Ausheilungen
der Sammlung entfpred)end, bandelt es fid) im
ganzen bei fämtlid)en Neuerwerbungen um
Klerke fd)weizerifd)er Herkunft, die der Bericht
im einzelnen betreibt und kunftgefd)id)tlid)
würdigt. b.
Karlsruhe
Von der Kowarzik-Stiftung in Frankfurt a. M.,
die zum Ankauf moderner Kunftwerke fürdeutfd)e
Galerien beftimmt ift, ßnd in diefem Jahre Klerke
von folgenden Künftlern angekauft worden:
A. Babberger-Karlsrube, Kl. Baumeifter-
Stuttgart, H- Eberbard-Stuttgart, J. Kerko-
v i u s - Stuttgart, L.Feininger - Kleimar, H- C a m -
pendonk-Krefeld. Die Erwerbungen werden
in diefem Jahre der Karlsruber Galerie über-
wiefen.
Ausheilungen
Dresdner Ausftellungen
Die großen Sommerausftellungen Dresdens
rücken ßd) diesmal im Gefamtgewid)t fo nabe
wie noch niemals: Die der Kunftgenoffen-
fcbaft auf der Brüblfcben Cerraffe bat es ver-
banden, durcb Hinzuziehung einbeimifcber fort-
gefcbrittener Calente wie Felixmüller und einer
ftattlicßen Scbar von Gäften (unter denen ins-
befondere die von Ablers-Heftermann be-
forgten Hamburger auffallen; angenehmer als das
halbe Duzend konventioneller Ofenfd)irmdekora-
tionen, Biedermeiertum überlebtefter Sorte von
Cb- Cb- Heines Gnaden) ein gefcbmackvolles
Niveau zu halten. Klogegen die Künftler-
Vereinigung an derLenneftraße mit einer zwei
Räume umf affenden Gefamtfd)au O.Kokofcbkas
aufwartet, die allerdings fcbon allein einen Be-
fucb in Dresden lohnt. Man bat m. KI. bisher
noch keine fo umfaffende Überficbt von Ko-
kofcbkas Klerk gefeßen und wird fie fobald
aud) fcbwerlicb wieder zu feben bekommen. Sie
verwirklicht fozufagen die ideale Forderung einer
Kokofcbka-Sammlung; und nimmt man b^zu,
daß bei R i d) t e r gleichzeitig das grapbifd)e
Oeuvre und Zeichnungen von ihm zu feben
waren, fo ftellt fid) eine außerordentlich günftige
Gelegenheit dar, dies bedeutfamfte Malwerk
deutfcber Gegenwart ausgiebig kennen zu lernen.
Denn als fo!d)es wird Kokofd)kas Klirken hier
offenbar, das jenfeits des Impreffionismus eine
ganz befondere, für Deutfcbland feltene Syntbefe
des Rein-Malerifcben und des Geiftigen zeigt.
Die Entwicklung, die 1906 mit denCrauerfpielen
anbebt, gebt dabei von einem Übergewicht des
Geiftigen fad)t, und feit 1917 etwa offenfid)tlid)
zu einem folcben des Alalerifd)en und Rein-
farbigen über. Klenn man als Kind feiner Zeit
ausdrücken möchte, daß einem die frühere Pe-
riode mehr Freude macht, weil fie Cieferes auf-
wü!)it, weil fie metapbyfifcbe Schleier bebt und
die Farbe dabei als das gebraucht, was fie größter
Kunft immer war: Alittel zur Bloßlegung vifio-
närer Erfcbeinungen (wovon das Stiileben mit
dem gefd)lad)teten Hammel vielleicht eines der
erfebütterndften Symbole unferer Zeit bedeutet) —
fo zögert man dod) davor angefiebts der Klun-
der an Farbe in feinen letzten Bildern; weil man
nicht weiß, wie man fid) zu diefer Antinomie
nad) wiederum zehn Jahren verhalten wird.
Gegenwärtig ift der Eindruck jener Frübwerke
um 1910 (von denen man eins der wefentlid)-
ften im Kölner Mufeum weiß: den Dent du Midi)
jedenfalls überwältigend; und auch Übergangs-
werke, wie die Sufanna und die Mutter mit
Kind, möchte man noch über die Macht der
Mußk, die Heiden und König Saul der lebten
Jaßre ftellen, weil diefe einiges von dem zu
entbehren fcheinen, was jenen in reiebftem Maße
eignet: Ausdruck einer großen und tiefen Seele.
