Sammlungen
dergleichen, fo ip das ganz ihre Sache, folange
pe nicht eben urbi et orbi ins Kunft- undKultur-
propagandahorn ftoßen und dadurch Feinde
ringsum zum Kampf herausfordern, ihre Ver-
ficherung, daß ihnen „poiitifche3ieie fern iägen",
wird da gar nichts helfen. Man giaubt ihr in
den feindlichen Lagern nicht oder will ihr nicht
glauben. Und fo wird, wenn die betreffenden
Kreife in Deutfchiand nicht noch ein rechtes
Ulort zur rechten 3eit fprechen, diefer ganze
phantaftifche Plan einiger Privatteute, die pch
für die Kunft zu intereffieren fcheinen, dem ganzen
Deutfchtum und insbefondere dem deutfchen
Kunftgewerbe imRuslande einen fd)weren Schlag
verfemen, von dem es fich auf lange hinaus viel-
leicht nicht wird erholen können. Das aber
würde fehr zu bedauern fein. Dem deutfchen
Kunftgewerbe ftehen in den Vereinigten Staaten
vor allem zwei Rufgaben bevor: einmal durch
wirklich gute und individuelle Leipungen Freunde
und Rbnehmer hierzulande zu finden, wodurch
der pnanziellen Notlage in Deutfchiand voll-
kommen legitim in etwas abgeholfen würde,
und fodann die, den Rmerikanern einen neuen
und befferen Begriff von Deutfchiand zu geben,
als pe ihn bisher leider hatten. Rber gerade
aus diefem Grunde ift es von der größten Hur-
tigkeit, daß frühere Fehler vermieden werden,
und zu diefen gehört vor allem die unglück-
felige „Propaganda" in jeder Form. Hlird pe
vermieden, befchränkt man fich vielmehr nur
darauf, wenn die 3eit gekommen, das Befte und
Eigenartigfte hier vorzuführen, fo daß es jeder-
mann fehen kann, fo wird jene „moralifchen Er-
oberung" ftattpnden, von der eben die Rede
war. Und das ift doch hoffentlich allen guten
und wahrhaft lebendigen Deutfchen endlich klar
geworden, .daß nur folche „moralifche Erobe-
rungen" uns nun vorwärts bringen und unfere
mehr oder weniger offenen oder verfteckten
Feinde zu befiegen helfen können. So fteht zu
hoffen, daß ein fo unüberlegtes Beginnen wie
das jener Münchner Gefellfchaft in Bahnen und
Formen gelenkt werde, die mindeftens keine
üblen Folgen nach fich ziehen. F.
Sammlungen
Die junge Kunft in europäi]d)en
Mu [een
Ruf einer Hamburger Rusftellung hat kürzlich
ein holländifcher Sammler zwei fehr charakte-
riftifche merke von Heinrich Campendonk
gekauft, die demnächft in das ftädtifche Mufeum
zu Rmfterdam überführt werden folien.
Die ftaatlichenKunftfammlungen in Stuttgart
erwarben von Oskar Schlemmer, der zur 3eit
am ftaatlichen Bauhaus in Kleimar wirkt und
über den ein reich illuftrierter Ruffa^ aus der
Feder von Paul F. Schmidt im „Jahrbuch der
jungen Kunft 1921" berichtet, bereits ein zweites
merk diefes jungen Meifters, betitelt „Land-
fchaft 1916".
Ein Mufeum europäifcher Kun[t in
Japan
Ulie wir bereits in heft 15/16 diefes Jahrgangs
meldeten, plant ein reicher Japaner, Matfukata,
der Stadt Cokio ein Mufeum europäifcher Kunft
zu errichten. Nach umfangreichen Rnkäufen in
Frankreich und England von Meiftern der Früh-
zeit und Renaiffance und einigen Modernen
wurden kürzlich von dem gleichen Mäzen zahl-
reiche Gemäldeankäufe von alten und modernen
Meiftern auch in Deutfchiand vorgenommen, dar-
unter Klerke von Rembrandt, Uintoretto, Courbet,
Cezanne, van Gogh, 3orn, Daumier und anderen.
