Die ßeit und der Markt
Ausheilungen
Berichtigung
ln dem Beitrag über die Parifer Aushebungen
in Fjeft 24 des lebten Jahrgangs find durch ein
peinliches Verjehen des Sehers die Unterfchriften
bei den Abbildungen vertaujcht worden. Der
auf Seite 891 abgebiidete Akt ift nach einer
Zeichnung von Gernez reproduziert, die Silber-
ftiftzeidjnung mit dem Bildnis einer alten Frau,
das auf Seite 893 abgebildet i[t, ftammt von
Coubine.
gu dem Artikel felbft muß bemerkt werden,
daß durch ein ähnliches Verfehen die Autor-
korrektur unbeachtet blieb. Es find infolge-
deffen folgende Künftlernamen richtig zu [teilen:
Dufresne (ftattDupene), Gimmi(hattGuicini),
Dufy (Jtatt Dupy).
Berliner Ausheilungen
(Die jungen gotiänder im Kronprinzenpatais /
Akademie und Juryfreie / Aitdeutfcbe Piaftik u. a.)
Die erften Ausländer find wieder bei uns ein-
gezogen! Nach faft fechsjährigerAbgefchloffen-
heit hiegt die erjte Friedenstaube künftlerifcher
und kultureller Verftändigung wieder zu uns
herüber, und wir begrüßen dankbar und freudig
die Begebungen unferer weftlichen Nachbarn,
mit denen uns ja ein jahrhundertealtes kulturelles
Band verbindet. Die von der „Kornfcheuer"
im Kronprinzenpalais eröffnete Ausheilung
umfaßt die Werke jüngerer holländifcher Künftler,
fie foll — wie Jan Coorop im Katalog fagt
„einen Stein legen helfen am Bau des zukünf-
tigen, die ganze Menfchheit umfaffenden Liebes-
bewußtfeins". Und in diefem Sinne müffen wir
diefe Ausheilung betrachten, weniger kritifch dem
Einzelnen gegenübertreten — da ja die wenigen
Proben kein abfchließendes Urteil geftatten —,
fondern den gufammenhang Juchen und das
Uypifche erfaffen, das diefesVolk heute zu Jagen
hat. (Uir erkennen hier erftmalig, daß die Ab-
wendung vom Impreffionismus und das Suchen
nach neuen Ausdruckswerten ein internationales
Streben der europäifchen Kunft ift- daß aber
Fjoband fchwerblütigere Menfchen hervorbringt,
die nicht fturmhaft das Alte einreißen, fondern
troh aller Modernität von ihrer Uradition ab-
hängig find. Wir fühlen es, daß in dem neu-
tralen, vom Kriegslärm verfchonten Lande eine
ruhigere und iogifchere Entwicklung [ich anbahnen
konnte, die aber doch wieder mit unferen Be-
gebungen Vieles gemeinfam hat. Es ift uns
intereffant, daß Jan Uoorop, der Sechzigjährige,
deffen Rhythmik bereits vor 26 Jahren in Berlin
Auffehen erregte, an der Spitze der Gruppe mar-
fcljiert, der auch feine Cochter angehört. Be-
fonders lehrhaft ift der Einguß van Goghs, den
hier Jaap Weijand am deutlichsten widerfpiegelt,
ftärker jedoch wirkten die Franzofen ein, wofür
Kees van Dongen und die beiden ftarken Maler-
talente der Jacoba van Fjeemskerk — von den Aus-
hebungen im.rSturm" bekannt — und Eifa Berg
geugnis ablegen. Leo Geftel fchließt fich dem
franzöfifchen Kubismus an; derfelben Richtung
folgt Louis Saalborn, am keckften erfcheinen van
Doesburg und van der Leck. Man fiehh daß es
auch hier eigene Calente und Mitläufer gibt.
