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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 13.1921

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Heft 5
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https://doi.org/10.11588/diglit.27278#0183

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Sammlungen

Zustellungen

derbilt, unter denen Rembrandts„Mann mit
demEurban", groß in ailem, Folbeins „Bildnis
der Lady Guilford", P. de Foocßs „Szene im
F)of" und Boucßers „Eoilette der Venus" die
Fößepunkte biiden. Das große Gemälde gur-
barans aus demCartßäuferklofter zuXeres, das
die Scßlacßt Las Navas de Eolofa darftellt.
grandios find in ißm die gewaltigen Silhouetten
des Vordergrundes; wie ein recht [ußiicher Kom-
promiß an den Gefcßmack des Publikums da-
gegen wirkt die obere Gruppe der ßimmlifcßen
Mächte. Die nunmehr in einem eigens dafür
gebauten kleinen Saal angebrachte Decke des
Pin tu riech io aus dem Palafte Pandolfo Pe-
truccis in Siena, die 1509 fertiggeftellt wurde
und fpäter auf lange Seit als verfchollen galt,
da fie unter einer anderen verborgen war,
ift eine typifeße, reich dekorierte Renaiffance-
decke mit verschiedenen gemalten mythologischen
Szenen zwischen stucco Ornamenten. Einige
deutsche Schwarzweiß-Blätter aus der geit
der RenaiSSance, die der Sammler Felix M. Klar-
burg dem Mufeum überwieSen hat, unter ihnen
mehrere von Cranach, So Luthers Bildnis als
Auguftinermöncß und das Doppelbildnis zweier
KurfürSten von SacbSen; eine Anzahl griechi-
scher und römischer Skulpturen, VaSen uSw.,
vor allem ein herrlicher Eorfo eines Knaben aus
dem 4. Jahrhundert; die überlebensgroße Statue
aus glaSiertem Eon, von Lohan, einem Buddßa-
fchüler, die Friedrich Perzynfki auf abenteuer-
liche Weife aus China herübergebracht hat. Von
feinen Streifzügen durch China auf der Suche
nach diefen auch rein technifch bedeutsamen
Lohan-Statuen berichtet P. in feinem bei Kurt
Wolff, München, erfchienenen Buche „Von Chinas
Göttern", in dem auch die nunmehr im Metro-
politan Mufeum aufgeftellte Statue des einen
Lohan (auf Eafel 44) abgebildet ift. Das im
ganzen vortrefflich erhaltene Werk verbindet in
erftaunlicbfter Weife Porträttreue mit großer, aus
Inbrunft auffteigender Auffaffung.
Schließlich feien noch angeführt die zahlreichen
kleinen Grabfiguren und Modelle aus dem
Grabe eines großen ägyptifeßen Würdenträgers,
desMeßenkwetre, etwa aus dem Jaßre2000 v.Cßr.,
die dem Metropolitan Mufeum als Anteil an den
Ausgrabungen bei Eßebes zugefallen find. Sie
werfen ja eigentlich kein neues Ließt, weder auf
das Leben, noch auf die Kunft oder den Glauben
des damaligen Ägyptens, nur veranfcßaulicßen
fie fie durch ihre Fülle meßr als das bisher woßl
der Fall gewefen ift. Bei ißrem Anblick aber
wird einem eines klar: daß jener öfter betonte
Gegenfaß zwifeßen einer erstarrten ßierarcßifchen
Kunft und einer nach „Realismus" Strebenden

Kieinkunft Ägyptens eigentlich gar nicht be-
standen ßat, denn in Wirklichkeit find diefe
Figuren von Dienern, Bäckern, Brauern u. a.
ebenfalls nur Symbole ißrer Eätigkeit, in Aus-
druck, Faltung und Bewegung ganz allgemein
gehalten wie nur eben auf höherer Stufe die
Götter- und Königsftatuen, dabei freilich von ge-
ringerer Fand geformt. So kann man woßl von
Abftufungen Sprechen, von einem Gegenfaß aber
nießt. Bei welchem feiner felbft Sicheren Volke
wäre ein folcßer woßl auch zu entdecken? F.
Ausstellungen
New Yorker Ausstellungen
Der /nr/mner Co/^ert Der /re P. 0'Af<?//ey
Mary CnssaP Mr/c^sMr/er
Von den farbigen geießnungen, die der Voll-
blutindianer Overton Colbert vom Stamme
der Cßickafaw in der Montross Gallery jüngft
zeigte, find einige offenbar noch ganz Stammes-
gut. Komplementärfarben und eine faft ftarre,
den Rßytßmus dabei keineswegs entbehrende
Symmetrie geometrifeßer, zu Pßantafiegebilden
verdichteter Mufter bilden die Grundlage. Da-
neben finden fieß aber geießnungen, die curo-
päifcßen Einfluß verraten, denn jemand, der fieß
ein Freund des noch jungen Colbert zu fein
dünkte, feßiekte ißn nach Paris, und dort faß er
u. a. ägyptifeße Kunft, die er vielleicht wird ver-
arbeiten können, wurde aber auch von der für
ißn gefährlichen Kunft der „valeurs" verlockt,
von ißr zu koften. Aus allem, was er zeigt,
Sprießt echtes Ealent und ein Drängen zum Aus-
geben. Doch Sollte er meiden, „was ißm das
Innere ftört", nur Wahlverwandtes kann ißn be-
reichern.
Bei Knoedlers Stellt der Ire P. O'Malley
Szenerien feiner geliebten Feimat aus. Er über-
trägt die Liebe, die ißm den Pinfel führt, auf
denRefcßauer. Von diefen Klippen feßauteeinft
der Dichter Synge aufs weite Meer hinaus, als
er fein erfeßütterndes kleines Volksdrama „See-
fahrer" feßuf. Die ganze Eragödie diefes ge-
kreuzigten Landes Sprießt zu uns, aber auch
feine ftille, nach innengekeßrte Poefie.
Im Grolierklub wird das Oeuvre der Mary
Ca ffatt als Radiererin vorgefüßrt, diefer wunder-
baren Mifcßung männlichen und weiblichen
Geiftes. Männlich ift ißr von Degas infpiriertes
Streben bis ins leßte Geheimnis der bewegten
Form in eßrlichftem Bemühen einzudringen:
weiblich die paar Ehernen, die fie fieß immer
wieder Stellt und immer wieder mit neuem Leben
erfüllt, vor allem die Mutter mit dem Kinde.

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