Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 13.1921
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https://doi.org/10.11588/diglit.27278#0291
DOI issue:
Heft 9
DOI article:Berrer, Julius Wolfgang: Die Galerie Bartels in Kassel
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Die Galerie Bartels in Kaffe!
Von y. IV. BEA7?E/?
AI// /2 /lA/n'/Vonof/;
T\ /Teift erft durcf) das Grabmonument des Auktionskataloges werden die Schäle
\/] unferer Privatfammlungen der Allgemeinheit bekannt gemacht. Selbft dem
*** ^ *** engeren Kreis der Kunftwiffenfchaftler find viele, oft bedeutende, derartige Samm-
lungen kaum mehr als dem Namen nach bekannt, oder den Namen nach, die ihre (Uerke,
oft zu Unrecht, führen. In ihren Refultaten wertvoller ift eine Bearbeitung, die nicht
erft dann einfe^t, wenn die Stücke im Begriffe find in alle (Uinde verftreut zu werden,
die eine Überarbeitung und den Vergleich mit neuen Entdeckungen, eine Korrektur des
Urteils ermöglicht.
Die Gemäldefammlung des üerrn Juftizrat Bartels in Kaffel, aus der wir hier, ge-
legentlich ihrer Katalogifierung, eine Reihe ihrer wertvollften und intereffanteften (Uerke
befprechen, ift der noch immer bedeutende Reft der großen Galerie des Oberregierungsrat
Bartels, die von 1853 bis 1884 zu den reichften Privatgalerien Berlins zählte.
Die Gefd)id)te diefer Sammlung ift infofern von Intereffe, als dem Erwerb aus ihren
Beftänden zwei große öffentliche Galerien wefentliche Teile ihres Befi^es zu verdanken
haben: Die Galerie des Großherzogs von Oldenburg und das Provinzial-Landesmufeum
zu Münfter i. (U. Diefe Erwerbungen fanden 1869 ftatt, als fict) nach dem Code des
Sammlers die (Uitwe veranlaßt faß, einen Teil der Gemälde zu verkaufen. Die Olden-
burgifcße Galerie erwarb zeßnMeifterwerke, namentlich Niederländer des 17. Jahrhunderts,
darunter u. a. „Die Nymphen und der Satyr" und das Porträt einer alten Frau von
Rubens, „Cleopatra und Antonius" von Cornelius de Vos, eine Landfchaft von J. Ruisdael,
ein Stilleben von Jan van der Meer, ein Stilleben von de 5em. Außerdem von Velasquez
das Bildnis des Kardinal-Infanten Fernando und das Selbftbildnis von Mafacciok
Gleichzeitig erwarb das Provinzial-Mufeum zu Münfter i. (U. die ftattliche Reihe von
Tafeln und Altären der weftfälifchen Schule, die der Sammler während feiner Tätig-
keit an der Regierung zu Minden i. (U., wohin er von Aachen aus verfemt worden war,
zufammengebracht hatte. Darunter befinden fiel) merke des Meifters des Kappenberger
Altars, von Gert van Lon, Ludger tom Ring d. A. u. a. m. Eine Erwerbung, die um fo
wichtiger erfcheint, als die andere große Privatfämmlung weftfälifcßer Meifter, die des
Geheimen Regierungsrats Krüger zu Minden i. (U., bereits durch Kauf in den Befit^ der
englifchen National-Galerie gelangt war.
Nach dem Tode der (Uitwe verweigerte die Tochter ihren Teil der nun fchon erheb-
lich gefchmälerten Sammlung bei Lepke am 27. Oktober 1884. Der kurze Auktions-
katalog, der die vom Sammler mit FJ'lfe des Geheimrats Dr. (Uaagen gewählten Be-
zeichnungen der Bilder kritiklos übernimmt, enthält 93 Nummern, darunter (Uerke von
hohem Rang. (Um fo befremdlicher wirkt für uns heute die Auktionsbeftimmung, daß
nicht unter einer Mark gefteigert werden dürfe.) Der Reft verblieb dem Miterben F)errn
Oberftaatsanwalt Bartels, der ihn nach Kaffel überfiedelte. Nach deffen und feiner
(Uitwe Tod wurde diefer Teil 1904 wiederum geteilt und zwar unter die beiden Söhne,
den Juftizrat Bartels in Kaffel und den Oberverwaltungsgerichtsrat Bartels in Berlin und
unter die Enkeltöchter, drei Fräulein von Kunow. Der Galeriedirektor Geheimrat Eifen-
mann nahm die Teilung vor, wofür die Erben der Kaffeier Galerie einen Altarflügel
der Kolmarer Schule der Mitte des 16. Jahrhunderts fchenkten. (Katalog der Galerie
Nr.5, Schasler, „Berliner Kunftfchä^e", Berlin, Nicolai, 1856, Nr.29. Der zweite Flügel:
* Von (Uaagen als Filippino Lippi bezeichne!.