Wichtig für uns find vor allem die Vergleichs-
momente mit unferem Schaffen, das neben dem
aus Fjoband gezeigten gut beftehen kann. —
gwei Aushebungen vor allem find außerdem
von prinzipiebem Intereffe: dieAkademieaus-
fteilung und die der Jurgfreien. geigt die
erfte das überlebte Prinzip des Ausftebungs-
wefens, fo kann die Juryfreie wohl als ein Weg
zu neuer Geftaltung dienen. (Denn die Akademie
ihrem Grundfat$e, nur dasBefte zu zeigen, folgen
würde, fo könnte fie wohl eine beachtenswerte
Robe fpielen. So aber fe^t fie fich aus „Pflicht-
exemplaren" ihrer je^t fehr eigenartig zufammen-
gewürfelten Mitglieder zufammen. Die Leitung
der Juryfreien ift dagegen bemüht gewefen, dem
Ganzen ein befonderes Gepräge zu geben, gu-
nächft wurde das von der Berliner Sezeffion im
Vorjahre bereits gewagte, damals aber ziemlich
mißglückte Experiment der Monumentalmalerei
wieder verfucht. Viel Neues bietet die Aus-
hebung fonft nicht; man findet Ualente und Ua-
ientchen und hat im allgemeinen das Gefühl,
daß die Juryfreiheit der einzige Ausweg ift, um
aus der Kalamität unferes verkarrten Ausftellungs-
wefens herauszukommen.
Die Kunftfalons fchweigen unter dem Drucke
der Luxusfteuer. Paul Caffirer veranftaltete
als eine Art Proteftkundgebung eine Aushebung
von Photographien nach altdeutfdjen Plaftiken,
die überaus lehrreich war und befonders durch
ganz herrliche Detailaufnahmen fchwer zugäng-
licher Kunftwerke in Erftaunen fe^te. Die beiden
erften Säle füllten wertvolle Originalgemälde und
Plaftiken, unter denen ein männliches und ein
weibliches Bildnis von Cranach, Stücke von un-
übertoffener Erhaltung, eine Kreuzigung vom
Ende des 15. Jahrhunderts von einem Salzburger
Meifter und eine Nürnbergifche Kreuzigung um
1450, h^rvorzuheben find. Ein Werk von größter
Schönheit war die Steinplaftik eines Bifchofs,
wohl elfäffifchen Urfprungs um 1480. — Vor
Weihnachten wurde diefe kunftFnftorifch inter-
effante Aushebung durch eine reine Verkaufs-
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Ausheilungen
Berichtigung
ln dem Beitrag über die Parifer Aushebungen
in Fjeft 24 des lebten Jahrgangs find durch ein
peinliches Verjehen des Sehers die Unterfchriften
bei den Abbildungen vertaujcht worden. Der
auf Seite 891 abgebiidete Akt ift nach einer
Zeichnung von Gernez reproduziert, die Silber-
ftiftzeidjnung mit dem Bildnis einer alten Frau,
das auf Seite 893 abgebildet i[t, ftammt von
Coubine.
gu dem Artikel felbft muß bemerkt werden,
daß durch ein ähnliches Verfehen die Autor-
korrektur unbeachtet blieb. Es find infolge-
deffen folgende Künftlernamen richtig zu [teilen:
Dufresne (ftattDupene), Gimmi(hattGuicini),
Dufy (Jtatt Dupy).
Berliner Ausheilungen
(Die jungen gotiänder im Kronprinzenpatais /
Akademie und Juryfreie / Aitdeutfcbe Piaftik u. a.)
