Die geit und der Markt
Sammlungen
M.u[eumsfüt)rer und Jahresberichte
Seitdem die ehemalige Refidenz in Mün-
chen als öffentliches Mufeum eingerichtet wurde,
befi^t Bayerns Qauptftadt eine Sehenswürdigkeit
mehr, die wirklich nicht alltäglich ift. Ulenn auch
die innere Umgestaltung und Neuaufteilung in
der Refidenz noch nicht zum Abfdpuß gekommen
ift, kann man doch Tagen, daß die bisherige
Arbeit fo viel feines Verftändnis und Liebe zu
den Dingen verrät, daß diefe Sammlung einmal
zu den bedeutendsten in Europa zählen dürfte.
Mit der Übernahme des ehemaligen Krongutes
durch den Staat find aber auch kunftgefchicht-
lieh außerordentlich wichtige Feftftellungen er-
möglicht worden. Unbekannte Ulerke treten
ans Licht und Meifternamen von Rang, die bis-
her fo gut wie niemand beachtet hatte, bedeuten
je§t innerhalb der bayerifchen Kunftgefchichte
Eckpfeiler der Entwicklung, die nicht mehr zu
überfehen find, jedenfalls war es ein fchöner
und fruchtbarer Gedanke, den wertvollften Ceil
aus dem übernommenen Krongut mufealen
Zwecken dienftbar zu machen und es zeugt un-
bedingt für die große Liebe zur Sache felbft, wenn
beinahe mit dem Lage der Eröffnung des neuen
Mufeums dem Publikum auch bereits ein kleiner,
durch Bildtafeln unterftützter Führer in die Band
gegeben werden konnte, den der Konfervator
diefer Sammlung, Dr. Adolf Feulner, verfaßt
hat. Frei von Pedanterie und einfeitiger Ge-
lehrfamkeit begleitet diefer Führer den Befucher
der Sammlung ftets unterweifend von Raum zu
Raum. Gerade daß die Fülle neuer wiffenfehaft-
licher Erkenntniffe hier nicht aufdringlich unter-
strichen, Sondern als Beigabe mit dem übrigen
verarbeitet ift, macht diefen Führer zu einem
ebenfo brauchbaren wie nützlichen Inftrument in
der Band des Befuchers. Feulner hat fiel) bei der
Betreibung von rund 75 Sälen bewußt einer
großen Befchränkung unterzogen und er gibt
für die richtige Einteilung und (Uertung des je-
weiligen Milieus genau foviel wie der Laie auf-
zunehmen in der Lage ift. Erft mit diefem Führer
aber hat die Refidenz als folche ihre künftlerifche
Auswirkung in die Breite bekommen und auch
der Gelehrte von Fach darf fchon je&t das
Schmucke Bändchen als einen vielverheißenden
Vorläufer für einen Später erfcheinenden wiffen-
fchaftlichen Katalog begrüßen.
Neben der Münchner Refidenz hat fich auch
Nymphenburg neu erfchloffen und auch hier
528
find es die gleichen Persönlichkeiten gewefen,
die die dankbare Aufgabe der Neuaufteilung
unternommen, in erfter Linie der Direktor der
Mufeen und Kunftfammlungen des ehemaligen
Krongutes inBayern, Prof.Dr. Friedrich B- Bof-
mann felbft und neben ihm der Konfervator
Dr. Adolf Feulner. Auch für Nymphenburg
liegt, ähnlich wie für die Refidenz, ein kleiner
Führer vor, der nach den gleichen Gepchtspunkten
gearbeitet, dem Publikum die reichen Schäle
auch diefer Sammlung erfchließt. Alles in allem
darf man fagen, daß mit der Eröffnung der
beiden Fürtenmufeen eine kunpgefchichtliche Cat
von höchftem Ausmaß vollbracht worden ip, die
in ihrer Art auf lange hinaus vorbildlich bleiben
dürfte.
