Sammlungen
lieh gelungen ift, diefes raumfchönfte unter den
kirchlichen Baudenkmälern Lübecks endlich in
würdigen guftand zu verfemen, ift ein Verdienp,
das reine Anerkennung fordert. Die alten Ein-
bauten unfchöner Ausftellungskojen, die den Blick
in den Raum verbauten, find entfernt, die über-
fdhlanken Pfeiler des Schiffes bis zum Fuß wieder
frei. Vor dem Lettner fteht als breithinwirkendes
FJauptftück wie ein gotifcher Flügelaltar Noldes
große Kreuzigung mit den Nebenfzenen und
dem Predellaunterbau, lofe in den Nifcben und
an den (Uänden verteilt die ftark farbig wie
alte Glasgemälde auf dem weißen Grund der
Kirche aufleuchtenden übrigen Bilder. Barlachs
Mofes und Bildwerke von Kolbe und Lehmbruck
ftehen — ein wenig unvermittelt zwar — dazwi-
fchen. M. Sauerlandt und F)ei fe fprachen Ein-
leitungsworte zur Eröffnung, etwas pathetifcher
vielleicht als es der Stimmung der FJörer ent-
fprach. Führungen und ein weiterer einführender
Vortrag über Nolde von Niemeg er fchöpften
die feiten fchöne Gelegenheit in den folgenden
CHochen aus, um das Erlebnis diefer Ausftellung
zu vertiefen.
Nolde, der derbe, aus norddeutfchem 5olz ge-
fchni^te Gotiker und Munch, den wir felbftver-
ftändlich als einen der unferen zählen, mögen
fo in die Gegenwart einer Freundfchaft unter
den Völkern des haltifcben Meeres eingefpannt
erfcheinen, wie vor vier Jahrhunderten die Lü-
becker Meifter, die ihre Kunft nach Stockholm
und Reval und darüber hinaus getragen haben.
Daß Lübeck mit bewundernswertem Ernft und
Cakt, mit (Uertfchä^ung der wirklichen Kultur-
faktoren die Gemeinfchaftsarbeit mit den nor-
difchen Nachbarn zu pflegen unternimmt und mit
fo fchönem Erfolg begann, legt den Klunfch
nahe, daß die Fäden diefes Gedankens weiter-
gefponnen und zu einem dauernden Band ver-
knüpft werden möchten, das beglückend und
bereichernd wirken könnte diesfeits und jenfeits
des baltifchen Meeres. K. Schaefer.
Sammlungen
Detroit
Der „Cicerone" hat fchon die erftaunliche Mit-
teilung gemacht, daß das biefige Mufeum, als
erftes im Lande, einige deutfebe Gemälde der
neueften Richtung durch feinen Direktor Mr.Bootb
angekauft hat. Die Lifte umfd)!ießt u. a. Scbmidt-
Rottluffs „Blühender Kaktus", L.Feiningers.Rad-
dampfer", Kokofcbkas „Elblandfcbaft bei Dres-
den", E. FJeckels „Blumen" und Pecbfteins „Unter
dem Baum". — Erfreulich wie diefe Erwerbung
ift, wolle man nicht vergeffen, daß eine Schwalbe
noch keinen Sommer macht; und ob diefer einen
mutigen Schwalbe fobald auch nur eine zweite
folgen wird, bleibt leider [ehr problematifch.
Bei feinen Ankäufen alter Kunft in Deutfcb-
land hat [ich Mr. Bootb die denkbar beften Rat-
geber gewählt: Bode und Dr. Valentiner. F,
fragen i. KI.
