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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 13.1921

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Heft 11/12
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Balet, Leo: Die Sammlung Bachstitz, [1. Teil]
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https://doi.org/10.11588/diglit.27278#0361

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Die Sammlung B a d) ft i §

Vo/z Dr. LEO ß/lAEf
AfzY ^ /iAAzYz/zv/zo-crz

T*^\ie „Bacßfti^-Gallery", die nacß dem Kriege im Haag gegründet wurde, ift inßalt-
' § ließ fo erftaunlicß reicß und was Aufmachung anbetrifft, von einer [o künft-
lerifcßen Vornehmheit, daß man vollkommen vergißt, in einer Kunftßandlung zu
fein, fondern vielmehr glaubt, ein zwar kleines aber äußerft preziöfes Mufeum zu be-
fueßen. Keine Verkäufer oder, was noch fcßlimmer ift, Verkäuferinnen tänzeln um
einen herum mit dem üblichen nießtsfagenden Gefafel, um ißre häufig zweifelhaften
und im übrigen nur zweit- oder drittklaffigen Sachen aufzufeßwaßen. Man ift in der
Surinameftraat 11 ungeftört, fieß felbft überlaffen, kann die märchenhaften Kunftfcßäße
ftill genießen und wünfeßt man irgend eine Auskunft, fo find, oßne daß fie fieß vorßer
bemerkbar machten, ein paar Damen zur Stelle, die einen überrafeßen durch ißre fach-
gemäße Orientierung über jedes Stück, durch ißr Bewandertfein in jeder Fremdfpracße
und namentlich durch sine feine Befcßeidenßeit, die ganz im Stile diefes wirklich
ariftokratifeßen Milieus ift.
Von den antiken Kunftfcßät$en der ehemaligen Sammlung Dr. F. von Gans-Frank-
furt a. M., die hier zum letztenmal vollzählig beifammen find, bevor fie in alle Glinde
zerftreut werden, möchte icß ein anderes Mal das (üicßtigfte ßervorßeben. Diesmal
will icß mieß auf die ßervorragendften Gemälde der Sammlung Bacßftifz befeßränken.
Unter den feltenften Stücken fällt befonders ein großes Altarbild mit Szenen aus
dem Leben des ßl. Auguftin von einem unbekannten füdniederländifcßen Meifter
um 1480 auf. Das Bild ßat drei Geile, die beiden Seitenteile enthalten je zwei Szenen.
Links oben die Priefterweiße des ßl. Auguftin durch den Bifcßof Valerius von Fjippo,
der dem noeß als Diakon gekleideten Auguftin die Hände falbt. Im Vordergrund die
Szene, die das Paffional ebenfo rührend naiv befeßreibt wie der (woßl Antwerpener?)
Künftler fie gemalt ßat: „Da ward der Bifcßof feines heiligen Lebens froß, und gab
Sankt Auguftin viel Gewalt und ßieß ißn, an feiner Statt predigen, wann er ßätt meßr
Kunft als er." Das Paffional erzählt dann weiter: „Nun foreßt Valerius, man würd
ißm Sankt Auguftin anderswo zu einem Bifcßof machen. Und bat ißn, daß er an
feiner Statt Bifcßof wär; wann er meinet, er wär nutzer dann er. Das tät Sankt
Auguftinus ungern, doeß tät er es bis an feinen Cod." Das Mittelbild enthält dann
die Fjauptfzene des Bildes, die Bifcßofsweiße des Heiligen. Auf dem rechten Seitenteil
feßen wir Auguftinus, wie er feinen Orden ftiftet und im Hintergrund die bekannte
Begebenheit: „Sankt Auguftin ging beim Meer um und trachtet mit Ernft, wie er die
Heilige Dreifaltigkeit möchte gar durcßgründen. ünd faß ein feßönes minniglicßes Kind
bei dem Meer fitzen, das feßöpfet immer aus dem Meer mit einem kleinen Löffel in
ein kleines Grüblin. Er fpraeß zum Kind: Glas meineft du damit? Es fpraeß: tcß
will das große Meer in ein kleines Grüblin feßöpfen. Er fpraeß: Kind, das magft du
meßt getun, wann es ift unmöglich- Das Kind fpraeß: Das ift mir möglicher zu tun,
dann dir das ift, darmit du um geßeft. Und darmit verfeßwand das Kind, und Sankt
Auguftin merket woßl, daß es Gott war gewefen." Die gitate aus dem Paffional
brachte icß abficßtlicß fo ausführlich, weil fie mir fo befonders geeignet erfeßeinen, den
kindlichen Charakter diefes intereffanten mittelalterlichen Meifters wiederzugeben.
Die beiden Hauptftücke der Sammlung Bacßftijz find zwei Bilder von Rembrandt.
von deren hervorragenden Qualitäten die Reproduktionen woßl ein beredtes geugnis
ablegen. Die voll fignierte und 1651 datierte Kreuzabnahme, die waßrfcßeinlicß identifcß
ift mit dem Bilde, das fieß 1656 in der Konkursmaffe Rembrandts befand, wurde 1834

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