Ausheilungen — Neue Bücher
Jo[eß Eberz: Das Klerk von Af[i[i
(7u c7er Auss7e//uu^ Aez GoPz-Müuc/zeuJ
Jofef Eberz ift nad) Italien gegangen, nad)
Affiß, als ein fanftgläubiger deutfeher Maurice
Denis, aber er bat fid) nid)t — wie zu erwarten,
zu befürchten war — träumend in dem Dämmer
der Unterkirche verloren, bat nicht vor Giotto
und Fra Angclico aiizu lange fentimentalifd)-
andächtig verweilt, fondern bat feine Sinne durch
die Formen und Farben der füdlid)en Landfcbaft
beraufeben laffen, bat vor der transaipinen Natur
die demütig-großartige Anfchauungsweife Ce-
zannes begriffen und manchmal im heiligen
Haumel van Gogbs geraft.
So hörte er auf ein deutfeber Maurice Denis
zu fein, und wurde ein Maler, ein einfacher, un-
literarifcber Maler.
Bei Golt; bangen die (Herke, die er aus Italien
mitgebrad)t bat: Gemälde, Aquarelle und geid)-
nungen. Faft durchwegs Landfcbaften, nur drei
oder vier Figuralkompofitionen; diefe mödbte
man gerne vermiffen. Aber feine Landfcbaften!
Herr Meier-Graefe! Es gibt einen deutfeben
Maler, der fein bandwerk fo gut verftebt wie
Ihre mit Recht fo bewunderten Franzofen des
19. Jahrhunderts. Er beißt Jofef Eberz.
Aber lieber noch als feine farbentrunkenen
Gemälde und Aquarelle ift mir jene geichnung,
die er „Felfen bei Affip" genannt bat. Fjier bat
Eberz ohne arebaifierendes Getue angeknüpft an
die rubmreicbfte Tradition deutfeber Kunft: an
die geichnung Albrecbt Dürers. Leop. gähn.
5agen i. (H.
gur geit ftellt dasMufeum Folkwang Kol-
lektionen der beiden jungenExpreffioniftenNebel
und Bauer (Berlin) aus. Der erftere bewegt fid)
in einer Linie farbig-zeid)nerifd)ergerftückelungen
des Gegenftändlicben, die einft durch Kandinfky
inauguriert wurden, der Franz Marc — der un-
vergeßliche — in einigen, aber wirklich nur in
einigen, (Herken feinen Cribut zollte und die
dann durd) Klee zu bunten Improvifationen ge-
fteigert wurde. Man kann nicht um!)in feftzu-
ftellen, daß eben diefe pbantaßevollen Improvi-
fationen eines Klee durch die bemerkenswert
gefd)idcte band Nebels allzu ftark fyftematifiert
wurden. Es gebt eine gewiffe Erftarrung durch
die Bilder, befonders die reichlich großformatigen.
Der Eindruck des Mübfamen überwiegt, ein
Kläubeln in Linien und Farbarabesken, faft eine
Art Realismus mit anderen Mitteln. Vielleicht
wird Nebel bald zu der Einficbt kommen, daß
er doch andere Bahnen einfd)lagen muß, wenn
fein (Heg in gukunft fruchtbar fein foll.
Bauer wäre äbnlid) zu diagnoftizieren. (das
bei Nebel in gefd)meidigen Kurven über die
Flächen fcblängelt, verfud)t Bauer in abftrakt-
kubifebe Symbole umzudeuten. Auch hier aber
fehlt le§te Vergeiftigung. Das Geiftreicbe febeint
durch trigonometrifebe Pedanterie erftickt. Die
jungen Künftler find in der Befolgung eines ex-
preffiv-kubifchen Programms viel zu ausführlich-
Mühe und Anftrengung, dem modifeben Ge-
fchmadc — oder ift es fd)on ein Gefcbmack von
geftern — gerecht zu werden, pnd allzu ftark
zu fpüren. Es tut nicht gut, wenn man päpft-
licber als der Papft fein will. bvr.
füiesbaden
Im Naffauifchen Kunftverein — (Hies-
badenerGefellfchaft für bildendeKunft —
ftellt S t D ck g o 1 d eine durch vier Säle fid) ziehende,
große Kollektion aus. gum Heil febr intereffant.
Die Münchner Ruffen, und über fie vermittelt
Matiffe, mögen mehr als Eindrücke wie als Ein-
flüffe maßgebend gewefen fein. Die Stärke des
Künftlers liegt im Bildnis, wo er bei ftreng
flächigem Schema eine (Habrbeitstreue entwickelt,
die den Befcbauer aufmerkfam werden läßt.
Auch die religiöfen Darftellungen laffen nicht
gleichgültig, obwohl hier in der Erregtheit Stam-
meln die Formgebung hinter dem (Hollen zu-
rückbleibt. Der frühgotifd) empfundene Ahasver
bleibt unklar. — Die kleineren Mofesbilder wir-
ken geradezu dilettantifd), während in der„Ge-
fe^gebung" die myftifd)eErfd)einung einer (Hol-
kenhand zu erlebnisgroßem Moment wird. Es
handelt fid) um eine ftarke Kraft, deren Hem-
mungen nur darin liegen, daß Pbantafie und
(Hirklichkeit fid) zuweilen befeinden, ftatt fid)
zu umarmen. d).