ln Ergänzung unferer kürzlich an diefer Stelle
gemachten Mitteilung über das Schickfal des
Folkwang-Mufeums mußgefagt werden, daß
ßcb neuerdings die Stadt Ffagen [ehr darum be-
müht, diefe hervorragende Sammlung in ihren
Befiß zu übernehmen. Die vor kurzem durch
die Preffe gegangenen Nachrichten von der be-
abfiebtigten Erwerbung der Sammlung durch die
Stadt Effen find infofern nicht richtig, als nicht
die Stadt, fondern eine kleine Gruppe von künft-
lerifcb intereffierten Menfcben verfuebt hat, die
Mittel für die Übernahme des Mufeums nach
Effen aufzubringen. Die Erben von Karl Ernft
Ofthaus hatten als Preis den Betrag von 10 Mil-
lionen feftgelegt unter der Bedingung, daß diefer
felbft im Einblick auf den getneinnü§igen gweck
und die an [ich äußerft niedrig bemeffene Summe
von der üblichen Erbfcßaftsfteuer durch den Staat
befreit fein würde. Gelänge es nunmehr der
Stadt Ffagen, die Sammlung im ganzen zu über-
nehmen, fo bedeutete das natürlich eine durch-
aus glückliche Löfung, die kaum eines Kommen-
tars mehr bedarf. — Inzwifchen hat übrigens die
Stadtverordnetenverfammlung inFJagen nur einen
ganz allgemeinen Befcbluß derart gefaßt, daß
pe ihr erhebliches Intereffe an der Aufrecht-
erhaltung des Folkwang-Mufeums erklärte. Ob
hinter diefem Befcbluß wirklich ein fefter (Dille
fteht, aud) die pofitiven Grundlagen für die
Sicherung des Mufeumsbefißes zu febaffen, bleibt
einftweilen zweifelhaft. Außerordentlich be-
dauerlich wäre es, wenn es pcb lediglich um
eine fogenannte Verfchleppungstaktik handelte,
mit dem giel, dieBegeifterung der Effener Stifter
erkalten zu laffen, um auf diefe (üeife zunäcbft
einmal die Ffagen noch immer drohende Kon-
kurrenz auszufcbalten. n.
New York
Das Metropolitan Mufeum hat jüngft wie-
der eine hochbedeutende Erbfcbaft angetreten:
die Sammlung meift primitiver Kunft, vor allem
Gemälde und Skulpturen, die der kürzlich ver-
ftorbene Juwelenhändler Michael Dreicer mit
feinem Verftändnis zufammengebraebt hatte. Das
Hauptwerk der Kollektion ift ein Männerkopf
von Memling. Es pnden fich ferner zwei Ge-
mälde von Roger van der Cüeyden: „Cbriftus
feiner Mutter erfcbeinend"und ein alter Männer-
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lieh gelungen ift, diefes raumfchönfte unter den
kirchlichen Baudenkmälern Lübecks endlich in
würdigen guftand zu verfemen, ift ein Verdienp,
das reine Anerkennung fordert. Die alten Ein-
bauten unfchöner Ausftellungskojen, die den Blick
in den Raum verbauten, find entfernt, die über-
fdhlanken Pfeiler des Schiffes bis zum Fuß wieder
frei. Vor dem Lettner fteht als breithinwirkendes
FJauptftück wie ein gotifcher Flügelaltar Noldes
große Kreuzigung mit den Nebenfzenen und
dem Predellaunterbau, lofe in den Nifcben und
an den (Uänden verteilt die ftark farbig wie
alte Glasgemälde auf dem weißen Grund der
Kirche aufleuchtenden übrigen Bilder. Barlachs
Mofes und Bildwerke von Kolbe und Lehmbruck
ftehen — ein wenig unvermittelt zwar — dazwi-
fchen. M. Sauerlandt und F)ei fe fprachen Ein-
leitungsworte zur Eröffnung, etwas pathetifcher
vielleicht als es der Stimmung der FJörer ent-
fprach. Führungen und ein weiterer einführender
Vortrag über Nolde von Niemeg er fchöpften
die feiten fchöne Gelegenheit in den folgenden
CHochen aus, um das Erlebnis diefer Ausftellung
zu vertiefen.
Nolde, der derbe, aus norddeutfchem 5olz ge-
fchni^te Gotiker und Munch, den wir felbftver-
ftändlich als einen der unferen zählen, mögen
fo in die Gegenwart einer Freundfchaft unter
den Völkern des haltifcben Meeres eingefpannt
erfcheinen, wie vor vier Jahrhunderten die Lü-
becker Meifter, die ihre Kunft nach Stockholm
und Reval und darüber hinaus getragen haben.