Matfukata foll bereits feit mehr als fünf Jahren
an der Rusführung feiner Idee arbeiten; nach
ßüd)tiger Schälung wird feine Sammlung be-
reits auf einen Ulert von vier Millionen Dollar
veranfchlagt. K.
Die Sammlung Cuk
Diefe äußerft wertvolle Sammlung ift kürzlich
durch Schenkung an das Petit Palais in Paris
übergegangen. 3um Konfervator wurde M. La-
pauze ernannt. Die Koftbarkeit diefer Samm-
lung repräfentiert in erfter Linie eine Reihe fel-
tenfter Gobelins, darunter als einzigartiges Stück
eine Rrbeit von Beauvais, Pfgche und 3cphyr
nach 3eichntmgen Bouchers, aus der ehemaligen
Sammlung des Fjerzogs von Malborough aus
dem Schloß Bienheim. Hleitere erftklaffige Go-
belins, verfchiedene gute Möbelftücke, zahlreiches
Porzellan, darunter Seltenes China, Sevres und
Meißen, fchließlich eine Miniaturenkollektion des
17. und 18. Jahrhunderts verkörpern in ihrer Reich-
haltigkeit und Qualität einen bedeutenden Hlert.
Die Gemäldefammlung zählt neben einigen Rr-
beiten von Boucher und Greuze in der Fjaupt-
fache Primitive, darunter eine Rnbetung vom
Meifter des Bartholomäus-Rltars, Befud) im
Cempel von Jacques Dareft, ein Porträt von
Monftaert, „Die Bürgermeifterstochter" von Lucas
Cranach und eine Madonna mit dem Kind von
Cima de Conegliano. K.
B u d a p e ft
Nach einem Bericht der N. 3ür. 3tg. wurde
kürzlich die plaftifche Rbteilung im Budapefter
Mufeum eröffnet. Rus dem Nachlaß des unga-
Der Cicerone, XUI. }ai)rg., F)eft 23
57
691
dergleichen, fo ip das ganz ihre Sache, folange
pe nicht eben urbi et orbi ins Kunft- undKultur-
propagandahorn ftoßen und dadurch Feinde
ringsum zum Kampf herausfordern, ihre Ver-
ficherung, daß ihnen „poiitifche3ieie fern iägen",
wird da gar nichts helfen. Man giaubt ihr in
den feindlichen Lagern nicht oder will ihr nicht
glauben. Und fo wird, wenn die betreffenden
Kreife in Deutfchiand nicht noch ein rechtes
Ulort zur rechten 3eit fprechen, diefer ganze
phantaftifche Plan einiger Privatteute, die pch
für die Kunft zu intereffieren fcheinen, dem ganzen
Deutfchtum und insbefondere dem deutfchen
Kunftgewerbe imRuslande einen fd)weren Schlag
verfemen, von dem es fich auf lange hinaus viel-
leicht nicht wird erholen können. Das aber
würde fehr zu bedauern fein. Dem deutfchen
Kunftgewerbe ftehen in den Vereinigten Staaten
vor allem zwei Rufgaben bevor: einmal durch
wirklich gute und individuelle Leipungen Freunde
und Rbnehmer hierzulande zu finden, wodurch
der pnanziellen Notlage in Deutfchiand voll-
kommen legitim in etwas abgeholfen würde,
und fodann die, den Rmerikanern einen neuen
und befferen Begriff von Deutfchiand zu geben,
als pe ihn bisher leider hatten. Rber gerade
aus diefem Grunde ift es von der größten Hur-
tigkeit, daß frühere Fehler vermieden werden,
und zu diefen gehört vor allem die unglück-
felige „Propaganda" in jeder Form. Hlird pe
vermieden, befchränkt man fich vielmehr nur
darauf, wenn die 3eit gekommen, das Befte und
Eigenartigfte hier vorzuführen, fo daß es jeder-
mann fehen kann, fo wird jene „moralifchen Er-
oberung" ftattpnden, von der eben die Rede
war. Und das ift doch hoffentlich allen guten
und wahrhaft lebendigen Deutfchen endlich klar
geworden, .daß nur folche „moralifche Erobe-
rungen" uns nun vorwärts bringen und unfere
mehr oder weniger offenen oder verfteckten
Feinde zu befiegen helfen können. So fteht zu
hoffen, daß ein fo unüberlegtes Beginnen wie
das jener Münchner Gefellfchaft in Bahnen und
Formen gelenkt werde, die mindeftens keine
üblen Folgen nach fich ziehen. F.