Neue Bücher
Neue Kunft literatur
A//rec7Mu/zu, Dze neuere P/us7z^r you 7^99
9zs zur Geg^enwurL AfzY 69 nzezs? juuz-
sezYz^eu Ne7zü7zuujeu u/zz7 74 S7rzc/zz'zYzuujezz.
De//z/zzu-Ver/ag*. MüucAeu 7927.
Muurz'ce Puyuu/, Pru<yue. Ayec J2 re/zru-
9uc7z'ous en P/zo7o7)yzze. 792/. P9z7z*ous 9e
„Vu/orz P/us7z'cz", Puuzu.
/Yernzon/z G^9e-Peruuys, Müue9uerLuu9-
sc9u/7er 7zzz zzeunze/znfen yu/zr9uu9er7.
MzY97A66z/9uugeu. De//z/zzzz-Ver/u^. Afüu-
c/zezz 792/.
Mur/ MG7A, AszuG'sc/ze Monuzneu7o7p/us7zYr.
f Or6zs Pze7zzs P9. 9.) Ver/ug* Prns?WYzsnzuf/z
/l.-G., Per/zu.
530
Jo[eß Eberz: Das Klerk von Af[i[i
(7u c7er Auss7e//uu^ Aez GoPz-Müuc/zeuJ
Jofef Eberz ift nad) Italien gegangen, nad)
Affiß, als ein fanftgläubiger deutfeher Maurice
Denis, aber er bat fid) nid)t — wie zu erwarten,
zu befürchten war — träumend in dem Dämmer
der Unterkirche verloren, bat nicht vor Giotto
und Fra Angclico aiizu lange fentimentalifd)-
andächtig verweilt, fondern bat feine Sinne durch
die Formen und Farben der füdlid)en Landfcbaft
beraufeben laffen, bat vor der transaipinen Natur
die demütig-großartige Anfchauungsweife Ce-
zannes begriffen und manchmal im heiligen
Haumel van Gogbs geraft.
So hörte er auf ein deutfeber Maurice Denis
zu fein, und wurde ein Maler, ein einfacher, un-
literarifcber Maler.
Bei Golt; bangen die (Herke, die er aus Italien
mitgebrad)t bat: Gemälde, Aquarelle und geid)-
nungen. Faft durchwegs Landfcbaften, nur drei
oder vier Figuralkompofitionen; diefe mödbte
man gerne vermiffen. Aber feine Landfcbaften!
Herr Meier-Graefe! Es gibt einen deutfeben
Maler, der fein bandwerk fo gut verftebt wie
Ihre mit Recht fo bewunderten Franzofen des
19. Jahrhunderts. Er beißt Jofef Eberz.
Aber lieber noch als feine farbentrunkenen
Gemälde und Aquarelle ift mir jene geichnung,
die er „Felfen bei Affip" genannt bat. Fjier bat
Eberz ohne arebaifierendes Getue angeknüpft an
die rubmreicbfte Tradition deutfeber Kunft: an
die geichnung Albrecbt Dürers. Leop. gähn.
5agen i. (H.
gur geit ftellt dasMufeum Folkwang Kol-
lektionen der beiden jungenExpreffioniftenNebel
und Bauer (Berlin) aus. Der erftere bewegt fid)
in einer Linie farbig-zeid)nerifd)ergerftückelungen
des Gegenftändlicben, die einft durch Kandinfky
inauguriert wurden, der Franz Marc — der un-
vergeßliche — in einigen, aber wirklich nur in
einigen, (Herken feinen Cribut zollte und die
dann durd) Klee zu bunten Improvifationen ge-
fteigert wurde. Man kann nicht um!)in feftzu-
ftellen, daß eben diefe pbantaßevollen Improvi-
fationen eines Klee durch die bemerkenswert
gefd)idcte band Nebels allzu ftark fyftematifiert
wurden. Es gebt eine gewiffe Erftarrung durch
die Bilder, befonders die reichlich großformatigen.
Der Eindruck des Mübfamen überwiegt, ein
Kläubeln in Linien und Farbarabesken, faft eine
Art Realismus mit anderen Mitteln. Vielleicht
wird Nebel bald zu der Einficbt kommen, daß
er doch andere Bahnen einfd)lagen muß, wenn
fein (Heg in gukunft fruchtbar fein foll.
Bauer wäre äbnlid) zu diagnoftizieren. (das
bei Nebel in gefd)meidigen Kurven über die
Flächen fcblängelt, verfud)t Bauer in abftrakt-
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Im Naffauifchen Kunftverein — (Hies-
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ftellt S t D ck g o 1 d eine durch vier Säle fid) ziehende,
große Kollektion aus. gum Heil febr intereffant.
Die Münchner Ruffen, und über fie vermittelt
Matiffe, mögen mehr als Eindrücke wie als Ein-
flüffe maßgebend gewefen fein. Die Stärke des
Künftlers liegt im Bildnis, wo er bei ftreng
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die den Befcbauer aufmerkfam werden läßt.
Auch die religiöfen Darftellungen laffen nicht
gleichgültig, obwohl hier in der Erregtheit Stam-
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Neue Bücher
Neue Kunft literatur
A//rec7Mu/zu, Dze neuere P/us7z^r you 7^99
9zs zur Geg^enwurL AfzY 69 nzezs? juuz-
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