Die Bamburger Kunfthalle pßegt alljähr-
lich einen Überblick über ihre Neuerwerbungen
zu geben, den im Anhang zahlreiche gute Re-
produktionen unterpüfzen. Auch der letzthin er-
schienene Jahresbericht für 1920 verzeichnet
wiederum eine Reihe wichtiger Neuerwerbungen
und Stiftungen, unter denen das Vermächtnis
von Berrn und Frau Dr. Croplowitz an erper
Stelle zu nennen ift. Mit diefer kleinen, ge-
wählten Sammlung, die Ulerke von Leibi, Lie-
bermann, Slevogt, Crübner, aber auch Bilder von
Corot, Renoir, Sisley und Picaffo umfaßt, hat
die Kunphalle einen Zuwachs von außerordent-
lichem Rang erhalten. Kleniger überzeugend
wirken die Neuerwerbungen an neueren Meiftern,
die erfte Namen und folche von längft ver-
gangenem Klang miteinander verbinden. Kauft
man fchon Bilder von Kirchner und Paula
Moderfohn, dann hätte man Pascin und Gö^
v. Seckendorff beftimmt entbehren können. Auch
darf der Nichthamburger Kunftfreund feine Be-
denken gegenüber der zu parken Berückpchtigung
modernen hamburgifchen Kunftfchaffens nicht
unterdrücken. Ob man Bermann Bafms reiten-
den Jüngling außerdem für eine glückliche Neu-
erwerbung einer Solchen Sammlung halten kann,
das zu entfeheiden mag der Nachwelt überlaffen
bleiben.
Auch das Schweizerifche Landesmufeum
in 3ürich hat kürzlich feinen 29. Jahresbericht für
1920 verfandt, der ebenfalls einige der Baupt-
ftücke, fo das prächtige Porträtmedaillon einer
jungen Dame aus der Casa Rusca in Locarno
und die prachtvolle Figurenfeheibe mit der Dar-
pellung des tp- Georg, eine Arbeit des ßüricher
Glasmalers Lukas 3einer um 1510, neben anderen
in Beliogravüren reproduziert. Dem Charakter
Sammlungen
M.u[eumsfüt)rer und Jahresberichte
Seitdem die ehemalige Refidenz in Mün-
chen als öffentliches Mufeum eingerichtet wurde,
befi^t Bayerns Qauptftadt eine Sehenswürdigkeit
mehr, die wirklich nicht alltäglich ift. Ulenn auch
die innere Umgestaltung und Neuaufteilung in
der Refidenz noch nicht zum Abfdpuß gekommen
ift, kann man doch Tagen, daß die bisherige
Arbeit fo viel feines Verftändnis und Liebe zu
den Dingen verrät, daß diefe Sammlung einmal
zu den bedeutendsten in Europa zählen dürfte.
Mit der Übernahme des ehemaligen Krongutes
durch den Staat find aber auch kunftgefchicht-
lieh außerordentlich wichtige Feftftellungen er-
möglicht worden. Unbekannte Ulerke treten
ans Licht und Meifternamen von Rang, die bis-
her fo gut wie niemand beachtet hatte, bedeuten
je§t innerhalb der bayerifchen Kunftgefchichte
Eckpfeiler der Entwicklung, die nicht mehr zu
überfehen find, jedenfalls war es ein fchöner
und fruchtbarer Gedanke, den wertvollften Ceil
aus dem übernommenen Krongut mufealen
Zwecken dienftbar zu machen und es zeugt un-
bedingt für die große Liebe zur Sache felbft, wenn
beinahe mit dem Lage der Eröffnung des neuen
Mufeums dem Publikum auch bereits ein kleiner,
durch Bildtafeln unterftützter Führer in die Band
gegeben werden konnte, den der Konfervator
diefer Sammlung, Dr. Adolf Feulner, verfaßt
hat. Frei von Pedanterie und einfeitiger Ge-
lehrfamkeit begleitet diefer Führer den Befucher
der Sammlung ftets unterweifend von Raum zu
Raum. Gerade daß die Fülle neuer wiffenfehaft-
licher Erkenntniffe hier nicht aufdringlich unter-
strichen, Sondern als Beigabe mit dem übrigen
verarbeitet ift, macht diefen Führer zu einem
ebenfo brauchbaren wie nützlichen Inftrument in
der Band des Befuchers. Feulner hat fiel) bei der
Betreibung von rund 75 Sälen bewußt einer
großen Befchränkung unterzogen und er gibt
für die richtige Einteilung und (Uertung des je-
weiligen Milieus genau foviel wie der Laie auf-
zunehmen in der Lage ift. Erft mit diefem Führer
aber hat die Refidenz als folche ihre künftlerifche
Auswirkung in die Breite bekommen und auch
der Gelehrte von Fach darf fchon je&t das
Schmucke Bändchen als einen vielverheißenden
Vorläufer für einen Später erfcheinenden wiffen-
fchaftlichen Katalog begrüßen.