Sammlungen
Die junge Kunft in europäi]d)en
Mu [een
Ruf einer Hamburger Rusftellung hat kürzlich
ein holländifcher Sammler zwei fehr charakte-
riftifche merke von Heinrich Campendonk
gekauft, die demnächft in das ftädtifche Mufeum
zu Rmfterdam überführt werden folien.
Die ftaatlichenKunftfammlungen in Stuttgart
erwarben von Oskar Schlemmer, der zur 3eit
am ftaatlichen Bauhaus in Kleimar wirkt und
über den ein reich illuftrierter Ruffa^ aus der
Feder von Paul F. Schmidt im „Jahrbuch der
jungen Kunft 1921" berichtet, bereits ein zweites
merk diefes jungen Meifters, betitelt „Land-
fchaft 1916".
Ein Mufeum europäifcher Kun[t in
Japan
Ulie wir bereits in heft 15/16 diefes Jahrgangs
meldeten, plant ein reicher Japaner, Matfukata,
der Stadt Cokio ein Mufeum europäifcher Kunft
zu errichten. Nach umfangreichen Rnkäufen in
Frankreich und England von Meiftern der Früh-
zeit und Renaiffance und einigen Modernen
wurden kürzlich von dem gleichen Mäzen zahl-
reiche Gemäldeankäufe von alten und modernen
Meiftern auch in Deutfchiand vorgenommen, dar-
unter Klerke von Rembrandt, Uintoretto, Courbet,
Cezanne, van Gogh, 3orn, Daumier und anderen.
Matfukata foll bereits feit mehr als fünf Jahren
an der Rusführung feiner Idee arbeiten; nach
ßüd)tiger Schälung wird feine Sammlung be-
reits auf einen Ulert von vier Millionen Dollar
veranfchlagt. K.
Die Sammlung Cuk
Diefe äußerft wertvolle Sammlung ift kürzlich
durch Schenkung an das Petit Palais in Paris
übergegangen. 3um Konfervator wurde M. La-
pauze ernannt. Die Koftbarkeit diefer Samm-
lung repräfentiert in erfter Linie eine Reihe fel-
tenfter Gobelins, darunter als einzigartiges Stück
eine Rrbeit von Beauvais, Pfgche und 3cphyr
nach 3eichntmgen Bouchers, aus der ehemaligen
Sammlung des Fjerzogs von Malborough aus
dem Schloß Bienheim. Hleitere erftklaffige Go-
belins, verfchiedene gute Möbelftücke, zahlreiches
Porzellan, darunter Seltenes China, Sevres und
Meißen, fchließlich eine Miniaturenkollektion des
17. und 18. Jahrhunderts verkörpern in ihrer Reich-
haltigkeit und Qualität einen bedeutenden Hlert.
Die Gemäldefammlung zählt neben einigen Rr-
beiten von Boucher und Greuze in der Fjaupt-
fache Primitive, darunter eine Rnbetung vom
Meifter des Bartholomäus-Rltars, Befud) im
Cempel von Jacques Dareft, ein Porträt von
Monftaert, „Die Bürgermeifterstochter" von Lucas
Cranach und eine Madonna mit dem Kind von
Cima de Conegliano. K.
B u d a p e ft
Nach einem Bericht der N. 3ür. 3tg. wurde
kürzlich die plaftifche Rbteilung im Budapefter
Mufeum eröffnet. Rus dem Nachlaß des unga-
Der Cicerone, XUI. }ai)rg., F)eft 23
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