Die geit und der Markt
Sammlungen
Fjamburgifcßes Mufeum für Kunft
und Gewerbe*
Die Neueröffnung des Mufeums für Kunft und
Gewerbe nach) zweijähriger Paufe ift ein Er-
eignis von Bedeutung weit über Hamburg hinaus.
Saueriandt hat die nicht ganz leichte Aufgabe,
Brinckmanns Erbe zu übernehmen, giänzend ge-
iöft und den reichen Befiß des Mufeums durch
feine Aufhebung verlebendigt. Es kam ihm vor
aiiem darauf an, zeitiich zufammengehörige Dinge
zu einer Einheit zufammenzufcßließen und das
Einzeikunftwerk zur Geltung zu bringen. Maß-
gebend für die Aufhebung waren nicht kultur-
hiftorifche, fondern ktinftlerifche Gefichtspunkte.
DieFarbe, die innerlich zufammengehörige Räume
zur Gruppe zufammenfchbeßt und fie von anderen
trennt, unterftüßt diefe Beftrebungen. Der Stim-
mungscharakter jeder Epoche wurde möglichft
durch den farbigen (Handanftricß ausgedrückt,
ln tiefem Dunkelblau fchwingt etwas von der
Gebundenheit des Mittelalters. Ein leuchtendes
Goldbraun treibt den heitereren Grundton der
nordifchen bürgerlichen Renaiffance heraus, Pur-
purrot bringt das Feftliche der italienifchen Re-
naiffance zum Ausdruck. Der Leichtigkeit der
Rokokoformen entfpricht ein feladongrüner Hin-
tergrund. Empiremöbel heben fich gegen ein
intenfives lichtes Gelb ab. Nur die Prachtmöbel
des Barock ftehen nicht ganz glücklich gegen ein
fchweres Dunkelrot mit einem Stich ins Bräunliche.
Räume, in denen fich etwas vom Geift der
geit verwirklicht, fordern zu liebevollem Ver-
weilen und eindringlicher Betrachtung auf. Nur
die deutfehen Fayencen, an denen keine öffent-
liche Sammlung fo reich ift wie die Hamburger,
find als ungeteiltes Ganzes verblieben und wirken
in ihren Glasfchränken, einen ganzen Raum be-
herrfchend, als willkommene Unterbrechung.
ln den übrigen Vitrinen ift mit der üblichen
Anordnung nach tecßnologifcßem Gefichtspunkt
gebrochen. Nebeneinander ftehen Glaspokale,
Edelmetalle, Bucheinbände, Majoliken. Das Ge-
meinfame ift der geit- und Stilwille, der [ich in
verfeßiedenftem Material offenbart. Auch auf
diefe (Ueife wurde der Ermüdung des Auges ent-
gegengearbeitet. Man fob fich an der Fülle des
Vorhandenen nicht ftumpf fehen, fondern die
Schönheit des Einzelgegenftandes immer neu
und lebendig empfinden. Die ftreng wiffen-
* In einem iHuftrierten Auffat; wird demnach von der
Verfafferin ausführlich auf die Neuordnung des Mufeums
eingegangen werden.
fchaftliche Aufteilung der Sammlung hat dabei
felbftverftändlich in keiner (Heife gelitten.
Der gefamte Beftand des Mufeums ift noch
nicht aufgeftellt. Die oftafiatifche und die Bauern-
kunftabteiiung, die Brinckmann mit foviel Liebe
gepflegt hat, harren neben manchen anderen noch
ihrer Auferftehung. Auch dafür muß Piaß ge-
fchaffen werden. Rofa Scßapire.
D e t Danske Kun[tindu[trimu[eum
1895 —1920*
Die dem (Herden des Mufeums gewidmete
feßön ausgeftattetejubiläumsfcßrift von 98 Seiten
gr. 8° führt uns an Hand von 59 Abbildungen
durch die Sammlungen und die Art ihrer An-
ordnung und Aufhebung. Das erfte Bild zeigt
uns den anmutigen fcßloßartigen Bau der jetzigen
Beßaufung, und eins der lebten lenkt den Blick
durch einen alten Garten auf ein Lufthaus hin.