Die Kunftbandlung Arnold bietet gleichzeitig
eine überrafebend reiche Sammlung boHändi-
fd)er Malerei und Zeichnung des 17. Jahr-
hunderts. Das Verdienft diefes Salons, der un-
ermüdlich neue und fchöne Kollektionen, vor
allem der jüngften Zeit, bringt, ftebt über allen
Zweifel; er gehört zu den paar führenden in
Deutfcbland, die ftets wußten, was Kunft ift, fid)
durch keine Zeitfehranken einengen ließen und
ebenfoviel Sinn für die lebten Entwicklungen
der Gegenwart haben (man erinnert fid), daß
feinerzeit hier die „Brücke" zum erften Male,
im vorigen Jahre Schlemmer und Baumeifter ge-
zeigt wurden) wie für das wahrhaft Gute jeder
Vergangenheit. Und dies vorausgefd)ickt, dürfen
wir fagen: daß die Qualität diefer Holländer
einwandfrei und für den Sammler folcher Ka-
binettskunft voller Reize fei (Zeichnungen von
Rembrandt und Momper, Gemälde von Flinck,
Goyen, Berckheyde, den Haarlemer Vermeer und
E. van de Velde feien hervorgehoben) — aud)
voller Anreiz zum Kaufen; daß aber für Kunft-
betrad)ter heute dod) wohl nur die Höhepunkte
diefer Kunft das Gefühl des lebendig Ergreifen-
den auslöfen. Kler von demErlebnis „Kokofd)ka"
kommt, kann nicht fo viel Herz für die Geiftig-
keit des Molenaer oder gar Ceniers aufbringen.
Klomit nichts gegen die gefagt fein foll, die
felbiges Herzjuftamente an die Rülpfer der hol-
ländifchcnBaücrn gehängt haben; und am we-
nigften gegen das Genie eines Brouwer, der aus
folcben Rülpfern ftrahlende Kunftwerke zauberte.
Paul F. Schmidt.
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der Sammlung entfpred)end, bandelt es fid) im
ganzen bei fämtlid)en Neuerwerbungen um
Klerke fd)weizerifd)er Herkunft, die der Bericht
im einzelnen betreibt und kunftgefd)id)tlid)
würdigt. b.
Karlsruhe
Von der Kowarzik-Stiftung in Frankfurt a. M.,
die zum Ankauf moderner Kunftwerke fürdeutfd)e
Galerien beftimmt ift, ßnd in diefem Jahre Klerke
von folgenden Künftlern angekauft worden:
A. Babberger-Karlsrube, Kl. Baumeifter-
Stuttgart, H- Eberbard-Stuttgart, J. Kerko-
v i u s - Stuttgart, L.Feininger - Kleimar, H- C a m -
pendonk-Krefeld. Die Erwerbungen werden
in diefem Jahre der Karlsruber Galerie über-
wiefen.
Ausheilungen
Dresdner Ausftellungen
Die großen Sommerausftellungen Dresdens
rücken ßd) diesmal im Gefamtgewid)t fo nabe
wie noch niemals: Die der Kunftgenoffen-
fcbaft auf der Brüblfcben Cerraffe bat es ver-
banden, durcb Hinzuziehung einbeimifcber fort-
gefcbrittener Calente wie Felixmüller und einer
ftattlicßen Scbar von Gäften (unter denen ins-
befondere die von Ablers-Heftermann be-
forgten Hamburger auffallen; angenehmer als das
halbe Duzend konventioneller Ofenfd)irmdekora-
tionen, Biedermeiertum überlebtefter Sorte von
Cb- Cb- Heines Gnaden) ein gefcbmackvolles
Niveau zu halten. Klogegen die Künftler-
Vereinigung an derLenneftraße mit einer zwei
Räume umf affenden Gefamtfd)au O.Kokofcbkas
aufwartet, die allerdings fcbon allein einen Be-
fucb in Dresden lohnt. Man bat m. KI. bisher
noch keine fo umfaffende Überficbt von Ko-
kofcbkas Klerk gefeßen und wird fie fobald
aud) fcbwerlicb wieder zu feben bekommen. Sie
verwirklicht fozufagen die ideale Forderung einer
Kokofcbka-Sammlung; und nimmt man b^zu,
daß bei R i d) t e r gleichzeitig das grapbifd)e
Oeuvre und Zeichnungen von ihm zu feben
waren, fo ftellt fid) eine außerordentlich günftige
Gelegenheit dar, dies bedeutfamfte Malwerk
deutfcber Gegenwart ausgiebig kennen zu lernen.
