Von Künftlern und Geteerten
Neue Graphik
Luzern
Anläßlich ihres hundertjährigen Beßehens ver-
anftaltet die Kunftgefellfchaft Luzern eine
Jahrhundertauspellung, die in der Fjauptfache
Arbeiten derjenigen Künßler enthalten foll, die
ais Mitglieder der Gefellfchaft diefer 3eit[panne
angehört haben.
Von Künftlern und Gelehrten
In Dresden ift im Alter von 78 Jahren Ge-
heimrat Prof. Georg Creu geftorben, der lange
Jahre hindurch Direktor des Albertinum war und
dieje hervorragende Sammlung alter und neuer
Plaftik in entjeheidender (Heife ausgebaut hat.
Einige der großen Künftler des 19. Jahrhunderts,
fpeziell Meunier und Rodin, danken dem per-
sönlichen Eintreten von Georg Creu den Beginn
ihres internationalen Ruhmes. Creu war übrigens
von Fjaus aus Archäologe und hatte 1877 an den
Ausgrabungen in Olympia teilgenommen, deren
Rejultate er in einem vierbändigen (Herk 1894
veröffentlicht hat. Seit 1882 war er Leiter der
Dresdner Skulpturenfammlung, von der er vor
etwa zehn Jahren zurücktrat.— Prof. Richard
Graul, der verdienftvolle Leiter des Leipziger
Kunftgewerbemufeums, hat am 1. Oktober fein
25jähriges Dienjtjubiläum als Direktor gefeiert.
(Denn diefes Mufeum heute zu den beften feiner
Art zählt und innerhalb der deutfehen Samm-
lungen mit an erfter Stelle rangiert, fo ift das
ausschließlich das Verdienft von Richard Graul,
der als Künftler und Menfch eine der liebens-
würdigsten Persönlichkeiten, als Kenner und Ge-
lehrter ein Mann von nicht zu bezweifelnder
Bedeutung ift. — 3u Leffer Urys 60. Geburts-
tag am 7. November erscheint im Verlag von
Max Perl in Berlin die erfte grundlegende Mo-
nographie über den Künftler aus der Feder von
Ad. Donath, die 65 Cafeln, darunter mehrere
in farbiger (Hiedergabe, enthalten wird.
Neue Graphik
Der Verlag Fri§ Gurlitt-Berlin macht uns
in einem Stattlichen Bande, der „Dasgraphifche
Jahr" benannt ift, mit der reichen Fülle feines
an Einzelblättern, Mappenwerken und illuftrierten
Büchern gewaltigen Lagers bekannt. Nicht we-
niger als 1594 Einzelblätter von 79 deutfehen
Künftlern, 41 Mappenwerke und 65 illuftrierte
Bücher zählt der Katalog auf, in dem die Mehr-
zahl unferer bedeutenden Graphiker genannt
wird. (Has den Band aber zu einem intereffanten,
kurzweiligen und wertvollen Künftlerbuch ge-
staltet und ihn über das Katalogmäßige zu einem
3eitdokument erhebt, iß, daß Sämtliche Künftler
mit autobiographifchen Notizen, die bald länger
oder kürzer, ernfter oder humoriftifcher, abgefaßt
ßnd, felbft das (Hort über fich, ihr Leben und
ihre Kunft ergreifen und daß außerdem von
allen auch IHuftrationsproben in guten Repro-
duktionen beigegeben ßnd. (Eine Luxusausgabe
mit zahlreichen Originalgraphiken foll demnächß
erfcheinen.) Eingeleitet wird das (Herk durch
einen gehaltvollen Auffa^ des Reichskunftwart
Dr. Edwin Redslob über den (Heg zur Graphik,
den die deutfehe Kunft im 19. und 20. Jahr-
hundert gegangen ift. Dann folgen die bio-
graphifchen Beiträge in alphabetifcher Reihen-
folge, beginnend mit Jofef Bato, endend mit
Fjeinrich 3üle. Aus den wenigen 3eilen, die
mancher Schreibt, kann man vielerlei von dem
Kiefen des Künftlers erkennen; der eine erzählt
trocken feinen (Herdegang, der andere philofo-
phiert über Kunft, wieder einer verbirgt ßch
fcheu hinter unverbindlichen (Horten, ein anderer
fucht zu witzeln oder geiftreich zu höhnen, und
der kraße Peßimift Ury ftöhnt von vergangenen
3eiten und von der Jetztzeit, obgleich er zu An-
erkennung gekommen und reiche Ernte gehalten.
