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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 13.1921

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Heft 3
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Gold, Alfred: Die Sammlung Heilbuth
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https://doi.org/10.11588/diglit.27278#0109

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Die Sammlung Qeilbuti)

Von /)LA7?ED GOLD
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An diefer Steiie war kürzlich) (zweites Dezemberßeft) von neuen Sammiungen im Norden die
/\ Rede. Ich) nannte unter ißnen die Sammiung Fjeilbutß, eine damals nocb unbekannte Größe,
A X von der man Bedeutendes erwarten durfte, abgefeßen davon, daß ißr aucb der Ruf vor-
anging, fie würde dem dänifcben Mufeumsbefi$ wertvolle Bereicherungen bringen. Inzwifcben ift
der größere Ceii diefer Sammlung, ißre Abteilung aiter Meifter, im Kopenbagener Kunftmufeum
ausgefteiit, damit aber zugieicb die Entbüiiung verbunden worden, daß nun aucb diefer Befit^, wie
fo vieies je§t in der Baiffezeit, wieder zum Verkaufe kommen foii. Ein kurzer Rubm für eine
Sammiung, die eben erft ausgepackt worden war! In Kopenhagen wurde aus diefem Grunde die
Ausfteiiung der Biider zu einem kieinen Skandaiangriff auf das Mufeum benüßt, aber ficber mit
Unrecht! Kari Madfen vertritt den modernen Standpunkt, daß für gute Biider ein Mufeum immer
gerade gut genug fei, und er kann mit Recht geitend machen, daß die in Dingen der aiten Maierei
nicht eben verwöhnten Dänen aiien Grund hätten, für eine derartige Ausfteiiung, gieicbviei was
ihr fpäteres Scbickfai würde, dankbar zu fein. Direktor Madfen feibft hat den Biidern einen
monumentaien Kataiog (nicht im Fjandei) und eine Überiegen-amüfante Kritik im fahrbuch des
Mufeums auf den QUeg mitgegeben.
Kloßi handelt es fich nur um ein feßr zufäiiiges Nebeneinander von Biidern, entnommen zwei
Parifer Sammiungen, der des kunftßiftorifcßen Mitarbeiters am Louvre, Nicoiie, und der eines
itaiienifchen Grafen Avogii. Dennoch konnte aus dem Beftande ein reizendes itaiienifches Kabinett
hervorgehen, nicht mit überragenden, aber doch mit intereffanten frühen Siencfen und Fiorentinern,
zum Geil von feitener Benennung: Roffeiio di facopo Francbi, Ant. Cicognara, „Maeftro dei Bam-
bino Vispo" (ein von 0. Siren beftimmter Meifter), Marco d'Oggiono ufw. Der Letzte allerdings
febon in das Cinquecento überleitend, und feine „Madonna mit dem ßi. Bernhard von Siena" nur
ais Vereinigung Lionardofcber Motive, Feifengrotte aus dem Louvrebiid, Apofteikopf aus dem
Abendmabb beachtenswert. AisFjaupt- undPracbtftücke erwiefen fich zwei große Einzei-Fjeiligen-
biider von Simone Martini, mit dem Biau, Rot und Goid feiner Miniaturen, ins Lebensgroße über-
tragen; als typifeße große (üerke, vieiieießt nur etwas weniger gut erhalten, dieFjeiiigendarfteilungen
von Santa Croce, die früher in der Sammlung Aibini in Bergamo waren. Sehr typifcß und derb
auch die große Madonna von Bacßiacca, die einmai der Sammiung Crespi in Mailand angeßört
hatte. Enttäufcßend die fpäteren Itaiiener: gieicßgüitige Gintorettos, Morettos, Moronis mit
Ausnahme eines kleinen Bruftbiides des Letzteren, das der Kataiog mit Recht den aiierbeften
Moronis zuzäßit. Ein Fjößepunkt dagegen das farbig feßr frifeße breit aufgebaute Bronzinofcße
Bildnis der Lucretia di Medici: fteßend an einem Gifcße, in der Qand ein Stück glühende Koßie
ais Symbo! weiblicher Gugend, die man der Dargefteiiten gern glaubt. Seßr effektvoii fcßiießiich
der große Guardi, „Bucentorofeft in Venedig", und doch nicht ganz aiiererften Ranges, da diefc
Gondeipracßt auf der Lagune mit den fernen Paiäften ein kiein wenig auf Draht gezogen ift.
Ein paar große Grümpfe bat die Sammiung unter ißren Spaniern, um es gieieß zu fagen, von
Greco und Goya, in diefem Punkte geftatte man mir ein fubjektives Bekenntnis, icß feße in
Grecos „reuigem Petrus", der urfprüngiieß bei guloaga und fpäter in der Sammiung Stcßoukine
war, eine der voükommenften Löfungen der Maierei überhaupt. Das ift Greco, der Meifter: Nerv
im Entwurf und in jedem Pinfeiftricß, Erfindung undKompofition demMaierifcßen untergeordnet bis

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