Denn als fo!d)es wird Kokofd)kas Klirken hier
offenbar, das jenfeits des Impreffionismus eine
ganz befondere, für Deutfcbland feltene Syntbefe
des Rein-Malerifcben und des Geiftigen zeigt.
Die Entwicklung, die 1906 mit denCrauerfpielen
anbebt, gebt dabei von einem Übergewicht des
Geiftigen fad)t, und feit 1917 etwa offenfid)tlid)
zu einem folcben des Alalerifd)en und Rein-
farbigen über. Klenn man als Kind feiner Zeit
ausdrücken möchte, daß einem die frühere Pe-
riode mehr Freude macht, weil fie Cieferes auf-
wü!)it, weil fie metapbyfifcbe Schleier bebt und
die Farbe dabei als das gebraucht, was fie größter
Kunft immer war: Alittel zur Bloßlegung vifio-
närer Erfcbeinungen (wovon das Stiileben mit
dem gefd)lad)teten Hammel vielleicht eines der
erfebütterndften Symbole unferer Zeit bedeutet) —
fo zögert man dod) davor angefiebts der Klun-
der an Farbe in feinen letzten Bildern; weil man
nicht weiß, wie man fid) zu diefer Antinomie
nad) wiederum zehn Jahren verhalten wird.
Gegenwärtig ift der Eindruck jener Frübwerke
um 1910 (von denen man eins der wefentlid)-
ften im Kölner Mufeum weiß: den Dent du Midi)
jedenfalls überwältigend; und auch Übergangs-
werke, wie die Sufanna und die Mutter mit
Kind, möchte man noch über die Macht der
Mußk, die Heiden und König Saul der lebten
Jaßre ftellen, weil diefe einiges von dem zu
entbehren fcheinen, was jenen in reiebftem Maße
eignet: Ausdruck einer großen und tiefen Seele.
Die Kunftbandlung Arnold bietet gleichzeitig
eine überrafebend reiche Sammlung boHändi-
fd)er Malerei und Zeichnung des 17. Jahr-
hunderts. Das Verdienft diefes Salons, der un-
ermüdlich neue und fchöne Kollektionen, vor
allem der jüngften Zeit, bringt, ftebt über allen
Zweifel; er gehört zu den paar führenden in
Deutfcbland, die ftets wußten, was Kunft ift, fid)
durch keine Zeitfehranken einengen ließen und
ebenfoviel Sinn für die lebten Entwicklungen
der Gegenwart haben (man erinnert fid), daß
feinerzeit hier die „Brücke" zum erften Male,
im vorigen Jahre Schlemmer und Baumeifter ge-
zeigt wurden) wie für das wahrhaft Gute jeder
Vergangenheit. Und dies vorausgefd)ickt, dürfen
wir fagen: daß die Qualität diefer Holländer
einwandfrei und für den Sammler folcher Ka-
binettskunft voller Reize fei (Zeichnungen von
Rembrandt und Momper, Gemälde von Flinck,
Goyen, Berckheyde, den Haarlemer Vermeer und
E. van de Velde feien hervorgehoben) — aud)
voller Anreiz zum Kaufen; daß aber für Kunft-
betrad)ter heute dod) wohl nur die Höhepunkte
diefer Kunft das Gefühl des lebendig Ergreifen-
den auslöfen. Kler von demErlebnis „Kokofd)ka"
kommt, kann nicht fo viel Herz für die Geiftig-
keit des Molenaer oder gar Ceniers aufbringen.
Klomit nichts gegen die gefagt fein foll, die
felbiges Herzjuftamente an die Rülpfer der hol-
ländifchcnBaücrn gehängt haben; und am we-
nigften gegen das Genie eines Brouwer, der aus
folcben Rülpfern ftrahlende Kunftwerke zauberte.
Paul F. Schmidt.
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