Der Cicerone, Xill. Ja!)rg., Fjeft 9
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Von y. IV. BEA7?E/?
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T\ /Teift erft durcf) das Grabmonument des Auktionskataloges werden die Schäle
\/] unferer Privatfammlungen der Allgemeinheit bekannt gemacht. Selbft dem
*** ^ *** engeren Kreis der Kunftwiffenfchaftler find viele, oft bedeutende, derartige Samm-
lungen kaum mehr als dem Namen nach bekannt, oder den Namen nach, die ihre (Uerke,
oft zu Unrecht, führen. In ihren Refultaten wertvoller ift eine Bearbeitung, die nicht
erft dann einfe^t, wenn die Stücke im Begriffe find in alle (Uinde verftreut zu werden,
die eine Überarbeitung und den Vergleich mit neuen Entdeckungen, eine Korrektur des
Urteils ermöglicht.
Die Gemäldefammlung des üerrn Juftizrat Bartels in Kaffel, aus der wir hier, ge-
legentlich ihrer Katalogifierung, eine Reihe ihrer wertvollften und intereffanteften (Uerke
befprechen, ift der noch immer bedeutende Reft der großen Galerie des Oberregierungsrat
Bartels, die von 1853 bis 1884 zu den reichften Privatgalerien Berlins zählte.
Die Gefd)id)te diefer Sammlung ift infofern von Intereffe, als dem Erwerb aus ihren
Beftänden zwei große öffentliche Galerien wefentliche Teile ihres Befi^es zu verdanken
haben: Die Galerie des Großherzogs von Oldenburg und das Provinzial-Landesmufeum
zu Münfter i. (U. Diefe Erwerbungen fanden 1869 ftatt, als fict) nach dem Code des
Sammlers die (Uitwe veranlaßt faß, einen Teil der Gemälde zu verkaufen. Die Olden-
burgifcße Galerie erwarb zeßnMeifterwerke, namentlich Niederländer des 17. Jahrhunderts,
darunter u. a. „Die Nymphen und der Satyr" und das Porträt einer alten Frau von
Rubens, „Cleopatra und Antonius" von Cornelius de Vos, eine Landfchaft von J. Ruisdael,
ein Stilleben von Jan van der Meer, ein Stilleben von de 5em. Außerdem von Velasquez
das Bildnis des Kardinal-Infanten Fernando und das Selbftbildnis von Mafacciok
Gleichzeitig erwarb das Provinzial-Mufeum zu Münfter i. (U. die ftattliche Reihe von
Tafeln und Altären der weftfälifchen Schule, die der Sammler während feiner Tätig-
keit an der Regierung zu Minden i. (U., wohin er von Aachen aus verfemt worden war,
zufammengebracht hatte. Darunter befinden fiel) merke des Meifters des Kappenberger
Altars, von Gert van Lon, Ludger tom Ring d. A. u. a. m. Eine Erwerbung, die um fo
wichtiger erfcheint, als die andere große Privatfämmlung weftfälifcßer Meifter, die des
Geheimen Regierungsrats Krüger zu Minden i. (U., bereits durch Kauf in den Befit^ der
englifchen National-Galerie gelangt war.
Nach dem Tode der (Uitwe verweigerte die Tochter ihren Teil der nun fchon erheb-
lich gefchmälerten Sammlung bei Lepke am 27. Oktober 1884. Der kurze Auktions-
katalog, der die vom Sammler mit FJ'lfe des Geheimrats Dr. (Uaagen gewählten Be-
zeichnungen der Bilder kritiklos übernimmt, enthält 93 Nummern, darunter (Uerke von
hohem Rang. (Um fo befremdlicher wirkt für uns heute die Auktionsbeftimmung, daß
nicht unter einer Mark gefteigert werden dürfe.) Der Reft verblieb dem Miterben F)errn
Oberftaatsanwalt Bartels, der ihn nach Kaffel überfiedelte. Nach deffen und feiner
(Uitwe Tod wurde diefer Teil 1904 wiederum geteilt und zwar unter die beiden Söhne,
den Juftizrat Bartels in Kaffel und den Oberverwaltungsgerichtsrat Bartels in Berlin und
unter die Enkeltöchter, drei Fräulein von Kunow. Der Galeriedirektor Geheimrat Eifen-
mann nahm die Teilung vor, wofür die Erben der Kaffeier Galerie einen Altarflügel
der Kolmarer Schule der Mitte des 16. Jahrhunderts fchenkten. (Katalog der Galerie
Nr.5, Schasler, „Berliner Kunftfchä^e", Berlin, Nicolai, 1856, Nr.29. Der zweite Flügel:
* Von (Uaagen als Filippino Lippi bezeichne!.
Der Cicerone, Xill. Ja!)rg., Fjeft 9
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