Daß Lübeck mit bewundernswertem Ernft und
Cakt, mit (Uertfchä^ung der wirklichen Kultur-
faktoren die Gemeinfchaftsarbeit mit den nor-
difchen Nachbarn zu pflegen unternimmt und mit
fo fchönem Erfolg begann, legt den Klunfch
nahe, daß die Fäden diefes Gedankens weiter-
gefponnen und zu einem dauernden Band ver-
knüpft werden möchten, das beglückend und
bereichernd wirken könnte diesfeits und jenfeits
des baltifchen Meeres. K. Schaefer.
Sammlungen
Detroit
Der „Cicerone" hat fchon die erftaunliche Mit-
teilung gemacht, daß das biefige Mufeum, als
erftes im Lande, einige deutfebe Gemälde der
neueften Richtung durch feinen Direktor Mr.Bootb
angekauft hat. Die Lifte umfd)!ießt u. a. Scbmidt-
Rottluffs „Blühender Kaktus", L.Feiningers.Rad-
dampfer", Kokofcbkas „Elblandfcbaft bei Dres-
den", E. FJeckels „Blumen" und Pecbfteins „Unter
dem Baum". — Erfreulich wie diefe Erwerbung
ift, wolle man nicht vergeffen, daß eine Schwalbe
noch keinen Sommer macht; und ob diefer einen
mutigen Schwalbe fobald auch nur eine zweite
folgen wird, bleibt leider [ehr problematifch.
Bei feinen Ankäufen alter Kunft in Deutfcb-
land hat [ich Mr. Bootb die denkbar beften Rat-
geber gewählt: Bode und Dr. Valentiner. F,
fragen i. KI.
ln Ergänzung unferer kürzlich an diefer Stelle
gemachten Mitteilung über das Schickfal des
Folkwang-Mufeums mußgefagt werden, daß
ßcb neuerdings die Stadt Ffagen [ehr darum be-
müht, diefe hervorragende Sammlung in ihren
Befiß zu übernehmen. Die vor kurzem durch
die Preffe gegangenen Nachrichten von der be-
abfiebtigten Erwerbung der Sammlung durch die
Stadt Effen find infofern nicht richtig, als nicht
die Stadt, fondern eine kleine Gruppe von künft-
lerifcb intereffierten Menfcben verfuebt hat, die
Mittel für die Übernahme des Mufeums nach
Effen aufzubringen. Die Erben von Karl Ernft
Ofthaus hatten als Preis den Betrag von 10 Mil-
lionen feftgelegt unter der Bedingung, daß diefer
felbft im Einblick auf den getneinnü§igen gweck
und die an [ich äußerft niedrig bemeffene Summe
von der üblichen Erbfcßaftsfteuer durch den Staat
befreit fein würde. Gelänge es nunmehr der
Stadt Ffagen, die Sammlung im ganzen zu über-
nehmen, fo bedeutete das natürlich eine durch-
aus glückliche Löfung, die kaum eines Kommen-
tars mehr bedarf. — Inzwifchen hat übrigens die
Stadtverordnetenverfammlung inFJagen nur einen
ganz allgemeinen Befcbluß derart gefaßt, daß
pe ihr erhebliches Intereffe an der Aufrecht-
erhaltung des Folkwang-Mufeums erklärte. Ob
hinter diefem Befcbluß wirklich ein fefter (Dille
fteht, aud) die pofitiven Grundlagen für die
Sicherung des Mufeumsbefißes zu febaffen, bleibt
einftweilen zweifelhaft. Außerordentlich be-
dauerlich wäre es, wenn es pcb lediglich um
eine fogenannte Verfchleppungstaktik handelte,
mit dem giel, dieBegeifterung der Effener Stifter
erkalten zu laffen, um auf diefe (üeife zunäcbft
einmal die Ffagen noch immer drohende Kon-
kurrenz auszufcbalten. n.
New York
Das Metropolitan Mufeum hat jüngft wie-
der eine hochbedeutende Erbfcbaft angetreten:
die Sammlung meift primitiver Kunft, vor allem
Gemälde und Skulpturen, die der kürzlich ver-
ftorbene Juwelenhändler Michael Dreicer mit
feinem Verftändnis zufammengebraebt hatte. Das
Hauptwerk der Kollektion ift ein Männerkopf
von Memling. Es pnden fich ferner zwei Ge-
mälde von Roger van der Cüeyden: „Cbriftus
feiner Mutter erfcbeinend"und ein alter Männer-
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