Die erften Ausländer find wieder bei uns ein-
gezogen! Nach faft fechsjährigerAbgefchloffen-
heit hiegt die erjte Friedenstaube künftlerifcher
und kultureller Verftändigung wieder zu uns
herüber, und wir begrüßen dankbar und freudig
die Begebungen unferer weftlichen Nachbarn,
mit denen uns ja ein jahrhundertealtes kulturelles
Band verbindet. Die von der „Kornfcheuer"
im Kronprinzenpalais eröffnete Ausheilung
umfaßt die Werke jüngerer holländifcher Künftler,
fie foll — wie Jan Coorop im Katalog fagt
„einen Stein legen helfen am Bau des zukünf-
tigen, die ganze Menfchheit umfaffenden Liebes-
bewußtfeins". Und in diefem Sinne müffen wir
diefe Ausheilung betrachten, weniger kritifch dem
Einzelnen gegenübertreten — da ja die wenigen
Proben kein abfchließendes Urteil geftatten —,
fondern den gufammenhang Juchen und das
Uypifche erfaffen, das diefesVolk heute zu Jagen
hat. (Uir erkennen hier erftmalig, daß die Ab-
wendung vom Impreffionismus und das Suchen
nach neuen Ausdruckswerten ein internationales
Streben der europäifchen Kunft ift- daß aber
Fjoband fchwerblütigere Menfchen hervorbringt,
die nicht fturmhaft das Alte einreißen, fondern
troh aller Modernität von ihrer Uradition ab-
hängig find. Wir fühlen es, daß in dem neu-
tralen, vom Kriegslärm verfchonten Lande eine
ruhigere und iogifchere Entwicklung [ich anbahnen
konnte, die aber doch wieder mit unferen Be-
gebungen Vieles gemeinfam hat. Es ift uns
intereffant, daß Jan Uoorop, der Sechzigjährige,
deffen Rhythmik bereits vor 26 Jahren in Berlin
Auffehen erregte, an der Spitze der Gruppe mar-
fcljiert, der auch feine Cochter angehört. Be-
fonders lehrhaft ift der Einguß van Goghs, den
hier Jaap Weijand am deutlichsten widerfpiegelt,
ftärker jedoch wirkten die Franzofen ein, wofür
Kees van Dongen und die beiden ftarken Maler-
talente der Jacoba van Fjeemskerk — von den Aus-
hebungen im.rSturm" bekannt — und Eifa Berg
geugnis ablegen. Leo Geftel fchließt fich dem
franzöfifchen Kubismus an; derfelben Richtung
folgt Louis Saalborn, am keckften erfcheinen van
Doesburg und van der Leck. Man fiehh daß es
auch hier eigene Calente und Mitläufer gibt.
Wichtig für uns find vor allem die Vergleichs-
momente mit unferem Schaffen, das neben dem
aus Fjoband gezeigten gut beftehen kann. —
gwei Aushebungen vor allem find außerdem
von prinzipiebem Intereffe: dieAkademieaus-
fteilung und die der Jurgfreien. geigt die
erfte das überlebte Prinzip des Ausftebungs-
wefens, fo kann die Juryfreie wohl als ein Weg
zu neuer Geftaltung dienen. (Denn die Akademie
ihrem Grundfat$e, nur dasBefte zu zeigen, folgen
würde, fo könnte fie wohl eine beachtenswerte
Robe fpielen. So aber fe^t fie fich aus „Pflicht-
exemplaren" ihrer je^t fehr eigenartig zufammen-
gewürfelten Mitglieder zufammen. Die Leitung
der Juryfreien ift dagegen bemüht gewefen, dem
Ganzen ein befonderes Gepräge zu geben, gu-
nächft wurde das von der Berliner Sezeffion im
Vorjahre bereits gewagte, damals aber ziemlich
mißglückte Experiment der Monumentalmalerei
wieder verfucht. Viel Neues bietet die Aus-
hebung fonft nicht; man findet Ualente und Ua-
ientchen und hat im allgemeinen das Gefühl,
daß die Juryfreiheit der einzige Ausweg ift, um
aus der Kalamität unferes verkarrten Ausftellungs-
wefens herauszukommen.
Die Kunftfalons fchweigen unter dem Drucke
der Luxusfteuer. Paul Caffirer veranftaltete
als eine Art Proteftkundgebung eine Aushebung
von Photographien nach altdeutfdjen Plaftiken,
die überaus lehrreich war und befonders durch
ganz herrliche Detailaufnahmen fchwer zugäng-
licher Kunftwerke in Erftaunen fe^te. Die beiden
erften Säle füllten wertvolle Originalgemälde und
Plaftiken, unter denen ein männliches und ein
weibliches Bildnis von Cranach, Stücke von un-
übertoffener Erhaltung, eine Kreuzigung vom
Ende des 15. Jahrhunderts von einem Salzburger
Meifter und eine Nürnbergifche Kreuzigung um
1450, h^rvorzuheben find. Ein Werk von größter
Schönheit war die Steinplaftik eines Bifchofs,
wohl elfäffifchen Urfprungs um 1480. — Vor
Weihnachten wurde diefe kunftFnftorifch inter-
effante Aushebung durch eine reine Verkaufs-
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