Das Befte ift es doch, daß jeder durch feine
Kunft fich dokumentiert, oder, wie es Lovis Co-
rinth einmal fo fd)ön gefagt hat: „Bilde Künftler,
Schreibe nicht!" K. S.
Anläßlich des Dante-Jubiläums hat Rudolph
Saudek zehn Radierungen zur Göttlichen Ko-
mödie gefchaffen, die als Mappenwerk im Eu-
phorion-Verlag erfchienen ßnd. Nicht Illuftra-
tionen zu des Dichters (Horten wollte der Künßler
Schaffen, Sondern die gewaltigen Gedanken des
alten Epos graphifch deuten. So klammern ße
fich nicht an den Hext, Sondern Schmelzen ihren
Inhalt zu neuen Gebilden zufammen, die nun
in der freien Übertragung eines den myftifchen
Geiß Erlebenden neu erftehen. Dantes Porträt,
den überlieferten Bildnißen nachgebildet und
doch nicht als eine Kopie erfcheinend, erößnet
den 3yklus. Francesca und Beatrice, die beiden
unvergänglichen weiblichen Geftalten, ßnd lebens-
voll erfaßt. Keine literarifche Anklammerung,
keine Szenendarftellung, Sondern neue (Helten
find es, durchweht von der Inbrunft, dem Glauben
und Sehnen, dem 3ittern und Beben und der
ganzen Urgewalt feelifcher Verzückung, die die
Mächte der Erde, die Dämonen der Unterwelt
und die ätherifchen Gebilde des Paradiefes her-
aufbefchwören. Saudeks bildnerifche Geftaltung
und feine graphißhe Begabung haben ein (Herk
von bedeutender (Hirkung gefchaßen, das in
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Neue Graphik
Luzern
Anläßlich ihres hundertjährigen Beßehens ver-
anftaltet die Kunftgefellfchaft Luzern eine
Jahrhundertauspellung, die in der Fjauptfache
Arbeiten derjenigen Künßler enthalten foll, die
ais Mitglieder der Gefellfchaft diefer 3eit[panne
angehört haben.
Von Künftlern und Gelehrten
In Dresden ift im Alter von 78 Jahren Ge-
heimrat Prof. Georg Creu geftorben, der lange
Jahre hindurch Direktor des Albertinum war und
dieje hervorragende Sammlung alter und neuer
Plaftik in entjeheidender (Heife ausgebaut hat.
Einige der großen Künftler des 19. Jahrhunderts,
fpeziell Meunier und Rodin, danken dem per-
sönlichen Eintreten von Georg Creu den Beginn
ihres internationalen Ruhmes. Creu war übrigens
von Fjaus aus Archäologe und hatte 1877 an den
Ausgrabungen in Olympia teilgenommen, deren
Rejultate er in einem vierbändigen (Herk 1894
veröffentlicht hat. Seit 1882 war er Leiter der
Dresdner Skulpturenfammlung, von der er vor
etwa zehn Jahren zurücktrat.— Prof. Richard
Graul, der verdienftvolle Leiter des Leipziger
Kunftgewerbemufeums, hat am 1. Oktober fein
25jähriges Dienjtjubiläum als Direktor gefeiert.
(Denn diefes Mufeum heute zu den beften feiner
Art zählt und innerhalb der deutfehen Samm-
lungen mit an erfter Stelle rangiert, fo ift das
ausschließlich das Verdienft von Richard Graul,
der als Künftler und Menfch eine der liebens-
würdigsten Persönlichkeiten, als Kenner und Ge-
lehrter ein Mann von nicht zu bezweifelnder
Bedeutung ift. — 3u Leffer Urys 60. Geburts-
tag am 7. November erscheint im Verlag von
Max Perl in Berlin die erfte grundlegende Mo-
nographie über den Künftler aus der Feder von
Ad. Donath, die 65 Cafeln, darunter mehrere
in farbiger (Hiedergabe, enthalten wird.