Neben der Münchner Refidenz hat fich auch
Nymphenburg neu erfchloffen und auch hier
528
find es die gleichen Persönlichkeiten gewefen,
die die dankbare Aufgabe der Neuaufteilung
unternommen, in erfter Linie der Direktor der
Mufeen und Kunftfammlungen des ehemaligen
Krongutes inBayern, Prof.Dr. Friedrich B- Bof-
mann felbft und neben ihm der Konfervator
Dr. Adolf Feulner. Auch für Nymphenburg
liegt, ähnlich wie für die Refidenz, ein kleiner
Führer vor, der nach den gleichen Gepchtspunkten
gearbeitet, dem Publikum die reichen Schäle
auch diefer Sammlung erfchließt. Alles in allem
darf man fagen, daß mit der Eröffnung der
beiden Fürtenmufeen eine kunpgefchichtliche Cat
von höchftem Ausmaß vollbracht worden ip, die
in ihrer Art auf lange hinaus vorbildlich bleiben
dürfte.
Die Bamburger Kunfthalle pßegt alljähr-
lich einen Überblick über ihre Neuerwerbungen
zu geben, den im Anhang zahlreiche gute Re-
produktionen unterpüfzen. Auch der letzthin er-
schienene Jahresbericht für 1920 verzeichnet
wiederum eine Reihe wichtiger Neuerwerbungen
und Stiftungen, unter denen das Vermächtnis
von Berrn und Frau Dr. Croplowitz an erper
Stelle zu nennen ift. Mit diefer kleinen, ge-
wählten Sammlung, die Ulerke von Leibi, Lie-
bermann, Slevogt, Crübner, aber auch Bilder von
Corot, Renoir, Sisley und Picaffo umfaßt, hat
die Kunphalle einen Zuwachs von außerordent-
lichem Rang erhalten. Kleniger überzeugend
wirken die Neuerwerbungen an neueren Meiftern,
die erfte Namen und folche von längft ver-
gangenem Klang miteinander verbinden. Kauft
man fchon Bilder von Kirchner und Paula
Moderfohn, dann hätte man Pascin und Gö^
v. Seckendorff beftimmt entbehren können. Auch
darf der Nichthamburger Kunftfreund feine Be-
denken gegenüber der zu parken Berückpchtigung
modernen hamburgifchen Kunftfchaffens nicht
unterdrücken. Ob man Bermann Bafms reiten-
den Jüngling außerdem für eine glückliche Neu-
erwerbung einer Solchen Sammlung halten kann,
das zu entfeheiden mag der Nachwelt überlaffen
bleiben.
Auch das Schweizerifche Landesmufeum
in 3ürich hat kürzlich feinen 29. Jahresbericht für
1920 verfandt, der ebenfalls einige der Baupt-
ftücke, fo das prächtige Porträtmedaillon einer
jungen Dame aus der Casa Rusca in Locarno
und die prachtvolle Figurenfeheibe mit der Dar-
pellung des tp- Georg, eine Arbeit des ßüricher
Glasmalers Lukas 3einer um 1510, neben anderen
in Beliogravüren reproduziert. Dem Charakter