofen Arbeit der Vergangenheit dämonifches Er-
fülltfein ohne die Überlagerung bewußten Kön-
nens aufweifen läßt. Selbft wenn eine rohe Axt
den Steinblock flüchtig bearbeitete, fet$te derGlut-
ftrom nicht aus, der Plaftik mit dem Criebleben
der Gemeinfchaft verband. Auch durch die un-
geübte Qand des Kindes, die fcheinbar willen-
lofe des Irren, die gänzlich ungefchulte des Bauern
kann die Formfe^ung gefchehen.
Allen diefenUrfchöpferkräften fühlt oder wünfeht
fich die Gegenwart verwandt. Sie erft entdeckte
Denkmäler entlegener Zeiten, ferner Erdteile und
früher Kulturftufen. Ihr Ulunfch, diefen nahe zu
fein, muß einmal verwirklicht werden. Dann
erft läßt fich feftftellen, was aus äußerer An-
regung, was aus eigenen Notwendigkeiten ge-
feßaffen und mit Entlegenem und Entferntem nur
im lebten (Uefenskern verbunden ift. Für die
großen Leitungen der Moderne follen die frem-
den (Uerte nicht Vorbild, fondern Beftätigung fein.
Gegenüberstellungen ermöglichen alle Künftc
außer der Architektur. Befondcrs eignet fich die