Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 13.1921
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https://doi.org/10.11588/diglit.27278#0075
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Heft 2
DOI article:Wedderkop, Hermann von: Rheinisches: (Ausstellungen in Köln und Düsseldorf /
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R !) e i n i f d) e s von //. r. ^DDE/?^op
(AusftelJungen in Köln und Düffeldorf /Kun ft pflege u. a.)
I. Köln. Ab und zu ereignete pcß auf diefem Boden Negatives, jaßrweife auch
Pofitives.. Icß bringe Beides durcheinander und überiaffe es dem Lefer zu werten.
Id) weiß nicßt, wie es kommt, aber jede Erzählung von diefen Dingen fängt mit
dem Kölnifchen Kunftverein an, der a!s hefiges Phänomen fcßon einmal eine
Monographie verdiente. Diefer Verein alfo hat leßtßin eine Ausftellung von Bildern
aus zahmem Kölner Privatbefiß gebracht. Damit foll nichts gegen die Qualität diefer
Bilder ausgefagt werden. Die Ausftellung follte der deutfeßen Malerei des 19. Jahr-
hunderts gelten. Viele Sammler gibt es Iper nicht, wie man weiß. Deshalb wäre
wohl nur ein Ereignis zu konftatieren gewefen, wenn einmal alles, was überhaupt an
Qualität vorhanden war, herausgeholt worden wäre. Aber für größere Maßftäbe und
Überdurcßfcßnittswirkungen auf künftlerifcßem Gebiet ift hier kein Menfcß zu haben.
Alle Energie geht unter in Köln-Rotterdam, Fjafen, Gmfcßlagsplaß, Bewältigung der
Scßiebermaffen. Der künftlerifcße Betrieb ift der einer mittleren Stadt des Oftens. Dies
ift vielleicht sub specie generali gar nicht fcßlecßt, infofern Popularifierung oder anderer
verderblicher Kunftbetrieb vermieden wird. Intoxikation der reizenden Kölner Volks-
feele, beinaße jet$t noch der einzigen ganz reinen, die wir noch haben, die auf Ab-
bruch zu verkaufen noch immer nicht gelungen ift.
In dem Vorwort zu diefer Ausftellung „feftigt fieß die intime Stimmungs- und Land-
fcßaftsmalerei fowie die kennzeichnende Ulirklicßkeitsgeftaltung des 19. Jaßrßunderts,
von den Romantikern ausgehend, in den Jugendwerken der beiden Achenbach zum
eigentlichen Stil des 19. Jaßrßunderts". Als Vorläufer diefer beiden Brüder werden
ßier gezeigt Leibi, Sperl, Eßoma, Scßucß und Eß. Fjagen. Bis zu diefer verdrehenden
(üirkung ift man alfo gekommen. Selbftverftändlicß muß das reiche Innenleben zur
Cßarakterifierung diefer Kunft auch wieder ßerangezogen werden. Da icß nicht im-
ftande bin, mich über die (üeiterentwicklung fo kurz und klar zu äußern, fo zitiere
icß: „daß die deutfeße Art des Sehens und Geftaltens nicht etwa durch Leibi, Sperl
oder Eßoma zu einem vorzeitigen Abfcßluß der Entwicklung geleitet wurde, das be-
weifen die wenigen (Heike impreffioniftifeßer Geftaltung, die von Lommen zu Lieber-
mann, Slevogt und Leiftikow füßren, einer ißrem (Hefen nach malerifcßen Auffaffung, die
von der wiffenfcßaftlicß gedanklichen Klarheit einer rein impreffioniftifcßenFarbgeftaltung
und Eecßnik, wie fie der romanifeßen Raffe eigentümlich ift, fieß finnvoll feßeidet".
An (Hefentlicßem enthält die Ausftellung Eß. Fjagen, Kröner, Leibi, Liebermann,
Ludwig Ricßter und befonders Sperl. Die beften und aus keinem anderen Geficßts-
punkt als dem der Qualität erworbenen Stücke find der Sammlung Fjermann Fjert$
entnommen, die zielbewußt und vor allem mit einer feßr fgmpatßifcßen Befcßränkung
naeß 3eit, Motiv, Richtung und perfönlicßer Liebe zufammengeftellt ift. Das tiefe Grün
der Sperl-Bilder ift edelfte Materie, dabei fo feßön, daß diefe deutfeße Malerei der
franzöfifeßen eines Courbet feßr viel enger verwandt erfeßeint als manchem ßier ge-
zeigten deutfeßen Bild. Ein früher Liebermann, ein Kind im roten Kittel, zeigt noeß
die detaillierte, fefte Form- und Farbgebung, die fpäter zu dem graubraunen Meer
dehnt und erweitert. (Hirklicß niederländifcßen, wenn auch ganz verarbeiteten Geift
ßaben Landfcßaften Eß. Fjagens, feltene Mifcßung von Intimität und großzügiger Ver-
einfachung der Landfcßaft.
