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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 13.1921

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Heft 21
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Von Künstlern und Gelehrten
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bildungen nad) Kunftwerken aller gelten ge-
giftet und damit derKIiffenfcbaftein Beifpiel von
hervorragender Uneigennü^igkeit, dem Roftodcer
Lebrftuhl aber eine Grundlage von nicht zu ver-
kennender Bedeutung gefchaffen. — Der Danziger
Mufeumsdirektor, Dr. Hans Secker, der ja aud)
in diefer 3citfd)rift im Laufe der Jahre zahl-
reid)e und wertvolle Beiträge veröffentlicht bat.
ift als Direktor an das Klallraf-Richar^-Mufeum
der Stadt Köln berufen worden, woibm fpeziell
der Ausbau der modernen Abteilung unterteilt
fein foll. Secker bat in Danzig eine verdienft-
volle Arbeit geleiftet und man kann Köln zu der
getroffenen Klal)! nur beglückwünfcben. Gleich-
zeitig verlautet, daß in einer ähnlichen Stellung
der als Kenner bewährte Affiftent der ftädtifcben
Sammlungen in Düffeldorf, Dr. (Halter Cohen,
zur Pflege der alten Meifter an das gleiche Mu-
feum berufen werden foll. Aud) diefe Berufung
würde für die Stabilifierung der Kölner Mu-
feumsverhältniffe außergewöhnlich glücklich zu
nennen fein. — In Düffeldorf ftarb im Alter
von 73 Jahren der Maler H- C. Fjempel, der bis
1913 Direktor der ftädtifcben Galerie und bis 1920
Direktor der ftädtifcben Kunftballe gewefen ift.
Für die Loyalität feines Charakters zeugt die
Catfache, daß er einft den Sonderbund und fpäter
der unvergeßlichen Galerie von Nemes die beften
Räume zur Verfügung geftellt hat. — In Paris
ift der bekannte Sammler Jules Porges ge-
ftorben, der einftmals eine berühmte Galerie von
meift hochwertigen bolländifcben Bildern be-
feffen hat, die fpäter größtenteils in den Befit$
von F. Kleinberger übergegangen ßnd.
Neue Bücher
A/V/zur /ero/nc E<7(/y, Cu6z's?s n/z<7 Pcst-
7/n/zrass7on7s/n. C/zz'cojo. A. C.
di Co. 7974.
Das Buch, welches hier angezeigt wird, er-
fd)ien im März 1914. Sind zureichende Gründe
vorhanden, auf ein folange vertriebenes Er-
eignis zurückzukommen? Doch wohl. Denn
erftens wurde Eddys Buch auf dem europaifeben
Kontinente infolge des bald nach Erscheinen
ausbrechenden Kriegsgewitters kaum bemerkt,
ja eigentlich überfeben. Und zweitens befißt es
nach wie vor den Klert eines der wenigen 3eug-
niffe aus Amerika, daß fiel) die Leute dort mit
den europäifeben Kunftftrömungen der Gegen-
wart ernftßaft befcßäftigen; darüber hinaus ift
das Buch überaus nützlich, um umgekehrt etwas
3uverläffiges über die Persönlichkeiten, Strö-
mungen, modernen Kunftveranftaltungen von
jenfeits des großen Kläffers zu erfahren. Um

die Fühlung mit den fremden Völkern aufzu-
nehmen, müffen wir nun einmal probieren, eben
dort wieder anzufangen, wo die Fäden 1914 ab-
riffen. Daß Arthur Jerome Eddy der angewiefene
Geift der Vermittlung und der Aufklärung ift,
geht aus der für einen Amerikaner geradezu
erftaunlicben Materialbeberrfcbung hervor. Klo
er zum Beifpiel dasEntfteben des deutfcbenEx-
preffionismus fcbildert— übrigens in einem be-
fonderen Kapitel: Che New Art in Munich —
wird kein Fachkundiger ihm einen Verftoß gegen
die gefcbid)tlicben Catfäd)Iid)keiten nachweifen
und kein Buch nennen können, daß A. J. Eddy
etwa nicht zu Rate gezogen hätte. Aber Eddy
hat nicht nur in den Büchern um Quellenangaben
gefuebt, er hat auch in den 3eitfd)riften ge-
ftöbert, fo daß die Bibliographie, die er feinem
Klerke anhängt, unter der Rubrik „German"
nahezu alle wichtigen fowobl fürfpreebenden wie
gegnerifeben 3eitungs- und 3citfd)riftenartikel
anführt, die bis Ende 1913 bei uns zum Cbema
der neuen Kunft veröffentlicht worden find. Schon
als Nad)fcl)lagewerk hat das Buch zweifellos
große Verdienfte; und wenn diefer Pionierarbeit
in Amerika vielleicht nicht die erhofften Erfolge
zuteil geworden find, fo liegt die Schuld nicht
bei dem Verfaffer, fondern bei den 3eitumftänden,
die aud) in Amerika von 1914—1918 den Leuten
das wahre Intereffe an der neuen wie an der
alten Kunft genommen haben.
A. J. Eddy hat fein Buch im Verfolg der „Inter-
national Exhibition of modern art" gefebrieben,
die im Frühjahr 1913 durch den Kunfthändler
Alfred Stiegliß in New York und in Chicago ab-
gehalten worden ift. Diefe Ausftellung war ein
Ereignis von fenfationeller Kraft, wie Eddy fagt.
Eine feit Jahren geführte Aufklärungstätigkeit
des Fjaufes Stieglit$ war damit auf ihren Höhe-
punkt gelangt: die neue Kunft Europas war
fortab in Amerika einfach vorhanden und als
bewegender Faktor innerhalb des einbeimifeben
Kunftfcbaffens nicht mehr wegzudeuteln. Klie-
viel Mül)e es gekoftet hat, diefes 3'c! zu er-
reichen, zeigt die Ausftellungslifte der Firma
Stiegli§, die fid) unter den Dokumenten des An-
hangs abgedruckt findet. Man fiebt hier, daß
in den Räumen der Photo-Seceffion Gallery,
291 Fiftb Avenue, New York, im November 1906
mit künftlerifchcn Photographien begonnen wurde.
Im nächften Jahre gab es Graphik zu feben: fo
ftellte Klilly Geiger Radierungen und Exlibris
aus. Sechzehn zu einer Sonderkollektion ver-
einigte 3eicl)nungen Rodins erzeugten Stürme
der Entrüftung. 1908 wurde hier dem amerika-
nifeben Pubiikum Henri Matiffe vorgeftellt, 1909
Couloufe Lautrec; 1910 zweite Rodin-Ausftellung.

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