Das find die beiden Pole der Darftebung; das
erfte Heim und die Gegend des künftigen, Ver-
gangenheit und gukunft, Rückblick und Ausficht.
Der Bericht führt uns die Gefcßicßte der Samm-
lungen in dem von Prof. Klein gebauten Gebäude
vor, das man feinerzeit auszufüllen, kaum gehofft
hatte. Es ift im fogenannten Rofenborg-Stil er-
richtet. (Uir verfolgen die Entfteßung, Ausge-
ftaltung und Vollendung der Sammlungen zu
ißrer jetzigen Größe, und die Darftebung führt
weiter zu einem hoffnungsvollen Ausblick in eine
neue geit, wo die Sammlung nach demViertel-
jaßrßundert der Entwicklung fo weit gekommen
ift, den Rahmen zu fprengen, in den fie gefaßt
war. Die Schrift ift ungewöhnlich geiftvoll ge-
feßrieben und nicht oßne Humor. Der erfte Geil
namentlich gibt ein Bild von dem Leben und
Schaffen des eigentlichen Schöpfers und lang-
jährigen Direktors Peter Kroßn, deffen von fteter
„Begeiferung" getragenes (Hefen und (Dirken,
wie es fieß in der Glanzzeit feines Schaffens
kundtat, mit (Härme gefcßildert wird. Die Fort-
feßung gilt den Beftrebungen und Leiftungen
feines Nachfolgers Dr. Hannover, des Verfaffers
diefer Schrift. Obwohl es feiner Darftebung nicht
an einer gelegentlichen Spitze gegen uns Deutfcße
feßlt, fo berührt es doch fympatßifch, wie mit
Verehrung und fcßuldiger Dankbarkeit überall
des alten Brinckmann gedacht ift, als des Lehrers,
Führers und Vorbild für den Verfaffer.
New York
Dem Metropolitan Mufeum droßt der
Verluft einer hier früher befprocßenen Pintu-
* Das dänifche Mufeum für Kunft und Gewerbe zu Ko-
penhagen. Feftfcbrift zum 25jährigen Befteben. Kopen-
hagen 1920.
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Sammlungen
Fjamburgifcßes Mufeum für Kunft
und Gewerbe*
Die Neueröffnung des Mufeums für Kunft und
Gewerbe nach) zweijähriger Paufe ift ein Er-
eignis von Bedeutung weit über Hamburg hinaus.
Saueriandt hat die nicht ganz leichte Aufgabe,
Brinckmanns Erbe zu übernehmen, giänzend ge-
iöft und den reichen Befiß des Mufeums durch
feine Aufhebung verlebendigt. Es kam ihm vor
aiiem darauf an, zeitiich zufammengehörige Dinge
zu einer Einheit zufammenzufcßließen und das
Einzeikunftwerk zur Geltung zu bringen. Maß-
gebend für die Aufhebung waren nicht kultur-
hiftorifche, fondern ktinftlerifche Gefichtspunkte.
DieFarbe, die innerlich zufammengehörige Räume
zur Gruppe zufammenfchbeßt und fie von anderen
trennt, unterftüßt diefe Beftrebungen. Der Stim-
mungscharakter jeder Epoche wurde möglichft
durch den farbigen (Handanftricß ausgedrückt,
ln tiefem Dunkelblau fchwingt etwas von der
Gebundenheit des Mittelalters. Ein leuchtendes
Goldbraun treibt den heitereren Grundton der
nordifchen bürgerlichen Renaiffance heraus, Pur-
purrot bringt das Feftliche der italienifchen Re-
naiffance zum Ausdruck. Der Leichtigkeit der
Rokokoformen entfpricht ein feladongrüner Hin-
tergrund. Empiremöbel heben fich gegen ein
intenfives lichtes Gelb ab. Nur die Prachtmöbel
des Barock ftehen nicht ganz glücklich gegen ein
fchweres Dunkelrot mit einem Stich ins Bräunliche.