Der Cicerone, XIH. Jat)rg., Fjeft 2
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(AusftelJungen in Köln und Düffeldorf /Kun ft pflege u. a.)
I. Köln. Ab und zu ereignete pcß auf diefem Boden Negatives, jaßrweife auch
Pofitives.. Icß bringe Beides durcheinander und überiaffe es dem Lefer zu werten.
Id) weiß nicßt, wie es kommt, aber jede Erzählung von diefen Dingen fängt mit
dem Kölnifchen Kunftverein an, der a!s hefiges Phänomen fcßon einmal eine
Monographie verdiente. Diefer Verein alfo hat leßtßin eine Ausftellung von Bildern
aus zahmem Kölner Privatbefiß gebracht. Damit foll nichts gegen die Qualität diefer
Bilder ausgefagt werden. Die Ausftellung follte der deutfeßen Malerei des 19. Jahr-
hunderts gelten. Viele Sammler gibt es Iper nicht, wie man weiß. Deshalb wäre
wohl nur ein Ereignis zu konftatieren gewefen, wenn einmal alles, was überhaupt an
Qualität vorhanden war, herausgeholt worden wäre. Aber für größere Maßftäbe und
Überdurcßfcßnittswirkungen auf künftlerifcßem Gebiet ift hier kein Menfcß zu haben.
Alle Energie geht unter in Köln-Rotterdam, Fjafen, Gmfcßlagsplaß, Bewältigung der
Scßiebermaffen. Der künftlerifcße Betrieb ift der einer mittleren Stadt des Oftens. Dies
ift vielleicht sub specie generali gar nicht fcßlecßt, infofern Popularifierung oder anderer
verderblicher Kunftbetrieb vermieden wird. Intoxikation der reizenden Kölner Volks-
feele, beinaße jet$t noch der einzigen ganz reinen, die wir noch haben, die auf Ab-
bruch zu verkaufen noch immer nicht gelungen ift.
In dem Vorwort zu diefer Ausftellung „feftigt fieß die intime Stimmungs- und Land-
fcßaftsmalerei fowie die kennzeichnende Ulirklicßkeitsgeftaltung des 19. Jaßrßunderts,
von den Romantikern ausgehend, in den Jugendwerken der beiden Achenbach zum
eigentlichen Stil des 19. Jaßrßunderts". Als Vorläufer diefer beiden Brüder werden
ßier gezeigt Leibi, Sperl, Eßoma, Scßucß und Eß. Fjagen. Bis zu diefer verdrehenden
(üirkung ift man alfo gekommen. Selbftverftändlicß muß das reiche Innenleben zur
Cßarakterifierung diefer Kunft auch wieder ßerangezogen werden. Da icß nicht im-
ftande bin, mich über die (üeiterentwicklung fo kurz und klar zu äußern, fo zitiere
icß: „daß die deutfeße Art des Sehens und Geftaltens nicht etwa durch Leibi, Sperl
oder Eßoma zu einem vorzeitigen Abfcßluß der Entwicklung geleitet wurde, das be-
weifen die wenigen (Heike impreffioniftifeßer Geftaltung, die von Lommen zu Lieber-
mann, Slevogt und Leiftikow füßren, einer ißrem (Hefen nach malerifcßen Auffaffung, die
von der wiffenfcßaftlicß gedanklichen Klarheit einer rein impreffioniftifcßenFarbgeftaltung
und Eecßnik, wie fie der romanifeßen Raffe eigentümlich ift, fieß finnvoll feßeidet".
An (Hefentlicßem enthält die Ausftellung Eß. Fjagen, Kröner, Leibi, Liebermann,
Ludwig Ricßter und befonders Sperl. Die beften und aus keinem anderen Geficßts-
punkt als dem der Qualität erworbenen Stücke find der Sammlung Fjermann Fjert$
entnommen, die zielbewußt und vor allem mit einer feßr fgmpatßifcßen Befcßränkung
naeß 3eit, Motiv, Richtung und perfönlicßer Liebe zufammengeftellt ift. Das tiefe Grün
der Sperl-Bilder ift edelfte Materie, dabei fo feßön, daß diefe deutfeße Malerei der
franzöfifeßen eines Courbet feßr viel enger verwandt erfeßeint als manchem ßier ge-
zeigten deutfeßen Bild. Ein früher Liebermann, ein Kind im roten Kittel, zeigt noeß
die detaillierte, fefte Form- und Farbgebung, die fpäter zu dem graubraunen Meer
dehnt und erweitert. (Hirklicß niederländifcßen, wenn auch ganz verarbeiteten Geift
ßaben Landfcßaften Eß. Fjagens, feltene Mifcßung von Intimität und großzügiger Ver-
einfachung der Landfcßaft.
Der Cicerone, XIH. Jat)rg., Fjeft 2
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