Neue Graphik
Der Verlag Fri§ Gurlitt-Berlin macht uns
in einem Stattlichen Bande, der „Dasgraphifche
Jahr" benannt ift, mit der reichen Fülle feines
an Einzelblättern, Mappenwerken und illuftrierten
Büchern gewaltigen Lagers bekannt. Nicht we-
niger als 1594 Einzelblätter von 79 deutfehen
Künftlern, 41 Mappenwerke und 65 illuftrierte
Bücher zählt der Katalog auf, in dem die Mehr-
zahl unferer bedeutenden Graphiker genannt
wird. (Has den Band aber zu einem intereffanten,
kurzweiligen und wertvollen Künftlerbuch ge-
staltet und ihn über das Katalogmäßige zu einem
3eitdokument erhebt, iß, daß Sämtliche Künftler
mit autobiographifchen Notizen, die bald länger
oder kürzer, ernfter oder humoriftifcher, abgefaßt
ßnd, felbft das (Hort über fich, ihr Leben und
ihre Kunft ergreifen und daß außerdem von
allen auch IHuftrationsproben in guten Repro-
duktionen beigegeben ßnd. (Eine Luxusausgabe
mit zahlreichen Originalgraphiken foll demnächß
erfcheinen.) Eingeleitet wird das (Herk durch
einen gehaltvollen Auffa^ des Reichskunftwart
Dr. Edwin Redslob über den (Heg zur Graphik,
den die deutfehe Kunft im 19. und 20. Jahr-
hundert gegangen ift. Dann folgen die bio-
graphifchen Beiträge in alphabetifcher Reihen-
folge, beginnend mit Jofef Bato, endend mit
Fjeinrich 3üle. Aus den wenigen 3eilen, die
mancher Schreibt, kann man vielerlei von dem
Kiefen des Künftlers erkennen; der eine erzählt
trocken feinen (Herdegang, der andere philofo-
phiert über Kunft, wieder einer verbirgt ßch
fcheu hinter unverbindlichen (Horten, ein anderer
fucht zu witzeln oder geiftreich zu höhnen, und
der kraße Peßimift Ury ftöhnt von vergangenen
3eiten und von der Jetztzeit, obgleich er zu An-
erkennung gekommen und reiche Ernte gehalten.
Das Befte ift es doch, daß jeder durch feine
Kunft fich dokumentiert, oder, wie es Lovis Co-
rinth einmal fo fd)ön gefagt hat: „Bilde Künftler,
Schreibe nicht!" K. S.
Anläßlich des Dante-Jubiläums hat Rudolph
Saudek zehn Radierungen zur Göttlichen Ko-
mödie gefchaffen, die als Mappenwerk im Eu-
phorion-Verlag erfchienen ßnd. Nicht Illuftra-
tionen zu des Dichters (Horten wollte der Künßler
Schaffen, Sondern die gewaltigen Gedanken des
alten Epos graphifch deuten. So klammern ße
fich nicht an den Hext, Sondern Schmelzen ihren
Inhalt zu neuen Gebilden zufammen, die nun
in der freien Übertragung eines den myftifchen
Geiß Erlebenden neu erftehen. Dantes Porträt,
den überlieferten Bildnißen nachgebildet und
doch nicht als eine Kopie erfcheinend, erößnet
den 3yklus. Francesca und Beatrice, die beiden
unvergänglichen weiblichen Geftalten, ßnd lebens-
voll erfaßt. Keine literarifche Anklammerung,
keine Szenendarftellung, Sondern neue (Helten
find es, durchweht von der Inbrunft, dem Glauben
und Sehnen, dem 3ittern und Beben und der
ganzen Urgewalt feelifcher Verzückung, die die
Mächte der Erde, die Dämonen der Unterwelt
und die ätherifchen Gebilde des Paradiefes her-
aufbefchwören. Saudeks bildnerifche Geftaltung
und feine graphißhe Begabung haben ein (Herk
von bedeutender (Hirkung gefchaßen, das in
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