Räume, in denen fich etwas vom Geift der
geit verwirklicht, fordern zu liebevollem Ver-
weilen und eindringlicher Betrachtung auf. Nur
die deutfehen Fayencen, an denen keine öffent-
liche Sammlung fo reich ift wie die Hamburger,
find als ungeteiltes Ganzes verblieben und wirken
in ihren Glasfchränken, einen ganzen Raum be-
herrfchend, als willkommene Unterbrechung.
ln den übrigen Vitrinen ift mit der üblichen
Anordnung nach tecßnologifcßem Gefichtspunkt
gebrochen. Nebeneinander ftehen Glaspokale,
Edelmetalle, Bucheinbände, Majoliken. Das Ge-
meinfame ift der geit- und Stilwille, der [ich in
verfeßiedenftem Material offenbart. Auch auf
diefe (Ueife wurde der Ermüdung des Auges ent-
gegengearbeitet. Man fob fich an der Fülle des
Vorhandenen nicht ftumpf fehen, fondern die
Schönheit des Einzelgegenftandes immer neu
und lebendig empfinden. Die ftreng wiffen-
* In einem iHuftrierten Auffat; wird demnach von der
Verfafferin ausführlich auf die Neuordnung des Mufeums
eingegangen werden.
fchaftliche Aufteilung der Sammlung hat dabei
felbftverftändlich in keiner (Heife gelitten.
Der gefamte Beftand des Mufeums ift noch
nicht aufgeftellt. Die oftafiatifche und die Bauern-
kunftabteiiung, die Brinckmann mit foviel Liebe
gepflegt hat, harren neben manchen anderen noch
ihrer Auferftehung. Auch dafür muß Piaß ge-
fchaffen werden. Rofa Scßapire.
D e t Danske Kun[tindu[trimu[eum
1895 —1920*
Die dem (Herden des Mufeums gewidmete
feßön ausgeftattetejubiläumsfcßrift von 98 Seiten
gr. 8° führt uns an Hand von 59 Abbildungen
durch die Sammlungen und die Art ihrer An-
ordnung und Aufhebung. Das erfte Bild zeigt
uns den anmutigen fcßloßartigen Bau der jetzigen
Beßaufung, und eins der lebten lenkt den Blick
durch einen alten Garten auf ein Lufthaus hin.
Das find die beiden Pole der Darftebung; das
erfte Heim und die Gegend des künftigen, Ver-
gangenheit und gukunft, Rückblick und Ausficht.
Der Bericht führt uns die Gefcßicßte der Samm-
lungen in dem von Prof. Klein gebauten Gebäude
vor, das man feinerzeit auszufüllen, kaum gehofft
hatte. Es ift im fogenannten Rofenborg-Stil er-
richtet. (Uir verfolgen die Entfteßung, Ausge-
ftaltung und Vollendung der Sammlungen zu
ißrer jetzigen Größe, und die Darftebung führt
weiter zu einem hoffnungsvollen Ausblick in eine
neue geit, wo die Sammlung nach demViertel-
jaßrßundert der Entwicklung fo weit gekommen
ift, den Rahmen zu fprengen, in den fie gefaßt
war. Die Schrift ift ungewöhnlich geiftvoll ge-
feßrieben und nicht oßne Humor. Der erfte Geil
namentlich gibt ein Bild von dem Leben und
Schaffen des eigentlichen Schöpfers und lang-
jährigen Direktors Peter Kroßn, deffen von fteter
„Begeiferung" getragenes (Hefen und (Dirken,
wie es fieß in der Glanzzeit feines Schaffens
kundtat, mit (Härme gefcßildert wird. Die Fort-
feßung gilt den Beftrebungen und Leiftungen
feines Nachfolgers Dr. Hannover, des Verfaffers
diefer Schrift. Obwohl es feiner Darftebung nicht
an einer gelegentlichen Spitze gegen uns Deutfcße
feßlt, fo berührt es doch fympatßifch, wie mit
Verehrung und fcßuldiger Dankbarkeit überall
des alten Brinckmann gedacht ift, als des Lehrers,
Führers und Vorbild für den Verfaffer.
New York
Dem Metropolitan Mufeum droßt der
Verluft einer hier früher befprocßenen Pintu-
* Das dänifche Mufeum für Kunft und Gewerbe zu Ko-
penhagen. Feftfcbrift zum 25jährigen Befteben. Kopen-
hagen 1920.
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